Sam & Max sind wahre Ikonen der Videospiellandschaft. Umso betrüblicher war es dann, dass sie im Laufe des steilen Auf- und Abstiegs von Telltale kaum noch eine Rolle spielten. Nun soll ihnen mit einem Remaster der ersten Staffel wieder auf die Sprünge geholfen werden. Ob der Hund weiterhin bellt und der Hase hoppelt, verraten wir im Test.
Kleine Geschichtsstunde
Sam & Max? Ihr beide? Meine Güte, ist das letzte Spiel schon zehn Jahre her? Ist einiges passiert inzwischen. Ich rolle das mal kurz für euch auf.
Vor vierzehn Jahren waren Telltale ein noch kleines Studio, welches seine erste Schritte im großen Videospielkosmos gehen wollte. Und ihr beide hattet einen ordentlichen Anteil am ersten Erfolg des Studios. Denn eure Spiele waren die ersten, welche sich doch wirklich respektabel verkauften und so die Grundlage für weitere Lizenz-Spiele aus dem Hause Telltale legen sollten.
Und das haben die dann auch gemacht: Jurassic Park, Zurück in die Zukunft…. und ihr wurdet ein kleines bisschen vergessen.
Und das erstmal bis 2012. Denn dann brachten Telltale mit „The Walking Dead“ ihren „BREAK OUT-Hit“ heraus und ab ging es in den Spiele-Olymp. Es folgen weitere Staffeln bekannter Marken. Lizenzverwurstung um Lizenzverwurstung und dann…
War alles vorbei. Zack. Zu hoch geflogen, zu viel gewollt. Jetzt alle Gründe aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Aber sagen wir es so: Telltale ist pleite gegangen und alle Lizenzen waren weg.
Und ihr zwei irgendwie auch.
Zurück im neuen Glanz
Doch jetzt sind beide wieder da. Und zwar in Form eines Remasters für PC und Nintendo Switch. In diesem Falle wurde der ersten Staffel, „Sam & Max – Save the World“, eine Frischzellenkur verpasst.
Und die lässt sich auf den ersten Blick doch wirklich sehr gut anschauen. Zwar wurde der Stil nicht wirklich verändert, jedoch sieht alles einfach ein gutes Stück runder und allgemein besser aus. Lichtquellen sind nun wirklich als solche zu bezeichnen, das Cell Shading kommt deutlich besser rüber und generell wirkt alles nicht mehr so blass wie noch im Original. Die Farben ploppen schön auf, die Animationen sind flüssiger und die Figuren verschmelzen schön mit den Hintergründen.
Jedoch kann ich es auch verstehen, wenn sich Leute an einigen Details der neuen Grafik stören. So sind z.B. die Figuren in ihrem erneuerten Stil schon fast so weich gezeichnet, dass sie fast zu zerfließen drohen. Die sehr seichten Animationen unterstützen diesen Eindruck noch. Das ist recht schwer zu beschreiben. Stellt euch am besten vor, dass Sam und Max aus einem, frisch aus dem Ofen kommenden, Käsekuchen bestehen würden. In etwa diese Konsistenz stellt sich bei mir ein, wenn ich den beiden beim Blödeln zusehe.
Ein wenig schade ist es auch, dass ich mehrmals kleine Clipping-Fehler bemerkt habe und ab und an auch die Farben schon fast zu grell sind, so dass mancher Hinweis gerne mal verloren geht (denn nach 14 Jahren habe auch ich nicht mehr alle Rätsel im Kopf).
Damals wie heute?
Doch genug vom Remaster-Gelaber. Wie ist denn das Spiel an sich?
Bei Sam und Max handelt es sich um ein Point- and Click – Adventure. Soll heißen: Ihr klickt Dinge in der Umgebung an und kombiniert diese Dinge um Rätsel zu lösen. Habt ihr das korrekt gemacht, kommt ihr in der Geschichte voran.
Für die Switch Version wurde eine schöne Art etabliert, sich in der Spielwelt zurecht zu finden. Wenn ihr auf die linke Schultertaste drückt, werden euch über gelbe Punkte sämtliche Interaktionsmöglichkeiten angezeigt. Das erleichtert das Suchen nach Hinweisen und verhindert lästiges, wahlloses Herumgeklicke auf dem Bildschirm. Sehr schön.
