Aliens – Fireteam Elite [REVIEW]

Aliens – Fireteam Elite [REVIEW]

von am 24.08.2021 - 07:28
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Das von H.R. Giger inspirierte Alien gehört zu den kultigsten Film-Monstern aller Zeiten. Auch wenn selbst filmisch nicht jeder Ableger dem faszinierenden Grauen der ersten Filme gerecht wurde. Nicht zuletzt musste sich Ridley Scott, der Urvater der Reihe, den Vorwurf der eigenständigen Demontage seiner Filmfigur gefallen lassen. Auch das Spiel Aliens – Colonial Marines brachte viel Frust und Ärger hervor. Doch 2014 änderte sich dieser Umstand schlagartig, als das Horror-Game Alien – Isolation erschien, denn selbst heute (7 Jahre später) ist das Game zu den besten Horror-Spielen aller Zeiten zu zählen. Die Wunden waren dadurch gereinigt, nahezu verheilt und man konnte sich wieder auf neue Games der Marke freuen. Und tatsächlich ist mit Aliens – Fireteam Elite nun endlich ein Wiedersehen mit den brutalen Xenos möglich… 

Aliens – Fireteam Elite vs World War Z

Nicht nur wir Krautgamer haben bereits früh erste Ähnlichkeiten zum Koop-Shooter World War Z erkannt, als wir uns mit dem ersten sichtbaren Ingame-Material zu Aliens – Fireteam Elite auseinander gesetzt haben.

Dieser Vergleich ist dabei keineswegs mit schlechten Gedanken behaftet. Eher genau das Gegenteil ist der Fall. In unserem Video-Review zu World War Z durften wir nämlich erläutern, wie ungemein spaßig das Spiel ausgefallen ist, auch wenn es inhaltlich vielleicht nicht der große Kracher in Sachen Innovationen und spielerischer Tiefe war.

Enorme Pluspunkte waren die hervorragende Stimmung und die Atmosphäre, welche das Spiel transportiert hat. Und das sind für mich auch die wichtigsten Eigenschaften, die Aliens – Fireteam Elite mitbringen musste.

Tatsache ist… das neue Kapitel aus dem virtuellen Alien-Universum ist nicht dazu gedacht, die Geschichte in ungeahnte Sphären zu transportieren. Meine Erwartung lag viel mehr auf stimmiger Atmosphäre und ohne weiter um den heißen Brei herum zu reden: Hier macht Aliens – Fireteam Elite einen wirklich guten Job!

Es sind die kleinen Details in den Leveln und auch die Geräusch-Kulisse, die das beklemmende Gefühl erzeugen, das man erwartet, wenn man an James Camerons zweiten Alien-Film denkt.

Schmale Gänge, an jeder Wand sind irgendwo Schacht- oder Höhleneingänge zu sehen, das Licht streut gerade so, dass sich einzelne Lichtkegel immer wieder berühren und trotzdem Dunkelheit hinterlassen. Trotz linearem Levelverlauf gibt es Abzweigungen, die man erkunden kann um vielleicht geheime Lagerkisten zu finden, die gespickt sind mit unterschiedlichen Belohnungen und Waffenbauteilen. Man merkt dem Spiel wirklich an, dass die Entwickler versucht haben, ein ausreichend erfrischendes Design der jeweiligen Karten zu präsentieren. Selbst Umgebungen, die an Prometheus und Covenant erinnern, sind vorhanden. Hier zeigt sich das Spiel überraschend abwechslungsreich und trotzdem zielsicher und gut an den Filmvorlagen orientiert.

Das Salz in der Alien-Suppe sind aber ganz klar die Xenomorphen selbst. Die Aliens sind das wohl wichtigste Element für die Atmosphäre des Spiels und das nicht nur wegen ihrer ikonischen und unverkennbaren Optik. 

Sie punkten in Kombination mit dem guten Leveldesign, durch unerwartete Schreckmomente. Dort wo die Xenos auftauchen könnten, fallen plötzlich die Abdeckungen von Luftschächten von der Decke. Außerdem nutzen die Viecher die verwinkelte Gänge als Deckung, um sich aus einem Versteck heraus auf euch zu stürzen. Durch ihre enorme Sprungkraft sind sie in der Lage Hindernisse zu überwinden, die für euch selbst nicht passierbar sind. Je nach Art des Xenos, geht dabei auch eine andere Bedrohung von den Biestern aus. So gibt es neben den kleinen Drohnen, die für euch eher Kanonenfutter sind, auch große Kreaturen, die durch Kraft, ihre schiere Größe oder besondere Fähigkeiten hervorstechen.

In Kombination mit ein paar der großen Brocken, können in der Hektik aber selbst die kleinen Monster schnell zu einer ernsthaften Bedrohung werden.

