Devil May Cry V – Der Tanz mit dem Teufel

Devil May Cry V – Der Tanz mit dem Teufel

von am 23.03.2019 - 20:18
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Nachdem 2013 das von Ninja Theory geschaffene Quasi-Reboot DmC – Devil May Cry bei Fans auf wenig Gegenliebe stieß, verlegten Capcom die Entwicklung von Devil May Cry V wieder ins eigene Haus. Einige Zeit später deutete man bereits mit den ersten Trailern an, dass uns mit Dantes neuestem Abenteuer wieder eine echte Fortsetzung in bester Serien-Tradition erwarten könnte. Ob die Rückkehr zu klassischen Tugenden tatsächlich geglückt ist, klären wir für euch im Test…

Dass man sich bei Capcom inhaltlich von DmC distanzieren will, wird bereits im Einstieg deutlich. So bietet der fünfte Teil der Reihe ein kurzes Rückblick- Video, das Neueinsteiger in die Serienhistorie einführt und dabei die Welt von Dante und Co erläutert, wobei man den Reboot mit keiner Silbe erwähnt. Somit ignoriert man DmC tatsächlich komplett und die Handlung setzt einige Zeit nach den Geschehnissen aus Devil May Cry 4 an.

Der Fall der Mächtigen

Zu dem Zeitpunkt als wir aktiv in die Story einsteigen, ist die sprichwörtliche Kacke bereits am dampfen. Ein gewaltiger, dämonischer Baum ist in Red Grave City aufgetaucht und aus ihm strömen insektenartige Ungetüme, die sich von menschlichem Blut ernähren. Die drei Dämonenjäger um Dante, Nero und Neuzugang V sind bereits vor Ort, um sich dem dämonischen Obermacker entgegenzustellen. Doch die Konfrontation mit Dämonenkönig Urizen nimmt ein unschönes Ende, als klar wird dass die drei Protagonisten keine Chance haben. Mit einem letzten Aufbäumen, ermöglicht Dante seinen beiden Kollegen die Flucht, bleibt aber selbst in der Hand der Dämonen zurück. Nun muss Nero, der während der Geschehnisse auch noch seinen mächtigen Devil Bringer Arm verloren hat, gemeinsam mit V, einen Weg finden die unheilige Plage zu stoppen und Dante zu befreien.

Bereits in dem ersten Minuten wird klar, dass Capcom hier keine halben Sachen machen. Die visuelle Gestaltung von Charakteren und Hintergründen ist erstklassig und die zahlreichen Zwischensequenzen überzeugen mit einer bombastischen Inszenierung, effektgeladener Action und gelungenen Dialogen. Obwohl hier eindeutig das zelebrieren der stylischen Action im Vordergrund steht, überrascht die Stoy dennoch mit einigen gelungenen erzählerischen Kniffen. So werden mit den Mysterien um „V“s Herkunft und Dantes Verbindung zu den Dämonen, einige interessante Fragen aufgeworfen, die erst nach und nach beantwortet werden. Zudem wird mit Dantes Niederlage gleich zu Beginn deutlich, wie aussichtslos die Situation für die Helden ist.

Auch die neuen Hauptcharaktere, die quirlige Nico sowie der (einen morbiden Charme versprühen) V, fügen sich angenehm in die Story ein. Das verdanken sie, neben der erfrischenden Charakterisierung, auch der starken englischen Synchronisation, die allen Charakteren eine passende Stimme verleiht.

Die Spielwelt in DMC V sieht gut aus, wirkt aber zu blass (im wortwörtlichen Sinne)

 

Wenn ich der allgemeinen Inszenierung etwas vorwerfen kann, dann angesichts der Spielumgebung. Die Hintergründe hätten stellenweise einen Klecks mehr Farbe, sowie allgemein etwas mehr Abwechslung durchaus vertragen können. Man kämpft sich zwar durch verschiedene Umgebungen, aber diese sehen sich durch die einheitlich düstere Darstellung aber allesamt ein wenig ähnlich. Hier hat mir die etwas „buntere“ Welt aus Devil May Cry 4 doch noch etwas besser gefallen.