Dieses alteingesessene Spielprinzip funktioniert auch heute noch wunderbar. Das Schöne an Spielen dieser Art ist ja, dass sich die Mechaniken über Jahrzehnte kaum verändert haben. Soll heißen: Dieses Genre altert kaum. Dinge anklicken ist eben genau so befriedigend, wie noch vor 14 Jahren. Daher bietet sich diese Reihe auch so sehr für ein Remaster an, ein Remake wäre hier zu viel des Guten gewesen.
Dialoge und Fäuste
Ich habe die neuen Abenteuer des dynamischen Duos damals geliebt. Die analysierenden Kommentare von Sam verbunden mit dem krankhaften Hang zur Gewalt von Max, haben mich immer großartig unterhalten.
Und auch heute noch machen diese Dialoge Spaß. Die beiden sind schnell, schnippisch, referenziell und schön böse. Und die Szenarien herrlich absurd. Egal ob ich in einer Talkshow einem hypnotisierten Oprah Winfrey – Verschnitt einen Stromschlag verpassen muss, oder gegen einen riesigen Abraham Lincoln in den Wahlkampf ziehe: Das ist alles verdammt spaßig und gut geschrieben.
Gespickt ist das Spiel mit allerlei popkulturellen Zitaten und Referenzen. Hier zeigt sich jedoch auch die Schattenseite dieser Art von Komik: Sie funktioniert heute nur noch bedingt. Viele der damaligen Promis sind heute eben keine mehr. Mit den Promis gehen daher auch die Punchlines gerne mal unter. Klar… Viele der Witze sind auch heute noch lustig, ein Bill Clinton-Gag zündet eben heute immer noch, auch wenn sich die politische Landschaft inzwischen zu einer größeren Satire entwickelt hat, als hier dargestellt.
Doch das ist es, was heute so schmerzlich fehlt: Beißender, politscher Humor im Videospielbereich. Wenn ich mir z.B. ein „Watch Dogs“ anschaue, trauere ich immer den vergeben Chancen hinterher. Sich einfach mal hinzusetzen, und wirklich mal in mutige, oder wenigstens beißende Satire abzudriften.
Sam und Max stehen genau für diesen Mut, der heute oft fehlt. Und auch wenn nicht jeder Joke landet: Spaß macht es allemal.
Musikalischer Hund und verpasste Chancen
Musikalisch machen Sam und Max, wie schon früher, eine gute Figur. Für das Remaster kamen sogar nochmal fünf neue Stücke hinzu, so dass der jazzige Soundtrack seine Stärken noch besser ausspielen kann. Wirkliche Highlights sind zwar recht spärlich gesät, aber alles in allem wird das Geschehen gut untermalt.
Bedauerlich ist, dass nicht noch mehr aus den Archiven von Telltale zu Tage gefördert wurde. Ich hätte mich sehr über Konzeptzeichnungen , Behind the Scenes – Material oder Audio-Kommentare gefreut, wie es z.B. bei „Grim Fandango Remastered“ gemacht wurde. Hier wurde wirklich nur das nötigste getan. Auswahlbildschirm, ein paar Optionen zur Regelung der Lautstärke und fertig.
Generell sind die Optionen für Zugänglichkeit sehr spärlich gesät. Außer den normalen Grundeinstellungen gibt es leider keine Möglichkeit, das Spielgeschehen zu individualisieren.
FAZIT:
Mit Sam und Max: Save the World -Remastered liefern Skunkape Games eine wirklich gelungene Version von Telltales Ursprungswerken ab. Das Writing ist weiterhin schön bissig (wenn auch etwas veraltet) und die beiden Hauptfiguren sehr sympathisch. Und auch optisch wurde wirklich gute Arbeit geleistet. Das hier mit den fehlenden Extras und den spärlichen Menüs Potenzial verschenkt wurde, ist hingegen ein bisschen schade, trübt das positive Gesamtbild jedoch nur minimal. Ich freue mich jedenfalls, dass Sam und Max zurück sind und hoffe auf weitere Remasters der folgenden Staffeln… und ganz vielleicht auf etwas Neues von den beiden Chaoten. Schön, dass ihr wieder da seid.
Grafik: 81
Sound: 83
Gameplay: 80
Spieldesign: 77
Spielspaß/Atmosphäre: 80
So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)
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