E3: Die Pressekonferenzen-Rückschau

E3: Die Pressekonferenzen-Rückschau

von am 11.06.2014 - 16:15
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Neues Jahr, alte Frage: Wer hat das Rennen um die beste E3-Pressekonferenz gemacht – Sony, Nintendo oder Microsoft? Oh, halt: Eigentlich brauchen wir diese Bewertung gar nicht. Was wir brauchen, sind Games. Und davon gab’s mehr als genug.

Im Laufe des gestrigen Tages kam wie im Laufe eines jeden Tages der Gamesindustry-Newsletter und ich habe mich an der Headline „E3: PS4 schlägt Xbox One“ gestört. Nicht, weil ich die One mehr mag als die PS4, sondern weil mir das künstliche Aufbauschen derartiger „Konflikte“ auf die Nerven geht. Ebenso Tweets wie „Nintendo gewinnt grade, ne?“ Blöd nur, dass Letzterer von mir stammt und ich kurz nach dem Druck auf den „Senden“-Button bereits dachte: Mist, da wirst du drüber nachdenken müssen. Denken wir also zu Beginn der Pressekonferenzen-Rückschau kurz darüber nach.

Formulierungen wie „X schlägt Y“ oder „Z gewinnt“ suggerieren, dass es einen Konflikt gibt. Gibt es auch, nämlich zwischen multinationalen Konzernen, die sich gegenseitig Umsätze abspenstig machen wollen. Muss mich das kümmern? Nein. Muss die Konzerne das kümmern? Ja. Denn mich wollen sie schließlich von ihrem Produkt überzeugen. Deshalb brauchen sie Presseecho à la „Sony gewinnt die E3“ oder „Microsoft deklassiert Sony“ oder „Nintendo ist sowieso mal cooler als alle anderen“. Blöd nur, dass die Headline jeweils lediglich die Meinung des Verfassers wiedergibt – und eben keinen Alleinvertretungsanspruch hat. Ein Beispiel: In den Augen meiner Freundin hat Sony dieses Jahr „gewonnen“. In meinen Augen Nintendo. In euren Augen vielleicht Microsoft. Jeder sieht’s anders und genau deshalb sind Headlines und Tweets wie die oben erwähnten Blödsinn. Sie nutzen euch und mir nichts.

Blöder noch: Sie feuern den allseits beliebten Konsolenkrieg an. Der war cool, als wir in der Grundschule waren. Mit zunehmendem Alter klassifiziert man sich jedoch mindestens als engstirnig, begibt man sich auf „Aber die Konsole von X ist nun mal besser!“-Niveau. Denn es gibt schlicht keine bessere Konsole und es gibt auch keinen Gewinner der E3. Es gibt nur Games und selbst da gibt’s keine endgültige Bewertung, ob etwas gut oder schlecht ist. Sehen wir es also alles etwas entspannt und schauen uns an, was es anzuschauen gab.

Microsoft: Vom letztem Jahr gelernt

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Microsoft legt los und kündigt an, Spiele in den Vordergrund stellen zu wollen. Schade, ich hatte mich auf weitere NFL-Abomöglichkeiten gefreut! Ernsthaft: gute Sache. Auch wenn mir zu viele Fortsetzungen dabei sind: Call of Duty, Assassin’s Creed, Forza Horizon, The Witcher und ich frage mich: gibt’s hier auch was Neues? Gibt es, nämlich gerechtfertigte Empörung über den Umstand, dass Ubisoft zwar Paris zur Zeit der Französischen Revolution dargestellt bekommt, Frauen dagegen nicht in Hauptdarstellerinnenrollen setzen kann (da dies laut etwas laschem Kommentar „den Entwicklungsaufwand verdoppeln würde.“ Auf Twitter zeigt sich Anita Sarkeesian not amused.)

Back Topic: Sunset Overdrive ist natürlich immer noch überlegen cool und spaßig und blutig und sicher ein Zitter-Kandidat, wenn’s dann mal an die USK-Einstufung geht. Aber hey: Das sieht schon arg unterhaltsam aus. Fable Legends auch. Spätestens mit Ori and the Blind Forest hat Microsoft mein Interesse. Aber so richtig. Vor allem, weil da das Wort „Exklusiv“ steht. Exklusive Xbox One-Anschaffungsgründe fehlen mir nämlich auch Monate nach dem Release noch. Auch die Indies die folgen hinterlassen Eindruck. Mit weiteren Exklusivtiteln wie Scalebound und diversen Xbox One-first-DLC, etwa zu The Division macht Microsoft den Sack dicht. Lektion vom letzten Jahr gelernt, saubere Pressekonferenz abgeliefert. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Zieh ich nun los und hole mir eine One? Auf jeden Fall eher als nach der letztjährigen E3-Präsentation.

Sony: Der Name des Durchhängers

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Sony hat es etwas einfacher, haben die letzten Konferenzen der Japaner doch durchgehend für positives Feedback gesorgt. Sollte also ein Homerun werden. Wird leider nicht ganz klappen.

