Marvel vs. Capcom: Infinite – Endloser Prügelspaß?

Marvel vs. Capcom: Infinite – Endloser Prügelspaß?

von am 27.09.2017 - 15:43

Nach langen Jahren des Wartens erscheint nun endlich der neueste Teil der kultigen ‚Beat’em up‘-Reihe Marvel vs. Capcom. Und erstmalig in der Seriengeschichte haben die Entwickler einen vollwertigen Story-Modus integriert. Doch ob dieser auch überzeugen kann und was Marvel vs. Capcom: Infinite sonst noch zu bieten hat, klären wir im Test.

story mode

 

Die grobe Geschichte des Story-Modus ist schnell erklärt. Die Superschurken Ultron und Sigma verbinden sich zu Ultron Sigma. Dieser wiederum verschmelzt, durch die Macht der Infinity Steine, die Capcom- und Marvel-Universen miteinander und plant jegliches biologisches Leben darin zu zerstören. Das können die Helden der beiden ehemals getrennten Welten natürlich nicht zulassen. So ziehen sie gemeinsam in den Kampf, um Ultron Sigma zu vernichten und ihre Welten wieder zu trennen.

Dies mag nicht der mitreissendste oder zumindest logischste Plot sein, reicht aber als grobe Rahmenhandlung durchaus. Und sind wir mal ehrlich… hat jemand tatsächlich eine tiefschürfende Erklärung für ein solches Team-up erwartet?

marvel vs capcom: infinite review

Was ich allerdings erwartet hätte, wäre es das erste Aufeinandertreffen der Helden zu sehen. Doch stattdessen steigt man erst zu einem späteren Zeitpunkt in die Handlung ein und beinahe alle der Charaktere scheinen sich bereits zu kennen. Wann und wie sich die Helden begegnet sind, wird leider nicht gezeigt. Doch das was wir gezeigt bekommen, ist auch so schon richtig gut, denn die weitere Handlung wird spannend erzählt. Verschiedene Gruppierungen entstehen, es kommt zum Verrat und dann müssen auch noch die übrigen Infinity Steine gefunden werden.

marvel vs capcom: infinite review

Die Zwischensequenzen, die dabei die Handlung erzählen, sind audiovisuell absolut gelungen. Beim Betrachten fühlt man sich sogar gelegentlich an den einen oder anderen Marvel-Film erinnert. Jede Menge Action, ein One-Liner nach dem Anderen und ständig explodiert irgendwas. Die Sprecher machen ebenfalls einen guten Job, auch wenn die Dialoge stellenweise ein wenig flach ausfallen. Zusätzlich sind mir, vor allem in den Zwischensequenzen, einige Charakterdesigns negativ aufgefallen. So wirken beispielsweise Thor, Captain America oder Doctor Strange ein wenig „cartoonartig“ deformiert, und sehen mit ihren kleinen Köpfen und zu großen Händen fast schon lächerlich aus. Auf der Capcom Seite hingegen wurden glücklicherweise alle Charaktere passend getroffen.

Insgesamt gelingt es Capcom also eine interessante und unterhaltsame Geschichte zu erzählen.

Ha-do-ken vs. thors hammer

 

Die Kampagne ist also schon mal gelungen, dann kann ja nichts mehr schief gehen, oder? Zumindest was das Kampfsystem betrifft gibt es keinen Grund zur Sorge. Die Steuerung geht, ganz Street Fighter typisch, leicht von der Hand. Wobei man leichte, mittlere und starke Angriffe mit halbkreisbewegungen kombiniert und so Kombos auslöst. Die neu hinzugekommenen Infinity-Stein-Fähigkeiten können ebenfalls über simple Tastenkombinationen ausgelöst werden. Ein (wie ich finde) schönes System, das auch Einsteigern entgegen kommt. Doch wer das Kampfsystem wirklich meistern will, muss nach wie vor viele Stunden mit den einzelnen Charakteren verbringen, um das perfekte Timing für die jeweiligen Angriffe und Fähigkeiten zu entwickeln. Die Kämpfe laufen wirklich verdammt schnell ab und oft entscheiden Sekundenbruchteile über Sieg oder Niederlage. Glücklicherweise erlaubt sich die Kollisionsabfrage hier keine Schnitzer.

