Der Eine ein Rätsel lösendes Gentleman-Genie, der Andere ein Spitzenanwalt mit mehr Glück als Verstand. So oder so ähnlich könnte man die beiden Protagonisten in Professor Layton vs. Phoenix Wright wohl beschreiben. Eine Mischung die Spannung verspricht. Ob diese Verbindung gelungen ist, oder es sich um billige Flickschusterei handelt, erfahrt Ihr in unserem Test.
Nur noch wenige Tage, denn bereits am 28. März können Spieler in Europa in den Genuss der Kreuzung von Rätselknobelei und Gerichtsverfahren kommen. Und viele wundern sich, wie die Mischung aus Layton und Ace Attorney aussehen könnte, denn obgleich beide Spielereihen sich durch ihre Story-/Textlastigkeit in nichts nachstehen, bildet vor allem das Gameplay einen entscheidenden Unterschied. Dieses zusammenzubringen dürfte eine der schwierigeren Aufgaben gewesen sein, denen sich die Entwicklerteams gegenübersahen.
Angestaubt bezaubernde Optik
Grafik bestimmt nicht, wie man ein Spiel aufnimmt, oder ob es einem gefällt. Das tut die Ästhetik. Ist das Spiel in seinem Design einheitlich und rund, dann tun matschige Texturen nichts zur Sache.
Nun muss aber erwähnt werden, dass Professor Layton vs. Phoenix Wright in Japan bereits im Jahr 2012 erschienen ist. Dementsprechend erlebt der Eine oder Andere erst einmal einen Schock, wenn er das Spiel beginnt. Vor allem wer kurz zuvor noch aktuellere Teile der beiden Serien gespielt hat, wird die Animationen der Figuren als steif wahrnehmen.
Jedoch kann das den Spielspaß nicht lange trüben. Die Ästhetik des Spiels ist nämlich wirklich gelungen. Trotz der unterschiedlichen Zeichenstile beider Welten harmonieren sie sehr gut miteinander. Die Welt des Professor Layton mit ihren karikaturesken Figuren verschmilzt beinahe nahtlos mit der schwungvollen und detailreichen Animewelt von Phoenix Wright. Das erlaubt dem Spiel auch einige Freiheiten bei seinen NPCs, deren Zeichenstile durch die Bank weg bunt gemischt sind, ohne dabei aber unangenehm aufzufallen. Von daher ist dem Spiel die Grafik des Jahres 2012 schnell verziehen.
Vor allem, da Professor Layton vs. Phoenix Wright auch noch mit genau 39 wunderschön animierten Cutscenes aufwartet, welche die wunderschöne Atmosphäre des Spiels perfekt unterstreicht, ohne dabei zum Selbstzweck zu verkommen.
Laienspiel vs. Hollywood
Eines vorweg. Professor Layton vs. Phoenix Wright hat einen wunderbar abgemischten Soundtrack. Für jede Situation gibt es ein passendes Musikstück und nicht wenige Dialogsequenzen wurden auch komplett vertont. Aber so schön die Musik auch ist, liegt das Problem doch gerade in den vertonten Dialogen. Genauer gesagt bei der Auswahl der Synchronsprecher.
Die Synchronisations kultur in Deutschland hat es im Bereich der Videospiele immer noch schwer adäquate Sprecher zu finden. Oft wird man mit bekannten Stimmen konfrontiert, die zwar toll anzuhören sind, dem Charakter der Figur aber völlig entgegenstehen. Beispiel hier wäre Maya Fey, die einfach viel zu ernst und erwachsen klingt, für ein quirliges Mädchen von achtzehn Jahren. Das andere Extrem sind Synchronsprecher, die von passender Betonung noch nichts gehört haben. Luke Triton wird durch seinen Sprecher zum nervigen Kinderschreihals, während andere (wichtige) Figuren wie Erstklässler wirken, die einen unbekannten Text zum ersten Mal vor der Klasse laut vorlesen müssen.
Doch gibt es auch gelungene Besetzungen. Phoenix Wright, Professor Layton und glücklicherweise auch andere wichtige Nebenfiguren sind gut besetzt und erfüllen ihre Rolle mit Leben und authentischem Gefühl.
Dadurch entsteht ein Dialogbild, das meistens angenehm klingt, einen aber auch oft dankbar werden lässt, für die nicht synchronisierten Passagen.
Aus zwei mach eins
Bei einem Crossover stellt sich der geneigte Fan immer eine Frage zuerst. Wie wird sich das Spiel am Ende spielen? Wird etwas komplett Neues entstehen, dass die Eigenheiten beider Spiele perfekt miteinander verknüpft, oder wird einfach das Gameplay des einen Spiels dem des anderen aufgedrängt?
Leider ist hier eher Zweiteres der Fall. Der Großteil des Spiels besteht aus Professor Layton Gamplay. Es werden Rätsel gelöst, Hinweismünzen gesucht und Dialoge geführt. Und man läuft von einem Ort zum Anderen. Gerichtsverhandlungen gibt es zwar auch, allerdings nur vier im ganzen Spiel, von denen eine ein Tutorial und die andere viel zu langgezogen sind.
