Terminator – Resistance [Review]: Industrialisierung 2.0

Terminator – Resistance [Review]: Industrialisierung 2.0

von am 11.12.2019 - 21:02
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Eigentlich müsste man viele Reviews zu Lizenztiteln, die auf Filmen basieren, in Gemüse-Analyse umtaufen, denn in den meisten Fällen sind diese Games echte Gurken. Viel Masse und Potential und trotzdem bleibt das Innere eher wässrig und unspektakulär. Nachdem die Filmumsetzung zu Terminator Salvation (Xbox 360, Playstation 3) genau in dieses Schema fiel, ist für viele Spieler die Sorge um Terminator Resistance nicht ganz unberechtigt gewesen. Zumal der aktuelle Kinofilm es ebenfalls nicht mehr schaffte die Kinokassen zu sprengen. Als Liebhaber der Filme, wollte ich das Spiel allerdings nicht ohne Test an mir vorbeiziehen lassen und meinen erhaltenen Eindruck könnt ihr in den folgenden Absätzen nachlesen

Getestet wurde auf Xbox One X 

Rostige Nägel 

Die Umsetzung zu Salvation (Terminator 4) war ein recht großes Trauerspiel. Langeweile war an der Tagesordnung und linearer hätte der Spielverlauf nicht sein können, der zudem völlig ohne wirklichen Inhalt dargeboten wurde. 

Hier überzeugte der Film auf ganz anderem Niveau, denn auch wenn der Film nicht so einschlug, wie es sich viele Fans erhofften, wurde hier Mut gezeigt, sich vom klassischen Schema hinter der Reihe zu trennen und die Geschichte neu anzupacken. Und Terminator Resistance schafft es, trotz des zeitnahen Veröffentlichungsdatum zum sechsten Kinoableger, nicht nur die Geschichte von Dark Fate überwiegend außen vor zu lassen, sondern tatsächlich selbst eine neue Perspektive auf die Geschehnisse nach dem Judgement Day zu erschaffen. Statt also weiter auf rostigen Nägeln zu kauen, widmet sich Terminator Resistance dem Leben der Menschen innerhalb des Widerstands. 

Der Kampf gegen die Maschinen fordert viele Opfer…

Altbacken mit Charme 

Der Einstieg ins Spiel war eher ernüchternd. Aus technischer Sicht hat sich das Shooter-Genre allgemein viel weiter entwickelt als es dieser Titel zu präsentieren weiß. Das trifft besonders in grafischer Hinsicht und in Bezug auf die statische Bewegungssteuerung zu. Die Umgebungen sind, bis auf wenige Ausnahmen, sehr detailarm animiert und wirken recht leblos. 

Allgemein kann man sagen, dass sich das Spiel optisch wie eine glattgebügelte Version von Fallout 3 zeigt. Nur eben mit weit weniger Entscheidungs- und Bewegungsfreiheit und entsprechend geringer Weitsicht. Das hört sich aus heutiger Sicht zunächst nach einem Totalausfall an, allerdings kann man Terminator Resistance an dieser Stelle nur bedingt einen  Vorwurf machen. Denn irgendwie schafft es der Titel trotzdem den Charme der alten Filme einzufangen und ein dazu passendes Feeling zu erzeugen. Das Spiel als eine gut gemeinte Hommage an die 80er zu betiteln ist vermutlich zu beschwichtigend und zu weit gegriffen. Terminator Resistance aber als solche subjektiv zu betrachten, dürfte Fans der Klassiker nicht schwer fallen und der Titel versprüht sogar einen Charme, mit dem man nicht nur liebäugeln kann. Klassische Terminator-Fans werden sich richtig heimisch fühlen und viele Anspielungen an die Filmklassiker entdecken, die das Fan-Herz höher schlagen lassen. 

Skynet entwickelt seine Tötungsmaschinen nach menschlichen Vorbildern. Dieser Herr dürfte Fans ziemlich bekannt vorkommen.

