Simons Indie Stübchen:  #1 Haven

Simons Indie Stübchen: #1 Haven

von am 27.03.2021 - 14:02
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Wenn das Jahr 2021 eines nicht hat, sind es große AAA-Produktionen. Eine wunderbare Gelegenheit also, einfach mal den kleinen Titeln des Jahres den Vortritt zu lassen. Und da es sich gerade so schön einregnet da draußen, habe ich eine kleine, internetfähige, Bar (das „Indiestübchen“) aufgemacht.

Also hereinspaziert, schnappt euch einen Tee, flätzt euch in den Sessel und lauscht den kleinen Held:innen von 2021.

Zusammen durch die Krise

Den Auftakt dieser Reihe bildet „Haven“ von dem französischen Entwickler „The Game Bakers“ aus Frankreich.

In diesem sehr entspannten Rollenspiel (mit leichten Survival Elementen) spielt ihr die beiden Hauptcharaktere Yu und Kay und helft ihnen, alle möglichen Gefahren zu überstehen.

Worum es geht ist dann auch recht schnell erklärt: Ihr seid ,zusammen mit eurem Raumschiff, aus einer unterdrückenden Gesellschaft (genannt Apiary) geflohen. Da diese stets darüber bestimmt, wer mit wem zusammen lebt und glücklich wird, ist das für euch als Pärchen nur all zu verständlich. Doch das ist natürlich leichter gesagt als getan. Auf eurer beschwerlichen Reise werdet ihr daher allem möglichen Getier begegnen, euer Raumschiff reparieren und erkennen, dass es sich vielleicht doch wirklich lohnt, zusammen zu sein. Allen Widrigkeiten zum Trotz.

Viel mehr soll hier über dir Story nicht verraten werden. Nur so viel: Ihr werdet den einen oder anderen Twist erleben und die beiden Hauptfiguren werden euch schon schnell ans Herz wachsen. Doch warum ist das so?

Du und Ich. für Immer.

Die ganz große Stärke und der Fokus von Haven stellen eindeutig das großartige Dialogbuch und die lebhaft gesprochenen Texte dar. Egal ob es dramatisch wird, weil das „Nest“ getaufte Raumschiff nicht anspringen will, oder ob die Haare in der Dusche nerven: Man kann gar nicht anders, als diesen beiden nur das Beste zu wünschen.

Das liegt besonders an der Natürlichkeit eben dieser Dialoge. Wenn die beiden über die Alltäglichkeiten des Lebens diskutieren, erkennt man sich selbst immer wieder in den beiden. Diese Faktoren werden noch einmal besonders verstärkt, wenn man das Spiel zusammen mit der Freundin oder dem Freund spielt. Wir konnten in unserem Durchlauf mindestens acht Situationen praktisch eins zu eins auf unser Zusammenleben übertragen. Hier zahlen sich die vielen kleinen Beobachtungen wirklich aus und heben das Spiel dadurch auf eine ganz einzigartige und aussagekräftige Ebene.

Zusammen im Nest

Das bereits angesprochene Raumschiff „Nest“ stellt euren Unterschlupf dar. Denn obwohl es sich bei Haven um ein sehr entspanntes Spiel handelt, ist es im Grunde ein Survival-Abenteuer in dem ihr, entsprechend dem Genre, Ressourcen sammelt, esst, schlaft und gegen Gegner kämpft.

Denn auf der Insel auf welcher ihr gestrandet seid, macht sich eine Seuche, der so genannte „Rost“ breit. Schön praktisch, dass dieser Rost genau das richtige Material für die Reparatur eures Schiffes darstellt und so macht ihr euch auf, auch die letzte Insel von der roten Suppe zu befreien.

All dies geschieht schon fast nebenbei. Ihr „surft“ geradezu über die Inseln und verwandelt sie so  wieder in schöne, blaue, in der Luft schwebende, Felsen. Doch der Rost macht auch vor wilden Tieren nicht halt und so findet ihr euch schnell in Kämpfen mit kleinen verschiedenste Alien-Lebensformen wieder.