höllische Vielfalt

Hinsichtlich des Gameplays geben sich Capcom ebenfalls keine Blöße und liefern mit Devil May Cry V das wohl spielerisch abwechslungsreichste Devil May Cry aller Zeiten ab. Während sich Dante größtenteils spielt wie bisher, haben sich vor allem Neros Möglichkeiten, dank seiner austauschbaren Devil Breaker Arme, nochmals stark erweitert. Dem jungen Hitzkopf stehen nun eine Vielzahl dieser mechanischen Arme zur Verfügung, die sich allesamt unterschiedlich spielen und je nach Gegner und eigener Spielweise, enorme Vorteile mit sich bringen können. Von super starken Punches, über raketenartige Ausweichbewegungen, bis hin zum Einfrieren der Zeit, reichen dabei die Möglichkeiten. Die Arme sind allerdings unterschiedlich lang haltbar, weshalb die mächtigsten oftmals schon nach einmaligem Einsatz unbrauchbar werden. Daher ist es recht praktisch, dass man sich vor Missionsstart ein Set aus 4 (zu Beginn… die Kapazität kann später noch erweitert werden) Devil Breakers zusammenstellen darf. Stellt ihr zudem während einer Konfrontation fest, dass euer Devil Breaker für die aktuelle Situation nicht geignet ist, könnt ihr ihn jederzeit einfach absprengen, oder ihn mit einer ultimativen Attacke ausbrennen, wodurch ihr zum nächsten Arm in eurem Set wechselt. Somit werdet ihr, allein mit Nero, viel Zeit darauf verwenden können die unterschiedlichen taktischen Möglichkeiten auszuschöpfen, die euch durch die ständig wachsende Anzahl an unterschiedlichen Armen gegeben werden.

Was hat es mit dem mysteriösen V auf sich?

 

Daneben, spielt sich auch Serien-Neuzugang V erfrischend abwechslungsreich. Denn dieser hält sich größtenteils vom Kampfgeschehen fern und beschwört stattdessen seine beiden Dämonen, die Vogelkreatur Griffon (für den Fernkampf) und den Panther-artigen Shadow (anstelle des Nahkampfangriffs) herbei. Dabei kann es gerade zu Beginn sehr verwirrend sein, wenn sich plötzlich drei eigene Charaktere über den Bildschirm tummeln, von denen ihr aber nur V direkt steuern könnt, während Griffin und Shadow sozusagen mittels Angriffs-Befehlen gelenkt werden. Doch hat man sich erst einmal daran gewöhnt, steuert sich auch diese Dreierkombo tadellos. Allein die Übersicht kann dennoch ab und zu verloren gehen.

Zudem nutzt V seine beiden Begleiter auch für Bewegungen und gleitet beispielsweise an Griffon hängend durch die Lüfte. Erleidet einer der beiden Dämonen allerdings zu viel Schaden, verschwindet er zur Regeneration eine Weile vom Spielfeld, wodurch ihr ihn auch nicht mehr zur Fortbewegung nutzen könnt.

Sobald V´s Devil Trigger Anzeige auf drei Balken angewachsen ist, könnt ihr außerdem noch Nightmare beschwören. Dieser gewaltige, dämonische Koloss verursacht mit seinen Schlägen massiven Schaden und lässt sich, nach einigen Aufwertungen, auch direkt steuern, sobald V auf ihm reitet.

Nur V selbst kann den Dämonen den Gnadenstoß geben

Kombo-Spaß vs Mikrotransaktionen

Somit spielen sich alle Charaktere also erfreulich abwechslungsreich. Dadurch dass man jede der Figuren separat aufwertet, wird zudem der Wiederspielwert enorm angefeuert. Dies geschieht wie immer, indem man in Levels gesammelte und durch Kämpfe verdiente, rote Kugeln gegen neue Angriffe und Fähigkeiten tauscht. Die roten Kugeln lassen sich zudem ausgeben, um nach einer Niederlage im Kampf zu bleiben, anstatt am letzten Checkpoint neu starten zu müssen.

