Far Cry New Dawn – Pretty in Pink?

Far Cry New Dawn – Pretty in Pink?

von am 07.03.2019 - 04:46
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In Zeiten, in denen die Entwicklung von Videospielen immer größere Summen verschlingt und finanzieller Erfolg kaum vorhersehbar ist, versuchen Entwickler natürlich zu sparen, wo es nur geht. Eine Möglichkeit Kosten zu reduzieren, ist die Entwicklung eines Spiels, auf Basis eines früheren Titels, so wie es Ubisoft seit einigen Jahren mit der Far Cry Reihe machen. 2013 gelang dies mit Far Cry Blood Dragon (basiert auf Far Cry 3) vorbildlich, während Far Cry Primal 2016 auf etwas weniger Gegenliebe stieß. Wir werfen nun einen Blick auf Far Cry New Dawn und schauen wie die Wiederverwertung dieses Mal gelungen ist…

Rückkehr nach Hope County

17 Jahre sind seit den Geschehnissen in Far Cry 5 vergangen. Und wie sich herausstellte, hat Father Joseph recht behalten. Wie von dem verrückten Prediger vorhergesagt, ist der Kollaps, in Form eines atomaren Krieges eingetreten. Ganze Städte wurden dem Erdboden gleichgemacht und weite Teile der USA sind komplett verstrahlt.

Hope County ist dabei noch einigermaßen glimpflich davon gekommen. Statt atomarer Wüste finden wir hier nämlich Natur pur! Die Pflanzen haben den Bundesstaat in den letzten Jahren zurückerobert, überall leuchten zahllose bunte Blumen und Wildtiere in seltsamen Farben schreiten über saftige Wiesen.

Und auch die Bewohner von Hope County konnten die schlimmsten Jahre hinter sich lassen und beginnen nun mühsam mit dem Wiederaufbau. Sieht man einmal von der Strahlung und gefährlichen, mutierten Tieren ab, könnte das Leben hier gar nicht mal so schlecht sein, wären da nicht die Highway-Men.

Die militante Gruppe terrorisiert die friedliebenden Bewohner und plündert alles was nicht niet- und nagelfest ist. Natürlich werden wir ebenfalls in diesen Konflikt hineingezogen und damit beginnt der Kampf um Hope County erneut.

So vertreiben wir, in typischer Far Cry Manier, die Highway-Men aus ihren Außenposten, überfallen Nachschub-Konvois oder befreien verschleppte Geiseln. Dabei verbessern wir laufend die eigene Ausrüstung, gewinnen neue Kameraden und befreien so den Staat aus der Hand der Highway-Men. Also alles wie gehabt?

DasSelbe in Pink?

Ubisofts Postapokalypse sieht durch die Bank weg schick aus, kann aber die Ähnlichkeit zu Far Cry 5 nicht verbergen. Das ist zwar wegen der Story durchaus so gewollt, dennoch hätte ich mich über eine etwas radikalere Überarbeitung der Map durchaus gefreut.

Zudem bleibt die Umgebung auch in New Dawn nur eine oberflächliche Kulisse. Wer also nach einem atmosphärischen, immersiven Erlebnis Ausschau hält, dürfte mit Metro Exodus und dem bald erscheinenden Rage 2 besser bedient sein.

Immerhin haben Ubisoft einige der grundsätzlichen Mechaniken angepasst. So verfügt ihr mit Prosperity nun über eine aufwertbare Heimatbasis. Hier schaltet ihr nach und nach neue Fahrzeuge, Waffen und andere Verbesserungen frei. Vorausgesetzt ihr habt zuvor die nötigen Materialien gesammelt. Diese findet ihr natürlich überall in der Welt verstreut oder in speziell gesicherten Bunkern.

In eurer Heimatbasis könnt ihr verschiedene Anlagen in mehreren Stufen verbessern

 

Zudem dürft ihr, sobald in Prosperity das Heli-Pad freigeschaltet wurde, auch zu Expeditionen außerhalb Hope Countys aufbrechen. Diese Expeditionen führen euch in neue, in sich geschlossene Gebiete, in denen ihr den Highway-Men wertvolle Beute stibitzen könnt.

Außerdem sorgen die Expeditionen auch für optische Abwechslung. So besuchen wir ein altes Schiffswrack, statten der Wüste einen Besuch ab, oder erkunden die Absturzstelle der ISS.

Für mich waren diese Expeditionen jedenfalls ein echtes Highlight von New Dawn. Leider sind diese Missionen jedoch komplett optional (ihr sucht hier nur nach Ressourcen) und haben auch keine erzählerische Relevanz. Schade, denn so verschenken Ubisoft jede Menge Potenzial.

