Kommentar: Anthem – Die Katze im Sack

Kommentar: Anthem – Die Katze im Sack

von am 07.02.2019 - 01:22
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Ich muss gestehen, bisher ließ mich Biowares Anthem kalt. Dennoch konnte ich nicht widerstehen und verbrachte am vergangenen Wochenende einige Stunden mit der Demo des Loot-Shooters. Und tatsächlich hatte ich dabei richtig viel Spaß mit dem Titel. Warum ich allen Interessierten (zum jetzigen Zeitpunkt) dennoch rate, mit dem Kauf abzuwarten, verrate ich euch in den folgenden Zeilen…

Ja, Anthem macht Laune. Hinsichtlich des Gunplays reicht man zwar nicht an Konkurrent Bungie heran, doch die schnelle Third-Person-Action, vor der prachtvoll gestalteten Kulisse, kann spielerisch dennoch überzeugen. Größter Pluspunkt für mich ist dabei das Jetpack. Bereits nach einer kurzen Eingewöhnungszeit düst man damit stylisch durch die Lüfte und wechselt fließend zwischen Luft- und Bodenkampf.

Wobei ich besonderen Spaß mit dem Interceptor hatte. Diese Javelin-Klasse ist speziell auf hohe Geschwindigkeiten und akrobatische Manöver ausgerichtet, wodurch sich die Kämpfe (für mich zumindest) nochmals eine Spur dynamischer anfühlen.

Und auch das Looten selbst, war in der Demo enorm motivierend. So erbeutet man schon während kurzer Missionen, jede Menge neuer Waffen und Ausrüstung, die man anschließend in den eigenen Javelin integrieren kann.

Hinsichtlich des Gameplays und angesichts der freizuschaltenden Ausrüstung, ist also für Langzeitmotivation gesorgt. Dennoch gibt es im Moment einfach noch zu viele Faktoren, die Anthem letzten Endes das Genick brechen könnten. Die zwei größten Faktoren sind dabei die Macher selbst.

Der Faktor BioWare

Ich liebe BioWare! Zumindest das „alte“ BioWare, dem wir Titel wie Baldur’s Gate , Knights of the old Republic oder Dragon Age: Origins verdanken. Das „aktuelle“ BioWare konnte mit den zuletzt veröffentlichten Spielen leider nicht mehr an die alten Qualitäten anknüpfen. Ob das an der Schirmherrschaft von EA liegt, dem Weggang einiger alteingesessener BioWare Mitarbeiter oder sonstigen Gründen, lässt sich leider nicht sagen.

Doch trotz einiger deutlicher Schwächen, konnten die Rollenspiel-Experten noch immer mit durchdachten Charakteren und interessanten Dialogen Punkten. So erwartete ich, dass man zumindest in dieser  Hinsicht, die Konkurrenz hinter sich lassen kann. Doch leider hat mich die Demo eines Besseren belehrt.

Vielleicht lag es daran, dass die Demo mitten im Geschehen einsteigt, und mir daher der nötige Kontext fehlte um der Handlung gänzlich folgen zu können. Doch auch sonst ist das was BioWare hier auffährt, wirklich enttäuschend. Schwache, zum Teil schlecht synchronisierte Dialoge sowie uninspirierte Charaktere, lassen mich daran zweifeln, ob es BioWare hier tatsächlich gelingt eine greifbare und glaubwürdige Welt zu schaffen.

Einziger Wermutstropfen sind die ausführlichen Kodex-Einträge, die immer wieder tiefere Einblicke in die Spielwelt gewähren. Doch wenn es BioWare nicht schaffen eine spannende Geschichte zu erzählen (durch die man sich auch von der Konkurrenz abheben könnte), sind diese Kodex-Einträge nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Die viel drängenderen Fragen gilt es allerdings für Electronic Arts zu beantworten…

Der Faktor Electronic Arts

EA haben von Anfang an klar gestellt, dass Anthems DLCs kostenlos erhältlich sein werden, während sich das Spiel hauptsächlich über Mikrotransaktionen finanzieren wird. Eigentlich eine schöne Sache, wäre da nicht die Tatsache, dass knapp zwei Wochen vor Release, die (offiziellen) Preise für die Mikrotransaktionen noch immer nicht benannt wurden.

Gleiches gilt für die allgemeine Ökonomie des Titels. Soll heißen, die endgültige Droprate der Beute, sowie die Ausschüttung von Erfahrungspunkten, lassen sich nicht einschätzen. Das heißt die Möglichkeit, dass Anthem ein totales Grind-Fest wird, besteht absolut.

Zudem wurde das Thema in den letzten Tagen nochmals durch einen Leak via Reddit angeheizt, demzufolge die Skins in Anthem stolze 20 Dollar kosten könnten. Ein solcher Preis wäre in meinen Augen höchstens in einem Free-to-Play Titel akzeptabel, aber bei einem Vollpreis-Spiel?

Alle Klarheiten beseitigt?

Anstatt nun vorzutreten und die Sorgen der Community durch konkrete Aussagen zu zerstreuen, bleiben EA und BioWare weiterhin vage. Die Preise seien noch nicht final und könnten sich jederzeit ändern, so die nichtssagende Antwort.

Somit dürfen all jene, die einen Kauf in Erwägung ziehen, weiterhin nur mutmaßen.

Tatsächlich sollten die Macher demnächst ein paar konkrete Antworten liefern, bevor man das Vertrauen der Kundschaft endgültig verliert. Denn die Geheimniskrämerei geht letzten Endes nur auf Kosten der eigenen Spielerbasis.

Wer also nicht von hohen Preisen oder ausuferndem Grinden überrascht werden will, sollte meiner Meinung nach auf Nummer sicher gehen und die ersten Tests abwarten.

Ich schreibe diese Zeilen nicht, um EA eins rein zu drücken, sondern weil ich denke, dass Anthem (trotz einiger Macken) durchaus Potenzial hat. Doch dazu müssten zuallererst einmal die offenen Fragen beantwortet werden. Denn eines ist sicher, niemand kauft gerne die Katze im Sack.

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