Disintegration : Der Genre-Hybrid [Review]

Disintegration : Der Genre-Hybrid [Review]

von am 28.06.2020 - 01:09
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Stellt euch vor in einer von allen möglichen Katastrophen gebeutelten Welt zu leben und die letzte Hoffnung auf den Fortbestand menschlichen Lebens wäre es, den eigenen Körper zu verlassen. Willkommen in der Welt von Disintegration…

Die Story

Die Menschheit ist eigentlich von allen erdenklichen Katastrophen geplagt worden und als einzige Rettung schien der Wechsel auf mechanische Körper geblieben zu sein. Eine militante Macht scheint diesen Umstand allerdings durchaus zu begrüßen und sieht ihre Definition von Freiheit in eben diesem Integrationsverfahren. 

Natürlich gibt es in diesem Punkt auch Gegenwehr, denn der Mensch in seinem Ursprung hat längst wieder die Möglichkeit in seiner biologischen Form zu leben. 

Ihr spielt Romer, eine Figur des neuen Widerstandes und kämpft mit eurem Trupp von anderen Integrierten, gegen die maschinelle Übermacht und versucht sie auf jede mögliche Art und Weise zu schwächen. 

Das hört sich soweit ganz gut an und ist auch von der Grundidee sehr spannend, aber es fehlt der Erzählung dann doch etwas der emotionale Tiefgang in ihrer Umsetzung. Zwar sind die Zwischensequenzen durchaus unterhaltsam, wirklich rasende Spannung wird allerdings kaum erzeugt. Der Umstand, dass einer der ursprünglichen Halo-Entwickler der Gründer des entwickelnden Studios ist, macht sich hier einmal mehr bemerkbar. 

Eine faszinierende Idee und auch ein einfangendes spielerisches Konzept, aber der nötige Funke zum Highlight will nicht ganz zünden. Was aber überwiegend an den etwas blassen Figuren liegt. 

Und die Frage nach der Menschlichkeit, die es ja zu verteidigen gilt… findet nur begrenzt eine Antwort. 

Das Gameplay 

Spielerisch bin ich hingegen doch sehr angetan. Hier wurde zumindest Mut zu neuen Ideen oder besser gesagt, zu neuen Verknüpfungen von Spiele-Genre gezeigt. 

Disintegration verknüpft das Ego-Shooter Genre mit den Eigenschaften eines Taktik-Spiels auf ungewohnte Weise. Es handelt sich dabei also keineswegs um einen Klon von irgendeinem anderen Titel. 

Man kann dem Spiel vielleicht nachsagen, dass der Hybrid keinem der benannten Genre zu hundert Prozent gerecht wird, aber trotzdem würde ich die Kombination als unterhaltsam und frisch bezeichnen. 

Das taktische Element liegt in der Befehlsgewalt über den eigenen Trupp und den Einsatz ihrer Spezialfähigkeiten. Der Shooter-Anteil besteht hingegen aus der Steuerung der Hauptfigur, welche das Geschehen mit einem sogenannten Gravcycle unterstützt. 

Mit diesem Gefährt könnt ihr eure Kameraden mit Lebensenergie versorgen und natürlich ordentlich Feuerkraft auf eure Gegner niederprasseln lassen. 

Wirklich spannend wird aber auch diese Kombination erst auf einem höheren Schwierigkeitsgrad. Selbst auf normaler Schwierigkeit könnt ihr mit eurem Gleiter nämlich in die Luft aufsteigen und aus einigen Metern Höhe auch gut und gerne über größere Distanz Feuerschutz für eure Kameraden liefern. Diesen Luxus gibt es im nächsten Schwierigkeitsgrad schon nicht mehr, denn hier solltet ihr näher beim Team agieren, um sie notfalls wiederzubeleben und somit eure Feuerkraft zu erhalten. Dadurch steigt der spielerische Druck erheblich und zeitgleich auch der Spaßfaktor. Und auch die zu gebenden Befehle werden entscheidender, denn mit steigender Schwierigkeit sinkt die Selbstständigkeit eures Kampftrupps. 

Die schwerfällige Shooter-Steuerung findet ihre Berechtigung in dem Umstand, dass ihr einen Gleiter steuert. Daher sehe ich das nicht wirklich nicht als ernstzunehmenden Kritikpunkt. 

Das macht sich auch im Multiplayer-Modus bemerkbar, auch wenn dieser eher ein netter Bonus ist und zudem die Weitläufigkeit des Hauptspiels vermissen lässt. 

Thrill durch Skill? 

Das Skillsystem in Disintegration ist eigentlich völlig Banane. Hier wäre ein simples Upgraden durch zu erreichende Level fast sinniger und stimmiger gewesen. 

Stattdessen müsst ihr in den einzelnen Leveln auch noch Chips sammeln, die ihr euren Figuren anlegt, damit sie insgesamt stärker und fähiger werden. 

Ironisch ist dabei die Tatsache, dass ihr die Verteilung der Chips auch automatisieren könnt. Insgesamt wirkt dieser Bestandteil des Spiels doch eher erzwungen und aufgesetzt. 

Optik und Sound 

Disintegration ist definitiv kein technischer Überflieger, der euch mit grafischen Details oder übermäßig kreativen Designs vom Hocker haut. Aber alles was ihr seht ist mit einer von Grund auf soliden Kernigkeit dargestellt. Das Spiel ist nett anzusehen und läuft sehr stabil. 

Weit mehr bin ich allerdings vom Soundtrack angetan, denn auch wenn nicht allzu viel Varianz in den Stücken der musikalischen Untermalung gegeben ist, schadet dieser Umstand der Grundstimmung zu keiner Zeit und hebt das Spannungslevel angemessen. 

Die Synchronisation gefällt mir beim Feuerteam eigentlich auch ganz gut. Die englische Sprachausgabe ist gut verständlich und auch wenn die Geschichte nie auf den erhofften Grad an Tiefgang kommt, gibt es ab und an auch mal witzige Dialoge in den Cutscenes, die den Spieler zum Schmunzeln bringen. 

FAZIT 

Disintegration

von am 28.06.2020

Disintegration ist ein mutiges Spiel, das sich traut spielerisch einen neuen Weg einzuschlagen. Die Grundidee unterhält ganz gut und birgt dabei viel Potential in sich, welches aber nie voll ausgeschöpft wird. Etwas mehr Budget und mehr erzählerische Raffinesse hätten dem Spiel zu dem Status eines echten Geheimtipps verhelfen können. So bleibt Disintegration aber eher seichte Kost für zwischendurch, die trotz einiger Schwächen dennoch Spaß macht. 

Grafik: 70
Sound: 74
Gameplay: 76
Spieldesign/ Spielwelt: 73
Spielspaß: 74

So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)

 

Mehr Infos zum Spiel erhaltet ihr HIER

 

Über Daniel Machut

Ich bin Chefredakteur bei KRAUTGAMING ! Aufgewachsen in der Steinzeit des Gaming, bin ich noch heute unterwegs in den unterschiedlichsten Welten. Hyrule, Rapture, Eos, das viktorianische London, Sondereinsätze auf der ganzen Welt und selbst die dunklen Tiefen des Weltraums habe ich nicht gescheut. Hier sollt ihr mehr von meinen Reisen in den virtuellen Weiten erfahren...

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