THQ Nordic hat die Spielelandschaft in den letzten Jahren um einiges bunter gestaltet. So hat man klassische Kult-Titel für aktuelle Systeme aufpoliert, Erfolgsmarken neu ausgebaut und sich ebenfalls an völlig neue Ideen gewagt. Der wohl spannendste Titel in der Liste des Publishers ist das heiß ersehnte BIOMUTANT. Das Spiel faszinierte bereits mit den ersten Bildern und endlich ist es soweit. BIOMUTANT wurde veröffentlicht und wir durften bereits Hand an den Titel legen…
Als Testplattform für Biomutant diente die Xbox One X. Screenshots wurden dem Spiel direkt entnommen. Für hochauflösende Darstellung der Bilder, bitte auf das entsprechende Bild klicken.
Biomutant ist ab dem 25.5.21 für die Geräte der Xbox One und Xbox Series Familie, Playstation 4 & 5 und den PC erhältlich.
Der Start als Biomutant
2017 wurde Biomutant erstmals angekündigt. 2018 hat unser Redakteur Dominic einen Blick auf das Spiel werfen können und durfte auch einen kleinen Plausch mit dem Entwickler-Team von Experiment 101 führen. Und obwohl wir nun mittlerweile das Jahr 2021 schreiben, hat das Spiel im Vorfeld keinerlei Faszination eingebüßt. Entsprechend gespannt waren wir also, als Biomutant den Weg auf unsere Test-Konsole fand und wir in das Spielerlebnis der neuen Marke eintauchen durften.
Und so ging es dann endlich los:
Bereits mit der Erstellung der eigenen Figur punktet Biomutant. Ihr wählt nämlich nicht nur eine spezielle Grundspezies, die ihre eigenen Fertigkeiten und Statistiken mitbringt, sondern richtet auch diese auf euren bevorzugten Spielstil aus. Egal ob ihr eher der Typ seid, der mit grobschlächtiger Gewalt vorgeht, oder ob ihr lieber eine intelligente und agiler veranlagte Figur spielen wollt – in Biomutant bekommt ihr die Möglichkeit dazu. Und ganz nebenbei verändert auch jede dieser Entscheidungen das Aussehen eurer Figur. So manchen Spieler dürfte dieser Umstand schon in die Position bringen, abzuwägen wie wichtig die Optik der Figur im Verhältnis zu den Statistiken ist und umgekehrt.
Das ist natürlich erst der Einstieg in diverse Anpassungsmöglichkeiten, die das Spiel euch mit weiterem Verlauf bietet.
Dazu gehört nämlich vor allem eure Kleidung. Diese ist aber nicht nur dekorativ, sondern bringt meist ihre eigenen Statistiken mit. Jeder Hut, jedes Oberteil und jede Hose kann sich ganz unterschiedlich auf eure Fähigkeiten auswirken. Aber an dieser Stelle reichte das den Entwicklern natürlich nicht und so seid ihr in der Lage eure Kleidung, wie auch eure Ausrüstung, weiter zu modifizieren. Eine Besonderheit ist dabei, dass eure Gegenstände sich in ihrer Wertigkeit heben, auch bei später anzutreffenden Händlern bessere Verkaufspreise erzielen, aber dennoch jederzeit in ihre Einzelteile zerlegbar sind, um eventuell komplett neue Kleidungen zu modifizieren oder einfach nur um neue Ressourcen zu gewinnen.
Build-It-Mutant
Natürlich geht es in Biomutant aber nicht darum, eure „Beauty of the month“ zu erstellen. Ihr wollt ein Abenteuer erleben und euch mit einer postapokalyptischen Welt anlegen, in der unzählige Gefahren lauern. Dafür braucht ihr natürlich entsprechende Ausrüstung und hier lässt euch das Spiel ebenfalls gehörige Möglichkeiten zur Individualisierung.
Ihr könnt eure Waffen von Grund auf selbst gestalten. Dabei ist es auch egal, ob es sich um Nah- oder Fernkampf-Waffen handelt. Ähnlich wie es sich bei eurer Kleidung verhält, könnt ihr auch eure Waffen um bestimmte Modifikationen erweitern, die auch Elementar-Schaden verursachen können. Dieser Umstand kann besonders wichtig werden, wenn sich in eurem Abenteuer die klimatischen Umstände ändern, denn die Welt von Biomutant schöpft Vielfalt aus unterschiedlichen Gegebenheiten. Entsprechend passen sich auch die Kreaturen ihrer Umgebung an und verändern so ihre Resistenzen oder Anfälligkeiten.
Außerdem gibt es bestimmte Waffen, die unterstützend bei der Erkundung oder sogar bei der Fortbewegung sein können.
