Resident Evil gehört zu den Top-Marken von Capcom. Ende März feiert die Serie bereits ihren 23. Geburtstag (wenn man nach dem japanischen Release des Erstlings geht). Am 25.1.2019 feierte der Fan-Liebling der Serie ein Comeback und wurde dafür komplett überarbeitet. Ob das Remake von RESIDENT EVIL 2 etwas taugt, oder ob wir es hier mit dreister Leichenfledderei zu tun haben, klären wir in den kommenden Absätzen…
Ein schwerwiegendes Erbe
Resident Evil 2 galt über die letzten 2 Jahrzehnte als absoluter Fan-Liebling. Zumindest wenn man das (erstmals für den GameCube erschienene) Remake des ersten Teils außen vor lässt und rein die Original-Versionen betrachtet. Hauptcharakter Leon S. Kennedy wurde zum besonderen Symphatieträger der Serie und unabstreitbaren Kultstatus erlangte das Spiel durch die hiesige Indizierung natürlich auch. Der Reiz des „Verbotenen“, wenn man so will.
Die Reihe entwickelte sich stetig weiter und der sechste Teil war zwar ein guter Action-Kracher, sorgte in Sachen Horror aber nicht mal im Ansatz für Gänsehaut. Erst Teil 7 wagte wieder mehr den Schritt in klassische Gefilde, abgesehen von der Ego-Perspektive. Das Spiel hat Horror-Fans für die Reihe zurückgewinnen können.
Die Ankündigung des Resident Evil 2 Remakes ließ die Community jedoch vor Freude aufschreien, denn die Hoffnung auf eine definitive Rückkehr zu den Wurzeln der Saga war geweckt. Aber genauso auch die Gefahr, dass man das einstige Kultgame erneut zu sehr auf Action-Elemente einstellt und so dem ursprünglichen Charme nicht mehr gerecht wird.
Kinoreifer Einstieg
Ich starte mit dem Erzählstrang um den Polizei-Frischling Leon. Er war schon im Original mein Liebling und so wollte ich es auch weiterhin halten. Natürlich werde ich mich nach dem ersten Durchgang auch noch mit Claire Redfield beschäftigen, aber das muss jetzt erstmal warten. Gänzlich vermissen muss ich sie ja erstmal nicht, denn zumindest die Eröffnungssequenz gebührt ja schließlich beiden Figuren.
Und die Einführung in die Neuinterpretation des zweiten Teils, lässt bereits jetzt einen genialen Eindruck von der Atmosphäre des Spiels erahnen. Wer sich zudem noch ein wenig an das Original erinnern kann, wird schon jetzt feststellen, dass nicht nur Optik, Steuerung und damit einhergehende Kameraoptiken erneuert wurden, sondern auch die Szene für sich genommen redesigned wurde.
Das Geschehen nimmt sich Zeit und baut gekonnt Stimmung auf. Hierfür hat man zeitgleich ein bestimmtes Stilmittel mehr in den Vordergrund gerückt, welches Teil 7 am meisten definierte und dadurch auch alternativ für die zu durchlaufenden Einzel-Szenenbilder zum Einsatz kam – beengte und verwinkelte Dunkelheit, durch die man sich bewegen muss!
In Kombination mit der beklemmenden Geräuschkulisse, entsteht schnell ein fieses Gefühl in der Magengrube, das so fesselnd ist, dass man sich vom Controller kaum wegbewegen kann. Knarzender Dielenboden, das stetige Plätschern von überlaufenden Sanitäranlagen und hier und da ein Knacken und Knistern im näheren Umfeld. Ein Gefühl der Unsicherheit ist ständig gegeben und in ein paar Momenten, so muss ich gestehen, habe auch ich den einen oder anderen Ausruf der Überraschung getätigt… Ehrlich?!… Ja… Ich habe geschrien wie ein kleines Mädchen…
Die Liebe zum Detail
Die Umgebungen des Spiels wurden dem Original mit Wiedererkennungswert nachmodeliert. So erkennen Resi-Veteranen durchaus gewohntes Terrain, treffen aber zeitgleich auf diverse Neuerungen. So wurden Rätsel angepasst und einige Abschnitte komplett umgestaltet, wie auch ergänzt. Die Kunst bestand darin, bekanntes so zu verpacken, dass man sich auch als Kenner der Vorlage heimisch fühlt und trotzdem genügend zu entdecken hat.
