26 Games: D wie Dot durch Demon’s Souls
Eine ewige Litanei der alten Spielergarde ist, dass Videospiele einfach zu leicht seien. Überall wird man geführt und verhätschelt. Power-Up hier, Questhelper dort, unendliche Leben sowieso und ein Schwierigkeitsgrad, durch den man sich eher wie ein Randalierender im Kindergarten vorkommt, denn wie ein mächtiger Krieger. Doch dann kam Demon’s Souls.
Nicht zwangsläufig ein Problem, aber doch etwas das mich nervt, ist das praktische Auflösen der Schwierigkeit in Videospielen. Es schien lange Zeit keine natürliche Schwierigkeit mehr zu geben. Und wenn es sie gab, dann nur in kleineren Independant Titeln. Die Norm ist heute ein auswählbarer Schwierigkeitsgrad, oder gleich ein Spiel von einfacher Schwierigkeit. Stellt man auf leicht, dann kann man entspannt durch das Spiel rennen, und um das Ego des Spielers auch genügend zu streicheln gibt’s schon für das Einlegen der Disc ein Achievement.
Stellt man auf hart, dann bleibt das Spiel meist genauso strunzdoof wie zuvor, nur der PC hat mehr Vorteile. Ein vorgetäuschter Schwierigkeitsgrad.
Das Sterben neu lernen
Doch warum ist zu sterben denn so verpönt in modernen Spielen? Warum segnet man auf mittlerem Schwierigkeitsgrad niemals das Zeitliche, wenn man auch nur dezent mit Videospielen vertraut ist? In Bezug auf diese Frage tat Demon’s Souls etwas, was die Jahre zuvor nur noch wenige Spiele ausserhalb gescripteter Szenen wagten. Sie ließen den Spieler sterben. Und zwar nicht nur einmal.
Im ersten Abschnitt der Burg Boletaria, also im ersten Level sozusagen, bin ich bei meinem ersten Demon’s Souls Durchgang etwa dreißig mal gestorben. Jedes Mal verlor ich alle Seelen, die ich bis dahin gefunden hatte und irgendwann kam ich noch nicht einmal mehr an meine alten Seelen heran. Dauerklicken funktionierte hier nicht mehr. Die Gegner und auch die Spielfigur reagierten realistisch auf Schwerthiebe. Es gab haushohe Ritter und Bestien gigantischen Ausmaßes, doch selbst die kleinen Untoten ohne Rüstung waren nicht einfach nur Kanonenfutter, sondern richtige Gefahren. Vor allem im Pulk.
So lehrte mich das Spiel durch viele Game Over Screens, alles abzulegen was ich bis heute über das Spielen und Sterben in Videospielen gelernt habe. Ich passte mich dem Rhythmus des Spiels an, lernte vorsichtig und vorausschauend zu spielen und aus meinen Fehlern zu lernen. Etwas, das man heute nicht mehr oft geboten bekommt.
PVP Hölle auf Erden
Der Tod hat dank Demon’s Souls eine schöne neue Komponente bekommen. Die Strafe ist hart, aber fair. Man kann alles zurück bekommen (außer seiner Menschlichkeit), wenn man aus seinen Fehlern lernt und die Stelle beim nächsten Mal schafft, an der es einen dahin gerafft hat.
Doch es gab auch einen Punkt, der nicht immer ganz so fair war. Und das war PVP. Demon’s Souls verlangte zwar keine ständige Online-Anbindung, doch wenn man eine hatte und menschliche Gestalt besaß, konnte sich jederzeit ein feindlich gesinnter Spieler in Form eines schwarzen Phantoms in deine Welt teleportieren um Jagd auf dich zu machen. Wie schrecklich waren diese Momente, wenn man gerade einen äußerst schwierigen Zwischengegner geschlagen hat, nur um dann plötzlich von hinten erdolcht zu werden. Aber auch das gehört mit zum Konzept. Die Welt ist nicht fair und darum erwarte das Unerwartete.
Wer schlau war, der holte sich einfach selbst Komparsen in Form von blauen Phantomen in seine Welt. Man selbst hatte es einfacher, vor allem gegen ungebetene Besucher, und die Komparsen bekamen im Erfolgsfall ihre menschliche Gestalt zurück. Jeder gewinnt. Und im Gegensatz zum Nachfolger war es seinerzeit noch leichter, seine Freunde gezielt zu beschwören, lagen damals doch noch alle Server zusammen.
Achja: Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, beschwor einer der Bosse sogar ein schwarzes Phantom (also einen echten Spieler) in die Welt des Helden, um als Endgegner zu fungieren. Da gerieten selbst Könner manchmal ganz schön ins Schwitzen.
Soviel zu entdecken
Man muss sagen, Demon’s Souls gab dem Spieler wirklich mehr als nur ein schnödes RPG. Man konnte Rollenspiel einflechten, verschiedene Klassen spielen und kombinieren, Attribute steigern, eine extrem verzwickte und interessante Story entdecken und über allem schwebte immer der Geist der Gefahr.
Wer nach dem ersten Durchspielen nicht genug hatte, der konnte ein New Game+, ++, oder +++++++ anfangen, in welchem die Gegner einfach noch einmal ne Schippe drauf gepackt bekamen, sodass der Spieler trotz guter Ausrüstung im Grunde fast wieder bei Null war (denn er war ja nun viel erfahrener).
Die Taten des Spielers beeinflussten seine Charaktergesinnung. Ob man ein guter oder schlechter Charakter war, hatte ebenso Auswirkungen auf die Welten, wie die Fähigkeiten als Spieler. Starb man viele Tode in einer Welt, so verdunkelte sie sich zusehends. Monster wurden stärker und teilweise gingen auch neue Passagen auf, die man sonst nie zu Gesicht bekommen hätte.
Soviel zu entdecken, dass mein erster Durchgang satte 88 Stunden in Anspruch nahm und dabei hatte ich bei weitem noch nicht alles gesehen. Ich habe das Spiel noch viele Male durch gespielt und jedes Mal viel Spaß daran gehabt. Alles in allem verdanke ich FromSoftware allein schon für Demon’s Souls viele hundert Stunden Spaß. Danke an dieser Stelle dafür.
Fazit
Demon’s Souls hat trotz seines zungenbrecherischen Namens viel in mir verändert. Wie ich Spiele sehe, aber auch wie ich Spiele spiele. Ich habe heute einen viel höheren Anspruch an Games und man sieht ja auch, dass das Konzept welches Demon’s Souls belebt hat, regen Anklang findet. Nicht umsonst steht mit Dark Souls 2 schon der dritte Teil der Reihe ins Haus und auch Zombi U übernahm das Sterbekonzept fast 1:1.
Auch wenn Dark Souls – nicht zuletzt aufgrund des Multiplattformen Release – eine größere Fanbase hat, so wird Demon’s Souls für mich doch immer einen Kanten schwerer sein und einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen. Ich empfehle jedem, der eine PS3 besitzt und dieses Kleinod noch nicht gespielt hat, es sich für mittlerweile einen Apfel und ein Ei zu besorgen und sich ordentlich beseelen zu lassen. Gerade Dark Souls Spieler könnten aus dem Vorgänger noch einige positive Eindrücke mitnehmen.