Hot Wheels Unleashed – Heiße Reifen oder kalter Kaffee? [REVIEW]

Hot Wheels Unleashed – Heiße Reifen oder kalter Kaffee? [REVIEW]

von am 27.09.2021 - 23:22
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Ab dem 30. September dürfen sich alle Freunde von heißen Reifen in Hot Wheels Unleashed austoben. Die Racing-Experten von Milestone bringen den neuesten Ableger um die kleinen Flitzer auf alle gängigen Konsolen und den PC. Ich habe einen ausführlichen Blick auf das Spiel geworfen und verrate euch, ob ihr heiße Reifen oder doch nur kalten Kaffee bekommt.

Hot Wheels Unleashed ist ab dem 30. September 2021 für PlayStation 4 (5), Xbox One (Series X|S) , Microsoft Windows und die Nintendo Switch verfügbar. Der Test basiert auf der Version 1.0.0.7 für die XBox Series X|S.

Ein gelungener Start

Die ersten Minuten im Spiel waren durchaus vielversprechend und haben ne Menge Lust auf mehr gemacht. Die Optik passt, die Musik ist angenehm, die Präsentation insgesamt wirkt so, wie man es von einem Spiel dieser Art erwarten kann. Der typische Spielzeug-Charme kommt gut rüber und die Aussicht auf das Sammeln von vielen unterschiedlichen und teilweise abgedrehten Fahrzeugen hat einen gewissen Reiz. Das man hierzu auf ein Lootbox-System und damit auf ein bisschen Glück angewiesen ist, stört dabei kaum.

Auch die ersten Rennen gehen gut von der Hand. Die Fahrzeuge, die man zum Start geschenkt bekommt, reichen für die ersten paar Strecken auch vollkommen aus. Wenn man dazu noch auf einem niedrigeren Schwierigkeitsgrad spielt, dürfte es ohnehin keine Probleme geben.

EInsteiger bitte Anschnallen

Das Gameplay richtet sich vor allem an Gelegenheitsspieler und Racing-Anfänger. Mehr als zwei bis drei Rennen dürfte kaum jemand brauchen, um mit der grundlegenden Steuerung klar zu kommen. Im Grunde beschränkt sich das Spiel auf Gas geben, im richtigen Moment vor der Kurve bremsen um möglichst cool zu driften und anschließend einen gut getimt Boost zu zünden, um aus der Kurve heraus zu beschleunigen, ab und zu mal vom Gas zu gehen und Hindernissen auszuweichen. Mehr verlangt euch das Spiel zu keinem Zeitpunkt ab. Der wählbare Schwierigkeitsgrad sorgt zwar dafür, dass die Gegner besser fahren und weniger Fehler machen, aber wenn ihr die Steuerung halbwegs drauf habt, wird’s nicht wirklich viel herausfordernder.

Mit etwas Glück holt man auch mal Legendäre Fahrzeuge aus Überraschungskisten. / Hot Wheels Unleashed

Mit etwas Glück holt man auch mal Legendäre Fahrzeuge aus Überraschungskisten. / Hot Wheels Unleashed

 

Aber hier gibt es auch eine kleine Ausnahme, wenn man das überhaupt so nennen kann. Das Spiel enthält sogenannte Zeitangriffe. Eine Rennvariante, bei der ihr ohne Gegner auf der Strecke gegen die Uhr fahrt, um eine entsprechende Zeit zu knacken. So weit so unspektakulär. Einige dieser Rennen können aber BOCKSCHWER werden, da die geforderten Zeiten mitunter nur zu erreichen sind, wenn ihr die Strecken kennt, KEINE Fahrfehler macht und das Zusammenspiel zwischen Gas geben, Driften und Boosten perfekt beherrscht. Auf einigen Strecken müsst ihr dabei auch zwingend die versteckten Abkürzungen nutzen, um die Zeiten zu schaffen. Hier kann das Spiel selbst für erfahrene Rennfahrer herausfordernd werden. Bei Durchschnitts- und Casualgamern könnte es sogar für den ein oder anderen Frustmoment sorgen.

In dem Punkt beschleicht mich das Gefühl, dass die Entwickler ein wenig übermütig waren. An ein paar der Strecken beiße ich mir nach wie vor die Zähne aus, um die geforderte Zeit zu knacken. Mir ist hier auch nicht so ganz klar, welche Zielgruppe man genau ansprechen will. Viele Kinder und Jugendliche dürften kaum die Geduld oder die nötige Frustresistenz haben, um da dauerhaft dran zu bleiben. Erwachsene haben womöglich nicht die nötige Zeit, um sich in diesen Herausforderungen zu verbeißen. Ich befürchte ein wenig, dass das dazu führen könnte, dass einige das Spiel nach einer Weile in die Ecke werfen und womöglich so schnell nicht wieder angucken. Gamer, die auf solche Herausforderungen stehen, könnten daran allerdings durchaus ihren Spaß haben.

