Mitte der 90er eroberte ein neues Genre die heimischen Spielekonsolen – der 3D Platformer. Denn mit dem Aufkommen von PlayStation und Nintendo 64 wurde erstmals der Sprung in den dreidimensionalen Raum gewagt, und Platformer waren perfekt um die spielerischen Möglichkeiten der dritten Dimension zu veranschaulichen. Zu dieser Zeit entstanden innerhalb des Genres einige der größten Spieleklassiker überhaupt. Von Super Mario 64, über Crash Bandicoot bis hin zu Banjo Kazooie. Und scheinbar haben sich Entwickler Playful Corp. und die Microsoft Studios einige dieser Klassiker ganz genau angeschaut, denn Super Lucky´s Tale zeigt einige Parallelen zu den bekannten Genre-Größen auf. Ob man allerdings auch qualitativ an die vermeintlichen Vorbilder heranreicht, klären wir für euch im Test.
lucky gegen die fiese katzen-bande
Die Story des Spiels ist schnell erklärt. Der kleine Fuchs Lucky wird gemeinsam mit einer gemeinen Katzen-Bande in das geheimnisvolle, magische Buch der Zeitalter gesaugt. Dort führen die bösen Miezen natürlich nichts Gutes im Schilde, und reißen die Kontrolle über die zauberhaften Welten innerhalb des Buches an sich. Natürlich kann Lucky dabei nicht tatenlos zusehen, und macht sich auf um die magischen Welten vor der Katzen-Invasion zu bewahren.
So schlüpfen wir also in Luckys Fell, bereisen 4 kunterbunt gestaltete Welten und legen uns dabei mit den Mitgliedern der verbrecherischen Katzentruppe an, bis wir schließlich dem Oberkater, Papa Jinx gegenüber stehen.
Doch bis es so weit ist, gibt es noch allerhand zu tun. Denn die Mitglieder der Katzenbande stiften ordentlich Chaos! So terrorisiert die Wissenschaftlerin Tess beispielsweise das beschauliche Gemüsedorf mit fiesen Maulwurfrobotern, während der verrückte General Schnurrhaar in der Ferienschlucht eine Armee aufbauen will. Um den befellten Antagonisten entgegen zu treten, müssen in jeder der 4 Welten 5 bis 6 Level gemeistert werden.
In jedem Level lassen sich, durch das Erfüllen verschiedener Aufgaben, bis zu 4 Kleeblätter ergattern. Erst wenn man eine gewisse Anzahl gesammelt hat, öffnet sich das Tor zum Endboss, und dadurch auch zur nächsten Welt. Wer Super Mario 64 oder einen der letzten Rayman -Teile gespielt hat, kennt das Prinzip.
Und wie die eben genannten, sorgt auch Super Lucky´s Tale dabei für ordentlich Abwechslung! Es gilt versteckte Münzen und Buchstaben zu sammeln, simple Schieberätsel zu lösen, und natürlich Kämpfe gegen allerlei tierische Gegner, sowie die obligatorischen Hüpfpassagen zu meistern. Mit diesem Aufgaben-Mix erfindet man das Rad zwar nicht neu, doch was schon in früheren Genre-Vertretern funktioniert hat sorgt auch hier für beste Unterhaltung.
hüpf-spaß für jedermann?
Ein reizender „Playground-Platformer“ für alle Altersgruppen. So jedenfalls wird Super Lucky´s Tale offiziell beworben. Und tatsächlich, der Schwierigkeitsgrad ist sowohl für Einsteiger, als auch fortgeschrittene Plattform-Begeisterte geeignet. Leider ist die Mischung nicht ganz ausgewogen. Ein Großteil der Rätsel und Hüpfpassagen richtet sich eindeutig eher an jüngere / ungeübtere Spieler, während wirklich knackige Passagen eher die Ausnahme darstellen. Somit ist das Spiel für meinen Geschmack zwar etwas zu leicht geraten, doch dank der abwechslungsreichen, und vor allem kurzweiligen Aufgaben, trübt das den Spielspaß kaum.
