A Plague Tale – Innocence [Review]

A Plague Tale – Innocence [Review]

von am 23.05.2019 - 21:31
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2017 habe ich die ersten Artworks von A Plague Tale gesehen, welches seinerzeit einfach nur The Plague hieß. Die kunstvolle Darstellung des angedachten Szenarios war bereits damals sehr faszinierend und einnehmend. Am 14. Mai erschien nun das fertige Spiel und wie gut A Plague Tale nun wirklich erscheint, möchte ich in den folgenden Absätzen für euch klären…

Getestet wurde mit der Xbox One X. 

Eine Reise ins Ungewisse

A Plague Tale handelt von 2 Geschwistern, die in einem von Pest und Ratten geplagten Frankreich um ihr Überleben kämpfen. Die Inquisition im Nacken und zudem umgeben vom Schlachtgetümmel zwischen Franzosen und Engländern. 

Das Setting hat also bereits einiges zu bieten und verpackt das Geschehen in wunderschöne Umgebungsgrafiken. Die Darstellung kommt sogar an Titel wie Uncharted oder Last of Us ran und das soll schon was heißen. Lebendige Farben und besonders die Ausleuchtung der Umgebungen entfesseln eine authentische Bildgewalt, die ich so nicht erwartet hätte. 

Jeder Abschnitt bietet Abwechslung und fängt seine ganz eigene Stimmung ein. Dabei bleibt aber trotzdem ein beständiges Gesamtbild erhalten. Gerade die Rattenplage, welche fest mit dem Gameplay verankert ist, wird immer wieder opulent in Szene gesetzt. A Plague Tale lebt aber nicht allein von seiner Grafik, sondern sogar viel mehr von den beiden Hauptcharakteren. 

Blut ist dicker als Wasser 

Die Chemie zwischen den Geschwistern passt und ist das tragende Element des Spiels. Die Geschichte nimmt sich von Beginn an Zeit, die Charaktere sauber auszuarbeiten. Dies geschieht aber nicht nur über die Handlung und deren charakterliche Einbindung ins Geschehen, sondern besonders durch die Dialoge, in welchen das Geschwisterpaar nicht nur die aktuellen Geschehnisse beleuchtet. Auch ihre gemeinsame Vergangenheit, die eigentlich eher aus einer gewissen Distanz bestand, wird immer wieder betont. So lernen wir Amicia als große Schwester kennen, die urplötzlich Verantwortung für ihren Bruder Hugo übernehmen muss, der mit dieser Welt merklich überfordert ist. Hugo ist selbst schwer erkrankt und in seiner kindlicheren Wahrnehmung entwickelt er ein trauriges Schuldbewusstsein, mit dem er nicht nur lernen muss umzugehen, sondern auch zeitgleich den Mut aufbringen muss, dagegen anzukämpfen. Schließlich möchte er seiner Schwester nicht zur Last fallen.

So entsteht eine wunderbare Dynamik zwischen den Figuren, die mit herrlichen Dialogen ausgeschmückt wurden, bei denen man den Autoren ein besonders großes Lob aussprechen muss. Von der ersten Minute an werden unterschiedlichste Stimmungen transportiert, die dem Spieler ein sehr menschliches und facettenreiches Bild suggerieren. 

Weg der Erleuchtung 

A Plague Tale stellt schon recht früh klar, was es dem Spieler vermitteln will. Eine spannende Geschichte! Doch hierbei darf das Gameplay ebenfalls nicht scheitern und zugleich den Erzählfluss nicht behindern. Diese Aufgabe hat das Entwicklerteam um Asobo Studio allerdings sehr gut gemeistert. 

Das Spiel lässt euch gezielt die Umgebung auskundschaften. Denn entweder seid ihr dabei euch einen Weg durch tausende von Ratten zu bahnen, oder ihr versucht feindliche Soldaten und die Inquisition zu umgehen. Dabei nutzt ihr beispielsweise Gegenstände, die zur Ablenkung dienen, so wie kleine Krüge, mit denen ihr Soldaten von eurer Position weglockt. Amicia wird speziell auch mal in kleinere Gefechte verwickelt, bei der ihr geschickter Umgang mit einer Steinschleuder benötigt wird.

Im fortlaufenden Spiel bekommt ihr natürlich auch weitere Items bereitgestellt, mit denen ihr versucht in sichere Gefilde vorzudringen. Zudem findet ihr auch Werkbänke, an denen ihr eure Ausrüstung aufwerten könnt, um zum Beispiel eure Tragzahl zu erhöhen oder den Einsatz der Schleuder zu verbessern.

