Garden Story – Entspanntes Traubenleben [REVIEW]

Garden Story – Entspanntes Traubenleben [REVIEW]

von am 03.09.2021 - 05:39
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Auf der letzten Nintendo Indie-Direct gab es so einige Highlights. Unter anderem das sehr charmante „Garden Story“, welches sich an einem Mix aus Zelda und Stardew Valley versucht.

Also ab ins Stübchen und entspannt durchgedaddelt. 

Winziger Story-Rahmen

 

Es ist nicht leicht, so ein Leben als Traube. Da lümmelt man gerade noch im Kindergarten herum und plötzlich kommt die große Pflaume vorbei und ernennt einen urplötzlich zum neuen Wächter des Mana-Baums.

Neuer (und erster) Job also. Na gut… Ist auch nötig. Die große „Verrottung“, eine Art Seuche die alles mögliche befällt, breitet sich immer weiter aus. Also heißt es „Raus in die Blätter, die die Welt bedeuten“.

Die Geschichte nimmt den wohl kleinsten Teil in „Garden Story“ ein. Zwar sind einige Charaktere wirklich süß geschrieben und das ganze Setting versprüht den nötigen Charme, aber am Ende muss man die Motivation zum Weiterspielen jedoch eher in den Spielmechaniken, denn den Dialogen suchen.

Nie mehr allein

Doch was gibt es nun zu tun?

Die Struktur von Garden Story lautet im Grunde wie folgt: Ihr kommt in einem Gebiet an, nehmt verschiedene, tagesaktuelle Aufträge an, erledigt diese dann hoffentlich zufriedenstellend und geht in eurer kleinen Hütte schlafen.

Das wiederholt ihr dann ad Infinitum, bis ihr genug Aufgaben gemeistert habt, einen kleinen „Bosskampf“ bestreiten könnt und bereit seid, ins nächste Gebiet zu wandern.

Das klingt nicht nur uninspiriert, das ist es leider auch.

Zwar wird immer wieder versucht, mit drei verschiedenen Typen an Tagesaufgaben, Abwechslung zu schaffen, doch stolpert „Garden Story“ hier über die eigenen Ambitionen, ein großes Abenteuer schaffen zu wollen.

Trau(b)hafte Atmosphäre

So richtig Punkten kann die kleine Traube dann aber in den „weichen“ Faktoren der Spielekritik. Die Welt ist wunderbar melodisch, Ideen sprießen praktisch aus dem Boden und großartige Charakterdesigns warten an jeder obskuren Ecke.

Und wenn dann noch der Regen einsetzt, entsteht eine Stimmung, die mich mit großer Freude in meine frühe Kindheit zurück versetzt. In eine Kindheit, in welcher ich mit großen Augen auf meinen GameBoy Advance starrte und in „Pokemon Saphir“ durch ähnlich verregnete Landschaften watete. Genau diese Momente sind es, die „Garden Story“ seine besondere Note verleihen. 

Schon fast eine Rosine

Doch leider kann ich mit der Meckerei jetzt gerade noch nicht aufhören. Denn neben der sehr repetitiven Missionsstruktur ist es vor allem die überbordende Spielzeit, welche „Garden Story“ schadet.

Unterm Strich habe ich für meinen Spieldurchlauf ca. 12 Stunden gebraucht. Die Hälfte der Aufgaben und Spielstunden wirken jedoch leider wir unnötige Streckung der Spielzeit.

Auch ist auch das Kampfsystem leider nicht in der Lage, das Spiel zu tragen. Da wird viel mit dem Schwert geschlagen und einem Schild geblockt. Wirklich toll fühlt sich das darüber hinaus auch nicht an, dafür steuert sich die kleine Frucht leider viel zu schwammig. Hier ist man wirklich Welten von einem Titan Souls, Binding Of Isaac oder eben Zelda entfernt.

Doch ich kann „Garden Story“ am Ende nicht wirklich komplett böse sein, denn es ist ja vieles da!

Fruit Crossing

Ich habe mich im letzten Jahr immer wieder folgendes gefragt: “Warum Spiele ich Animal Crossing immer wieder? Was ist Es, was mich dazu bringt, die gleichen Aufgaben immer und immer wieder abzugrasen?“. 

Auch wenn meine Antwort auf diese Frage mit einem „Es ist halt alles irgendwie süß und deshalb schon ok“ sehr simpel und flach ausfällt, trifft das auch genau in diesem Maße auf „Garden Story“ zu.

Ja, die Missionen sind repetitiv.

Ja, so wirklich spannend wird das nicht.

Ja, das Kampfsystem ist schon sehr simpel.

Aber ist das am Ende wichtig?

Gewichtung von Inhalten

„Garden Story“ macht es mir in sofern schwer, dass es viele seiner Schwächen mit seinem wirklich schönen Stil, seiner Musik und seiner Atmosphäre wieder wett macht.

Garden Story ist nun einmal nicht der große Platzhirsch, der formvollendet und in größter Souveränität übers Feld gleitet.

Vielmehr ist es eben die kleine Traube, die es mit aller Kraft versucht. Das mag alles nicht perfekt ausstaffiert und choreografiert sein und doch erwärmt es das Herz.

Ab und zu sieht man dann eben doch lieber mal die kleine Theaterproduktion von nebenan, als den großen Netflix-Blockbuster.

Und dann stellt sich eben die Frage: „Wie gewichte ich bestimmte Inhalte?“ Ist es in Ordnung, ein Spiel trotz sehr klarer Schwächen zu mögen? Wie sehr muss ich als Kritiker eine Pseudo-“Objekitivität“ wahren? Diese Fragen kann ich mir zwar nicht beantworten, doch es ist schön, wenn Spiele diese Fragen provozieren. 

Das stübchen Fazit:

Garden Story

von am 03.09.2021

Am Ende ist „Garden Story“ eine sehr eckige, statt Runde Traube geworden. Viele Elemente wirken wie künstliche Spielzeitstreckung und auch sonst kann der Titel nicht mit Genre-Kollegen mithalten. Und doch habe ich meinen Spaß in dieser fruchtigen Welt gehabt. In diesem Spiel steckt jede Menge Herz und eine ganze Wagenladung Persönlichkeit. Und auch wenn das hier meine bislang wohl subjektivste Wertung  wird, die ich bislang so  gegeben habe, bin ich doch froh darüber. Achja: Als Drink wäre „Garden Story“ natürlich ein sehr süßer Traubensaft. Of course.

Grafik: 80
Sound: 81
Gameplay: 74
Spieldesign: 74
Spielspaß: 77
Welt / Atmosphäre: 77

So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)

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