Sicher, mit Destiny, dessen Beta zuerst für PS4 erscheinen wird, hat man in den USA ein fettes Verkaufsass im Ärmel. Auch The Order 1886 macht Laune auf mehr. Entwined dagegen wünsche ich gute Verkaufszahlen – denn die Masse wird der Titel vermutlich leider nicht ansprechen. In der ersten viertel Stunde aber keine Vorstellung von Fortsetzungen – schön! Nur leider nicht von Dauer: Neues Infamous, neues Dead Island 2 (zumindest für den Rest der Welt, Deutschland.. nun ja.) neues Little Big Planet, neues Far Cry. Ehe ich Sony für den Umstand, auf dem Fortsetzungszug der Lokführer zu sein, schelten möchte, kommt jedoch Bloodbourne. Ja, es war nicht viel mehr als ein Rendertrailer aber verdammt, da steht From Software. Genau, die. Hibbel von Null auf 12.000 binnen weniger Sekunden. Das muss man nachts um halb vier auch erst mal schaffen! Und sie halten den Spannungsbogen: Grim Fandango-Remake, Zeitexklusivität neuer Devolver-Titel, neues Suda51-Game, Giant Squid und ein VR-Helm, der tauglich aussieht. Was vergessen? Allerdings! No man’s Sky. Absoluter Ausnahmetitel.

Dann der Durchhänger und er trägt einen Namen: Shawn Layden, Präsident von SCEA. Die nächste halbe Stunde wird’s richtig öde und ich beschließe, mich elementaren Tätigkeiten wie dem Konsum einer weiteren Gauloises zu widmen. Zuletzt dann einige Blockbuster und mit GTA 5 natürlich der Knaller. Oder? Nein, doch nicht, da taucht ja noch das Naughty Dog-Logo auf und die Welt wird sich die nächsten Tage fragen: War das Ingame-Grafik? Glatt egal. Es ist Uncharted. Das reicht. Mir zumindest. Fazit Sony: starker Start, langweiliger Mittelteil, solides Ende. Kauf ich mir nun eine PS4? Hatte ich eh vor.

Nintendo: Third Party? Brauchen wir nicht.

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Nintendo hat’s am leichtesten: Deren Konsole habe ich schon. Blöd nur, dass Nintendo das auch nicht viel bringt, denn Third-Party-Hersteller haben keine Lust auf das Gerät, Kunden waren auch schon mal mehr da und insgesamt ist man sich einig, dass Nintendo die denkbar schlechteste Ausgangsposition hat. Was macht Nintendo draus? Exklusivtitel bringen. Und zwar einige. Xenoblade Chronicles, Hyrule Warriors, das Skylanders-artige Amiibo, Super Smash Bros., Yoshi, Captain Toad, Mario Maker, Splatoon und gleich zwei Mal Pokemon. Nintendo feuert aus allen Rohren als würde man sich im Dschungel dem Predator und damit einer unbesiegbaren Übermacht gegenübersehen. Tut man näher betrachtet auch. Als dann Zelda zu sehen ist, gibt’s kein Halten mehr. Und dabei habe ich Bayonetta 2 gar nicht erwähnt. Sei hiermit nachgeholt!

Was wird das Big N bringen? Vermutlich wenig, die Titel, die von großen Teilen der Spielergemeinde als „erwachsenengerecht“ angesehen werden (heißt: beinhalten Gewalt und Waffen), waren schließlich Mangelware. Von weiterhin miesem Third-Party-Support ganz zu schweigen. Da wird schon mal unverblümt zugegeben, dass man Games zurückhält, bis die Verkäufe der Hardware ansteigen. Wer’s gesagt hat? Yves Guillemot, CEO von Ubisoft. Kurz und knapp also: Nintendo mag die Herzen gewinnen und Nintendo-typische Games en Masse im Programm haben. An allem anderen mangelt’s aber auch 2014. Stört mich das? Nein, die Wii U hat ihren Platz gefunden, eingenommen und verteidigt ihn standhaft. Passt schon so.

Fazit? Nixda!

Gibt’s denn nun einen Sieger? Nein. Warum, das haben wir eingangs geklärt. Bestenfalls ein persönliches Fazit: Viele gute Spiele gesehen, die glücklicherweise nicht in der Masse von Fortsetzungen untergegangen sind. Lust auf einige davon bekommen. Schön, dass Indie von Microsoft und Sony ernst genommen wird – ich nehme beiden ihr Engagement sogar abseits monetärer Beweggründe ab. Und erfrischend Games-lastige Pressekonferenzen bei allen drei Konsolenherstellern. Kann man gerne so beibehalten! Weniger Gelaber, weniger Zahlengedresche, mehr Games – wenn ich mir etwas für die E3 2014 gewünscht habe, dann das. Man sieht sich dann 2015 – in Hyrule.

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