AER: Memories of Old – Eine Pilgerreise

AER: Memories of Old – Eine Pilgerreise

von am 15.11.2017 - 13:05
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Mit AER: Memories of Old präsentieren uns der schwedische Entwickler Forgotten Key und Daedalic Entertainment ein Spiel der etwas anderen Art. Highscores, ein Inventar oder gar ein Kampfsystem sind hier nicht zu finden. AER geht spielmechanisch einen anderen Weg und ist dabei am ehesten noch mit Journey oder Abzu zu vergleichen. Gehen wir also gemeinsam auf Pilgerreise und finden heraus was hinter dem ungewöhnlichen Abenteuer steckt…

ein Licht der Hoffnung

Wir schlüpfen in die Rolle von Auk, einer jungen Pilgerin die das Land der Götter bereist. Unser gemeinsames Abenteuer beginnt an Karahs Schrein. Das Gebet vor „Kahras Licht“ markiert dabei seit Generationen den Beginn der langen Pilgerreise.

AER: Memories of Old

Gemeinsam mit der Pilgerin betreten wir die Gebetsstätte. Seltsame, leuchtende Runen schweben leise summed im Raum. Als wäre das nicht schon beunruhigend genug, geschieht plötzlich etwas sonderbares. „Kahras Licht“, die sagenumwobene Laterne mit der Kahra die Menschheit beschützte ,als die alte Welt zerbrach, beginnt vor Auk zu schweben. Verwundert greift die Pilgerin nach der leuchtenden Reliquie. Dann wird alles finster, und Auk fühlt wie ein uraltes, mächtiges Wesen den Blick auf sie richtet. Doch nur für einen Moment. Die Dunkelheit schwindet und wir finden uns vor dem Schrein wieder, die leuchtende Laterne noch immer in Auks Hand. Als sie sich vom Schrein abwendet, bemerken wir etwas. Der Schein von „Kahras Licht“ offenbart die wahre Natur der ominösen leuchtenden Runen. Vom Licht getroffen werden sie zu Geistern – unbeweglichen Abbildern der Vergangenheit. Manche, der menschlich wirkenden Schemen sprechen, bei anderen können wir nur versuchen ihre Gesten zu deuten.

AER: Memories of Old

Doch Auk bleibt nicht viel Zeit um die Geister zu betrachten. Es rumpelt heftig und die Höhle, in der sich die Gebetsstätte befindet, beginnt einzustürzen. Nach einer kurzen Flucht findet sich Auk sicher unter freiem Himmel wieder. Hier offenbart uns Auks Mentor, dass „Kahras Licht“ das erste Mal seit Generationen wieder für einen Pilger scheint und sie ihre Pilgerreise unbedingt fortsetzen muss. Doch in den nächsten Minuten haben wir Anderes im Sinn…

Frei wie ein Vogel

Endlich unter freiem Himmel angekommen, kann Auk ihre Gabe einsetzen und sich in einen Vogel verwandeln. Eine ungemein nützliche Fähigkeit, denn das Land der Götter besteht aus vielen fliegenden Inseln, die in einem Ozean aus Wolken schweben.

AER: Memories of Old

Die junge Pilgerin springt ab und verwandelt sich in der Luft in die gefiederte Version ihrer selbst. Während wir abheben und mit den Flügeln schlagend, langsam aufsteigen, verändert sich auch die Musik. Die ruhigen Rythmen werden schneller und gewinnen Erhabenheit hinzu.

Langsam steigt das Gefühl von Freiheit in uns auf, während wir unsicher die ersten Bahnen durch die Lüfte ziehen. Es dauert nicht lange und wir werden mutiger, lassen Auk immer höher steigen, nur um sie dann mit einem Affenzahn wieder hinabschießen zu lassen. Zwischen schwebenden Felsen hindurch schrauben wir uns in die Tiefe, ziehen hoch und tauchen durch das Wolkenmeer. Was für ein herrliches Gefühl!

AER: Memories of Old

Auks Gefieder flattert im Wind und wir genießen die Aussicht auf die pastellfarbene, polygonale Welt.

Gerade als uns einfällt, dass wir uns so langsam wieder auf die Pilgerreise konzentrieren sollten, bemerkt Auk etwas auf einer Insel im Osten. Die Pilgerin in Vogelgestalt fliegt näher heran und während wir langsam um die Insel kreisen, erkennen wir darauf eine große, steinerne Statue. Sie zeigt den Hirsch – einen der alten Tiergeister. Um die Statue herum entdeckt die Pilgerin weitere schwebende Runen. Von „Kahras Licht“ beschienen, zeigen sie weitere Szenen aus der Vergangenheit.

Was ist hier geschehen? Wodurch wurde der Zerfall ausgelöst? Wo sind all die Menschen hin? Und welche Rolle spielen die Götter und Naturgeister in alledem?