Und so wird mein Wunsch tatsächlich wahr: Es kommt richtiges Aliens-Feeling auf. Ich wage sogar zu behaupten, dass hier ein wenig mehr emotionaler Bezug zur Vorlage aufgebaut wird, als es bei einem World War Z jemals der Fall hätte sein können. Hier hat Aliens – Fireteam Elite die Nase vorne.

Identität

Doch reicht gute Atmosphäre, um sich von anderen Spielen seiner Art abzuheben?

Die Frage ist nie wirklich leicht zu beantworten. Aliens – Fireteam Elite versucht aber zumindest eine Hintergrundgeschichte aufzubauen, die den Spieler tiefer in die Alien-Welt eintauchen lassen soll. Das ist zwar keineswegs vergleichbar mit einer vollwertigen Kampagne, aber immerhin mehr als bei manch anderem Spiel dieser Art.

Im Dock eures Raumschiffes, der Endeavour, trefft ihr auf andere Crewmitglieder. Da das Dock als HUB-Area dient, haben die Figuren meist direkte Funktionen, wie beispielsweise den Missionszugriff oder den Shop für euer Arsenal. Es gibt aber auch Figuren, die sich nach Missionsabschluss, oder dem Entdecken eines Info-Sammlerstücks, mit euch über Hintergründe aus der Spielwelt unterhalten und so Einblicke in die gefährlichen Machenschaften der Weyland-Yutani Corporation liefern. Wer also eine Geschichte möchte, entdeckt sie auf eben diese Weise und neben der gelungen eingefangenen Atmosphäre, baut dieses inhaltliche Detail ein Stück mehr von der eigenen Identität auf.

Trotzdem darf das insgesamt nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein paar ordentliche Videosequenzen dem Spielfluss keinesfalls geschadet hätten. Immerhin reden wir von einem der beliebtesten Kino-Monster aller Zeiten. Da wäre ein wenig mehr Hang zur cineastischen Darstellung und Vertiefung der Story, sogar eher ein weiterer Motivationsfaktor gewesen und hätte den Kreaturen, abseits vom eigentlichen Spielgeschehen, noch etwas mehr Bedrohlichkeit verliehen. Positive Beispiele (unabhängig vom Genre) finden sich ja auch, wenn man z.B. Titel wie Diablo 3 oder Halo Wars 2 zum Vergleich heranzieht.

Ladehemmungen ?!

Jedes Kapitel der Geschichte empfiehlt eine gewisse Kampfkraft. Diese setzt sich aus eurem Klassen-, Charakter- und Waffenlevel, wie auch euren Ausrüstungsgegenständen und Verbesserungen zusammen. Bei Aliens – Fireteam Elite macht es Sinn die einzelnen Schwierigkeitsgrade nacheinander zu bespielen um vielleicht schon einen Vorgeschmack auf die höheren Schwierigkeiten zu bekommen und erste Strategien zu entwickeln, die eurem Fireteam besonders in Final-Passagen den Hintern retten können. Dabei ist zwar auch die Kampfkraft entscheidend, aber welche Klasse ihr zum Einsatz bringt mindestens genauso.

Insgesamt gibt es 4 Klassen:

  • Der Schütze
    Er ist für Fern- und Nahkampf gleichermaßen ausgerichtet. Seine besondere Fähigkeit besteht darin, dass er seine Waffe übertakten lassen kann und dadurch für kurze Zeit die Feuerrate massiv erhöht. Dieser Effekt gilt auch für Kameraden, die sich in direkter Nähe befinden.
  • Der Zerstörer
    Wie der Name schon vermuten lässt, steht er auf große Wummen und kann als besondere Fähigkeiten Mikroraketen verschießen. Außerdem ist er in der Lage eine Druckwelle auszulösen, die Gegner auf Distanz hält.
  • Der Techniker
    Er kann wegen seines Zusatzequipments nur eine Pistole und eine Nahkampfwaffe tragen. Seine Ausrüstung hat es dafür in sich, denn der Techniker kann Wachtürme und Ladungsspulen aufstellen, die das Vordringen der blutrünstigen Xenos stark verlangsamen.

…und letztlich ein wahrer Klassiker unter den Spielerklassen…

  • Der Doc
    Mit heilendem Notfallmodul und Kampfstimulatoren kümmert ihr euch mit dieser Klasse ganz klassisch um das körperliche Wohl eures Fireteams. Seine Bewaffnung besteht aus einem Gewehr und einer Pistole.

Jede Klasse bringt ihr eigenes Skill-Raster mit, auf dem Plätze für Verbesserungen freigeschaltet werden können. Interessant ist daran besonders, dass es Verbesserungen gibt, die in direkter Wechselwirkung miteinander funktionieren und eure Fähigkeiten dabei mit gehörigen Boni versehen.

