Samurai Shodown – Rückkehr der Samurai

Samurai Shodown – Rückkehr der Samurai

von am 16.07.2019 - 19:42

Prügelspiel-Veteranen dürften beim Namen SNK hellhörig werden. Der japanische Publisher / Entwickler war Anfang der 80er bis Ende der 90er Jahre Capcoms härtester Konkurrent im Beat ’em up-Sektor. Bekannte Titel wie King of Fighters, Fatal Fury oder eben Samurai Shodown erblickten zu dieser Zeit erstmals das Licht der Welt und buhlten in den Spielhallen um die Gunst der Spielerschaft. Doch mit dem Einzug der 3D-Ära wurde es ein wenig ruhiger um SNK. Der Entwickler konnte in Fan-Kreisen zwar seinen Kultstatus aufrecht erhalten und einige der erfolgreichsten Reihen wurden im Laufe der Jahre mit Nachfolgern versorgt, doch an die früheren Erfolge konnte man nicht mehr anknüpfen. Ob sich das mit dem Reboot von Samurai Shodown ändern könnte, klären wir für euch im Test…

Zwischen Schwert und Pinsel

Ich gebe zu, auf den ersten Blick wirkt Samurai Shodown wie ein Street Fighter-Klon mit Schwertern. Die Steuerung  ist nahezu identisch (ihr verfügt über leichte, mittlere sowie starke Angriffe, während Spezialaktionen zumeist durch Halbkreis-Bewegungen des Steuerkreuzes ausgeführt werden) und auch die grafische Darstellung birgt gewisse Ähnlichkeiten. So versucht sich Samurai Shodown, wie bereits Street Fighter 4, am Stil klassischer japanischer Tuschemalerei.

Im Gegensatz zu Capcoms Prügler, zieht sich dieser Stil hier allerdings wesentlich konsequenter durch das Spiel. So erkennt man an den Charakteren stellenweise feine Tusche-Linien und die Arenen werden durch kontrastreiche Farben optisch nochmals aufgewertet. Auch wenn man so letztlich nicht an den Detailgrad eines Soul Calibur oder die Edel-Optik der letzten Netherrealms-Titel herankommt, kann Samurai Shodown durch seine verspielte Darstellung überzeugen und frische Akzente setzen.

Tanz mit mir!

Apropos frische Akzente: Trotz der bekannten Steuerung bietet Samurai Shodown ein komplett anderes Spielgefühl als die Konkurrenz. Wo andere Prügler auf ein Stakkato aus Spezialangriffen oder ellenlange Kombos setzen, spielt sich der neue Titel aus dem Hause SNK wesentlich langsamer. Da schon normale Angriffe verheerenden Schaden anrichten können, kommt es hier sehr häufig vor, das sich zwei Kontrahenten belauern und auf einen Fehler des Gegners warten. Besonders, wenn ähnlich starke Spieler gegeneinander antreten, kommt es so zu nervenaufreibenden Duellen.

Besonderes Augenmerk sollte man auch auf die Auswahl der Kämpfer legen. Jeder der 16 Recken verfügt über einen eigenen Kampfstil, der sich vor allem in Angriffsgeschwindigkeit und Reichweite bemerkbar macht, sowie unterschiedliche Spezialattacken. Und auch hier greift ein sinnvolles, taktisches Element. Je mehr Schaden der eigene Kämpfer kassiert, desto schneller füllt sich eure „Erwachen“-Anzeige. Ist diese gefüllt, könnt ihr einmal pro Match einen verheerenden Spezialangriff vom Stapel lassen, der bis zu zwei Drittel der gegnerischen Lebensenergie frisst (vorausgesetzt man trifft natürlich). Oder aber man startet einen Entwaffnungsangriff. Dieser ist zwar nicht so stark wie ein Spezialangriff, sorgt aber dafür, dass der Gegner entwaffnet wird und euch nun mit bloßen Händen gegenüber steht. Zwar kann dieser seine Waffe auf dem Schlachtfeld wieder einsammeln, oder versuchen ohne Schwert weiterzukämpfen, doch letzten Endes sorgt der Verlust der Waffe zumeist für eine Niederlage.

