THQ Nordic veröffentlichten am 21.2.18 die Konsolenversionen von Rad Rodgers. Wir durften den brandneuen Indie-Titel für euch testen und haben uns eifrig den Controller geschnappt…
Es war einmal…
Kennt ihr das auch noch? Dieses magische Gefühl, welches den 90ern innewohnte und den Abend zum Tag werden ließ. Gerade wenn man das Glück hatte eine eigene, kleine Flimmerkiste im Zimmer zu haben und eine passende Konsole. So wurden die ersten Abenteuer in den virtuellen Welten bestritten und so manche Spielfigur wuchs uns ans Herz. Wenn die Eltern vom abendlichen Treiben Wind bekamen, schaffte man es manchmal sogar, so lange auszuharren, bis die Erzeugerfraktion selbst ins Traumland entschwand und widmete sich erneut den irrwitzigsten Geschichten. Genau um diese liebgewonnenen Gamer-Erinnerungen geht es in Rad Rodgers.
Der kleine Rad ist leidenschaftlicher Zocker und so hat selbst seine Konsole, die eine nette Anspielung auf den SNES ist, einen Namen spendiert bekommen. Mit der als Dusty betitelten Konsole, verbringt Rad bis in die Abendstunden gerne seine Zeit. Selbst wenn ihn seine Mutter aufgeregt blaffend zur Bettruhe drängelt. Doch in dieser einen besonderen Nacht, geschah etwas verrücktes!
Der Fernseher und Dusty schalteten sich selbstständig ein und der daran erwachte Rad, wird beim Ausschaltversuch urplötzlich in den Fernseher gesaugt.
Virtuelles Erwachen!
Der Junge wird mit etwas Nachdruck, des mittlerweile lebendigen Dusty, kurz darüber aufklärt, dass in dieser Welt ein paar ziemlich schräge Dinge abgehen, gegen die ihr nur mit roher Waffengewalt ankommt. Ja… ihr habt richtig gehört: Rohe Waffengewalt!
Dusty stattet euch mit einer kräftigen Wumme aus, die langsam getaktete Schüsse abgibt. Über auffindbare Icons im Level, kann der Munitionstyp der Waffe für eine Magazingröße geändert werden. Granaten, ein starker Laser, Raketen und eine Schnellfeuerfunktion gehören zu den Variationen, die ihr gegen die Gegner einsetzen könnt, um in den 8 erkundbaren Hauptumgebungen zu überleben. Zudem gibt es noch ein finales Boss-Level und 3 sogenannte „Pogo Vertigo“-Bonus Levels. Hier schnappt ihr euch einen Pogo-Stick und versucht (diesmal ganz ohne Waffe) an den höchsten Punkt des Levels zu gelangen und einen entsprechenden Highscore aufzustellen, was gutes Timing und etwas Geschick erfordert.
Und so kommen wir schon jetzt an den Punkt, dass wir euch darüber in Kenntnis setzen müssen, dass Rad Rodgers eigentlich kein Kinderspiel ist. So könnt ihr euch zwar entscheiden, ob die leichten Bluteffekte im Spiel deaktiviert werden und sich auch die Sprachausgabe der Figuren etwas mildern soll.
Aber mal ehrlich…
Wer will das denn schon ?!
So wird im Spiel geflucht und auch einige Jokes aus der Fäkalsparte, lassen nicht lange auf sich warten.
Ihr erlebt mit dem Spiel einen, von den 90er Jahren angehauchten Plattformer, der aber nicht nur knuffige Optik mit dreckigen Sprüchen paart, sondern auch einige liebevolle Details verarbeitet.
RetroPerspektive einer Ära
Schon bei Kleinigkeiten, wie den Checkpoints, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Diese sehen wie kleine Disketten aus, die im Vorbeilaufen auch noch das typische, knarzende und surrende Geräusch beim Speichervorgang von sich geben. Direkt wurden Erinnerungen wach, wie ich als Kind erstmals vor einem Word-Prozessor saß und mir Star Wars – Kurzgeschichten ausdachte, welche natürlich nicht direkt gedruckt wurden, sondern ebenfalls auf der klassischen Diskette gespeichert wurden.
Aber nicht nur hier finden sich nette Anspielungen. Das komplette Gameplay ist sehr klassisch anzusehen und geleitet uns, wie eine Hommage an die 90er, durch die einzelnen Level. Lustig ist dabei aber die Wirkung, im Vergleich zu aktuellen Plattformern. So könnte man Rad Rodgers auch gut und gerne als Parodie des Erfolgstitels Ori and the blind forest ansehen und so manchen unterhaltsamen Vergleich ziehen, was selbst mit der Hintergrundgeschichte machbar wäre.
