Man of Medan – Dunkle Bilder in Reihe [REVIEW]

Man of Medan – Dunkle Bilder in Reihe [REVIEW]

von am 28.08.2019 - 16:00
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Man of Medan ist der erste Teil der sogenannten THE DARK PICTURES ANTHOLOGY. Ob die neue Horror Serie uns wirklich Grusel, Grauen und Gänsehaut beschert, oder ob sich das Spiel als solches zum spielerisch fragwürdigen Horror-Trip entpuppt, möchte ich in den nächsten Absätzen klären… 

Goosebumps

Das Horror-Genre hatte es in meinen Augen nicht leicht in den letzten Jahren. Und das nicht nur im Bereich Gaming. Das lag besonders daran, dass manch deklarierter Horror-Titel letztlich weniger Schockmomente setzen konnte und von Gänsehaut-Feeling vor blutgetränkter Action keine Spur blieb. 

Nur wenige Ausnahmen trafen hierbei den Ton und konnten den Spieler bis zum Schluss mit einem mulmigen Gefühl an das jeweilige Spielsystem fesseln. 

Mit Schauspieler Shawn Ashmore ist Man of Medan auch prominent besetzt. Gamern dürfte er zudem aus Quantum Break bekannt sein.

 

Den Ansatz den Supermassive Games mit Bandai Namco bei ihrer mehrteiligen The Dark Pictures Anthology verfolgen wollten, klang dabei aber trotzdem sehr interessant und brachte gehöriges Potenzial mit, doch wieder mehr auf echte Horror-Stimmung zu setzen. 

In mehreren Episoden werdet ihr von einem Kurator an düstere Geschichten herangeführt, deren Verlauf ihr durch eure Handlungen mitbestimmen könnt. Dies geschieht einerseits durch eure Interaktionen mit den Figuren, die zeitgleich auch auf ein messbares Verhältnis zwischen den Figuren umgelegt werden und andererseits durch euren Forscherdrang, denn in der Umgebung gibt es immer wieder Hinweise zur Geschichte. Dazu zählen auch kleinere Gemälde, die euch Visionen einer düsteren Zukunft zeigen. 

Diese Hinweise gilt es natürlich auch zu berücksichtigen, denn sie können euch Auskunft darüber geben, wie ihr es eventuell schafft eure Figuren lebendig aus diversen Situationen zu führen. 

Das auf 5 Stunden Spielzeit angesetzte Game lässt euch also in gewissem Sinne selbst Regie führen. Und dabei deckt ihr sogar neue Charakterzüge der Protagonisten auf, die sich auf eure Gesprächsoptionen auswirken. 

Diese Mechaniken ähneln dem Konzept hinter Until Dawn, welches seinerzeit exklusiv für die Playstation 4 erschienen ist, natürlich sehr. Auch einen Vergleich zu den Telltale-Spielen muss sich Man of Medan gefallen lassen. Wer also ein Survival-Horror Game im Stil von Resident Evil 7 oder Alien Isolation sucht, wird hier unter Garantie nicht fündig. Abseits von QuickTime-Events, dem Erforschen von Umgebungen und Gegenständen, wie auch Entscheidungen bei Handlungen und Dialogen, bietet das Spiel eigentlich keine weiteren Gameplay-Elemente, die noch großartig nennenswert sind. Allerdings wurde für diesen Spieltyp damit auch genau das richtige Maß getroffen, um der Atmosphäre ausreichend Platz zur Entfaltung zu lassen. 

Nach diesem Tauchgang wird sich die Welt der Hauptfiguren für immer verändern. Sofern sie die nächsten Spielstunden unter eurer Regie überleben.

Stranger Things

Die Geschichte beginnt in Man of Medan zuerst in einer anderen Epoche. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg, im Jahr 1947, lädt ein Schiff mit US-Militär an Bord, eine geheimnisvolle Fracht, deren Inhalt nicht ohne Konsequenzen für die Crew bleibt. Denn erst Jahrzehnte später trifft eine Gruppe junger Leute in der Nähe des verschollenen Schiffs ein und wird mit dem Schrecken, der das Schiff bereits damals heimgesucht hat, auf verheerende Art und Weise konfrontiert. 

