One Piece World Seeker – Auf Landgang mit der Strohhutbande

One Piece World Seeker – Auf Landgang mit der Strohhutbande

von am 05.04.2019 - 13:47
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Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich auf dieses Spiel gefreut habe. Die Aussicht auf ein One Piece Action-Adventure, in einer Open World und mit zeitgemäßer Grafik, hat mein Fan-Herz höher schlagen lassen. Doch die Vorfreude bekam auf der Gamescom im letzten Jahr einen ersten Dämpfer. Dort spielte sich die Piraten-Action recht zäh und gerade in den Kämpfen wollte, dank der hakeligen Steuerung, keine wirkliche Freude aufkommen. Da die Hoffnung aber bekanntlich zuletzt stirbt, war ich nun umso gespannter auf die finale Version des Titels. Ob One Piece World Seeker nun endlich die Erfüllung meines lange gehegten Fan-Traumes geworden ist, verrate ich euch im Review…

Abenteuer auf der Gefängnisinsel

Schauplatz des Abenteuers, sowie Dreh- und Angelpunkt der Handlung, ist die sogenannte Gefängnisinsel. Das Eiland, das noch vor einigen Jahren als Edelsteininsel bekannt war, wird nun von der Marine kontrolliert, die hier ihre Gefangenen in mehreren Gefängnissen wegsperrt. Einer dieser gewaltigen Kerker, das hoch über der eigentlichen Insel schwebende Himmelsgefängnis, soll darüber hinaus einen gewaltigen Schatz verbergen. Klar, dass die Strohhutpiraten um Ruffy, Nami und Co. da nicht widerstehen können und einen Raubzug auf das Himmelsgefängnis planen. Als Gefangene getarnt, gelangen sie in das Gefängnis. Doch der Schatz, so zeigt sich, existiert gar nicht und zu allem Überfluss wird die Bande bereits von Gefängnisaufseher Isaac erwartet. Mit knapper Not gelingt den Strohhüten die Flucht. Allerdings werden die Crewmitglieder beim Sturz vom fliegenden Himmelsgefängnis, über die ganze Gefängnisinsel verteilt.

Ruffy selbst wird nach dem Kampf mit Isaac, ins Meer geschleudert. Dabei wird er von Jeanne entdeckt, die den Gummipiraten nicht nur vor dem Ertrinken bewahrt, sondern Ruffy auch vom Schicksal der Gefängnisinsel berichtet. Wie sich herausstellt, leidet die Bevölkerung nicht nur unter der Herrschaft der Marine, sondern wird zudem noch von mehreren Piratenbanden terrorisiert. Zum Dank für die Rettung verspricht Ruffy, der jungen Frau zu helfen. Doch um das zu tun, muss er erst einmal den Rest seiner Crew aufspüren. Zudem warten auf der Insel einige Geheimnisse, die es zu lüften gilt.

Als Fan der Vorlage hat es mich natürlich sehr gefreut zu hören, dass der Schöpfer des Mangas selbst, Eiichiro Oda, von Anfang an in die Entwicklung des Spiels involviert war. Am deutlichsten wird sein wirken meiner Ansicht nach in der Story. Diese entfaltet sich erst Stück für Stück während des Abenteuers und gewinnt besonders durch Erzählungen und Schicksale der Nebencharaktere, auf die man vor allem in Nebenmissionen trifft, an Tiefe. Schön ist ebenfalls, dass auch die Zwischensequenzen das Flair der Vorlage gekonnt einfangen und die unterschiedlichen Wesenszüge der Charaktere gut zur Geltung kommen.

Die komplette Bande auf der Thausand Sunny

 

Somit dürften sich Fans hinsichtlich der Inszenierung, sowie der Handlung selbst, tatsächlich wie in einem typischen One Piece Abenteuer fühlen. Zudem gelingt es der Geschichte alle Charaktere sinnvoll in die Handlung zu integrieren, wobei auch das plötzliche  Auftauchen bereits bekannter Figuren auf der Gefängnisinsel einigermaßen sinnvoll erklärt wird.