Angesichts des Wertes, der den roten Kugeln somit zukommt, kann es durchaus sauer aufstoßen, dass sich diese (wie auch blaue Kugeln, die euch mehr Lebensenergie verleihen) käuflich gegen Echtgeld erwerben lassen. Allerdings sollte diese „Hilfe“ eigentlich nicht nötig sein, angesichts der Menge an Kugeln die ihr auch so schon Ingame erhaltet. Zudem wird die Kaufoption auch nicht allzu offensiv beworben. Einzig, wenn ihr nicht mehr genügend der Kugeln für einen Respawn in den Kampf habt, erscheint eine Meldung, die euch direkt in den Store führt. Das ist insofern ärgerlich, da diese Meldung vor allem beinharten DMC-Fans (die sich auch durch die höchsten Schwierigkeitsgrade moschen) öfters entgegenflimmern könnte. Jedoch kann man sich letzten Endes so keinen wirklichen Vorteil erkaufen, da noch immer eine Menge Skill notwendig ist um die Herausforderungen des Titels zu meistern. Besonders wenn man Wert auf eine hohe Style-Bewertung legt, braucht es einiges an Können um die vielen Moves zu krassen Kombos zu verketten. Weiterhin fordern euch auch die schick designten und variantenreichen Bosskämpfe einiges ab.

Somit gelingt es den Echtgeldtransaktionen nicht, die Motivation an der Kombo-Action zu trüben. Wenn, dann habe ich mich noch mehr angespornt gefühlt die Moves effektiv zu nutzen und keine roten Kugeln für einen Wiedereinstieg zu verschwenden. Dennoch halte ich es für einen gefährlichen Weg, den Fortschritt in Singleplayer Spielen mit Mikrotransaktionen zu verbinden, den man durchaus kritisch betrachten sollte.

Darf es etwas mehr sein?

Angesichts der imposanten audiovisuellen Qualität des Titels, ist es heutzutage fast schon eine Offenbarung, dass sich die Ladezeiten in einem akzeptablen Rahmen bewegen. Doch das ist meines Erachtens nach nur ein weiteres Beispiel dafür, wie detailverliebt und mit wieviel Herzblut diese Fortsetzung zu Devil May Cry 4 geschaffen wurde.

Ebenso spiegelt sich das in den kleinen Extras wieder, die Capcom in ihr Spiel integriert haben. Neben dem bereits erwähnten Rückblick-Video, findet ihr auch Galerien mit den freigespielten Videosequenzen, könnt die Charaktermodelle eingehender betrachten und dabei interessante Hintergrundinformationen zu den toll designten Figuren, Feinden und Bossen erfahren. Daneben dürft ihr auch dem genialen Rock/Pop  Soundtrack aus dem Spiel lauschen oder in einem Trainingsareal neue Moves üben. Einzig die Multiplayerfunktion, die euch manchmal die Kämpfe anderer Spieler beobachten lässt, bietet in meinen Augen keinen echten Mehrwert.

Fazit

Devil May Cry V

von am 23.03.2019

Ich kann nur sagen: Hut ab Capcom! Egal ob audiovisuelle Präsentation, Storytelling oder Gameplay:  Devil May Cry V ist eine erstklassige Rückbesinnung auf die Stärken der Reihe und geht sogar noch darüber hinaus! Die fordernden Kämpfe spielen sich, auch durch den neuen Charakter V, vielfältiger denn je, während die stylischen Kombos, trotz der Mikrotransaktionen, immer wieder zum Verbessern der eigenen Fähigkeiten motivieren. Auch die Story kann mit toller Inszenierung, guter Synchronisation und einigen Mysterien begeistern. Abgesehen von den stilistisch recht gleichförmigen Hintergründen, muss man Fehler hier wirklich mit der Lupe suchen. So kann im Getümmel, vor allem wenn man mit V und seinen dämonischen Begleitern spielt, gerne mal die Übersicht leiden. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau. So liefern Capcom nach Monster Hunter World und dem Resident Evil 2 Remake, hier doch glatt den nächsten Hit ab. Devil May Cry ist zurück und es ist besser denn je!  

Grafik: 92
Sound: 96
Gameplay: 90
Spieldesign/ Spielwelt: 84
Spielspaß/ Atmosphäre: 86

So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)

 

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