Klimawandel 101
Eure Figur selbst muss sich auf unterschiedlichste Gegebenheiten einstellen. Mit aufsteigendem Level baut ihr eure Fähig- und Fertigkeiten aus, schraubt an euren Widerstandsfähigkeiten gegenüber speziellen Attacken, wie auch der Umgebung, und erweitert stetig eure Optionen im Kampf.
Besonders loben muss man das Entwicklerstudio Experiment 101 dafür, dass sie es geschafft haben all diese Faktoren zu berücksichtigen und trotzdem sehr flüssig in ihre Spielwelt zu integrieren. Die Menüführung ist einfach gehalten und trotz ausschweifender Möglichkeiten, verliert man sich nicht in unzähligen Untermenüs. Der Fokus bleibt auf der Erkundung der Spielwelt und der eigenen Geschichte.
Die Welt von Biomutant hat dabei allerhand zu bieten. In einer verwüsteten Umgebung, von Menschenhand komplett zerstört, leben nun unterschiedlichste Kreaturen, die der Evolution aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit einen Streich spielen konnten und sich in dieser Welt aus Biomüll , Radioaktivität und sehr unterschiedlichen Klimabedingungen weiterentwickelt haben.
Und abseits der vorherrschenden Biomutanten, hat sich auch die restliche Tierwelt verändert. Die Spielwelt bietet sehr viel zu entdecken und ist in ihrer gesamten Architektur extrem abwechslungsreich. Es gibt wirklich unzählige Momente in denen man sich als Spieler einfach nur mal umschauen möchte um die verspielten Details der Umgebung zu genießen und nebenbei vielleicht noch das eine oder andere Geheimnis zu entdecken, was meist auch neuen Loot mit sich bringt.
Um die Welt zu erkunden, werdet ihr auch auf unterschiedliche Fortbewegungsmittel zurückgreifen müssen. Dabei werdet ihr lernen, euch in einem stählernen Mektron durch die Todeszone zu bewegen, Reittiere zu zähmen und auch Wind und Wasser werden bald nicht mehr vor euch sicher sein.
Bei all der Abwechslung und der sehr lebendigen ‚Open World‘, bleibt tatsächlich nur ein kleiner Kritikpunkt in Sachen Grafik. Die Tiefenwirkung lässt ein wenig zu wünschen übrig. Weiter entfernte Details der Welt werden gerne mal mit Nebelschwaden überzogen und bleiben verwaschen. Ansonsten gibt es aber schon wieder kaum etwas zu meckern, sofern man nicht die detailgenaue Darstellung eines Kieselsteins oder einzelner Gräser im Zoom erwartet.
Das Gesamtbild von Biomutant ist dafür einfach nur bezaubernd, einfangend und kreativ gestaltet.
Die dunkle Seite der Macht
Ähnlich einnehmend wie die Spielwelt an sich, ist auch die Erzählung. Unsere Figur hat den Auftrag diese Welt in eine neue Richtung zu entwickeln. Dabei ist der ‚Baum des Lebens‘ ein zentraler Punkt, denn dieser wird von 4 riesigen Kreaturen angegriffen, die als ‚Weltenfresser‘ bezeichnet werden. Zudem gibt es unter den Biomutanten insgesamt 6 unterschiedliche Fraktionen, die sich grob in 3 hell und 3 dunkel gesinnte Fraktionen unterteilen lassen und somit auch ihre ganz eigene Weltanschauung vertreten.
Auch der Konflikt zwischen diesen Stämmen ist ein besonderer Teil eurer Geschichte, denn abseits von eurer eigenen dunklen oder hellen Gesinnung, die sich aus eurer wählbaren Stammeszugehörigkeit und einigen eurer Taten ableiten lässt, verändert ihr auch die Machtverhältnisse der Stämme durch euer Eingreifen.
Auf eurer Reise lernt ihr unterschiedlichste Figuren kennen, die manchmal nur drollig anmuten oder einfach herrlich skurril erscheinen. Und natürlich werden euch von manchem NPC auch Nebenquests aufgetragen, die euch tiefer in die Welt von Biomutant eintauchen lassen und euren Forscherdrang ankurbeln sollen. Hierbei kann es sich um simple Missionen handeln, bei denen ihr Gegenstände finden müsst, die allerdings meistens auch einen echten Nutzen für eurer Spielgeschehen haben können ( sei es auch nur durch starke Erweiterungen eurer Skills). Außerdem könnt ihr beispielsweise als Jäger gegen die Monsterwelt antreten und euch so einen Namen machen.