Natürlich ergänzt auch Claires Kampagne die Geschichte von Resident Evil 2 um ein paar interessante Facetten und eben auch inhaltliche Abschnitte. Vereinzelte Bereiche könnt ihr übrigens nur mit Claire oder Leon betreten. Das steigert das Bedürfnis nach einem erneuten Durchlauf enorm und ist sehr motivierend.
Stilistisch hat sich besonders die Vertonung des Spiels verändert. Ich meine jetzt nicht die gelungene Synchronisation, mit den zeitgemäßen und stimmungsvollen Dialogen, sondern besonders die begleitende Musik.
Im Original war die Musik noch schwerer im Vordergrund. Sie war zwar immer passend und traf den richtigen Ton, aber das Remake verlässt sich hier mehr darauf, gezielte Akzente zu setzen und lässt oftmals mehr die Kulisse wirken. Dadurch erscheint das Remake sogar noch einen Tick beklemmender und man bekommt in gewissen Situationen schon fast Angst vor seinen eigenen Schritten.
Eine handliche Geschichte
Die angepasste Steuerung erinnert sehr an Resident Evil 4. Von Grund auf weniger präzise und keine heldenhaften Kampfkunst-Moves. Dafür könnt ihr euch aber diesmal auch während der Waffennutzung bewegen, was ja eigentlich erst mit Resident Evil 6 eingeführt wurde.
Besonders passend ist die Menüführung bzw. das Inventar, denn hier hat man sich am übersichtlichen Design von Resident Evil 7 orientiert. Alles geht recht geschmeidig von der Hand und bremst den Spielfluss zu keiner Zeit aus, außer man möchte es so, um sich eine kurze Verschnaufpause zu gönnen.
Speichervorgänge sind je nach Schwierigkeitsgrad anders definiert. Auf „Leicht“ habt ihr Checkpoints und Safe-Rooms, in denen die klassischen Schreibmaschinen zum Speichern stehen. Eine unbegrenzte Anzahl an Speicherungen ist möglich und weiterhin ist eine Zielhilfe eingestellt. Allerdings wird in diesem Schwierigkeitsgrad euer Endergebnis nicht ausgewertet.
Dies geschieht erst ab der Schwierigkeit „Normal“, bei welcher ihr keine Zielhilfe mehr habt und auch die untote Bedrohung merklich an Widerstandskraft gewinnt. Hier wird es besonders wichtig, dass ihr Munition spart und vielleicht sogar versucht dem direkten Kampf aus dem Weg zu gehen.
Genau diese Vorgehensweise bietet sich dann nämlich im Modus „Hart“ an, denn hier können Konfrontationen gerne auch mal schneller mit dem Ableben eurer Figur enden. Besonders der gefürchtete Tyrant, welcher euch ab einem gewissen Zeitpunkt stetig verfolgt und unabstreitbare Gesichtszüge von Dolph Lundgren aufweist, wird zu einer akuten Bedrohung. Außerdem braucht ihr die anzahlmäßig limitierten Farbbänder um speichern zu können, Checkpoints entfallen und jeder Schritt will überlegt sein.
So ist für jeden Spieler-Typ etwas Passendes dabei und insgesamt fühlt sich das Spiel so an, wie man sich den Fortlauf der Reihe nach Teil 4 vorgestellt, gewünscht und ersehnt hat.
Fazit
Der Start ins neue Jahr hätte für Capcom nicht besser ausfallen können. Resident Evil 2 steht weder im Schatten des Originals, noch muss es sich mit einem anderen Ablegern der Reihe messen. Stattdessen ist das Remake die Erfüllung eines jeden Fan-Traumes und der neue Maßstab der Serie! Selbst das legendäre Remake des ersten Teils, darf erstmals den Thron abtreten. Wir wollen Teil 3 direkt hinterher! Jetzt!
Grafik: 92
Sound: 95
Gameplay: 94
Spieldesign/Spielwelt: 92
Spielspaß/Atmosphäre: 97
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