Wenigstens gibt es im Gerichtssaal zwei kleine Neuerungen, die aber auf Dauer nicht viel frischen Wind in das Gameplay bringen. So müssen nun mehrere Zeugen gleichzeitig ins Kreuzverhör genommen werden, die sich und ihre Aussagen gegenseitig beeinflussen. Klingt spannend, wirkt aber nach einer Weile eher wie ein Strecken der Spielzeit. Es wird einfach aufwendiger und dauert länger die richtigen Wege auszuloten, bis man zum Widerspruch vordringt. Hier waren Features alter Ace Attorney Spiele, wie das Magatama von Phoenix Wright, oder das Bracelet von Apollo Justice wesentlich intuitiver und machten viel mehr Spaß.
Außerdem kann man nun Hinweismünzen einsetzen um zu erfahren, an welchen Stellen man Aussagen attackieren muss, um weiter zu kommen, oder wo man Hinweise präsentieren kann. Auch werden die infrage kommenden Beweise eingeschränkt, was einem aus so mancher undurchschaubaren Lage helfen kann.
Gleiches gilt auch für die Rätsel von Professor Layton. Die Serie hat sich immer mehr von den harten Kopfnüssen wegentwickelt, die den ersten Teil der Serie so einzigartig und manchmal auch so frustig gemacht haben.
Der Großteil der Rätsel besteht aus Schieberätseln oder aus dem Finden einer richtigen Kombination. Dabei kann man bei fast allen Rätseln einfach so lange ausprobieren, bis man die richtige Lösung gefunden hat. Vergaloppiert man sich irgendwo, gibt es meistens eine praktische Resetfunktion, mit der man dann wieder von vorne probieren kann. Von 70 Rätseln muss man sich bei nicht einmal 10% auf eine eindeutige Antwort (die dann falsch sein könnte) festlegen.
Das nimmt dem Spiel etwas von der Spannung, die Professor Layton und das geheimnisvolle Dorf, noch hatte. Dort wollte man jedes Rätsel so gut es geht lösen, um ja die maximale Pikarat Anzahl zu sammeln, aber Hinweismünzen waren rar gesät. In Professor Layton vs. Phoenix Wright hingegen kann man wie gesagt kaum versagen. Die Pikarat Punkte sind somit weder sinnvoll noch aussagekräftig, zumal man nach Spielende, wie in den meisten Layton-Spielen, nichts damit anfangen kann. Auch findet man in jedem Bildschirm im Schnitt drei Hinweismünzen, was einfach inflationär viel ist. Vor allem da man das Spiel mit 30 Münzen startet. Ich hatte am Spielende insgesamt 191 Hinweismünzen gefunden und über 170 noch übrig gehabt. Die meisten habe ich in der letzten Gerichtsverhandlung genutzt, um schneller durch die viel zu lange Gerichtsverhandlung zu kommen.
Die Rätsel sind also durchschnittlich bis leicht gestaltet und die Hilfen dermaßen überreich, dass ein Versagen beinahe unmöglich ist.
Dafür funktioniert alles reibungslos und man kann jedes Rätsel und jedes Kreuzverhör lösen. Unfairen Rätselpassagen mit mehreren möglichen Lösungen, von denen aber nur eine die Gesuchte ist, wie z.B. im ersten Layton, begegnet man eigentlich nicht. Das ist angenehm.
Laytons großer Auftritt
Die Geschichte führt beide Charaktere in die mysteriöse, mittelalterliche Stadt Labyrinthia, in der es von Hexen und Zauberei nur so wimmelt. Hier gilt es dann an Hexenprozessen teilzunehmen und natürlich das Rätsel um die Stadt zu lüften.
Zwei Hauptfiguren, in deren Spielen der Ablauf der Story auf eine komplett anderes Klimax zusteuert.
In den Ace Attorney Spielen ergibt sich meist am Ende ein Gesamtbild aus allen bearbeiteten Fällen, die einem helfen eine große Verschwörung, oder ein lang vertuschtes Verbrechen aufzuklären, wodurch das Netz der verzweigten Geschehnisse aufgelöst wird.
Professor Layton geht da mehr in Richtung Scooby Doo. Zumeist gibt es ein fantastisches Setting, in dem wir lange Zeit umherreisen und unter dessen Regeln wir agieren, um dann am Ende herauszufinden, dass alles „rational“ erklärt werden kann.
Professor Layton vs. Phoenix Wright tendiert eher in Richtung der Layton Variante.
Die Geschichte ist durchdacht und interessant, dünnt sich aber gegen Ende ganz schön aus, weil schon recht früh die Zusammenhänge zu erahnen sind. Das führt leider zu einem recht schleppenden Finale, welches sich über knapp drei Stunden hinzieht. Viele zu lange für das Wenige, das noch enthüllt wird.