Von Menschen, Göttern und Geistern

Von Kahras Schrein führt unsere Pilgerfahrt weiter, durch das ganze Land, bis wir letztlich alle drei großen Heiligtümer besucht haben. Dabei führt unser Weg durch zerfallene Städte, in denen wir Schriftrollen finden, die von den letzten Tagen der alten Welt berichten. Wir begegnen den beinahe vergessenen Tiergeistern und lauschen ihren Geschichten von Göttern, Menschen und dem großen Zerfall. Schließlich verschlägt es uns bis hinauf in den hohen Norden. Hier verlässt uns sogar die Musik, und Auk schwebt einsam durch eisige Stürme, während nur das Rauschen des Windes zu hören ist. Währenddessen suchen wir in der weiten Welt nicht nur nach den Spuren der Vergangenheit, sondern auch nach den Schlüsseln zu den großen Heiligtümern.

AER: Memories of Old

Die Heiligtümer selbst sind gewaltige Bauten, die uns trotz des einsetzenden Verfalls noch immer in Staunen versetzen. Nur wenn wir die riesigen Hallen genau durchsuchen, finden wir Hinweise darauf was einst an diesen heiligen Orten geschah. Ist einmal ein Weg versperrt, genügt es meistens den richtigen Schalter zu finden oder ein kleines Rätsel zu lösen, um weiter voran zu kommen.

AER: Memories of Old

Was allerdings in den Heiligtümern auf uns wartet und warum Auk von der finsteren Kreatur beobachtet wird, will ich an dieser Stelle nicht verraten. Denn in AER: Memories of Old geht es um die Reise selbst, die Erfahrungen die wir dabei machen, und wie Mythen und Legenden unseren Blick auf die Welt verändern.

Ein Spiel, das polarisiert

AER: Memories of Old richtet sich an ein eher spezielles Publikum. Der Fokus des Spiels liegt ganz klar auf der entspannten, fast schon meditativen Erkundung der Welt. Dabei tragen der erstklassige Soundtrack, sowie die einfache aber glaubwürdige Flugsteuerung enorm zum Wohlfühlfaktor bei. Ebenso die simple, polygonale Optik der Spielwelt, mitsamt ihrer vielfältigen Tierwelt. Ich hatte tatsächlich nicht erwartet das diese Technik solch beeindruckende Landschaften und Bauwerke auf den Bildschirm zaubern könnte. Angereichert wird das ganze zusätzlich durch die reichhaltige Geschichte, die sich langsam aber sicher aus Dialogen und Schriftrollen erschließt. Alle Fragen werden dabei zwar nicht beantwortet, doch mit ein wenig Fantasie lassen sich die meisten losen Enden zusammen führen.

AER: Memories of Old

Durch all diese Zutaten, haben die Entwickler von Forgotten Key eine Welt geschaffen, die trotz ihrer Einfachheit mehr Erkundungsreize bietet als so manche hochauflösende, sich Kilometer weit erstreckende, mit hunderten Passanten gefüllte Spielwelt der „großen“ Konkurrenz. Auch und vor allem weil man hier nicht nur auf der Karte markierte Punkte abklappert, sondern sich von Hinweisen leiten lassen und mit offenen Augen durch die welt reisen muss um Neues zu entdecken.

AER: Memories of Old

Doch mehr noch als bei jedem anderen Titel der letzten Zeit, hängt es enorm vom persönlichen Spiele-Geschmack ab ob man mit diesem „Adventure light“ etwas anfangen kann oder nicht. Action gibt es wie Gesagt keine, und die hin und wieder eingestreuten Rätsel und Plattform-Elemente sind nicht wirklich der Rede wert. Hier hätte für meinen Geschmack etwas mehr Gameplay nicht geschadet. Und auch mit Auks Vogel-Form hätte man mehr anstellen können, anstatt sie nur zur Erkundung zu nutzen. Dadurch ließe sich auch die leider sehr kurze Spielzeit von 4 bis 6 Stunden noch ein wenig strecken. Auf technischer Seite stören einzig die langen Ladezeiten, die beispielsweise beim Betreten und Verlassen der Tempel anfallen. Ansonsten lief die von uns getestete Xbox Version erfreulich sauber.

Fazit

AER: Memories of Old

von am 15.11.2017

AER: Memories of Old ist ein wirklich ungewöhnliches Spiel, dessen Reiz aus entspannter Erkundung, der toll gestalteten Welt und der interessanten, wenn auch verworrenen Geschichte entstammt. Das geringe Maß an eigentlichem Gameplay, sowie die kurze Gesamtspielzeit werden zwar viele Spieler abschrecken, doch wer sich auf diese einzigartige Pilgerreise einlässt, den erwartet ein faszinierendes und zum Nachdenken anregendes Abenteuer.

 

 

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