Synchronisierter Kampf

Das Kampfsystem hat in „Haven“ ebenfalls einen etwas anderen Ansatz. Die Angriffe werden über die Pfeiltasten auf dem linken, sowie rechten Joy-Con simultan ausgeführt. Schafft ihr es, beide Angriffe gut abzustimmen, gibt es extra Schaden. Daher ist hier gute Absprache mit dem Partner oder der Partnerin wichtig.

Eine große Hürde stellen diese Kämpfe jedoch nicht dar, denn „Haven“ möchte gar keine große Herausforderung bieten. K.O. geht ihr wirklich nur in den seltensten Fällen. Ein ganz anderer Ansatz als im Vorgängerspiel „Furi“. Wirklich häufig sind die Kämpfe aber zum Glück auch nicht und daher fügen sich diese Elemente wunderbar in den zu Grunde liegenden Spielfluss ein.

musikalische Zweisamkeit

All dies wird zudem durch einen , entschuldigt mein denglisch, „flowigen“ Soundtrack gestützt. Musiker „Danger“ macht da weiter, wo er in „Furi“ aufgehört hat und untermalt die Szenerie mit schönen, entspannten Beats und atmosphärischen Klängen.

Die Qualität der Musikstücke erlangt zwar nie den treibenden Ohrwurmcharakter des Vorgängers, aber gut zu hören sind sie jedoch allemal. Auch weil hier wirklich die Abwechslung stimmt und es nicht das EINE Musikthema gibt, welches sich durch die ganze Eskapade zieht.

Ein Wort zum Co-Op Modus

„Haven“ kann entweder alleine, oder auch komplett im Co-Op gespielt werden. Und das macht im Grunde auch wirklich Spaß. Die Steuerung geht gut von der Hand und auch die Kamera (ein wichtiger Punkt in Co-Op spielen) macht keine Zicken.

Ein paar ‚Quality of Live‘ – Verbesserungen hätten hier aber dennoch gut getan. So schön sich das Ganze auch steuert, so nervig sind die doch häufig auftretenden, kleinen Fehler. Warum muss das Spiel jedes Mal nachfragen, ob ich noch im Co-Op Modus spielen will, wenn ich im Menü war? Warum lassen sich die beiden beim Schweben nicht getrennt voneinander kontrollieren? Und warum kann ich nicht für uns beide im „Nest“ kochen?

All diese Fragen machen das Spielerlebnis zwar nicht kaputt, stören das Gezeigte aber doch ganz gerne mal erheblich. Sehr schade, da die Geschichte perfekt auf ein solches Erlebnis ausgelegt zu sein scheint.

 

Das Stübchen-Fazit

Haven

von am 27.03.2021

Wenn wir schon in einem Stübchen sind, dann bewerte ich das Spiel auch wie in einem Stübchen üblich – einem Getränkevergleich!  Haven ist ein wirklich gelungenes Rollenspiel mit vielen tollen Einfällen, großartigem Dialogbuch und hervorragenden Sprechern. Ergänzt wird dieses großartige Fundament dann auch noch durch einen wirklich schönen Soundtrack und einen stimmigen Grafikstil. Abseits dieser extremen Stärken offenbart das zweite Werk des französischen Teams jedoch leider auch ein paar Makel. Das Kampfsystem wirkt nicht wirklich zu Ende gedacht und der Co-Op Modus kann sein Potenzial leider nur teilweise entfalten. Unter dem Strich ist „Haven“ also ein Grüner Tee (belebend) mit jeder Menge Honig oben drauf. Und auch wenn der Nachgeschmack ein wenig bitter ist, kann ich euch diesen Tee wirklich ans Herz legen.

Grafik: 76
Sound: 85
Gameplay: 70
Spieldesign: 77
Spielspaß: 80
Welt / Atmosphäre: 88

 

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