Habt ihr euren Gegner erst einmal entwaffnet, habt ihr leichtes Spiel mit ihm. 

 

Ein weiterer Vorteil des Entwaffnungsangriffs ist, dass sich die „Erwachen“-Anzeige danach wieder auffüllt, und ihr so zu einem späteren Zeitpunkt erneut angreifen könnt, während ein Spezialangriff nur ein einziges mal pro Match eingesetzt werden kann.

Zusätzliche taktische Tiefe erhält der Titel durch die Möglichkeit Angriffe zu blocken, Konter auszuführen oder durch eine schnelle Ausweichbewegung in die dritte Dimension. Buttonmashern, die diese Techniken nicht effektiv nutzen, werden daher schnell die Lichter ausgehen.

Arcade pur!

Hinsichtlich der Spielmodi bleiben sich SNK treu und inszenieren den Schlagabtausch der Samurai als klassischen Arcade Prügler. So bietet der „Story“ Modus nur eine sehr, sehr oberflächlich erzählte Geschichte, die nur über kurze Story-Sequenzen erzählt wird. Ein episches Abenteuer oder eine interessante Erzählung findet ihr hier somit nicht. Dennoch stört dieser Arcade-purismus nicht wirklich, da SNK noch weitere interessante Modi in ihr Spiel gepackt haben.

Die „Story“ wird nur über kurze Filmsequenzen und Dialoge erzählt

 

So könnt ihr euch im Dojo mit den „Geistern“ anderer Spieler anlegen. Diese „Geister“ basieren, ähnlich wie in einigen Rennspielen, auf den gesammelten Daten anderer Spieler und sollen das Gefühl erwecken, man trete gegen einen menschlichen Kontrahenten an. Ein interessanter Ansatz, der aber in der Praxis nur bedingt aufgeht, da die „Geister“ nur selten agieren wie „echte“ Gegenspieler.

Daneben dürfen sich Solisten in Survival-, Time Attack- und Herausforderungs-Modi austoben, im gelungenen Tutorial bzw. Trainungsmodus die eigenen Fähigkeiten verbessern oder gegen einen Kumpel im VS-Modus antreten. Online findet ihr den freien Kampf, in dem sich bis zu 10 Spieler in einer Online-Lobby treffen können, oder ihr messt euch in Ranglistenkämpfen. Allerdings müsst ihr in den Online-Duellen mit langen Wartezeiten, Lags oder anderen Verbindungsproblemen rechnen. Hier hätte ein sauberer Netzcode nicht geschadet. Und auch die Ladezeiten hätten ein wenig kürzer ausfallen dürfen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Entwickler diesen Aspekt des Spiels noch ein wenig verbessern.

Keine weitere Verbesserung benötigt dagegen der Soundtrack, der mit seinen mal epischen und mal ruhigen Klängen, perfekt das altertümlich japanische Setting unterstreicht.

Fazit

Samurai Shodown

von am 16.07.2019

Samurai Shodown ist ein gelungener Neustart der Reihe, der sich vor allem durch seine konsequent stilistische Darstellung und das taktische Kampfsystem von der Konkurrenz abhebt. So geht es hier weniger um die perfekte Beherrschung von Kombos, sondern um das richtige Gespür für Timing und Reichweite der eigenen Angriffe. Die 16 Kämpfer spielen sich dabei angenehm unterschiedlich und sind gut ausbalanciert. Durch die vielen Modi, geht ebenso der Umfang in Ordnung. Auch wenn der Story-Modus enttäuschend kurz geraten ist. Der Netzcode der Online-Duelle steht dagegen auf einem anderen Blatt und sorgt für lange Wartezeiten und Frust. Nichtsdestotrotz ist Samurai Shodown eine interessante Alternative zur aktuellen Prügel-Konkurrenz. 

Grafik: 74
Sound: 80
Gameplay: 86
Spieldesign/ Spielwelt: 76
Spielspaß/ Atmosphäre: 82

So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)

 

Kommentare

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