Auf der letzten Indie-Direkt war Evergate einer die vielen „Shadowdrops“ und wurde also direkt im Anschluss veröffentlicht. Warum das Spiel viele der anderen gezeigten Games ziemlich alt aussehen lässt, verraten wir im Test.
Im Tanz der Erinnerungen
In „Evergate“ übernehmen wir die Kontrolle über das kleine Seelenmännchen namens „Ki“ , welches aus (noch) unbekannten Gründen durch das namensgebende „Evergate“ reist, um in die Erinnerungen verschiedener Menschen einzutauchen. All diese Erinnerungen sind in eine schemenhafte Rahmenhandlung rund um die Geister, welche über die Erinnerungen und das Tor wachen, eingebunden.
Und das, soviel darf gesagt werden, funktioniert erstaunlich gut. Euch erwartet nun zwar keine mitreißende Geschichte voller Twists, jedoch versteht es „Evergate“ ungemein gut, dieser Erzählung einen passenden Rahmen zu geben, sodass ihr weder genervt, noch unterfüttert seid. Hier haben die Entwickler ein wirklich gutes Augenmaß dafür bewiesen, was die Geschichte sein darf und was nicht. Das Herzstück von Evergate sind jedoch nicht die Geschichten beziehungsweise der Plot, sondern alles drum herum. Also kommen wir doch direkt dazu.
Rätseln im Erinnerungskosmos
Bei „Evergate“ handelt es sich um einen Rätsel-Plattformer. Euer Ziel besteht stets darin, irgendwie zum Ziel des jeweiligen Levels zu kommen. Hierbei stehen euch allerhand Werkzeuge zur Auswahl. Im Zentrum der Rätsel steht die „Seelenflamme“, mit welcher ihr verschiedene Objekt anvisiert. Ganz wie im großen Vorbild „Ori and the blind forest“
Diese Objekte können auf alle möglichen Arten und Weisen reagieren. Es gibt welche, die euch springen lassen, euch heranziehen, alles in eurem Weg verbrennen, zu Raketen werden und sich zu schwarzen Löchern wandeln, in denen ihr umher schwimmen könnt.
Ihr merkt… hier wird euch richtig was geboten. Und besonders die Art und Weise, also wie euch diese einzelnen Mechaniken näher gebracht werden, ist ein Genuss. Jedes (der insgesamt 8) Kapitel führt eine neue Mechanik ein und führt diese in den darauf folgenden Levels mit den bereits bekannten zusammen. Dadurch entsteht ein wunderbarer Flow, welcher besonders auf der Switch im Handheld- Modus zur Geltung kommt, da hier direkt eine „nur noch ein Versuch“- Mentalität geschaffen wird.
Die Rätsel sind immer eine Herausforderung, haben mich aber nie frustriert.
Aufgaben für Ki
In diesen Levels gibt es aber noch mehr zu tun, als einfach nur zum Tor zu kommen. In jedem der Rätselräume gibt es stets drei Aufgaben zu lösen. Im Prinzip sind diese in jedem Level immer gleich, beanspruchen aber auch immer ein bisschen Gehirnschmalz. So müsst ihr das Level z.B. in einer bestimmten Zeit schaffen, alle Gegenstände benutzen oder alle Sammelgegenstände finden.
Diese Aufgaben laden immer dazu ein, jedes Level mehrmals durchzuspielen und erhöhen dadurch die Wiederspielbarkeit enorm. Auch schön: Ihr müsst nicht alle drei Aufgaben auf einmal schaffen, sondern könnt euch so erst einmal den Sammelgegenständen widmen und anschließend in einem zweiten Anlauf die Zeit knacken.
Durch das Bewältigen dieser Herausforderungen schaltet ihr neue Fähigkeiten frei, welche euch z.B höher springen lassen, oder andere Werte verstärken. Dadurch lassen sich die Rätsel auf ganz unterschiedlich Arten und Weisen lösen und schon fast brechen, was zum freudigen Experimentieren einlädt.
Das Gameplay und Rätseldesign sind, wie bereits gesagt, das große Herzstück von Evergate und der ganz große Kaufgrund. Doch auf einen Aspekt bin ich bislang nur am Rande eingegangen, daher hier noch einmal:
Atmosphäre für alle
Die zweite ganz große Stärke von Evergate ist die Atmosphäre der Spielwelt. Der voll orchestrale Soundtrack ist wirklich schön. Zwar sind die Melodien nie von einer Güte der ganz großen Vorbilder wie „Ori and the blind Forest“ oder „Rayman Legends“, aber dennoch ist hier offensichtlich sehr viel Arbeit und Herzblut hineingeflossen. Großes Lob dafür.
Generell ist die Spielwelt an sich wirklich gelungen. Auch wenn man leider sehr wenig von dieser Welt erfährt. Das meiste wird nur am Rande erwähnt, sowie angedeutet, und gibt eben einen schönen Rahmen ab. Mehr aber auch nicht.
Der Grafikstil ist ebenfalls durchaus ansehnlich und in den Hintergründen wirklich kreativ gestaltet. Jedoch fehlt auch hier dieser letzte , entscheidende Schritt zu absoluter Erstklassigkeit. Besonders die Gegenstände mit denen interagiert wird sind in jedem Level, egal in welchem Setting es spielt, exakt gleich im Design. Das kratzt ein etwas an der Immersion, aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau.
Ein kurzes Wort zur Technik
Die Performance von „Evergate“ hat mir auf der Switch nie Probleme gemacht. Zwar kommt das Spiel ganz selten mal ins Stocken, wenn zu viel auf dem Bildschirm passiert, aber bis auf einen Absturz ist „Evergate“ jedoch super optimiert.
Nur der Wiedereinstieg in das Spielgeschehen wird, wenn man die Switch wieder einschaltet, stets von einem 5-sekündigen Standbild begleitet.
„Evergate“ ist ebenfalls für Xbox-One, PS4 und PC erhältlich.
Fazit
Mit Evergate ist dem kleinen Entwicklerteam eine schöne Überraschung gelungen. Von dem großartigen Rätseldesign, bis zum atmosphärischen Soundtrack. Hier stimmt ganz viel. Zwar gibt es hier und da noch Raum für Verbesserungen (besonders bei der Inszenierung der Geschichte und dem grafischen Design), doch das sind nur Kleinigkeiten. Am Ende bleibt Evergate ein sehr guter Rätsel-Plattformer und damit eine DER positiven Überraschungen des Sommers.
Grafik: 80
Sound: 88
Gameplay: 87
Spieldesign/ Spielwelt: 85
Spielspaß: 82
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