Aller Anfang ist schwer

Leider gibt es abseits von Inszenierung und Story einiges zu meckern. So offenbart das Gamedesign, gerade im so wichtigen Einstieg, einige Schwächen. Wer es kaum erwarten kann, sich (wie Ruffy in den Trailern) in Windeseile von Baum zum Baum zu schießen, meterweit durch die Lüfte zu segeln und anschließend wie ein Helikopter umherzuflattern, dürfte zu Beginn enttäuscht sein. Denn all diese Fähigkeiten müssen erst einmal freigeschaltet werden, wodurch Ruffy in den ersten Stunden nur in mäßigem Tempo vorankommt.

So fliegt Ruffy erst nach einigen Aufwertungen über die Insel

 

Dasselbe gilt auch für die Kämpfe, die zu Beginn durch die Reduzierung auf wenige Moves, schnell eintönig werden. Es gibt zwar die Möglichkeit zwischen einem schnellen und einem langsameren, aber dafür stärkeren Stil zu wechseln, doch auch das bringt nicht mehr Dynamik in die Kämpfe.

Am schlimmsten hat es allerdings die Schleicheinlagen erwischt. Wollt ihr ungesehen durch ein Marinelager schleichen und die Wachen dabei von hinten via Takedown ausschalten, müsst ihr ebenfalls erst einmal die dafür nötigen Fähigkeiten freischalten. Ansonsten zerbrechen Fässer, die Ruffy gerade als Tarnung nutzt, schon nach wenigen Schritten. Zudem ist es erst nach einigen Aufwertungen möglich, Feinde von einer Kante hängend auszuschalten oder Mehrfach-Takedowns auszuführen. Somit ist es in den ersten Stunden kaum machbar, ohne Großalarm durch eine Marinebasis zu schleichen.

Die Schleicheinlagen sind eine nette Idee, viel mehr aber auch nicht

 

Abhilfe schafft der umfangreiche Fähigkeitenbaum, in dem wir nach und nach Ruffys Fähigkeiten verbessern und neue Moves erlernen. Bitte versteht mich hier nicht falsch. Prinzipiell ist das Freischalten neuer Fähigkeiten natürlich immer eine schöne und vor allem motivierende Sache. Im Fall von One Piece World Seeker, hätten die Entwickler aber gut daran getan, den Spielern von Beginn an mehr Möglichkeiten zu geben, oder das Fortschrittssystem anders zu gestalten. Denn dadurch, dass man bestimmte Gameplay-Elemente zu Anfang nicht mal effektiv nutzen kann, wirkt das aktuelle System aufgesetzt. Ein weiteres Beispiel hierfür ist das Öffnen der überall in der Welt versteckten Schätze. Um eine dieser Truhen zu öffnen, muss man etwa 4 Sekunden lang eine Taste gedrückt halten! Für ungeduldige, lässt sich der Vorgang durch den Kauf einer entsprechenden Fähigkeit beschleunigen. Warum es allerdings überhaupt so lange dauern muss, eine verdammte Schatztruhe zu öffnen, will sich mir nicht erschließen.

Zugegeben, viele meiner Kritikpunkte egalisieren sich im späteren Spielverlauf. Dennoch ist der schwache Einstieg ärgerlich und eine echte Schwäche im Gamedesign.

Zu viel gewollt?

Betrachtet man das Gameplay, so bietet One Piece World Seeker im Grunde genommen alles, was das Herz begehrt. Wir erkunden (die nicht allzu große) Gefängnisinsel, sammeln dabei diverse Schätze ein und halten hier und da ein Schwätzchen mit den Inselbewohnern. Diese versorgen uns mit wichtigen Infos und neuen Aufgaben. Dabei reicht das Spektrum zwar nicht über die typischen „gehe dorthin und finde Item X“ oder „besiege Gegner Y“ Missionen, allerdings werden die Aufgaben dafür meistens in interessante Geschichten verpackt. Allerdings haben mich dennoch ein paar Missionen genervt, in denen man bestimmte Charaktere aufspüren muss, da hier der Suchradius viel zu groß ist und man nur wenige Hinweise auf den Aufenthaltsort der gesuchten Person erhält.

