Gravel: Offroad-Racer mit Identitätskrise

Gravel: Offroad-Racer mit Identitätskrise

von am 12.03.2018 - 09:14
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Das italienische Entwicklerstudio Milestone bleibt sich treu. Nach diversen Spielen in den Bereichen Rallye und Motocross, platziert sich Gravel ebenfalls als schneller Arcade-Racer abseits der Rennstrecke…

Gravel Channel

Gravel präsentiert sich hinsichtlich der Aufmachung als rockige Web- bzw. Fernseh-Serie. Ganz besonders spürt man das in der Kampagne, deren 60 Herausforderungen in 20 Events verpackt werden. Dabei dürfen die beinahe schon obligatorischen Einspieler, welche auf das anstehende Event einstimmen, natürlich nicht fehlen. Allerdings hat man diese TV-artige Inszenierung schon sehr häufig und vor allem besser in anderen Titeln gesehen. Beispielsweise wiederholen sich die Sprachsamples des Moderators recht schnell.

Hat man die kurze Einführung hinter sich, geht es allerdings schon ans Eingemachte. In verschiedenen Herausforderungen gilt es nun den Sieg zu erringen.

Gravel Review

Mit klassischen Rundrennen (gegen 7 KI Fahrer), über Einzelfahrten auf Zeit, bis hin zu Elimination-Matches (um nur einige zu nennen) bietet Gravel jedenfalls einiges an Abwechslung. Für Siege lassen sich auf jeder Strecke bis zu drei Sterne erringen, mit denen wiederum neue Events freigeschaltet werden. In regelmäßigen Abständen muss danach der Champion in einem ‚Kopf an Kopf‘-Rennen (1 gegen 1) geschlagen werden.

Dabei brettern wir über asphaltierte Strecken, quer durch die Wüste oder auch durch die kanadische Wildnis. Ganz typisch für Arcade-Racer, sammeln wir dabei für besonders spektakuläre Aktionen, wie lange Drifts oder Sprünge über klaffende Abgründe, Bonuspunkte. Geht ein solcher Sprung einmal daneben oder verkeilen wir uns im Fahrzeug eines Gegners, lassen sich etwaige Fahrfehler durch die praktische Zurückspul-Funktion beheben. Diese lässt sich unbegrenzt oft einsetzen, was zwar oftmals Frust vermeidet, sich aber stellenweise fast schon zu mächtig anfühlt. Speziell bei den Kopf an Kopf Rennen gegen die Champions, kann man sich hier einen klaren Vorteil verschaffen.

Gravel Review

Je weniger Fahrhilfen wir verwenden, desto mehr Bonus-EP verdienen wir am Ende eines Rennens.

 

Und sollte es dennoch zu schwierig werden, lassen sich jederzeit etliche Fahrhilfen (eingeblendete Ideallinie, automatisches Bremsen etc.) aktivieren. Dadurch verringern sich zwar die Erfahrungspunkte, die man am Ende der Runde erhält, doch dies fällt kaum ins Gewicht.

Ein Blick in die Garage

Der Fuhrpark, mit 45 lizenzierten Fahrzeugen ist dabei zwar nicht der größte seiner Art, geht aber dennoch in Ordnung. Dabei kommen die Fahrzeuge in unterschiedlichen Kategorien daher. Wie beispielsweise Speed Cross oder die PS-Starken Trophy Trucks. Durch ausreichend gesammelte Erfahrungspunke steigert man die eigene Stufe und schaltet nach und nach neue Fahrzeuge und Lackierungen frei. Weitere optische Anpassungsmöglichkeiten sucht man leider vergebens.

Die Steuerung der verschiedenen Boliden ist grundsätzlich gelungen, allerdings könnten sich die unterschiedlichen Fahrzeuge der selben Kategorie gerne noch spürbarer voneinander unterscheiden.

Ob Wüstensand, Matsch oder Schnee, der Untergrund wirkt sich spürbar auf das Fahrverhalten aus.

Wenn ich groß bin, werde ich eine Simulation!