Die eigenen Fähigkeiten lassen sich dabei im freien Training oder im Missions-Modus verbessern. Der zuletzt genannte Modus ist, trotz des interessanten Namens, eigentlich nichts weiter als ein zusätzliches Training in dem man vorgegebene Moves nachmachen muss. Wer trotzdem in den Kämpfen kein Land sieht, hat auch jederzeit die Möglichkeit die Tastenbelegung komplett zu ändern.

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Und hat man die Steuerung erst einmal verinnerlicht, kommt schnell Freude auf. Die bildschirmfüllenden Special Moves sind eine Augenweide und der Einsatz der Infinity Stones bringt ein wenig taktisches Flair in die Action. So kann man sich zu Beginn einer Runde für einen der magischen Steine entscheiden, wobei jeder unterschiedliche Vorteile und Spezialangriffe mit sich bringt. Beispielsweise erlaubt es die Macht des Seelensteins, eurem Kontrahenten Lebensenergie zu klauen. Hat sich der Seelenstein vollständig aufgeladen, lässt sich dessen Spezialfähigkeit aktivieren und man kann den gefallenen Kampfpartner wiederbeleben. Die Auswahl des passenden Infinity Steins und das richtige Timing bei dessen Einsatz können so tatsächlich ein Match noch einmal herumreißen.

bis zur unendlichkeit?

 

Doch was hat Marvel vs. Capcom: Infinite neben der (4 bis 5 stündigen) Kampagne und dem Trainings- sowie zweiten Trainings Modus „Missions“-Modus zu bieten? Leider nicht viel. Man darf im klassischen Versus-Modus gegen die KI oder (leider nur einen) menschlichen Gegner in ‚2 gegen 2‘-Partien antreten, den 6-ründigen Arcade-Mode durchspielen oder online um den höchsten Platz der Weltrangliste kämpfen. Und natürlich könnte man eine Ewigkeit im Online-Kampf verbringen, doch meiner Meinung nach, muss ein modernes Beat’em up mehr bieten als nur das. So wartet die Konkurrenz schon seit langem mit abwechslungsreichen Modi wie Survival oder Time Attack auf. Von der Kreativität, die die letzten Neather Realms Titel in Bezug auf zusätzliche Herausforderungen an den Tag legten, fange ich garnicht erst an.

marvel vs capcom: infinite review

Ebenso fehlt es Marvel VS. Capcom: Infinite an spielerischem Mehrwert. Freizuspielen gibt es, abgesehen von unterschiedlichen Farbvarianten für die Kämpfer, garnichts! Zusätzliche Kämpfer? Neue Kostüme? Fehlanzeige! Und auch der Charakter-Roster fällt mit seinen 30 Recken verhältnismäßig schmal aus. So waren es beim direkten Vorgänger noch 36 Charaktere (zusätzliche Kämpfer der Ultimate Version nicht mitgerechnet).

Auch bei der Gestaltung der Kampfareale wurde nicht die gleiche Sorgfalt an den Tag gelegt wie bei früheren Titeln. Die Arenen sehen zwar gut aus, wirken aber teilweise zu steril und leblos.

Ein weiterer, herber Kritikpunkt, zumindest für die von uns getestete Xbox One Version, sind die langen Ladezeiten. So starrt man vor jedem Kampf bis zu 45 Sekunden auf den Ladebildschirm.

fazit

 

Marvel VS. Capcom: Infinite

von am 27.09.2017

Marvel VS. Capcom: Infinite ist ein durchweg gutes Beat’em up. Die griffige Steuerung, zusammen mit der schnellen Action und den schlau integrierten Infinity Steinen, machen einfach Spaß. Doch nach der gelungenen Hauptgeschichte gibt es rein spielerisch nicht mehr viel Neues zu entdecken. Und was den Gesamtumfang angeht, bleibt man nicht nur hinter der Konkurrenz zurück, sondern auch den eigenen Vorgängern. Hinzu kommen einige Schwächen beim Charakterdesign und teilweise platte Dialoge in den Zwischensequenzen. Letztlich leidet die Xbox One-Version unter Ladezeiten, welche die Geduld eines jeden Prügel-Fans auf die Probe stellen

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