In kaum einem anderen Genre sind die Rollen so klar verteilt, wie in dem des Fun-Racers. Da lautet seit Jahrzehnten die Regel: „Mario Kart führt, alle anderen fahren hinterher“. Ob Team Sonic Racing mit den neuen Team-Mechaniken an der Dominanz des Klempners rütteln kann, erfahrt ihr im Test…
Igel mit Dampf
Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim „Team Sonic Racing“ um einen arcadigen Fun Racer aus dem Lehrbuch. Wie im großen Vorbild, fahren hier Maskottchen um die Wette und machen sich mit Items wie Turbos, Fallen und Raketen das Leben schwer. Gedriftet wird natürlich auch, wodurch ihr mehr Tempo aufbauen könnt. Zudem können auch noch Ringe eingesammelt werden, die euer generelles Tempo erhöhen und auch für das freischalten von Gegenständen im Shop zu gebrauchen sind. So… Dann wären die Grundlagen ja geklärt.
Igel mit Verstand
Erst einmal zum Verständnis: Hier wird nicht einzeln gefahren, sondern stets in Dreierteams. Man muss also zusammenarbeiten, um mit der besten Teamwertung ins Ziel zu kommen. Bleiben die beiden Teammitglieder auf der Strecke, kann man auch an erster Position noch auf dem letzten Platz landen. Daher muss man die neuen Mechaniken nutzen und im Teamverbund bleiben.
Die neuen Mechaniken fußen auf 3 Faktoren: Dem Super Turbo, dem Windschatten und dem Teilen von Items.
01. Das Teilen
Das Teilen ist relativ selbsterklärend. Wenn ihr ein Item bekommt, welches ihr gerade nicht braucht, könnt ihr dieses einem anderen Teammitglied zur Verfügung stellen. So bringt mir als erster z.B. eine Rakete recht wenig. Gebe ich sie jedoch an meinen Kollegen im Mittelfeld ab, kann er den Gegnern ordentlich einheizen. Ihr könnt auch Items anfordern.
- Der Windschatten
Der erste Team hinterlässt eine, für die Mitfahrer sichtbare Spur, in welcher die Teammitglieder schneller werden und sich so wieder an das restliche Feld „heransaugen“ können. Außerdem füllt das Fahren im Windschatten die Turboleiste auf.
03. Der Super Turbo
Der 3. Faktor ist zeitgleich auch der wichtigste: Der Super Turbo! Unter jedem Kart füllt ihr mit bestimmten Aktionen (wie Driften, Items tauschen oder Ringe sammeln) eine Leiste immer weiter auf. Ist diese voll, entfacht ihr den Turbo und der haut richtig rein. Damit bekommt das komplette Team für mehrere Sekunden einen enormen Temposchub.
All diese neuen Mechaniken sorgen für ein hohes Spieltempo und regen zum taktischen absprechen an. So lässt sich der Turbo z.B. verlängern, wenn ihn alle Mitstreiter gleichzeitig auslösen. Auch kann man sich bei Kursen auf bestimmte Routen einigen, um möglichst viel aus dem Windschatten heraus zu holen. So ergeben sich nach und nach geplante Führungswechsel innerhalb des Teams, was mehr an klassischen Radsport, als an Fun-Racer erinnert. Und das ist toll.
Gemeinsames Igeln
Das Herzstück eines jeden Rennspiels ist natürlich der Multiplayer. Und hier hat Sonic vieles zu bieten. Lokaler Multiplayer im Splitscreen für 4 Spieler, das Verbinden mehrerer Switches zu einer großen Party und natürlich andere Klassiker wie Zeitfahren und Herausforderungen. Hier wird wirklich viel geboten und durch die Teammechanik ergeben sich auch außerhalb des Spiels interessante, soziale Dynamiken für die Spieler.
Hierbei läuft alles stets flüssig. Einbrüche in der Framerate sind uns nicht aufgefallen. Auch bei größeren und längeren Runden nicht. Das trifft auf alle Modi zu und macht „Team Sonic Racing“ auf jeden Fall zu einem empfehlenswerten Partyspiel.