Eine gelungene Idee, ist dagegen die Einbindung der Strohhut-Bande ins Spiel. So treffen wir Chopper, Sanji und Co. nicht nur während Missionen oder als Auftraggeber. Nein. Die Bande unterstützt uns auch von der Thausand Sunny aus. So können wir uns beispielsweise von Lysop oder Franky neue Ausrüstung und Kleidung anfertigen lassen. Während die Kleidung rein der Optik dient, verbessert neue Ausrüstung Ruffys Fähigkeiten, wie beispielsweise Angriffsstärke oder Verteidigung.

Die zusätzliche Power hat der Gummipirat auch bitter nötig, schließlich wimmelt es auf der Insel nur so von Marinesoldaten. Diese sitzen, wie bereits erwähnt, meist in Marinebasen oder wichtigen Kontrollpunkten und halten mit Argusaugen Ausschau nach Piraten. Ähnlich wie in Assassins Creed dürft ihr also nicht zu lange im Blickfeld einer Wache bleiben, bevor sich das „Aufmerksamkeits-Meter“ füllt und der Soldat seine Kollegen alarmiert. Ist dann schließlich ein ganzer Pulk von Feinden hinter Ruffy her, kann es schnell eng werden. Das liegt weniger am Schwierigkeitsgrad oder der KI (die gerne mal an Objekten hängen bleibt), als vielmehr daran, dass man ständig manuell die Kamera nachjustieren muss, da man Gegner nicht dauerhaft anpeilen kann. Was bei Standard-Kämpfen noch problemlos geht, sorgt bei größeren Gegnergruppen oder spätestens bei so manchem Bosskampf, für Frust.

Letzten Endes geht die Mischung aus Erkunden, Kämpfen und Schleichen gerade so noch auf, dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass die Entwickler hier einfach zuviel wollten. So bietet das Schleichen keinen wirklichen Vorteil, den Kämpfen fehlt es an Abwechslung und auch die Erkundung der Welt ist nur bedingt spannend, da man die meisten Items nur sammelt, falls man sie irgendwann für eine Quest benötigen sollte.

Echtes One Piece Flair

Die langen Wartezeiten, beim Start und Neuladen eines Spielstandes mal ausgenommen, kann man Entwickler Ganbarion aus technischer Sicht allerdings nur wenig vorwerfen. Die Gefängnisinsel sieht klasse aus und überzeugt mit weitläufigen Landschaften und einer tollen Weitsicht. Darüber hinaus, gibt es in Städten und Dörfern viele kleine Details zu entdecken. Auch die im Stil der Vorlage gehaltenen Charaktere, sind gut getroffen und passend vertont (allerdings nur auf japanisch, mit deutschen Untertiteln).

Die gelungene musikalische Untermalung trägt ebenfalls zum One Piece Flair bei und bietet viele Stücke, die direkt dem Anime entnommen sein könnten. Wenn man sie denn findet! Denn in den ersten Stunden musste ich mich noch wundern über die Stille, die da um mich herum herrschte. Tatsächlich offenbarte mir erst ein Blick ins Menü das „Ton-Dial“ mit dem man sich aus den verschiedenen Musikstücken eine eigene Playlist zusammenstellen kann. Keine schlechte Sache, dennoch hätte mir ein dynamischer Soundtrack, der sich je nach Situation ändert, besser gefallen. So führt einen die Suche nach der passenden Musikuntermalung leider immer wieder ins Menü zurück.

Fazit

One Piece World Seeker

von am 05.04.2019

Oberflächlich betrachtet, macht One Piece World Seeker einiges richtig. Die Spielwelt sieht toll aus, die Charaktere sind gut getroffen und besonders die Story dürfte jeden One Piece Fan in den Bann ziehen. Die Kämpfe, sowie das Schleichen und die Erkundung der Welt, überzeugen allerdings nur teilweise und werden zudem von dem aufgesetzt wirkenden Fortschrittssystem zurückgehalten. Die Erfüllung meines lange gehegten Fan-Traumes ist der Titel somit leider nicht geworden, dennoch dürften Fans der Vorlage mit One Piece World Seeker ihre Freude haben.

Grafik: 82
Sound: 75
Gameplay: 70
Spieldesign/ Spielwelt: 68
Spielspaß/ Atmosphäre: 69

So wertet Krautgaming:
0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)

 

 

 

 

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