Classic 

Dieses Gefühl zieht sich eigentlich durch das komplette Spiel. Das Handling, das Skill-System und die Menüführung sind allesamt so unglaublich klassisch gehalten, dass man meinen möchte, die Entwickler hätten eine Vision umgesetzt, die sie genau so vor Augen hatten, als sie den Kinosaal nach Terminator 2 verlassen haben. Trotz der technischen Einfachheit spürt man nämlich eine gewaltige Portion Fan-Liebe, die in die Entwicklung eingeflossen ist. 

Es gibt Szenen-Abschnitte, die stilistisch überhaupt nicht besser hätten getroffen werden können. Das erste Aufeinandertreffen, zusammengekauert hinter einem Autowrack, mit einer Patrouille von T-800 Einheiten ist ein perfektes Beispiel. Der Spielverlauf lässt sich zudem auch noch Zeit, bis wir erstmals eine Plasmawaffe in die Hand bekommen und so auch gegen die gefürchteten Terminatoren feuern können. Zuvor ist Flucht und Versteckspiel angesagt. Dadurch entsteht auch spielerisch Abwechslung. 

Besonders gelungen finde ich aber auch die Ausarbeitung der Story und die Verknüpfung zu den Hauptfiguren des Spiels, denn es wurde wirklich darauf geachtet, dass die Figuren einen Hintergrund bekommen und nicht nur trockene Missionsgeber sind. In den Dialogen hat man dabei auch Entscheidungsmöglichkeiten, wie man an die Figuren herantreten möchte. Diese haben dann im späteren Verlauf auch direkte Auswirkungen auf eure Möglichkeiten am Ende des Spiels. 

Terminator Resistance schafft es immer wieder den Spannungsbogen neu anzuheben und auch wenn einzelne Bereiche der Spielwelt mehrmals begangen werden, hat man trotzdem die Kurve gekriegt um genügend Abwechslung in das Geschehen selbst einzubauen.

Hinzu kommt natürlich auch der Soundtrack, welcher eine gelungene Anlehnung an das Original darstellt. Auch die englische Sprachausgabe ist solide und schafft es immer wieder, die recht hölzernen Gesichtsanimationen zu kaschieren. 

Mehr Emotionalität hätte den Figuren optisch nicht geschadet. Dennoch überzeugen ihre Geschichten.

Fazit

Terminator Resistance

von am 11.12.2019

Terminator Resistance ist kein Spiel für die breite Masse und dürfte hier auch wenig Anklang finden. Jüngeres Publikum wird für die altbackene Präsentation vermutlich kaum Verständnis mitbringen.  Fans der Reihe und besonders der ersten 2 Filme werden hingegen einen Titel bekommen, den sie sich bereits vor 15 Jahren gewünscht haben und werden mit nostalgischen Fan-Boni belohnt, die durchaus unterhaltsam sind.  Die überraschendste Stärke des Spiels liegt in der Charakterinszenierung, welche die Stimmung des Settings angenehm unterstreicht und eine Tiefe erzeugt, die man aufgrund der restlichen Rahmenbedingungen vermutlich so nicht erwartet hätte.  Für Fans der ersten beiden Filme absolutes Pflichtprogramm (hochgeschraubte Schwierigkeitsstufe empfohlen). Für alle anderen SpielerInnen bleibt der Titel weniger relevant und höchstens ein kurzweiliger Zeitvertreib. 

Grafik: 65
Sound: 74
Gameplay: 70
Spieldesign/ Spielwelt: 68
Spielspaß/ Atmosphäre: 75

So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)

 

 

Über Daniel Machut

Ich bin Chefredakteur bei KRAUTGAMING ! Aufgewachsen in der Steinzeit des Gaming, bin ich noch heute unterwegs in den unterschiedlichsten Welten. Hyrule, Rapture, Eos, das viktorianische London, Sondereinsätze auf der ganzen Welt und selbst die dunklen Tiefen des Weltraums habe ich nicht gescheut. Hier sollt ihr mehr von meinen Reisen in den virtuellen Weiten erfahren...

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