Simons Indie-Stübchen #3: Buildings have feelings too!

Simons Indie-Stübchen #3: Buildings have feelings too!

von am 13.05.2021 - 10:48
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Der Häuserbau ist ja so eine Sache. Besonders heutzutage. Da hat man schon den Bausparvertrag unterzeichnet, die Koffer in der Hand, alles möbliert und….. das Haus ist weg. Und es wurde nicht abgerissen… nein.

Es hat schlichtweg keinen Bock mehr auf diese dämliche Fabrik in der Nähe und hat sich daher kurzerhand aus dem Staub gemacht. Wer die Situation auch kennt, dürfte sich in „Buildings have feelings too!“ vom nordirischen Entwickler „Blackstaff-Games“ wie zu Hause fühlen.

„Buildings have feelings too!“ ist für Nintendo Switch, PlayStation 4, PC und Xbox One erhältlich.

„Hey dude, where is my house?“

Das Spielkonzept ist eigentlich so einfach wie genial. Ihr müsst eine kleine Stadt aufbauen und dafür natürlich verschiedenste Häuser und Geschäfte in die Straßen stellen. Der Kniff ist jedoch, dass ihr euch nicht um die Bedürfnisse der Menschen kümmern müsst, sondern um die der Häuser.

Und die sind dann doch gerne mal recht zickig und anspruchsvoll.

Gespielt wird in einer wirklich hübschen 2D-Ansicht, in welcher ihr euch umher bewegt und euch um die Gefühlswelt der schicken Steinhaufen kümmert.

Dies tut ihr, indem ihr die Häuser baut, an andere Orte verschiebt (mit einer sehr drolligen Laufanimation), sie abreißt, oder in eine neue Art von Geschäft verwandelt.

Von Fabrik zur Kneipe

 

Und genau hier kommen die jeweiligen Bedürfnisse der Häuser ins Spiel. So wollen Wohnhäuser z. B. viel lieber nah an einer Bäckerei wohnen, die Bäckereien gerne am nächsten Lebensmittelhändler und dieser wiederum ist gerne beim alten Schornstein in der Nähe.

Diese Bedürfnisse und Vorlieben werden euch sehr übersichtlich und klar auf jeweiligen Karten der Häuser dargestellt. Gefällt es euren Häusern besonders gut, lassen sich diese sogar aufwerten, wodurch sie zwar mehr produzieren, aber auch mehr Wünsche haben. Ein Teufelskreis.

Besonders dann, wenn ihr euch eigentlich nur noch um einen Wunsch für das Wohnhaus Nummer 3 kümmern wollt und so ein Problem mit dem nächsten ersetzt.

Und ehe ihr euch verseht, rennt ihr immer wieder von A zu B zu T zu Z, ordnet jedes Haus neu an und verflucht den Moment, als ihr am Anfang dieses eine vermaledeite Gebäude aufgewertet habt.

Von der Kneipe zur Fabrik

So lässt sich „Buildungs have feelings too!“ weniger als Aufbauspiel, sondern vielmehr als Rätselspiel beschreiben.

Natürlich müsst ihr euch Gedanken über Wechselwirkungen, Beziehungen und den Aufbau der Stadt machen, aber spätestens wenn in späteren Levels z. B. ein Waisenhaus hinzukommt, welches sich nicht vom Fleck bewegt und ihr dadurch notgedrungen um das Mauerwerk herum bauen müsst, erinnert „Bhft!“ viel mehr an ein komplexeres Schieberätsel aus „Professor Layton“, denn an ein „Die Siedler“.

House Crossing

Und das ist auch gar nicht schlimm. Im Gegenteil. Dadurch dass das Spiel sich nicht in allzu komplexen Zusammenhängen verliert, kann es einen größeren Fokus auf ein entspanntes und sympathisches Spielerlebnis legen.

Ihr habt kein Zeitlimit. Stattdessen hab ihr Gebäude, die absurde Dinge von sich geben und eine wohltuende Lo-Fi Musik ´, die alles in eine mollige „Ich sitze am Kamin“-Atmosphäre taucht.

Ja. Das ständige Hin- und Her-Gerenne kann, besonders in den späteren Bereichen des Spiels nerven.

Ein wenig mehr tiefe in der Progression und mehr Freiheiten im Aufbau, hätten der Wiederspielbarkeit gut getan.

Doch ist das wirklich von Bedeutung, wenn ich auch noch beim zwanzigsten Mal dümmlich grinsend vor dem Bildschirm hocke, weil der Schornstein einfach viel zu lustig aussieht mit seinen Stummel-Ärmchen?

Ein ernstes Wort zur Lokalisierung

Am Ende muss ich dann aber leider doch noch gehörig meckern. Denn die deutsche Lokalisierung ist leider eine Katastrophe.

Abgesehen davon, dass das generelle Fehlen von Umlauten (sprich ÄÖÜ) das Lesen in der Oberwelt sehr nervig und sperrig macht, sind die Texte einfach nicht gut übersetzt. Erst beim umschalten ins Englische wird einem das wirklich sympathische Writing bewusst, welches hier an den Tag gelegt wurde.

Schade.

Das stübchen Fazit:

Buildings have feelings too!

von am 13.05.2021

Am Ende bleibt „Buildings have feelings too!“ ein absurd charmantes und schrulliges Indie, welcher (wie die Häuser) nicht genau weiß, wo er denn jetzt stehen soll. Als Aufbauspiel ist er ein wenig zu seicht, für den ganz entspannten Abend hingegen ein wenig zu komplex. Ihr lauft viel umsonst in der Gegend rum, probiert viele Minuten verschiedenste Dinge aus, um dann doch wieder am Anfangspunkt zu landen. Zudem sind die wirklich misslungene Lokalisierung und einige kleinere Bugs ein Dorn im Auge. Ich werde das Spiel aber immer wieder gerne mal heraus kramen, denn dafür habe ich die extreme Stilsicherheit und Lo-Fi Atmosphäre einfach zu gern. Zur Getränkewertung: „Bhft“ ist ein sehr seichter Ipanema, mit etwas zu viel Zucker. Am Ende vom Abend spürt man zwar nix, das Schirmchen und das Glas sind aber schon verdammt sympatisch.

Grafik: 82
Sound: 70
Gameplay: 60
Spieldesign: 65
Spielspaß: 70
Welt / Atmosphäre: 78

So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)

 

 

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