Die letzten Nephilim ziehen in die Schlacht. Die vier Reiter der Apokalypse sind erwacht. Und so geht eine der inhaltlich epischsten Adventure-Erzählungen in die nächste Runde. Mit Fury, der nunmehr dritten Reiterin, treten THQ Nordic und Gunfire Games in die Fußstapfen von Krieg und Tod, welche die ersten beiden Teile als Helden bekleideten. Und mit freundlicher Unterstützung von THQ Nordic haben auch wir uns mit Darksiders 3 in den Kampf gegen die sieben Todsünden begeben…
Verrat
Krieg behauptet dem Ruf gefolgt zu sein und wird dafür verantwortlich gemacht, das Reich der Menschen zu Fall gebracht zu haben. Der Feurige Rat entsendet daraufhin Fury, welche sich selbst nur zu gerne als Anführerin der 4 Reiter sehen würde, um die sieben Manifestationen der Todsünden zu jagen und zur Strecke zu bringen.
Doch noch während ihres Kampfes gegen eine der Sünden, muss sie schmerzlich feststellen, dass sie sich gegen ihre Brüder hat ausspielen lassen und zum Spielball einer Verschwörung zwischen Himmel und Hölle geworden ist.
Darksiders 3 spielt also ebenfalls vor dem Ende des ersten Teils und behandelt den parallelen Handlungsstrang von Fury, während Tod versucht die Unschuld seines Bruders Krieg zu beweisen und von Strife (Hader) gibt es bislang noch keine Spur, da der Rat ihn auf eine ganz eigene Mission geschickt hat. Natürlich ist es so, dass dieser Zeitpunkt des Erzählstrangs im ersten Moment wirken mag, als hätte er nicht allzu viel zu bieten. Immerhin hat der Erstling ja bereits das Ende vorweggenommen. Doch ähnlich wie in Darksiders 2, wurden hier einige spannende Facetten hinzugefügt.
Während Tod eine enge Verbindung und Aufopferungsbereitschaft aufwies, ist Fury (entsprechend ihrem Namen) eine ungestüme, streitsüchtige Kämpferin, die ihrem eigenen Stolz und ihrer Arroganz nur zu gern erliegt. In den ersten Zügen verspottet sie Krieg, der in Ketten vor dem Feurigen Rat kniet und schert sich nur um ihr persönliches Wohl. So erschaffen sich Gunfire Games mit dem dritten Reiter eine interessante und neue Figur, die bereits durch ihr komplettes Design sehr einnehmende Züge aufweist und unterhält.
Blinde Wut? Keine gute Idee!
Der Hauptgeschichte, um den Ausbruch der Apokalypse und Liliths intrigante Machenschaften, bekommt nur in kleinen Häppchen neue Infos spendiert. Darksiders 3 setzt nämlich überwiegend auf spannungsgeladenes Gameplay und Charakterinszenierung. Natürlich trefft ihr auch ein paar altbekannte Figuren wieder, wie den raffgierigen Dämon Vulgrim oder den mächtigen, hammerschwingenden Erschaffer Ulthan.
Das besondere Highlight in Darksiders 3 ist allerdings die Umsetzung der Spielwelt, des Kampfsystems und natürlich die sieben Todsünden, von denen letztere mit wahrlich grandiosen Designs auffahren.
Doch gehen wir der Reihe nach…
Die Spielwelt ist ein Mix aus semi-offener Welt und klassischem Dungeon. Es gibt geheime Pfade zu entdecken, kleinere Rätsel sorgen für Abwechslung bei der Erkundung und nahezu jeder Bereich bietet selbst nach einem Sieg über eine Sünde, weitere Pfade, die es zu erforschen gilt. Und sei es nur um die letzten überlebenden Menschen zu retten oder wertvolle Schätze zu erringen, die euch im einfach gehaltenen Skill-System vorwärts bringen. Es gilt also die Augen offen zu halten und einen schärferen Blick auf die Umgebung zu werfen. Die ist nämlich besonders wichtig, da ihr in Darksiders 3 schlicht und ergreifend keine Karte habt, an der ihr euch orientiert. Eure Stütze sind hier vielmehr euer Orientierungssinn und die SCHNELLREISE-STATIONEN, die ihr an den Vulgrim-Standorten nutzen könnt.
Die klirrende Peitsche
Das passende Werkzeug um sicher durch die Welt zu finden, hat Fury natürlich auch. Ihre Hauptwaffe ist die Klingenpeitsche Scorn, welche nicht nur als Instrument des Blutvergießens dient, sondern auch zur Überwindung von Schluchten. Im Grunde erinnert Fury so ein wenig an Prince of Persia – The Two Thrones.
Der Anteil an Hangeleien mit Scorn bleibt aber vergleichsweise gering. Entscheidender ist selbstredend der Kampf und hier hat sich Darksiders 3 sehr zum Positiven verändert. Die Kämpfe sind weitaus anspruchsvoller und selbst kleinere Gegner können bei falscher Herangehensweise zu einer tödlichen Gefahr werden.