Stachelige Igelstrecken
Insgesamt gibt es 20 Strecken in „Team Sonic Racing“, wovon einige aus den Vorgängern stammen. Das ist weder richtig gut, noch schlecht. Jedoch fehlt es den Strecken ein wenig an Abwechslung.
Aber nicht falsch verstehen:
Optisch sind die Strecken wirklich schön gemacht, lassen aber einfach ein wenig Persönlichkeit vermissen. Warum gibt es keine Strecken die so schön klar nach bestimmten Spielen der Reihe aussehen? Warum unterscheiden sich die Strecken nicht mal ein wenig im Grafikstil oder in ihrer Präsentation? So bleibt letztendlich nur der Eindruck:“ Joa, sind halt Kartstrecken“. Da macht der direkte Konkurrent „Mario Kart 8“ eine deutlich bessere Figur. Aber auch im Vergleich zum Vorgänger „Sonic and All-Stars: Racing Transformed“ wirken die Strecken etwas zahmer designt. Das macht sie zwar zugänglicher, jedoch auch leider austauschbar.
Igel mit Story
Im Mittelpunkt des Singelplayers steht der Abenteuer Modus, welcher sogar mit einer Cutscene eingeführt wird. Also bei allen anderen Versionen, außer der Switch Version, denn da hat wohl der Speicherplatz nicht gereicht.
Hier fährt man mehrere Events nacheinander auf einer Weltkarte ab um das Ende der (sehr austauschbaren) Story zu sehen. Viel riskiert wird hier also nicht, aber die Rennen machen Spaß und immerhin wird hier mehr geboten als beim rothütigen Klempner. Auch die optionalen Herausforderungen, bei denen man z.B. unter Zeitdruck durch Tore auf der Strecke fährt, sind schön inszeniert und ein toller Zeitvertreib.
Monsieur Igel geht Online
Der Onlinemodus ist nochmal sehr positiv hervor zu heben. Denn hier stimmt vieles. Der Netcode ist gut, es gibt kaum Ruckler oder Verzögerungen, man kann schnell ein- und aussteigen und generell läuft alles wunderbar smooth ab. Auch wenn Features, wie das Erstellen von Events leider fehlen, regiert hier dennoch der Spaß am Fahren.
Warum ist in jeder Überschrift das Wort „Igel“?
Tja… das hat nichts mit kreativer Erschöpfung zu tun, sondern ist als leichte Kritik am Roster des Spiels zu verstehen. Es ist einfach ein wenig unverständlich, warum man sich in der Fahrerauswahl wirklich nur auf das Sonic-Universum beschränkt hat und nicht (wie der Vorgänger) Fahrer aus alle möglichen Marken von Sega ausgeschöpft hat. So ist die Auswahl für Leute mit wenig Berührungspunkten zum blauen Flitzer, leider sehr ernüchternd. Auch hier macht Nintendo deutlich mehr richtig.
Vielleicht wird ja noch mit DLCs oder ähnlichem nachgeholfen. Bislang ist die Vielfalt bei den Fahrern und Strecken aber der größte Kritikpunkt des Spiels.
Igel-Fazit:
Unterm Strich ist „Team Sonic Racing“ ein wirklich gelungener Fun-Racer geworden. Die Boliden steuern sich richtig schön, die Team-Mechaniken erweitern das Spielprinzip wirklich gut und auch sonst leistet sich das Spiel keine großen Schnitzer.Und doch bleibt es ein Stück hinter dem großen Vorbild zurück. Das liegt insbesondere an den recht unkreativen Strecken, der langweiligen Charakterauswahl und der etwas zu „glatten“ Identität des Spiels. Nach „Sonic and All-Stars: Racing Transformed“ hatte ich mit etwas mehr Mut zu größerem gerechnet. So fühlt sich „Team Sonic Racing“ leider wie ein kleiner Rückschritt an. Insgesamt bleibt jedoch ein wirklich solider bis wirklich guter Fun-Racer mit Spaßgarantie.
Grafik: 81
Sound: 77
Gameplay: 84
Spieldesign/ Spielwelt: 74
Spielspaß/ Atmosphäre: 81
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