Weniger ist nicht immer mehr

Was den Inhalt von Hot Wheels Unleashed angeht, muss ich leider sagen, dass ich ein wenig ernüchtert bin. Ich bin sogar fast ein wenig enttäuscht.

Für Offline-Rennen gibt es den sogenannten „City Rumble“. Das ist im Wesentlichen eine Kampagne, die dazu dient die ersten Fahrzeuge freizuschalten, die wichtigen Ingame-Münzen und Zahnräder freizuschalten. Letztere sind notwendig, um die Seltenheitsstufe eure Fahrzeuge aufzuwerten und dadurch auch die Attribute der jeweiligen Mini-Boliden zu verbessern. Für die Münzen könnt ihr Im Laden Fahrzeuge kaufen, oder Überraschungskisten erwerben. Auch in den Kisten befinden sich neue Karren. Welche das sind, hängt dabei jedoch vom Zufall ab. Ihr werdet mit Sicherheit auch doppelte Fahrzeuge aus den Kisten holen, was allerdings nicht weiter schlimm ist. Diese könnt ihr verkaufen, oder zu Zahnrädern zerlegen.

Im Shop gibt es immer wieder Angebote für Ingame-Münzen. / Hot Wheels Unleashed

Im Shop gibt es immer wieder Angebote für Ingame-Münzen. / Hot Wheels Unleashed

 

Dazu gesellen sich die „Schnellen Modi“. Hier könnt ihr spontan Rennen gegen die KI, die Uhr oder im Splitscreen gegen einen Freund auf der heimischen Couch fahren. Die entsprechenden Strecken müssen dabei aber erst freigeschaltet werden. Entweder durch das Spielen von „City Rumble“, oder durch das Investieren von Ingame-Münzen.

Mehr Spielvarianten gibt es leider nicht. Hier hätte ich mehr erwartet. Zum Beispiel einen klassischen Drag-Mode oder einen Drift-Mode. Oder auch Modi, die einfach nur auf ein wenig Gaudi ausgelegt sind. Mit Vollgas über eine Rampe donnern um in der Luft Drehungen, Rollen und Überschläge zu machen um Style-Punkte zu sammeln zum Beispiel. Oder einen Modus, in dem man mit Hilfe einer Rampe und etwas Geschick ein bestimmtes Ziel treffen muss. Einen Reifen, Wasserbottich oder meinetwegen auch einen Eimer voll Wasser. Es gäbe sicher noch massig Modi und Spielvarianten, die dem Ansatz des Spiels gerecht werden würden. Aber nichts dergleichen gibt es. Hier verschenkt Milestone massenweise Potential in Sachen Abwechslung und der damit verbundenen Langzeitmotivation.

Für Kreative gibt es immerhin zwei Editoren. Einer davon dient dazu, neue Lackierungen inklusive Sticker für eure Fahrzeige zu entwerfen. Diese Kreationen könnt ihr anschließend auch mit der Community teilen. Der Editor ist dabei erfreulich umfangreich und bietet enorm viele Freiheiten zur Gestaltung eurer Designs.

Und dann gibt es da noch den „Track Builder“. Wie der Name vielleicht vermuten lässt, kann man damit eigene Strecken entwerfen. Der Editor ist dabei mit allerlei schrägem Zeug ausgestattet. Loopings, Hindernisse, magnetische Fahrbahnen, Ventilatoren Spezial-Elementen wie z.B. einem Yeti, der Eisflächen auf der Strecke platziert und und und. Die Möglichkeiten sind beeindruckend. Allerdings ist der Track Builder schon ein wenig fummelig und komplex. Es gibt zwar ein kurzes Tutorial, aber an sonsten wird relativ wenig erklärt und die Steuerung ist auch nicht unbedingt die intuitivste. Man kann sich mit der entsprechenden Zeit zwar sicher gut einarbeiten und die tollsten und verrücktesten Strecken bauen, aber Anfänger könnten schnell etwas genervt sein.

Zumal der Editor auch nicht ganz rund zu laufen scheint. Es kam im Test immer wieder vor, dass man plötzlich, ohne ersichtlichen Grund nichts mehr bauen konnte. Kein Hinweis, keine Fehlermeldung … nichts hat erklärt, was auf einmal los ist.