So gestaltet sich ein Kampf in Darksiders 3 zu einem geschickten Wechselspiel aus Ausweichmanövern, Konterattacken, gut platzierten Kombos und vernünftigem Einsatz von Items, die mit den unterschiedlichsten Effekten unterstützen können.
Und es ist nicht immer klug sein Pulver direkt zu verschließen. Denn solltet ihr im Gefecht fallen, verschwinden nicht nur eure gesammelten Seelen, die wieder als Währung dienen, aber zumindest im direkt darauffolgenden zweiten Versuch zurückgewonnen werden können. Bei eingesetzten Items sieht das etwas schwieriger aus, denn einmal verwendet, verschwinden sie dauerhaft aus eurem Inventar.
Entscheidend für Erkundung und Kampf wirkt sich aber auch die Kraftform aus, die ihr mit Fury wirkt. Diese sind überwiegend auf Elementarkräfte ausgerichtet, bringen aber auch ihre ureigenen Fähigkeiten mit sich. Zudem verändert sich Scorns Erscheinungsbild maßgeblich und Fury ist in der Lage mit Scorns Standardform und der Kraftform verheerende Angriffskombinationen zu wirken, da sich diese nur durch zwei unterschiedliche Tasten in ihrer jeweiligen Art benutzen lassen. Eine einfache Mechanik, die aber schlau genutzt werden muss um zu bestehen.
Ihr könnt selbstverständlich auch im Level steigen und mächtiger werden (mal abseits von den Kraftformen). Das System dahinter ist sehr pragmatisch gehalten. Ihr habt eure Hauptstatuswerte (Gesundheit,Stärke und Magie), die ihr durch Merkmalspunkte steigern könnt. Diese erhaltet ihr ganz einfach, indem ihr eure gesammelten Seelen an Vulgrim verfüttert, statt sie für Items auszugeben.
Einige Fundstücke könnt ihr auch an Vulgrim verkaufen, allerdings gilt es auch hier achtsam zu bleiben, denn auch Ulthan solltet ihr hin und wieder einen Besuch abstatten, denn dieser kann Scorn aufrüsten und auch die Kraftformen der Waffe können von ihm bearbeitet werden. Grundsätzlich ist aber auch hier kein übermäßiges Craften erforderlich. Die vereinfachte Herangehensweise gefällt mir eigentlich sehr, denn so bleibt das Hauptaugenmerk im aktiven Spielverlauf und nimmt nicht unnötig Zeit in Anspruch, die man dann doch lieber in die Erkundung der Welt steckt.
Eine Frage des Stils
Optisch reiht sich Darksiders 3 perfekt zu den Vorgängern ein. Besonders gelungen ist dabei das Design der Figuren. Die Todsünden sind echte Unikate und jede weitere entdeckte Sünde entpuppt sich zu einem inszenatorischen Highlight. Die Umgebungsgrafiken sind schön anzusehen und auch das Bild bleibt stabil. In den seltensten Fällen gab es, trotz der enormen Größe des Riesen-Dungeons, geringfüge Ladeaussetzer. Ansonsten liefen die territorialen Übergänge eigentlich fließend.
Der Soundtrack orientiert sich wieder stärker an der episch wuchtigen Wirkung und Klangwelt des Erstlings, was mir aber auch einen Tick besser gefällt, als die Untermalung des zweiten Teils. Weniger Pop/Rock-Einflüsse, dafür aber mehr wuchtige Epicness.
Die deutsche Synchronisation von Darksiders 3 macht wieder richtig Spaß. Aber besonders der Hauptcharakter hätte nicht besser getroffen werden können. Claudia Urbschat-Mingues als Sprecherin von Fury funktioniert einfach herrlich. Sie trifft gekonnt den richtigen Ton zwischen Furys übermäßigem Stolz, der stellenweise in Überheblichkeit mündet, und der ihr angeborenen Kampfeslust. Vielen dürfte die Sprecherin als deutsche Stimme von Angelina Jolie bekannt sein, oder auch durch ihre Stimmrolle als böse Hexe in Once Upon A Time.
Fazit
Darksiders 3 setzt vielleicht nicht auf eine bahnbrechend tiefgreifende Story. Da die größeren Rahmenbedingungen der fortlaufenden Geschichte bereits abgedeckt sind, gereicht das dem Spiel aber keineswegs zum Nachteil. Gunfire Games haben stattdessen den sinnvollen Schritt gemacht, das Gameplay und die Inszenierung der Spielwelt neu zu definieren und in den Vordergrund zu rücken, um so eine neue Perspektive für das Game zu schaffen. Die Kämpfe sind bereits auf normaler Schwierigkeit fordernd und actiongeladen. Die Spielwelt als gewaltigen Dungeon zu präsentieren ist durchweg gelungen und allein das Design von Fury und den Todsünden ist eine Punktlandung. Darksiders 3 erfüllt einfach alle Erwartungen, die ich an das Spiel hatte und gehört definitiv zu den Highlights des Jahres 2018.
Grafik: 86
Sound: 89
Gameplay: 92
Spieldesign/ Spielwelt: 90
Spielspaß/ Atmosphäre: 87
Galerie
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So wertet Krautgaming:
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