Darksiders Genesis war für mich auf der gamescom 2019 doch ein unerwartetes Highlight. Dass Airship Syndicate in klassische Top Down – Gefilde für den neuesten Serienableger wechselten, war nicht nur ungewohnt, sondern zugleich auch ein Risiko. Kaum eine andere Reihe hat sich so extrem nah an spielerische Qualitäten der Zelda-Serie getraut und es trotzdem geschafft auf ganzer Linie zu überzeugen, wie auch seinen ganz eigenen Charme zu versprühen und seine eigene Spielwelt derart episch auszubauen. Ob die Vollversion nun auch den mittlerweile hohen Erwartungen gerecht wird, möchte ich im folgenden Text klären…
Zurück in die Vergangenheit
Die Darksiders Reihe ist bereits dafür bekannt Handlungsstränge parallel verlaufen zu lassen und letzten Endes warten wir ja schon gespannt auf das große Finale der Serie, in welchem alle vier Reiter gemeinsam für das Gleichgewicht in die Schlacht ziehen. Airship Syndicate waren aber bereits auf der gamescom 2019 ganz offen in Bezug auf dieses Thema und bekundeten, dass die Zusammenführung aller Reiter jemand anderem überlassen wird. Außerdem wurde bereits zu diesem Zeitpunkt klar darauf verwiesen, dass es sich hierbei um eine Vorgeschichte zu den Hauptspielen um War, Death und Fury handle.
Die spannendste Neuerung ist bei Darksiders Genesis nun eben auch die Einführung von Strife, der hier erstmals als spielbarer und lebendiger Charakter präsentiert wird. Und er kommt wirklich gut an. Die Dialogausarbeitung und treffende Synchronisation auf Deutsch, ist eine Punktlandung, welche die spezifischen Eigenschaften der Hauptfiguren mit astreinem Feeling übertragen. Und das obwohl hier nur mit Dialog- und Charakterfeldern gearbeitet wird. Strife punktet dabei durch seinen Witz und manch zynische Aussage, die mir immer wieder ein Lächeln entlocken konnten.
Rund um mich her…
Ein weiterer Punkt um den man sich definitiv keine Sorgen machen muss, ist die Umgebungsdarstellung.
Während man sich fleißig durch die dämonischen Horden schnetzelt, bleibt trotzdem ausreichend Zeit schicke und stilistisch passende Umgebungen zu erforschen, in denen es auch allerhand zu entdecken gibt. Dabei bewegt sich das Spiel auf erstaunlich vielen Ebenen und es gibt ausreichend freizulegende Wege, die selbst in einem einzelnen Kapitel die Spielzeit strecken, ohne dabei langatmig zu werden. Dabei seid ihr im Coop sogar recht frei voneinander beweglich, denn während ein Spieler fleißig auf Entdeckungszug geht, kann der andere getrost weiter Dämonen verkloppen und sich recht unabhängig vom Partner bewegen.
Auch mit dem jeweiligen Schlachtross kann man die Umgebung erforschen und so etwas schneller die weitläufigen Areale abgrasen. Auch dieses Element bringt das typische Darksiders Feeling gut rüber und natürlich kann man auch ein paar Kämpfe vom Pferd aus bestreiten.
Es gibt Rätsel zu lösen, Kletterpassagen (wobei diese der Perspektive wegen manchmal etwas kniffliger ausfallen) und generell bieten die Umgebungen ausreichend Abwechslung optischer Natur.
Brothers in arms
Die Dynamik zwischen den Charakteren funktioniert nicht nur im Koop und während der Erzählung gut. Auch der Wechsel zwischen Strife und War im Einzelspieler-Modus ist durchaus nötig und geht sehr geschmeidig von der Hand. Hier ist nämlich besonders die Kampfauslage der Figuren entscheidend, denn während Krieg natürlich weiterhin in den Nahkampf geht, ist Strife natürlich mit seinen beiden Handfeuerwaffen das komplette Gegenteil und eignet sich im Koop als berfekter Supporter um dauerhaft Druck auf die Gegner auszuüben.
Das dazugehörige Skill-System ist dabei ebenfalls ein gelungener Mechanismus in Darksiders Genesis, bei dem man gut experimentieren kann und auch Anreiz findet einige Kapitel erneut anzusteuern und Kreaturenkerne zu sammeln, die auf einem entrechenden Skilltree verteilt werden müssen. Je nach Symbolik des Kerns reagiert der zu belegende Slot auf dem Tree unterschiedlich, was dazu führt, dass ihr in fortlaufendem Spiel die Kerne reorganisiert um mehr Power für die Reiter rauszuholen.
Kerne findet ihr abseits von den erledigten Kreaturen auch bei Händler Vulgrim, der einfach fester Bestandteil der Reihe ist und den ihr ständig im HUB antrefft. Dort bleibt er allerdings nicht allein, denn die einzelnen Ebenen des HUB füllen sich weiter. Unter anderem mit Dämonin Dis, von der ihr weitere Moves und Aktionsmöglichkeiten erhaltet und so ebenfalls eure Charakterstärke anhebt.
Auch ein Arena-Modus gesellt sich im weiteren Spielverlauf noch dazu, bei welchem ihr ebenfalls nützliche Loot-Gegenstände sammeln könnt. Auch wenn das Spiel generell weniger auf starken Loot setzt, als auf die Charakterentwicklung und die interessante Erzählung.
Und was mit Sicherheit nicht vergessen werden darf ist die Erwähnung des grandiosen Soundtracks von Gareth Coker, der hier eine Leistung mit echtem Wiedererkennungswert abgeliefert hat. Schon bei Ori and the blind forest hat er auf sehr schönem Niveau abgeliefert und bei Darksiders Genesis schafft er es erneut den perfekten Ton zu treffen, um die Buddy Action genauso episch und untermalend, wie aber auch verspielt wirken zu lassen, so dass das Geschehen auch musikalisch gehaltvoll bleibt.
Insgesamt liefert Darksiders Genesis ein so rundes und solides Gesamtbild ab, dass man es keineswegs als kleines Beiwerk abtun kann und dessen Daseinsberechtigung zu keiner Zeit anzweifelbar ist.
Fazit
Die Reise durch die Hölle ist ein ausgesprochen spaßiger und spannender Trip, welcher die Stärken der Hauptreihe zu keiner Zeit vergisst und auch abseits der ‚Top Down‘-Ansicht mit interessanten und neuen Ideen arbeitet. Das Storytelling ist absolut gelungen und die vielschichtigen Umgebungen, wie auch das Skillsystem, bieten einen unerwartet hohen Wiederspielbarkeitswert. Airship Syndicate und THQ Nordic haben hier ein würdiges Kapitel in die Reihe eingebracht um das kein Darksiders Fan herum kommt. Geiles Teil das richtig Laune macht!
Grafik: 85
Sound: 96
Gameplay: 90
Spieldesign/ Spielwelt: 87
Spielspaß/ Atmosphäre: 91
So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)
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