Erwähnenswert ist außerdem, dass ihr gefundene, ungenutzte Ausrüstung für eure Figur behaltet und in jedem beliebigen Level verwenden könnt.

Taktisch stellt sich vor jeder Runde die Frage, welche Klassen denn zum Einsatz kommen sollen, da euer Fireteam nur aus maximal 3 Personen bestehen kann. Spielt ihr übrigens alleine, wird euer Team mit Androiden aufgefüllt. Ihr spielt also im wahrsten Sinne des Wortes mit künstlicher Intelligenz im Schlepptau.

Individualisierungsmöglichkeiten für eure Figur gibt es natürlich auch. Es gibt freischaltbare Designs und Sticker für eure Waffen und eure Figur dürft ihr mit vorgefertigten Frisuren, Gesichtern, dem von euch gewünschten Geschlecht, einer passenden Stimme und entsprechenden Rüstungsteilen ausstatten. Die Kleidung wirkt sich allerdings nicht auf die Kampfkraft aus.

Anders sieht es da wiederum bei den Attachments für eure Waffen aus, denn hier hat jeder Aufsatz nicht nur seinen eigenen Effekt, sondern steigert ebenfalls die Kampfkraft der Waffe. Außerdem schaltet ihr im Verlauf des Spiels weitere Waffen frei, deren Aufrüstung und Entwicklung sich positiv auf euren Gesamtwert auswirken kann.

Ihr merkt es vielleicht auch, selbst wenn Aliens – Fireteam Elite kein Vollpreistitel ist und eigentlich so gut wie keine maßgeblichen Innovationen aufweist, die man nicht schon anderenorts gesehen hat, ist die Gesamtmixtur aus Möglichkeiten absolut ausreichend um jede Menge Spaß mit dem Spiel zu haben. Besonders die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade abzuhandeln kann sich zu einer enormen Herausforderung entwickeln. Schon der Standard-Schwierigkeitsgrad ist nicht mehr allzu leicht zu bestehen, wenn man keine echten Mitstreiter an der Seite hat. Der höchste Schwierigkeitsgrad hinterlässt dann schon bösartige Spuren am Spieler-Gemüt, denn hier herrscht absoluter Xeno-Terror.

Vier übergeordnete Kampagnen, die jeweils in drei Unterkapitel aufgeteilt sind, gilt es mit all diesen Optionen zu bewältigen. Die Kampagnen und Kapitel sind nach Abschluss des jeweiligen Kapitels frei anwählbar. Habt ihr die letzte Kampagne absolviert, schaltet ihr einen separaten Horde-Modus frei. In diesem dürft ihr euch dann immer größer werdenden Wellen von Xenos stellen und die einzige Frage bleibt: Wie lange könnt ihr überleben?

Aliens – Fireteam Elite ist ab dem 24.8.2021 für PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One und auf dem PC erhältlich. 

FAZIT

Aliens - Fireteam Elite

von am 24.08.2021

Aliens – Fireteam Elite ist solide Kost, die trotz einfacher spielerischer Strukturen keinen Charme und Reiz einbüßen muss. Die Stärke liegt natürlich im kooperativen Spiel. Doch selbst im Alleingang kann es richtig Spaß machen. Das Kampfkraftsystem ist zeitgleich sehr motivierend für mehrfache Runden und steigert so den Langzeit-Spielspaß. Das Game ist bei Weitem nicht so horrorlastig wie das über alle Zweifel erhabene ALIEN – ISOLATION, aber für ein paar Schreckmomente wird trotzdem gesorgt. Die aufkommende Panik, die durch die Bedrängnis der ansteigenden Xeno-Schwärme erzeugt wird, ist ein äußerst schmackhaftes Gericht. Hier wünschen wir einen guten Appetit! Bis auf kleine Soundfehler zu Beginn einiger Level lief das Spiel auf der Xbox One X, die wir hierfür als Testplattform genutzt haben, insgesamt sehr flüssig und ohne wahrnehmbare Fehler in Sachen Grafik und Gameplay.

Grafik: 80
Sound: 79
Gameplay: 77
Spieldesign: 75
Spielspaß: 87
Welt/Atmosphäre: 83

So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)

 

Über Daniel Machut

Ich bin Chefredakteur bei KRAUTGAMING ! Aufgewachsen in der Steinzeit des Gaming, bin ich noch heute unterwegs in den unterschiedlichsten Welten. Hyrule, Rapture, Eos, das viktorianische London, Sondereinsätze auf der ganzen Welt und selbst die dunklen Tiefen des Weltraums habe ich nicht gescheut. Hier sollt ihr mehr von meinen Reisen in den virtuellen Weiten erfahren...

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