PORTAL lehrte uns einst, was wahre Liebe wirklich bedeutet. Ein treuer Begleiter mit Herz (wenn auch nur in Würfelform) macht einfach den Unterschied. Doch auch hier hat VALVE das klassische Problem jeder ihrer Spielserien. Die Zahl 3 scheint ein Fluch für die Spieleentwickler von VALVE zu sein. Doch raffinierte Studios denken natürlich mit und lassen sich einerseits gerne von solchen Kultklassikern inspirieren und denken in vielen Fällen auch noch ein paar Schritte weiter. Schließlich will man ja kein Copy/Paste-Produkt auf den Markt werfen und durch frische Ideen im Genre glänzen. Wie sich die Entwickler um das Puzzle-Abenteuer RELICTA dabei angestellt haben, möchte ich euch hier verraten…
Der Forscher ist die Maus
Das Entwickler Team Mighty Polygon hat sich um ein neues Knobelspiel bemüht, das vor dem Hintergrund einer Science Fiction – Story aufgebaut wurde. Ihr seid eine Forscherin auf einer Mondbasis, auf welcher Teile des Mondes einem Terraforming-Prozess unterzogen wurden. Um diese Bereiche in ihren unterschiedlichen Gefilden zu testen, sind einzelne Bereiche geschaffen, die sich mit physikalischen Gegebenheiten und Magnetismus beschäftigen und spielerisch eure zu bewältigenden Rätsel darstellen.
Natürlich sollt ihr hier nicht nur die fleißige Forscherin spielen. Die Ereignisse überschlagen sich nämlich ab dem Moment als die künstliche Intelligenz der Station eigenartige Ausfälle hat.
Eure Kollegen sitzen fest und eure Forschungseinrichtung wird zur Mausefalle, denn nun gilt es Verkettungen von darauffolgenden Ereignissen zu lösen.
Die Story ist dabei zwar kein Meilenstein der Videospiel-Geschichte, sorgt aber problemlos für ausreichende Motivationsschübe um den Puzzler abseits der Rätsel interessant zu halten.
Kernstück: Gameplay
Die einzelnen Herausforderungen steigern sich in ihrer Schwierigkeit stetig und die Aufgabenstellungen variieren stetig. Das liegt einerseits daran, dass es Aufgaben gibt die nicht nur auf logische Abläufe setzen, sondern zugleich auch Timing und Beobachtungsgabe erfordern.
In den einzelnen Herausforderungen wird mit Veränderungen an der Schwerkraft und dem Magnetismus der Würfel gearbeitet, die ihr zumeist zum Öffnen von Toren auf dazugehörigen Pads ablegen müsst. Durch ändern der Schwerkraft könnt ihr einen Würfel beispielsweise über größere Strecken bewegen und durch entsprechende Polung der Würfel für die Steuerung und Beschleunigung sorgen. Die Polarisierung wird euch durch die Farben Blau und Rot angezeigt.
Habt ihr beispielsweise ein Pad vor euch, dass auf Rot gepolt ist, könnt ihr den Würfel ebenfalls auf Rot umstellen (2 gleiche Polungen stoßen sich ab) und wenn ihr zuvor auch noch das Schwerkraftverhalten des Würfels verändert habt, wird dieser nicht nur in die Luft befördert, sondern schwebt daraufhin weiter.
In manchen Rätseln kann es sogar nötig sein, dass ihr selbst auf den Würfel hüpft und euch auf die beschriebene Art einen magnetischen Fahrstuhl baut, um neue Bereiche zu erreichen.
Würfelglück
Das Spiel erschien bereits 2020 für PlayStation und PC. Das natürlich optische Abstriche bei der Nintendo Switch mit inbegriffen sind, wundert also weniger. Trotzdem ist Relicta schick anzuschauen und läuft insgesamt sehr flüssig. Um wirkliche Ungereimtheiten zu sehen, muss man schon gezielt danach suchen bzw. extrem genau hinschauen.
Die Kombination aus Soundtrack und Architektur des Spiels ist stimmungsvoll und die englische Sprachausgabe ist insgesamt gut gelungen. Eine deutsche Synchronisation wäre natürlich schon gewesen, aber der sprachliche Anspruch ist jetzt nicht allzu hoch angesetzt, der nötig ist um hier mitzukommen und deutsche Untertitel und Spieltexte sind letztlich ja auch geboten.
Die Rätsel sind alle lösbar, auch wenn man manches Mal einen neuen Anlauf starten muss, weil es Passagen gibt, in denen nicht offensichtlich klar ist, wo die Reise im Abschnitt tatsächlich hingehen soll. Das Ziel offenbart sich in solchen Passagen dann meist durch den Weg und wenn man sich mit dieser spielerischen Eigenschaft angefreundet hat, entstehen auch so gut wie keinerlei Frustmomente.
Stattdessen haftet dem Spiel eine durchgehende Faszination an, denn die Umsetzung aus Story, Gameplay und Anspruch ist wirklich fordernd und gelungen. Relicta verknüpft Spannung mit erholsamem Rätsel-Spaß.
FAZIT
Dank Inhalt und erzählerischem Stil ist Relicta in keinster Weise als Portal-Klon zu sehen, sondern ein eigenständiger und gerade auch auf Nintendo Switch sehr lohnender Vertreter der 3D Umgebungs-Puzzler. Die Story ist nicht bahnbrechend, aber stützt Setting und Gameplay. Besonders das Gameplay trumpft in Relicta absolut auf. Das Spiel macht Spaß und ist für ein breites Publikum, allen voran natürlich Rätsel-Fans, geeignet. Hier kann man gut und gerne zugreifen.
Grafik: 78
Sound: 77
Gameplay: 82
Spieldesign: 81
Spielspaß: 84
Welt / Atmosphäre: 80
So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)
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