Der Track Builder bietet viele Möglichkeiten, ist aber auch komplex und nicht gerade Einsteigerfreundlich. / Hot Wheels Unleashed

Der Track Builder bietet viele Möglichkeiten, ist aber auch komplex und nicht gerade Einsteigerfreundlich. / Hot Wheels Unleashed

 

Dazu kommt ein weiterer Minuspunkt, was den Editor angeht. Die gebauten Strecken können zwar mit der Community geteilt werden, aber fahren kann man sie ausschließlich im Zeitkampf-Modus. Warum man keine Rundrennen oder Start-Ziel-Rennen auf selbst gebauten, oder von anderen heruntergeladenen Strecken fahren kann, ist mir vollkommen unverständlich. Eine solche Einschränkung ins Spiel einzubauen, ergibt eben auch absolut keinen Sinn.

Auch die im Spiel enthaltenen Umgebungen wollen für mich nicht so richtig ins Thema des Spiels passen. Ein Uni-Campus, eine Hochhaus-Baustelle, ein Skatepark … das alles mag für sich ganz nett aussehen, aber Hot Wheels verbinde ich persönlich eher mit Spielzeug und kindlicheren Umgebungen. Ein Spielplatz zum Beispiel. Oder auch Kinderzimmer, Baumhaus, Klassenzimmer usw. All das hätte für mich viel mehr zu Hot Wheels gepasst, als die Umgebungen, die im Spiel enthalten sind.

Wie echte hot wheels

Optisch macht Hot Wheels Unleashed alles richtig, was man richtig machen kann. Vor allem, was die kleinen aber feinen Details angeht. Die Oberflächen der Fahrzeuge sehen täuschend echt nach Hot Wheels aus und sorgen für ein tolles Spielzeug Feeling, das auch ältere „Kinder“ überzeugen dürfte. Auch die Darstellung der Umgebungen und der Streckendetails ist fantastisch.
Einzig die Tatsache, dass vor allem in den Zwischensequenzen, zum Beispiel vor dem Start eines Rennens, Texturen erst unschön nachgeladen werden, schmälert die an sonsten tolle Optik ein klein wenig.

Das Geschwindigkeitsgefühl ist schon toll. / Hot Wheels Unleashed

Das Geschwindigkeitsgefühl ist schon toll. / Hot Wheels Unleashed

In Sachen Sound gibt es auch kaum etwas zu bemängeln. Die Soundeffekt sind klasse und sorgen für eine tolle Atmosphäre. Besonderes Schmankerl: Die enthaltenen Lizenzfarzeuge geben beim Betätigen des Boosts oder beim Fahren über eine Boost-Markierung auf der Strecke einen für das jeweilige Franchise markanten Sound von sich. Nutzt der Party Wagon der Ninja Turtles z.B. einen Boost, ertönt ein „Cowabunga“. Der Delorean hingegen gibt das markante Geräusch des Fluxkompensators von sich.

Auch die Musik im Spiel kann sich hören lassen. Hier geht’s eher elektronisch poppig zur Sache. Die Musik passt dabei nicht nur zum rasanten Spielgeschehen, sondern passt sich dem Ganzen an. Fahrt ihr z.B. über Spinnweben, die auf der Strecke liegen, werdet ihr nicht nur direkt festgehalten, sondern es ertönt auch ein Vinyl-Scratch. Auch der Übergang von einem Musikstück zum nächsten ist kreativer gelöst, als in anderen Spielen. Der Übergang kling. als würde jemand hektisch an der Sendersuche des Autoradios spielen. Das sorgt für einen gewissen Touch.

Technisch gab es keinerlei Probleme. Keine Bugs, Glitches oder sonstigen Fehler, die als solche zu erkennen gewesen wären.

Fazit:

Hot Wheels Unleashed

von am 27.09.2021

Hot Wheels Unleashed lässt mich mit etwas gemischten Gefühlen zurück. Einerseits sieht es toll aus und versprüht diesen spielzeughaften Charme, den ich erwartet habe. Auch das Gameplay hat mich weitestgehend überzeugt. Auf der anderen Seite bin ich enttäuscht, weil vor allem der Inhalt zum Release etwas mau und und mit sehr wenig spielerischer Abwechslung daherkommt. Unterm Strich legt Hot Wheels Unleashed zwar einen sehr guten Start hin, verschenkt im weiteren Verlauf jedoch massenweise Potential. Vor allem bei inhaltlichen Details und der etwas mageren Vielfalt lässt Milestone hier einiges an Punkten liegen und kommt leider nicht über das Mittelmaß hinaus.

Grafik: 84
Sound: 86
Gameplay: 79
Spieldesign: 75
Spielspaß: 75
Welt / Atmosphäre: 75

So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)

 

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