Cyberpunk 2077 lässt noch auf sich warten und so richtig sicher ist man sich auch beim zuletzt benannten Termin zur Veröffentlichung nicht. Tjoa… Gibt es denn wenigstens Alternativen? Wenn man stur im Rollenspiel-Genre sucht, wird man aktuell wohl eher nicht fündig, insbesondere wenn einem das Cyberpunk-Setting liegt. Ghostrunner, das First-Person-Parkour-Actionspiel der Publisher 505 Games und All in! Games und der Entwickler One More Level, 3D Realms und Slipgate Ironworks™, könnte zumindest diese Gelüste ganz gut befriedigen.
Auch wenn die Spiele unterschiedlicher nicht sein könnten…
Nicht zu verwechseln
Bis auf das Cyberpunk-Setting, hat GHOSTRUNNER wirklich nicht die Bohne mit Cyberpunk 2077 zu tun. GHOSTRUNNER ist ein Parkour-Spiel, das in der Ego-Perspektive präsentiert wird und Fehler beim Ausschalten von Gegnern extrem bestraft.
Werdet ihr nur einmal getroffen, dürft ihr euch über einen Neustart am Checkpoint „freuen“. Natürlich komplett zurückgesetzt, mit allen Gegnern und ohne irgendwelche Erleichterungen. Das Ranking am Ende eines jeden Level verdeutlicht es nur zu gut: Ihr werdet sterben. Immer und immer wieder.
Ghostrunner bietet allerdings auch ausreichend Möglichkeiten innerhalb eines Areals die Richtung und den Angriff zu wechseln bzw. zu optimieren. Ihr steht in eurem Tun also nicht ganz alternativlos da.
Es gilt Bewegungsabläufe zu verinnerlichen und ein Gespür für Timing von Folgeaktionen zu entwickeln, denn nahezu jeder Fehler bedeutet den sicheren Tod.
Eine Frage der Perspektive
Eure Bewegungen in Ghostrunner sind ausreichend und mit simplen Tastendruck zu erledigen. Und jedes Level verlangt euch neue Strategien ab.
Verlasst euch aber, wie bereits erwähnt, nicht nur auf den offensichtlichen Weg. Manches Mal macht es durchaus Sinn die eigene Perspektive auf das Geschehen zu verändern. Ein kompletter Richtungswechsel mit Blick auf neue Deckungsmöglichkeiten kann bereits eine Lösung sein. Der direkte und zielgerichtete Angriff kann ebenso den Tod bedeuten, wie ein Sprung ins Leere. Auch die Blickrichtung von Wandsprüngen solltet ihr im Auge behalten, denn diese lässt euch teilweise in der Höhe der Sprünge variieren.
Ghostrunner gibt euch jedenfalls kaum zweite Chancen. Zwar sind die Gegner keinesfalls sonderlich intelligent, aber um sie in Stücke zu zerlegen, solltet ihr sicher sein was ihr tun wollt, um eine Szene nicht dreißigfach zu wiederholen. Die Checkpoints im Spiel sind jedenfalls fair und logisch platziert. Zwar gab es auch in meinem Durchlauf oftmals diesen Moment, in welchem man sich wutentbrannt mit der flachen Hand auf den Schenkel klopft, nicht sicher ob das Scheitern wirklich noch mit der eigenen, momentanen Unfähigkeit zu tun hat, aber das Gefühl eines abgeschlossenen Levels ist dafür umso befriedigender.
Eine festgefahrene Strategie um durch die einzelnen Level zu kommen, gibt es allerdings nicht. Es kann sinnvoll sein, die eigenen Abläufe auf Highspeed zu performen, damit man den Gegnern generell garnicht die Zeit gibt die eigene Figur ins Visier zu nehmen. Genauso kann aber auch Entschleunigung das Mittel zum Ziel sein, um sich erstmal zu sammeln und erneut einen Überblick zu verschaffen.
Manöver
Ghostrunner steigert sich stetig in Sachen Schwierigkeit und so seid ihr oftmals gezwungen gewohnte Abläufe noch während einer Situation umzukehren. Via Energie-Enterhaken erreicht ihr neue und weiter entfernte Bereiche. Zusätzlich könnt ihr auch einen Dash vollführen, der eure Sprungreichweite verlängert. Schüsse können spätestens mit den ersten Skill-Erweiterungen zurückgeworfen werden. Dass ihr teilweise auch während euren Moves im Auge behalten müsst beispielsweise Schilddrohnen oder Gegner auszuschalten, sorgt für knifflige Action-Knobelei, die euch immer wieder fordert.
Es gibt aber auch Passagen, die sich ausschließlich auf den Parcour-Lauf konzentrieren. In diesen wird zumeist auch die Geschichte erzählt.
Mensch und Maschine
Die Story von Ghostrunner ist vielleicht kein erzählerischer Meilenstein, allerdings vermag sie dennoch zu unterhalten und an einigen Stellen zu überraschen.
Der Protagonist, welcher eben auch der titelgebende Ghostrunner ist, erwacht ohne Erinnerung und einzig eine nunmehr künstliche Intelligenz begleitet ihn. Er erhält den Auftrag sich gegen die Schlüsselmeisterin zu stellen, die euch bereits übel zugesetzt hat und alle anderen Ghostrunner ausgeschaltet hat.
Doch die KI bleibt nicht euer einziger Begleiter. Ihr müsst feststellen, dass auch Menschen sich im Kampf mit der Schlüsselmeisterin befinden und um ihre Existenz fürchten.
Mehr möchte ich an dieser Stelle allerdings nicht verraten, denn die Erzählung hält natürlich noch ein paar Wendungen parat, die ihr mit Spannung erwarten dürft.
Das Geschehen wird dabei von flottem Elektrosound begleitet der zwar nicht großartig variiert, aber trotzdem stimmungsvoll bleibt um die Stimmung des Cyberpunk-Settings gekonnt zu untermalen.
Tetris
Erwähnt werden muss zudem noch das Skill-System. Hier könnt ihr eure Fähigkeiten auf ein neues Level bringen und euch das Leben etwas vereinfachen. Dabei füllt ihr ein Feld mit Mustern aus, die ein wenig an Tetris-Objekte erinnern. Jedes Muster bringt unterschiedliche Fähigkeiten mit, die euch natürlich nicht nur im Kampf unterstützen, sondern auch Verbesserungen für eure Bewegungen mitbringen. So könnt ihr frei aus den Upgrades auswählen, sofern ihr sie im Feld anordnen könnt, welches aber auch erst mit entsprechendem Fortschritt mehr Platz für neue Erweiterungen bietet.
FAZIT
Ghostrunner ist nach Titeln wie Mirror’s Edge mal wieder eine echte Herausforderung. Sowohl was die eigenen Reflexe angeht, als auch in Bezug auf die Beobachtungsgabe und den schnellen, strategischen Überblick. Das Cyberpunk-Setting lenkt ein wenig vom extrem erwarteten Cyberpunk 2077 ab, auch wenn inhaltlich hier keinerlei Vergleich zu ziehen ist. Ghostrunner ist blutig, schnell, eine derbe Challenge und, trotz manchem Frustmoment, eine echte Empfehlung!
Ghostrunner ist für PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series X/S und Nintendo Switch erhältlich.
Grafik: 79
Sound: 82
Gameplay: 85
Spieldesign/ Spielwelt: 78
Spielspaß: 84
So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)
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