Assassin’s Creed Origins steht seit dem 27.10.17 in den Regalen und Ubisoft haben sich selbst eine Mission auferlegt. Mit dem neuesten Teil der Serie, wollte man das Spielerlebnis neu formen und auf diese Weise Fans und Neulinge gleichermaßen begeistern. Ob dieses Ziel gelungen ist, erfahrt ihr in unserem Test…
Der Ursprung
Mit Assassin’s Creed Origins wollen uns Ubisoft erneut in die mystische Welt der Assassinen entführen und haben sich diesmal sogar eine einjährige Release-Pause gegönnt. Der neueste Ableger verfolgt dabei nicht wie bisher den historisch fortlaufenden Werdegang des Kredos, sondern entführt den Spieler ins alte Ägypten. Hier verfolgen wir die Geschichte von Bayek, der selbst als Medjai (eine Art Beschützer des Volkes) bekannt ist und nach einem bösartigen Angriff auf sich und seine Familie, sucht er nach den Verantwortlichen. Diese Reise des Charakters führt letztlich zur Entstehung des Kredos und ist somit der Ursprung für die Geschichte der gesamten Reihe.
Doch wir erleben mit Bayek nicht einfach einen typischen Racheplot. Ganz im Gegenteil! Bayek ist wieder ein richtiger Symphatieträger innerhalb der Geschichte und strahlt eine angenehme charakterliche Präsenz aus. Vielleicht liegt es aber auch besonders daran, dass der Charakter stark auf das Finden von Gerechtigkeit ausgelegt ist und passend zum Setting weiterhin ein gläubiger Mann mit Idealen geblieben ist.
Dadurch verliert das Geschehen aber weder an Glaubwürdigkeit, noch an seiner tragischen Inszenierung. Während Bayeks Hintergrund offenbart wird, gibt es genügend Momente, die den Spieler emotional mitreissen können und letztlich zeigt sich auch auf diese Weise eine weitere Stärke des Spiels in den Nebenmissionen.
Die Lebendigkeit der Dinge
Auf der Gamescom 2017 haben wir bereits ein persönliches Gespräch mit Creative Director Jean Guesdon führen dürfen, der uns ein paar Fragen zum Spiel beantwortete [hier geht es zum Gamescom-Bericht].
Hierbei ging er im speziellen auf die freiheitlichen Erzählstrukturen des Teils ein. Doch ich finde, dass diese Freiheit zusätzlich durch die Release-Pause profitiert hat.
Bei Assassin’s Creed Origins merkt man, dass die Zeit nicht nur für eine optische Verbesserung genutzt wurde, sondern auch mehr Wert auf eine lebendige Welt gelegt wurde, die ihre eigenen Geschichten zu erzählen weiß. In den Nebenmissionen mag letztlich das auszuführende Fazit öfters Ähnlichkeiten aufweisen, aber die Motivationen hinter den Geschichten sind dabei sehr vielfältig. Außerdem hat man darauf geachtet, dass die einzelnen Missionstypen sich innerhalb eines Gebietes nicht zu häufig wiederholen. Der entscheidende Punkt an Origins ist allerdings eher, dass es sich anfühlt als sei Bayek als Charakter fester Bestandteil dieser Welt – eine Sache, die in Unity und Syndicate ein wenig unterging und die Hauptfiguren dadurch etwas blass wirken ließ.
Unterstrichen wird die lebendige Welt durch den Soundtrack aus der Feder von Sarah Schachner, die bereits Teile des Soundtracks von Assassin’s Creed – Unity beigesteuert hat. Sie hat dabei einen konsequenten Job gemacht hat und die Stücke wissen selbst losgelöst vom Spiel wieder zu überzeugen. Auch wenn ich sagen muss, dass innerhalb der Reihe die Werke von Jesper Kyd (Asassin’s Creed 1+2) und Brian Tyler (Assassin’s Creed – Black Flag) unerreicht bleiben. Das bleibt allerdings eine Anmerkung, die man als sprichwörtliches „Meckern auf hohem Niveau“ abtun kann und vielleicht auch ein wenig mehr mit persönlichem Geschmack zu tun hat.
In die Rolle schlüpfen
In Assassin’s Creed Origins hat man sich dazu entschieden, mehr auf Gameplayelemente eines Rollenspiels umzuschwenken, allerdings versteht sich die Ausführung doch eher als Anlehnung. So erhaltet ihr die Möglichkeit Ausrüstungsgegenstände in ihren Werten zu steigern und müsst nicht mehr auf eure optische Lieblingswaffe verzichten, bloß weil sie in den Werten überholt wurde. Das gilt für sämtliche Bereiche. Zudem entscheidet ihr mittlerweile über mehrere Arten von Waffen die ihr in der Schnellauswahl, also ohne zusätzliche Menü-Ansteuerung benutzen könnt.Gerade beim Bogen gilt es zu überlegen, in welcher Situation ihr welche Waffe am geschicktesten zum Einsatz bringt.
Der Skilltree ist für Assassin’s Creed grundsätzlich nichts Neues, aber die Umsetzung geht mehr ins Detail und bietet spannende Features, mit denen ihr Bayek individualisieren könnt. Hier geht es also nicht nur um das simple Pushen von Fertigkeiten und Effekten, sondern auch um neue Fähigkeiten, Attacken und Items.