Was hingegen wirklich stört, ist dass der Schwierigkeitsgrad in manchen Fällen durch eine unübersichtliche Kameraperspektive künstlich erhöht wird. Die Kamera ist nicht frei drehbar, sondern fest am „unteren Bildschirmende“ verankert, und erlaubt zwar 45 Grad-Schwenks nach links und rechts, ist jedoch nicht in der Höhe verstellbar. Dadurch lassen sich hin und wieder Höhenunterschiede schlecht einschätzen, und so mancher Sprung wird zum Glücksspiel. Erschwerend hinzu kommt eine etwas zu feinfühlige Steuerung, durch die man bei so manchem panischen Rettungssprung gerne mal über das Ziel hinaus schießt. Glücklicherweise kommt es trotzdem nur selten zu Frustmomenten. Denn meistens macht die Kamera ihren Job richtig gut!
Es gibt auch, ganz klassisch, zweidimensionale Abschnitte die stärker auf den Hüpf-Aspekt ausgelegt sind. Sowie Bereiche in denen Lucky von selbst läuft und man „nur“ seine Sprünge richtig timen muss. Beide Varianten fügen sich spielerisch gut ein und profitieren von der besseren Übersicht.
bunte welten…
Besonders gelungen ist den Entwicklern in jedem Fall das Leveldesign. Egal ob gruseliger Vergnügungspark, oder harmonisches Dörfchen, jeder Abschnitt hat sein ganz eigenes Flair und besticht durch eine tolle Atmosphäre. Dazu trägt auch die gelungene musikalische Untermalung bei, die in ihren stärksten Momenten wohlige Erinnerung an so manchen Rare-Titel weckt. In puncto „Lebendigkeit“ übertrifft Playful Corp. sogar die britische Spieleschmiede. In allen Ecken der fantasievollen Welt kreucht und fleucht es. So hüpfen und hoppeln alle möglichen Vierbeiner durch die Wiesen, während sich Frösche und Krokodile an Gewässern tummeln und Schmetterlinge und Fledermäuse durch die Lüfte flattern.
Trotz der eher kompakten Größe der Level gibt es in jedem Abschnitt ordentlich was zu entdecken. So kann sich Lucky zum Beispiel durch die Erde graben um Zugang zu neuen Bereichen zu erhalten. Oder man entdeckt hinter einem Stapel Kisten einen versteckten Schalter, der wiederum einen zuvor verschlossenen Durchgang öffnet. Zusätzlich kann man mit vielen Objekten in der Spielwelt interagieren.
…und ihre bewohner
Natürlich hausen in den abgedrehten Welten auch genauso verrückte Bewohner. Auf seinem Abenteuer begegnet Lucky unter anderem Regenwurm-Farmern, kopflosen Golems und einer ganzen Sippe Yetis. Dass alle Figuren dabei den Rare-typischen Kauderwelsch von sich geben (nur Lucky und seine Schwester, die den Part der Erzählerin übernimmt, sind komplett deutsch vertont) empfinde ich hier sogar als sehr passend.
Die Gestaltung der Charaktere ist grundsätzlich sehr sympatisch und fantasievoll geraten. Neben Hauptcharakter Lucky, überzeugen besonders die Mitglieder der fiesen Katzenbande durch eine originelle Optik. Und auch die restliche Tierwelt kommt in einem lustigen Look daher.
Leider kann der Humor da nicht ganz mithalten. So musste ich zwar bei einigen Dialogen durchaus schmunzeln, doch allgemein richtet sich der Wortwitz doch eher an jüngere Spieler.
Alles in Allem trägt die gesamte Präsentation jedoch enorm zum Spielspaß bei. Playful Corp., um Designer Daniel Hurd, haben hier wirklich ganze Arbeit geleistet und eine Atmosphäre geschaffen die sowohl den Geist der vermeintlichen Vorbilder einfängt, als auch genügend Eigenständiges bietet.
Hinsichtlich der Technik gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Super Lucky´s Tale spielt sich jederzeit flüssig. Slowdowns oder Tearing sind nicht zu sehen, und auch sonstige Bugs oder gar Abstürze konnte ich keine entdecken.
Fazit
Super Lucky´s Tale ist ein gelungener Plattformer der in seiner Präsentation angenehm an bekannte Genre-Größen erinnert. Humor und Schwierigkeitsgrad richten sich dabei aber eher an jüngere Semester. Doch selbst ältere Hüpf-Veteranen sollten dem Titel eine Chance geben, denn die abwechslungsreichen Aufgaben, sowie die lebendige Welt, sorgen für jede Menge Spaß und wecken den Entdeckerdrang! Allerdings drücken eine hin und wieder unvorteilhafte Kamera, sowie die leicht überempfindliche Steuerung etwas auf den Spielspaß.
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