Die Kunst in A Plague Tale – Innocence liegt aber besonders darin, dass im Spielverlauf stetig neue Motivationen geschaffen werden und die Bedrohlichkeit des Szenarios nicht an Intensität verliert. Außerdem steigt auch der Schwierigkeitsgrad immer weiter an. Ob es nun um geschickte Ablenkungsmanöver, das perfekt abgestimmte Schleichen oder um den Einsatz von Lichtquellen geht, die einerseits die gefräßigen Ratten von euch fern halten, aber somit auch zur tödlichen Bedrohung für eure Gegner werden können. Das Spiel schafft es, in angenehmen Abständen neue Akzente zu setzen und euch auch mit neuen Fähigkeiten zu versorgen, welche natürlich an neue Herausforderungen gebunden sind, die es zu bewältigen gilt.

Kunstvolle Darbietung

Die größte Stärke des Spiels bleibt aber zu jeder Zeit die einnehmende Inszenierung. A Plague Tale schafft ständig neue Höhepunkte und selbst die Nebencharaktere wurden interessant designed. Aber damit noch nicht genug. Denn für den Soundtrack des Titels zeigt sich Olivier Deriviere verantwortlich, der bereits an Titeln wie Assassin’s Creed Black Flag, Vampyr, Remember Me und The Technomancer gearbeitet hat. Die geschaffenen Klangwelten passen ideal ins Bild und betonen hervorragend die unterschiedlichen Emotionslagen des Games.

Die Krönung ist zudem die gelungene Synchronisation. Die deutschen Sprecher sind gut gewählt und schaffen es, den Spieler mitfühlen zu lassen. Besonders eindrucksvoll stechen dabei die tragischeren Momente von Amicia heraus, deren Werdegang in der Geschichte den höchsten Stellenwert einnimmt.

 

Kräuterkunde

Auch für sammelwütige Entdecker ist etwas geboten. Insgesamt 50 Collectibles gibt es zu finden, die in 3 unterschiedliche Kategorien eingeteilt sind: Hugos Herbarium, Geschenke und Kuriositäten. Diese sind zwar nicht wirklich relevant für die Geschichte, aber zumindest Hugos Herbarium spiegelt einen Teil der Figur wieder, welcher im Gesamtbild schön eingebunden ist und auch zum Charakter passt. 

Empfehlen würde ich allerdings, die 100%-ige Suche nach den Sammelgegenständen auf einen zweiten Durchlauf zu verschieben. Lasst euch fesseln und taucht in die Geschichte ein. Es lohnt sich!

A Plague Tale – Fazit

A Plague Tale

von am 23.05.2019

A Plague Tale ist vieles. Grafisch opulent, wahnsinnig gut geschrieben und mit einer schneidenden Atmosphäre ausgestattet. Aber das Spiel ist auch ein enormer und mahnender Fingerzeig in Richtung des sogenannten AAA-Sektors! Der Titel gehört bereits jetzt zu den besten Spielen des Jahres und zeigt zugleich, dass Mut zu neuen, unverbrauchten Ideen und die Liebe zum Detail weiterhin zu den besten Zutaten für ein gelungenes Spiel zählen. A Plague Tale hat mich voll und ganz eingefangen und spielt schon sehr nah an der Liga eines ‚The Last of Us‘. Nach tollen Titeln, wie Vampyr und Call of Cthulhu, beweisen Focus Home Interactive erneut ihr Händchen für herausragende Veröffentlichungen und besonders Entwickler Asobo Studio haben ihren wahrscheinlich größten Meilenstein hingelegt. Nicht nur mehr eine Empfehlung… A Plague Tale – Innocence ist EIN MUSS!

Grafik: 92
Sound: 89
Gameplay: 85
Spieldesign/ Spielwelt: 91
Spielspaß/ Atmosphäre: 96

So wertet Krautgaming:

0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)

Für weitere Informationen rund um das Spiel A Plague Tale, besucht auch die offizielle Homepage des Spiels:

A Plague Tale – Innocence: Website

Über Daniel Machut

Ich bin Chefredakteur bei KRAUTGAMING ! Aufgewachsen in der Steinzeit des Gaming, bin ich noch heute unterwegs in den unterschiedlichsten Welten. Hyrule, Rapture, Eos, das viktorianische London, Sondereinsätze auf der ganzen Welt und selbst die dunklen Tiefen des Weltraums habe ich nicht gescheut. Hier sollt ihr mehr von meinen Reisen in den virtuellen Weiten erfahren...

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