Ansonsten sei zu sagen, dass Fans von Professor Layton wesentlich eher auf ihre Kosten kommen werden, als Fans von Phoenix Wright. Phoenix wirkt, sobald er auf Layton trifft, weniger wie der Spitzenanwalt, der er ist und mehr wie ein Schuljunge, der für jeden Schritt Anweisungen braucht. Das zieht sich sogar bis in die Hexenprozesse, wo Professor Layton ganze Argumentationsstränge übernimmt und Phoenix Wright immer wieder in seinem Denken anstupsen muss. Somit avanciert Professor Layton im Laufe des Spiels immer mehr zur eigentlichen Hauptfigur des Spiels, was ich persönlich etwas enttäuschend fand.
Mit heißer Nadel gestrickt
Leider weist Professor Layton vs. Phoenix Wright einige Mängel auf. Durch das ganze Spiel ziehen sich Dialogfehler (die hoffentlich bei Release behoben sein werden). Doppelte Wörter, ausgelassene Wörter, Rechtschreibfehler. Das ganze Spektrum wird abgedeckt. Bei einem dialoglastigen Spiel ist das schon bitter.
Dazu kommt die anscheinend schlampige Programmierung des Spiels. Sobald mehr als zwei Figuren auf dem Bildschirm zu sehen sind, fangen deren Bewegungen deutlich an zu ruckeln. Das ist gelinde gesagt enttäuschend und stört die Immersion nicht unerheblich.
Zwar kein Fehler, aber wirklich störend ist das Speichersystem. Hier wurde ein Schritt zurückgemacht, den ich gelinde gesagt nicht verstehen kann. Gespeichert werden kann über das Menü, allerdings nur, während man sich frei bewegen kann. Da aber beim Betreten eines neuen Gebietes fast immer eine Dialogbox aufpoppt, manchmal verbunden mit einem Rätsel, gestaltet sich das Speichern als Herausforderung. Oft muss man überlegen, ob man das Gebiet jetzt wechseln möchte, weil es locker bis zu zehn Minuten dauern kann, bevor man in der Lage ist abzuspeichern.
Für ein Spiel auf dem Handheld, welches man gerne mal unterwegs spielt, eine absolut untaugliche Lösung. Oft ist es mir passiert, dass ich auf dem Weg zur Arbeit spielte, auf der Arbeit ankam und mitten in einer Dialogsequenz steckte. Nun darf man sich entscheiden. Spiel abschalten und den Fortschritt verlieren, oder 3DS zuklappen und vier Stunden lang bis zur Pause im Standby Modus lassen. Dumm nur, wenn der Akku schon halb leer ist.
In den Hexenprozessen wird es allerdings noch schlimmer. Dort kann man fast jederzeit speichern, allerdings wird auch hier nicht das Phoenix Wright System verwendet, bei welchem man immer an der Stelle wieder einsetzt (auch mitten in den Dialogboxen), an der man gespeichert hat. Vielmehr versetzt einen der Speicher immer an den Anfang von unsichtbaren und nur zu erahnenden Checkpoints. Diese wären z.B. Zeugenaussagen und Kreuzverhöre. Andere eindeutige Checkpoints konnte ich nicht ausmachen. Hat man das Kreuzverhör also noch nicht abgeschlossen, speichert und schaltet den 3DS aus, muss man beim nächsten Mal noch einmal komplett von vorne durch die Aussagen der Zeugen wühlen. Das ist anstrengend und macht keinen Spaß.
Das Ganze gipfelt allerdings darin, wenn der Checkpoint vor dem aktuellen Stand im Spiel angelegt ist. Dies passierte mir im Finale. Ich war mitten in einer Dialogbox von Prof. Layton, als ich den 3DS abschalten musste. Ich war darauf vorbereitet den vorherigen Dialog noch einmal durchspulen zu müssen, was ich jedoch nicht erwartete war nach der Dialogsequenz einzusteigen, die ich noch nicht ganz gespielt hatte.
Da kann man wirklich nur den Kopf schütteln.
Passiert das ständig, oder macht es das Spiel unspielbar? Natürlich nicht, doch bin ich von jeder der beiden Serien allein Besseres gewohnt.
Fazit
Professor Layton vs. Phoenix Wright ist im Grunde ein neuer Layton-Teil, mit Ace Attorney-Einstreuungen. Die Rätsel sind eher leichte Kost zum Abschalten. Richtige Rätselnüsse zum Knacken gibt es nicht. Mit knapp 24 Stunden ist das Spiel definitiv zu lang. Gerade das Finale zieht sich wie Kaugummi. Dennoch ist die Geschichte spannend und unterhaltsam gestaltet. Für Fans der beiden Serien und Fans von textlastigen Adventures ist das Spiel definitiv sein Geld wert, wenn auch mit Abstrichen. Alle anderen wären gut beraten erst ein mal eine Demo zu spielen.
Zwar nicht der versprochene Heiland, bietet das Spiel doch Fans beider Serien etwas und kann diesen daher unbedingt empfohlen werden. Alle anderen sollten sich erst mal eine Demo anschauen.
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