Ein zusätzlicher Faktor, den man schon vor dem Rennen beachten kann (nicht muss), sind die Fahrzeug-Einstellungen. Für einen arcadigen Funracer eher ungewöhnlich, bietet Gravel jede Menge Möglichkeiten das eigene Fahrzeug anzupassen. Spurverstellung, Bremsdifferentiale oder auch die Übersetzung, können den eigenen Wünschen nach eingestellt werden. Dabei werden die Wechselwirkungen dieser Anpassungen auch für Laien einigermaßen verständlich erklärt. Dennoch drängt sich hier die Frage auf, ob diese Einstellungsmöglichkeiten in einem Arcade-Racer überhaupt nötig sind. So konnte ich (auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad) die meisten Rennen mit den Standard-Einstellungen gewinnen. Einzig bei diversen Rennen auf Zeit (ohne KI Gegner) , in denen jede hundertstel Sekunde zählt, habe ich (eher widerwillig) an den Einstellungen geschraubt. Zwar lassen sich die Fahrzeugsettings dabei bequem abspeichern und wieder laden, doch trotzdem ist dieses Feature eher etwas für Simulations-Fans als Arcade-Freunde, die eher auf schnelle Action auf der Strecke aus sind.

Ebenso zwiespältig präsentieren sich die einzelnen Spielmodi. Vor allem die Zeitfahrten wollen sich nicht so recht ins Gesamtbild einfügen. Während bei den meisten anderen Modi die Action, inklusive heftiger Rempeleien im Vordergrund steht, präsentiert sich dieser Modus als dröges Rundendrehen ohne Gegner.

Es gibt auch keine Checkpoints an denen man seine aktuelle Rundenzeit einsehen und mit den restlichen Fahrern vergleichen kann. Erst nach einer vollständig abgeschlossenen Runde, erhält man hier diese wichtige Info. Auch die Spezialevents, in denen man sich ‚Kopf an Kopf‘-Rennen mit den Champions liefert, können nur bedingt überzeugen, da man hier stellenweise leichtes Rubberbanding verspürt.

Das steckt unter der Haube

Auch hinsichtlich der technischen Präsentation bleibt Gravel nur auf durchschnittlichem Niveau. So sind die Umgebungen zwar auf den ersten Blick interessant und abwechslungsreich, geizen aber bei genauerem Hinsehen mit Details. Aufspritzender Dreck oder ähnliche Effekte kommen leider kaum zur Geltung. Am auffälligsten wird die grafische Sparflamme aber an den Fahrzeugen selbst, da man diese ständig in Großaufnahme präsentiert bekommt. Die Modelle sind, verglichen mit der Konkurrenz, zu undetailliert und relativ schlicht texturiert. Lichtreflektionen oder Spiegelungen fehlen leider komplett. Zusammengefasst kann man sagen, die Optik hinkt beinahe eine Konsolengeneration hinterher.

Die Ladezeiten halten sich in einem erträglichen Rahmen, fallen allerdings zu häufig an, da man nach jedem beendeten Rennen wieder ins Hauptmenü verfrachtet wird.

Einen Multiplayermodus gibt es übrigens ebenfalls. Doch leider kann ich hierzu nicht viel sagen, da sich während des gesamten Testzeitraums so gut wie kein Mitspieler finden ließ.

FAZIT

Gravel

von am 12.03.2018

Sieht man über die angestaubte Grafik hinweg steckt in Gravel ein solider und kurzweiliger Arcade-Racer. Die harten Rennen, durch Schlamm und Schotter, leben von den abwechslungsreichen Herausforderungen und der griffigen Steuerung. Leider bleibt Gravel dennoch nur auf Durchschnittsniveau, da man die meisten Gameplay-Elemente bereits besser umgesetzt, bei der Konkurrenz gesehen hat. Die ausufernden Einstellungsmöglichkeiten für das eigene Fahrzeug bereichern das Gameplay leider nicht, sondern fühlen sich eher aufgesetzt an und gehören wohl eher in eine reinrassige Simulation. 

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