Letztlich versprüht das Spiel so viel Charme, dass es eigentlich fast egal ist, welchen Pfad ihr zuerst einschlagt. Biomutant lässt jede Aufgabe irgendwie relevant erscheinen und sei es nur aus der Motivation heraus, dass ihr euren Charakter weiterentwickeln wollt und neue Fähigkeiten erwerben möchtet, die übrigens auch mit eurer Gesinnung in Zusammenhang stehen können. So gibt es nämlich durchaus Mutationen und Kräfte, die der verstärkten Ausprägung einer dunklen oder hellen Seite vorbehalten sind. Star Wars lässt grüßen 😉
Everybody is WUNG-FU fighting
Besonderen Fokus haben die Entwickler von Biomutant auf das Kampfsystem gelegt. Ihr seid bemüht ein Meister der Kampfkunst Wung-Fu zu werden und dabei greifen verschiedene Faktoren in euren Kampfstil ein. Zunächst sind es die typischen Standards, wie zum Beispiel die Erweiterung eurer Kampfmoves, über das Freischalten neuer Kombos.
Hinzu kommt die Auswahl der Waffen. Seid ihr vielleicht mehr auf Schusswaffen ausgelegt, oder ist es der Nahkampf der eure Figur am meisten liegt?!
Allein in diesen Segmenten finden sich meisterliche Wung-Fu-Attacken, Kombinationsmöglichkeiten aus fließendem Übergang von Nahkampf und Schusswechsel, ein Spezialangriff mit rasender Geschwindigkeit und all diese Möglichkeiten gilt es natürlich auf die unterschiedlichen Gegnertypen anzuwenden, die selbstverständlich nicht alle identisch anzugehen sind.
Besonders spannend sind allerdings die Mutationen, die eure Kämpfe nochmal in ganz andere Höhen treiben. Über Psi- und Bio-Punkte könnt ihr zusätzliche Kräfte erlangen, die nicht nur Feuer- oder Eis-Schaden anrichten können, sondern auch komplette Blitzgewitter entfesseln, Pilze am Boden wachsen lassen, die als Sprungbrett oder Stolperfalle genutzt werden können und Psi-Angriffe starten, die eben auch das Verhalten eurer Gegner beeinflussen.
Diese Fähigkeiten nutzt ihr über eine sich wieder aufladende Aktionsleiste. Man kann sie also nicht im unüberlegten Dauerfeuer einsetzen.
Entsprechende Boss-Kämpfe, wie beispielsweise gegen die mächtigen Weltenfresser, machen extrem Laune und sind nochmal richtige Highlights in Sachen Inszenierung. Außerdem sind sie in unterschiedliche Phasen eingeteilt, die für sich genommen schon sehr unterhaltsam sind. Trotz all der Action, bleibt selbst hier eine Prise Humor erhalten.
Genauso sieht es bei der Eroberung von Festungen gegnerischer Fraktionen aus. Sollte es zum Kampf kommen (ihr könnt Konflikte und Eroberungen auch friedlich angehen), gibt es immer wieder diese kleine, zündende Idee der Entwickler, die den eigenen Charme des Spiels noch weiter betont.
Experiment 101 hatten die Hoffnung, dass Biomutant für den Spieler frisch, neu und einzigartig erscheint und auch wenn es grundsätzlich möglich wäre, Vergleiche zu ähnlichen Genre-Vertretern zu ziehen, brauchen sie sich mit ihrem abgelieferten Ergebnis keineswegs verstecken. Ganz im Gegenteil.
Biomutant ist ein Erlebnis, das sich durchweg lohnt und seine komplett eigene Identität besitzt.
Die Erzählweise durch die Stimme des Begleiters (in Form eines Grashüpfer-Roboters, der Übersetzer und Hilfsmittel zugleich ist), der ureigene Charme der Figuren, das ausgewogene, intuitive Kampfsystem und das hohe Maß an Kreativität, machen Biomutant zu einem exzellenten Genre-Mix. Das Jahr 2021 hat bisher kein besseres Spiel gesehen.
FAZIT
Was THQ Nordic und Experiment 101 mit BIOMUTANT auf die Beine gestellt haben, ist vielleicht nicht die technische Übermacht in Sachen grafischer Tiefenwirkung, aber hier hört die negative Kritik auch schon auf. Ansonsten ist BIOMUTANT ein Spiel, das ich so eher von Microsofts Kultstudio Rare erwartet hätte und in allen Belangen überrascht, motiviert, belustigt, unterhält, verzaubert und insgesamt endlich mal wieder frischen Wind in die Videospiel-Landschaft bringt. Viele liebevolle Details und ein einzigartiger Charme machen das Spiel zu einem absoluten Highlight. BIOMUTANT ist mit Abstand die schönste Erfahrung des laufenden Jahres 2021 und bereits Anwärter auf den Titel „Spiel des Jahres“!
Grafik: 85
Sound: 92
Gameplay: 96
Spieldesign: 97
Spielspaß: 97
Welt / Atmosphäre: 100
So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)
Weitere Infos zu BIOMUTANT erhaltet ihr auf der offiziellen Homepage des Spiels: BIOMUTANT HOMEPAGE
weitere Screenshots
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