Die Sonne war gnadelnos an diesem Tag, als Microsoft zu ihrem diesjährigen ID@Xbox Showcase geladen haben. Doch Klimaanlage sei Dank, haben wir uns mutig ins Auto gesetzt und uns einige der präsentierten und kommenden Spiele für euch angeschaut…
Das ID@Xbox Programm ist über die Jahre hinweg ein voller Erfolg für Microsoft geworden und zugleich die Chance für kleinere Entwickler, einfach mal zu zeigen, was sie auf dem Kasten haben. Und wie ich selbst schon des öfteren betont habe, liegt die Zukunft der Spiele-Industrie in frischen Ideen und Konzepten, die ein wenig Mut mitbringen Neues zu präsentieren.
Um eben solche Titel geht es hier…
Genaue Daten zu den jeweiligen Release Dates, standen bei den meisten Titeln bisher nicht. Es ist aber davon auszugehen, dass einige Spiele noch bis 2020 auf sich warten lassen.
Lonely Mountains – Downhill
Ein kleines Entwickler-Team, ein kleines ‚Low Poly‘ – Männchen und sein Fahrrad. So und nicht anders, kann man sich die simple Grundrezeptur von Lonely Mountain vorstellen. Das Ziel: Bezwinge 4 Berge, auf insgesamt 16 Strecken. Möglichst schnell und gesund gilt es die Bergstrecken zu überstehen.
Das Spiel bietet 2 verschiedene Arten der Steuerung, ihr könnt unterschiedliche Bikes freischalten und auch euren Charakter ein wenig gestalten.
Das Spiel beschränkt sich allgemein ziemlich auf seine Basics, macht aber tatsächlich richtig Spaß. Zwar fehlt in meinen Augen noch ein Splitscreen Modus um das Erlebnis abzurunden, aber Lonely Mountain lädt zu herausfordernden Speedruns ein, die zwar erst kurzweilig wirken, aber durch die geschickt angelegten Areale doch genug Optionen bieten, um länger auf die Jagd nach Top-Zeiten zu gehen.
Das Spiel wurde von einem winzigen Team entwickelt und startete seinen Weg über Kickstarter. Mittlerweile hat sich auch hier schon eine treue Community um das noch unfertige Spiel gesammelt und bis auf den (Ja. Ich muss den Finger nochmal auf die Wunde drücken…) fehlenden Splitscreen, gefällt mir die einfache Idee in seiner Umsetzung richtig gut.
After Party
After Party zählt zu meinen persönlichen Highlights. Mit den 2 Hauptcharakteren Milo und Lola, wandert man in die Hölle und stellt sich einem wahrhaft höllischen Vergnügen. Das dialoglastige 2,5 D Abenteuer ist mit Minispielen und netten Rätseln ausgestattet, während ihr mit zynisch, ironisch und sarkastisch angehauchten Charakteren interagiert, um eure Reise durch die Hölle fortzusetzen und letztlich einen Ausweg aus dieser zu finden.
Optisch fühlte ich mich an die Charakterzeichnung um die Comicfiguren der Gorillaz erinnert und der stellenweise doch dreckige Humor, trifft genau meine Lachnerven. After Party könnte eines der größten Highlights der ID@Xbox Sparte werden und hat seine ganz eigene Faszination. Für mich jedenfalls ein Pflichttitel.
The Suicide of Rachel Foster
Auch der Faszination dieses narrativen Adventures konnte ich mich nicht entziehen. Nicht nur daß die Grundthematik um den Selbstmord einer Person, eine gewisse Sensibilität des Entwicklers voraussetzt… Hier geht es um die stimmungsvolle Inszenierung und der Auseinandersetzung mit einer gut verschachtelten Geschichte, die zwar in Sachen Gameplay nicht sonderlich viel zu bieten hat, aber doch ergreifend und mysteriös bleibt.
In einem abgeschiedenen Hotel entdeckt ihr Hinweise zu dem tragischen Selbstmord von Rachel Foster, die nicht nur im selben Alter ist, wie eure spielbare Hauptfigur, sondern auch noch ein düsteres Geheimnis bewährte, das in direktem Zusammenhang mit euch und eurer Familie stand.
Der Clou: Während ihr das Hotel durchstreift, welches sich noch in eurem Familienbesitz befindet, stellt ihr fest, dass ihr in der eisigen und zugeschneiten Abgeschiedenheit, wohl doch nicht ganz so alleine seid, wie ihr es zu Beginn vielleicht vermutet habt.
Die Geschichte lässt euch über spielbare Flashbacks auch Ausflüge in die Vergangenheit machen, wodurch sich die Geschichte auch in mehreren Ebenen aufbaut.
Ein maßgeschneidertes Spiel für Daedalic als Publisher, die mich erzählerische bereits mit State of mind überzeugen konnten.
Silver Chains
Hier haben mich HeadUp Games ein wenig ärgern wollen, denke ich. In First Person Optik dürft ihr euch durch ein rätselhaftes Haus bewegen, welches nicht nur unheimlich gestaltet ist, sondern besonders auf euren Entdeckergeist setzt. Die Geschichte ergibt sich aus vereinzelten Hinweisen und auch das mehrmalige Erkunden von bereits betretenen Räumen ist notwendig um sich in dem Anwesen zu bewegen.
Doch warum mich HeadUp Games nun geärgert haben, darf ich euch nun wirklich nicht vorenthalten.
Alien Isolation, Resident Evil 7 und Outlast gehören für mich in die Kategorie „Ich liebe es, weil ich es hassen kann“. Ich gehöre bei Videospielen des Horror Genres zu Beginn mancher Titel eher zu den Weicheiern. Erst nach einer gewissen Zeit gewöhne ich mich an die paranoiden Zustände, die solche Spiele erzeugen wollen. Und hier hat mich Silver Chains eiskalt erwischt. ?