Man of Medan arbeitet dabei relativ schnell mit vielen dunklen Bildern und einer erdrückenden Soundkulisse. Es knistert und knarrt in jeder Ecke und die vorgerenderten Umgebungen, durch die man sich ebenso bewegt wie in den klassischen Resident Evil Spielen, lassen oftmals Zweifel aufkommen ob man überhaupt um die nächste Ecke gehen möchte, denn die engen Winkel des Schiffes hinterlassen durchaus klaustrophobische Gefühle. Und wenn sich die Umgebung öffnet, macht der Umstand eigentlich nichts besser. Das Gefühl der Beengtheit weicht nur der Angst vor den Dingen, die vermutlich in den Schatten lauern. 

Begünstigt wird die Stimmung dabei aber auch durch das flach gehaltene Gameplay, dass es erlaubt sich auf das Szenario zu konzentrieren. 

Das Wrack eines abgestürzt Flugzeuges wird noch das normalste sein, was ihr in den darauffolgenden Spielstunden erleben werdet.

Tales from the crypt

Das Spiel wird inhaltlich von dem bereits erwähnten Kurator begleitet. Dadurch fühlte ich mich auch direkt an den Serien-Klassiker Tales from the Crypt erinnert. Man of Medan ist dabei natürlich weit weniger selbstironisch inszeniert.  Eine entscheidendere Rolle übernimmt er allerdings nie. Nichtsdestotrotz ist diese Art der Präsentation ein weiterer Stimmungs-Bonus und zusätzlich bietet das Spiel ja auch noch die Möglichkeit mit Freunden zu spielen.

Das geht entweder im Online-Coop, in dem die Spieler aber auch zum Teil unabhängig voneinander agieren müssen, oder auch in einem Couch-Coop Modus, bei welchem bis zu 5 Spieler teilnehmen können. Hierbei ist entscheidend, dass nur mit einem Controller gespielt wird, der je nach gewähltem Charakter weitergereicht wird. Dies hat natürlich zur Folge, dass man entscheiden kann, wie man seine Figur versucht durch die Story zu bringen bzw. ob man versucht das komplette Team zu retten. 

Allein die Idee hinter den Multiplayer-Modi für diese Art Spiel, finde ich kreativ, lobenswert und natürlich erhöht das die Wiederspielbarkeit immens. 

In der Darstellung bleibt Man of Medan allerdings sehr dunkel, was ein Spielen bei schon leicht ungünstigem Lichteinfall an vielen Stellen nicht möglich macht. Da ist doch tatsächlich der Name ‚The Dark Pictures‘ auch wirklich Programm. Aber mal ehrlich… Am besten gruselt es sich doch sowieso im Dunkeln. 

Auch die deutsche Sprachausgabe kann sich hören lassen, denn nicht nur das die Stimmfarbe der Sprecher gut gewählt wurden – auch die allgemeine Synchronisation finde ich sehr gelungen.

Das Innere des Schiffes birgt Gefahren jenseits der Vorstellungskraft unserer Protagonisten.

It ends – Das FAZIT

Man of Medan

von am 28.08.2019

Man of Medan ist ein sehr gelungenes Story-Game, das gute Akzente setzt und eine fesselnde Stimmung aufbaut. Auch wenn die Gameplay-Elemente nicht allzu üppig ausfallen, darf man behaupten, dass Supermassive Games hier einen lohnenswerten Titel abgeliefert haben, der dazu einlädt das Zimmer abzudunkeln, um voll und ganz in die Geschichte einzutauchen. Ein virtueller Film mit Eigenregie des Spielers, der besonders in der Dunkelheit glänzt. Gerne mehr davon! 

Grafik: 89
Sound: 92
Gameplay: 78
Spieldesign/ Spielwelt: 86
Spielspaß/ Atmosphäre: 88

So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)

Über Daniel Machut

Ich bin Chefredakteur bei KRAUTGAMING ! Aufgewachsen in der Steinzeit des Gaming, bin ich noch heute unterwegs in den unterschiedlichsten Welten. Hyrule, Rapture, Eos, das viktorianische London, Sondereinsätze auf der ganzen Welt und selbst die dunklen Tiefen des Weltraums habe ich nicht gescheut. Hier sollt ihr mehr von meinen Reisen in den virtuellen Weiten erfahren...

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