Aber egal, wie man das Blatt dreht und wendet. Rad Rodgers ist auf seine selbstironische Art und den nostalgischen Anspielungen, trotzdem eigenständig genug.
Für spielerische Abwechslung sorgen auch die Pixelverse-Passagen. Hier übernimmt Dusty kurzeitig die Hauptrolle und es gilt kleine Suchmissionen oder Rätsel zu lösen, die dafür sorgen, dass Anomalien in der eigentlichen Spielwelt verschwinden und euch so Zugang zu weiteren Bereichen der Level-Abschnitte gewährt wird. Auch hier wird stilistisch mit Retro-Optiken gearbeitet und diese passen trotzdem wunderbar ins Gesamtbild, da ja selbst die Menüs, Texteinblendungen und sämtliche Bildschirminformationen (z.B. zu Lebensenergie und Sammelobjekten) in Pixelgrafik gehalten wurden.
Ansonsten präsentiert sich das Spiel als freches 2D-Jump ’n’ Run, welches um sehr klassisch anmutendes Shooter-Gameplay, im Stil von Contra und Mega Man, ergänzt wurde. Wie heftig die Baller-Action im Spiel für euch ausfällt, hängt dabei von eurem gewählten Schwierigkeitsgrad ab. Hier stehen euch 3 Stufen zur Auswahl. Wobei man betonen darf, dass das Spiel nie unfair wird und selbst auf ‚Schwer‘ gut machbar ist. Allerdings sollte man auch erwähnen, dass der Shooter-Anteil in der Gewichtung zum Jump ’n’ Run-Part des Spiels, doch etwas geringer ausfällt und längst nicht in so masochistische Ballerorgien ausartet, wie zum Beispiel bei Genre-Kollege Cuphead.
Kick to the future
Rad Rodgers ist übrigens schon länger ein Begriff für PC-Spieler, denn der Titel startete bereits vor knapp einem Jahr. Seinen finanziellen Ursprung fand das Team hierbei in einer Kickstarter-Kampagne. Nachdem THQ Nordic sich die Rechte an dem Spiel sicherte, wurde das Spiel nun sogar erweitert.
Die Konsolen-Fassungen haben hierfür nämlich im Vergleich zur ursprünglichen Version, einigen Zusatz-Content gesponsert bekommen. Neue Gegnertypen, 5 komplett neue Level, Ranglisten, freischaltbarer Content und sogar einen Fotomodus.
Der Fotomodus ermöglicht euch, das Spiel in der Tiefe zu begutachten und coole Bilder von eurer Action zu schießen, indem ihr die typische 2D-Ansicht verlasst und die Kamera im dreidimensionalen Raum bewegen dürft. Diese Features sorgen nicht nur für Spaß, sondern erhöhen auf den Wiederspielbarkeitswert, denn leider glänzt das Game bei normaler Schwierigkeit und einem einmaligen Durchlauf, nicht unbedingt mit enormer Spielzeit. Eigentlich sehr schade, wenn man bedenkt, wie spaßig das Spiel allgemein inszeniert wurde, da man liebend gern mehr von Rad und Dusty sehen möchte.
Selbst der Soundtrack weckt gekonnt Erinnerungen an alte Zeiten, in denen die Spieleentwicklung zwar noch in den Kinderschuhen steckte, aber trotzdem viele wegweisende Kulthits und Innovationen hervorbrachte.
PC-Spieler dürfen sich übrigens über ein kostenloses Update freuen, mit dem sie sämtliche Inhalte der Konsolenversionen nachgereicht bekommen.
Fazit
Rad Rodgers ist eine Hommage, eine Parodie und ein echter Spaß für Fans von Plattformern. Es kommt zwar nicht an kunstvolle Titel wie ‚Ori and the blind forest‘ heran, punktet aber mit liebevollen Anspielungen, zugänglichem Gameplay, einer angenehmen Prise Humor für Erwachsene und ein paar netten Bonus-Features. Es macht eigentlich so viel Spaß, dass man sich doch mehr Spielzeit wünscht, als es der tatsächliche Umfang zulässt. Rekordjäger und 100%-Fetischisten werden aber dennoch immer wieder durch das Spiel heizen und versuchen auch die letzten Sammelstücke zu ergattern.
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