Auch hier flüchte ich plötzlich panisch vor einer miesen Kreatur, die zwar fast zu offensichtlich erstmals in Erscheinung tritt, aber diese Geräusche, dieses Gefühl der Situation ausgeliefert zu sein und dann… packt mich diese Mistvieh noch während ich versuche mich in einem Schrank zu verstecken. Und ich… schreie mal kurz so laut, dass sich selbst der PRler von HeadUp Games erschreckt.
Technisch ist Silver Chains zwar sicher kein Highlight, aber atmosphärisch hat es mich doch extrem gepackt. Darauf kommt es letzten Endes ja auch an. Ich will es… und hasse es jetzt schon liebevoll. ?
Colt Canyon
Nach Silver Chains konnte ich mich allerdings noch nicht ganz von HeadUp Games trennen und nahm gleich noch den Western-Pixel-Metzel-Shooter Colt Canyon mit.
Dieser Titel ist dabei weit entfernt davon, euch eine epische Geschichte zu erzählen oder einem besonders innovativen Gameplay Element Platz zu schaffen. Das Ziel ist simpel. Freundin wird entführt, ihr rafft euch auf euch in per Zufall generierten Abschnitten durch Gegner zu schießen und letztlich befreit ihr eure Herzensdame.
Das Spiel ist nach ca. 2 Stunden beendet und dann könnt ihr von vorne anfangen. Trotzdem schafft es die Pixel-Grafik einen gewissen Retro – Charme zu entlocken und das rasante Gameplay bietet nicht nur Unmengen an Pixel laut, sondern weiß auch zu unterhalten. Die richtige Waffenauswahl und die stetige Suche nach ausreichender Munition, reichen völlig um euch am Ball zu halten. Manchmal ist es sogar ratsam einen Weg an den Gegnern vorbei zu suchen, denn nicht jeder direkte Angriff macht Sinn.
Spieler der alten Schule können hier durchaus ein Zuhause für zwischendurch finden.
CrossCode
CrossCode ist zwar bereits für PC erschienen, bekommt aber bald seine längst fällige Konsolen-Portierung. Das Spiel ist von der Grundidee ähnlich angesiedelt wie Sword Art Online oder Hack//. Ihr spielt den Avatar einer PC-Spielerin und bewegt euch in einer virtuellen Welt. Also die virtuelle Welt, die in einer virtuellen Welt spielt ?.
Optisch setzt das Spiel auf eine klassische 90er-Jahre 2D Grafik, die aber durch ihr kreatives Design überzeugt und auch durch die interessante Handlung. Besonders witzig ist auch der Avatar selbst, denn die Heldin hat mit einem Sprach-Bug zu kämpfen, der die direkte Kommunikation mit anderen NPCs durchaus unterhaltsam gestaltet und dadurch ein wenig an die Dialoge von Groot (Guardians of the Galaxy) erinnert.
Auffällig gelungen ist das aktive Kampfsystem des Spiels, das für ordentlich Action sorgt und trotz Pixeloptik sehr intuitiv von der Hand geht.
Mit ca. 60 Stunden Spielzeit gehört CrossCode ebenfalls zu meinen Highlights des Showcase.
Atomicrops
Dieses Spiel ist schlicht verrückt und kreativ. Euch erwartet kein ‚Pflanzen gegen Zombies‘ – Verschnitt. Dafür aber ein Witziger Überlebenkampf, in welchem ihr eure Felder bestellt um Nahrung für eure Kolonie zu bekommen und diese dann gegen atomare verseuchte Mutanten zu verteidigen, die es auf euer junges Gemüse abgesehen haben.
Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei erheblich an und die hektischen Kämpfe, während ihr fleißig am Anpflanzen und Ernten seid, machen einfach Spaß.
The Good Life
Ja… nun ja… öhm…
Nachdem ich nun doch viel Spaß mit den letzten Titeln hatte, musste ich doch noch über eine 0-Nummer stoßen. Vielleicht war ich aber auch einfach nur zu blöd, den effektiven Mehrwert des Spiels zu verstehen und zu erkennen… ODER… und das halte ich aktuell weiterhin für wahrscheinlicher… das Game ist einfach nur überflüssig.
Die Story ist weird, was ja noch nicht schlecht sein muss. Bislang ist das Gameplay aber extrem hakelig und nichtssagend.
Allein die Aufgabe, einen kleinen Truck zu fotografieren um einen Einwohner des englischen Dörfchens zufrieden zu stellen, stellt sich als… dämlich heraus. Die Grundidee der Geschichte mag, wie ihr auch im Trailer sehen könnt, echtes Potential in sich vergraben haben. Die Technik machte im gezeigten Material allerdings jegliches Spielgefühl kaputt.
Tatsächlich war The Good Life nicht mal im Ansatz so gut wie ich es vielleicht erwartet hätte.
Und der Rest?
Auf dem Showcase gab es noch 4 weitere Titel zu sehen. Doch wie es meistens ist, reichte mir die Zeit nicht mehr ganz für den Rest. 12 Spiele sind schon eine Hausnummer auf so einer Veranstaltung und, mal abgesehen von The Good Life, hatte ich richtig Spaß beim Anspielen der Titel. Die Veranstaltung hat sich jedenfalls wieder gelohnt und die Xboxler da draußen, dürfen sich auch im Indie-Sektor wieder auf einige Perlen freuen, die auch im kleineren Ausgangsrahmen für große Unterhaltung sorgen können.
Damit ihr aber trotzdem noch einen Eindruck der verbliebenen Titel sammeln könnt, haben wir euch hier noch die dazugehörigen Trailer zusammengestellt:
Children of Morta
Felix – The Reaper
Star Renegades
Wartile
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