Besonders ausgewogen wirkt hierbei das Kampfsystem. Ihr hämmert nicht nur auf Knöpfe und und wartet auf den richtigen Zeitpunkt zum Blocken, sondern dürft euch einem weitaus intuitiverem Kampfsystem hingeben. So kombiniert man Angriffe aus schweren und mittleren Attacken und hat ein Verteidigungsmechanismus mit dem Schild eingebaut, der stark an das Handling der Adventure-Ikone ‚The Legend of Zelda‘ erinnert.
Der Geist der Entdecker
Ein weiteres Feature ist auch Bayeks fliegender Weggefährte Senu. Er manifestiert das bisherige Sinnbild der Adleraugen und hilft euch die weitläufige Welt von Assassin’s Creed Origins zu erkunden. Nach den einführenden Spielstunden könnt ihr sogar frei mit Senu über die Landschaft Ägyptens fliegen und allerhand entdecken. So legt ihr bereits vor den üblichen Aussichtspunkten mit Senu die Karte frei und findet besondere Aufgaben und Ortschaften. Die Aussichtspunkte bleiben dabei trotzdem erhalten, erlangen aber eine andere Bedeutung, denn durch die Synchronisation an den besagten Stellen, erlangt Senu einen Wahrnehmungsbonus.
So funktioniert Senu eigentlich ähnlich wie eine Drohne, die euch allerdings auch im Kampf unterstützt, Ablenkungsmanöver durchführt und bei der Jagd behilflich ist – einfach ein wahrer Freund!
Doch die Welt bietet außer Schätzen, Waffen und Nebenmissionen noch weit mehr zu entdecken. In Assassin’s Creed Origins trefft ihr auf ein komplettes Ökosystem. Nicht nur die lebendige Landschaft mit Tag- und Nachtwechsel sieht atemberaubend aus. Auch die Tierwelt weiß zu überzeugen, denn ihr habt hier nicht nur simple Schießbudenfiguren stehen, durch die ihr auch eure Materialien erhaltet. Ihr könnt Löwen auf der Jagd beobachten und selbst unvorsichtige Fischer können Krokodilen zum Opfer fallen. Nahezu alles was da kreucht und fleucht, interagiert in gewisser Weise mit seiner Umgebung und gestaltet die ägyptische Landschaft belebter als es jemals zuvor in einem Assassin’s Creed der Fall war.
Auch heranziehende Sandstürme sehen beeindruckend aus und die Architektur der bewohnten Areale strotzt nur so vor Detailreichtum. Das ganze Szenario wirkt durchweg stimmig und lädt zum Staunen ein.
Und selbst die mythologische Seite Ägyptens findet ihren Weg ins Spiel und spielt auch in den Motivationen der Figuren einen Stellenwert, was auch bedingt relevant mit der Story verknüpft ist.
Das Glück ist mit den Reichen ?!
Die Wartezeit auf den neusten Ableger der Serie hat sich auf jeden Fall gelohnt und Assassin’s Creed Origins zeigt sich als fertiger Titel, der zu begeistern weiß.
Für ungeduldige Kaliber gibt es natürlich wieder die Möglichkeit mit Echtgeld Shortcuts zu erwerben. Hier muss man Ubisoft allerdings tatsächlich loben. Natürlich wäre es gerade in der heutigen Zeit noch schöner zu bewerten, wenn das Thema Microtransaktionen komplett in den Hintergrund rücken würde, wie es zum Beispiel auch bei The Witcher 3 funktioniert. Dennoch hat man hier darauf verzichtet aggressive Kaufoptionen im Spiel zu integrieren. Es gibt die standardmäßige Shop-Anwahl im Hauptmenü und sobald das Spiel gestartet wurde, entdeckt man nur eine eigentlich recht unauffällige Anwahlmöglichkeit.
Das Spiel selbst setzt euch auch nie die Pistole auf die Brust und abseits der Inhalte des Season Pass ist der restliche Content des Spiels mit ein wenig mehr Zeitaufwand auch einfach erspielbar. Diese Art der Kommunikation kann man gut und gerne durchgehen lassen und stößt bei mir auf wenig Kritik.
Es sei einzig anzumerken, dass bei einem Spiel dieser Größenordnung diese Shortcuts grundsätzlich unnötig sind und Spielern, die ernsthaft Spielzeit einsparen möchten, die Gelegenheit versäumen die Welt mit eigenen Augen zu entdecken und es sei dabei gesagt, dass sich wirklich jede Minute im Spiel lohnt und imposant gestaltet ist.
Fazit
Assassin’s Creed Origins bringt wirklich frischen Wind in die Marke und erstrahlt in völlig neuem Glanz. Bayek ist ein Charakter zum Mitfiebern und die Spielwelt ist lebendig wie nie zuvor. Technisch gab es viele kleine Neuerungen und das Spiel vereint die neuen Mechanismen sinnvoll, ohne dabei den typischen Charme der Serie zu verlieren. Die Rollenspiel-Anleihen sind treffend integriert, nehmen dem Gameplay dabei aber auch nicht die Geschwindigkeit. In jeder Hinsicht der ausgereifteste Teil der Serie, der mit Ägypten als Schauplatz, seine ganz eigene Faszination hat. Eine echte Empfehlung!
Weitere Infos zum Spiel erhaltet ihr auch auf der offiziellen Homepage.
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