Die Expeditionen sorgen für optische Abwechslung

 

Launige Schießbude

Neu ist auch, dass Gegner und Waffen in verschiedene Stufen unterteilt sind. Um hochstufige Feinde zu besiegen, benötigt ihr, ähnlich wie in einem Rollenspiel, also auch hochstufige Waffen. Die Suche nach Materialien, um anschließend das eigene Arsenal weiter aufzuwerten, empfand ich dabei als enorm motivierend. Schließlich macht es wirklich Spaß mit hochgerüsteten Waffen und Fahrzeugen auf die Jagd nach Elite-Gegnern zu gehen.

Ein Nachteil am neuen System ist allerdings, dass Gegner schnell zu Kugelschwämmen werden, wenn die eigene Waffe zu schwach ist. Das wird spätestens dann lächerlich, wenn wir mit dem Raketenwerfer auf Bären-Jagd gehen, der pelzige Freund aber jeden Treffer wegsteckt, als wären es Mückenstiche.

Dennoch ist auch Far Cry New Dawn wieder eine launige Schießbude geworden, die vor allem mit einem Kumpel im kooperativen Spiel richtig Laune macht. Habt ihr keinen Freund zur Hand, dürft ihr wie in Far Cry 5 mit einem KI- Kumpan in die Schlacht ziehen. Wie im großen Bruder, leistet die KI dabei eher mittelmäßige Arbeit, wodurch es häufig nötig ist den Kollegen manuell zur richtigen Position zu schicken. Leider kommt es dabei gelegentlich zu nervigen Wegfindungs-Problemen, die dafür sorgen, dass der KI-Mitstreiter an hüfthohen Hindernissen stecken bleibt, oder gar direkt ins feindliche Feuer rennt. Immerhin sind die KI-Mitstreiter originell designt (wie beispielsweise die Scharfschützen-Oma Nana) und haben einige lustige Sprüche in Petto.

Besser als Far Cry 5?

Mir persönlich hat das neue Setting gut gefallen, besonders da Gameplay und Story vor dem postapokalyptischen Hintergrund ein homogeneres Ganzes ergeben. Wo man sich bei Far Cry 5 noch gefragt hat, warum denn niemand das Militär einschaltet oder wie es überhaupt zu so einem Bürgerkrieg-artigen Zustand kommen konnte, ist bei Far Cry New Dawn ziemlich klar, warum mit keiner Hilfe von außerhalb zu rechnen ist.

Die Story bewegt sich erzählerisch auf ähnlichem Niveau wie das Hauptspiel, profitiert aber von einer geradlinigeren Erzählung. Zudem werden dabei noch einige offene Handlungsstränge von Far Cry 5 aufgegriffen und zu Ende erzählt. Die Anführerinnen der Highway-Men, die durchgeknallten Zwillinge Mickey und Lou, bleiben allerdings blass. Da war Joseph Seed als Hauptantagonist wesentlich interessanter.

Zudem ist der erkundbare Bereich der Map gerade mal halb so groß wie zuvor und nach etwa 20 Stunden hat man alles gesehen, was es zu entdecken gibt.

So bietet Far Cry New Dawn, trotz frischer Kulisse und abgewandeltem Gameplay letztlich doch nur „more of the same“. Immerhin war man sich bei Ubisoft dieser Tatsache wohl bewusst und bietet den Ausflug in die Postapokalypse daher zum reduzierten Preis an. Sehr schön! 

Weniger schön sind dagegen die Mikrotransaktionen, bzw. Shortcuts, die Ubisoft integriert haben. Das man Waffen und Werkstoffe gegen Echtgeld kaufen kann, ist ja bereits ein alter Hut. Doch nun dürfen auch Vorteilspunkte käuflich erworben werden, durch die man neue Fähigkeiten freischalten kann. Damit ist nun der komplette Spielfortschritt käuflich erwerbbar, womit man, meiner Meinung nach, bei einem Singleplayer-Titel über das Ziel hinaus geschossen ist. Das ist als würde man ein Kino-Ticket kaufen und anschließend einen Kumpel dafür bezahlen, dass er sich den Film für einen ansieht…

Vorteilspunkte können nun ebenfalls käuflich erworben werden

Fazit

Far Cry New Dawn

von am 07.03.2019

Mich persönlich hat Ubisofts Postapokalypse gut unterhalten, vor allem da man auch an einigen Gameplay-Schräubchen gedreht und den Titel dadurch dezent an das neue Setting angepasst hat. So gestaltet sich besonders das Aufwerten des eigenen Arsenals als äußerst motivierend. Auch die vielseitigen Kämpfe, gegen die nun stufenweise stärker werdenden Gegner, wissen zu überzeugen. Leider bleibt die inzwischen etwas bunter gestaltete Welt, auch weiterhin nur eine leblose Kulisse. Zudem hätten, abseits der interessanten aber optionalen Expeditionen, weitere neue Gebiete nicht geschadet. Wer nach Far Cry 5 aber mehr von der schnörkellosen, schnellen Action braucht, wird auch mit Far Cry New Dawn gut bedient.

Grafik: 76
Sound: 80
Gameplay: 80
Spieldesign/ Spielwelt: 73
Spielspaß/ Atmosphäre: 68

So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)

 

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