gamescom 2014: Assassin’s Creed Unity Preview + Interview
Autor: Daniel Machut
Ein ganz großes Highlight auf der diesjährigen gamescom in Köln war der Doppelauftritt von Ubisoft mit den beiden neuesten Episoden der Assassin’s Creed-Reihe. Ubisoft ermöglichte es uns das Spiel in die Hand zu nehmen und wir konnten ein paar Hintergrundinformationen vom Creative Director des Spiels, Alex Amancio, ans Land ziehen.
Das Auge isst immer mit
Nach freundlicher Begrüßung im Fachbesucherbereich von Ubisoft durften wir an einem der heiß begehrten Sitze Platz nehmen und bekamen einen Controller in die Hand. Gespielt wurde eine PC-Version mit Xbox-Controller.
Wir starten direkt über den Dächern von Paris unweit der Notre Dame und genießen im ersten Moment den herrlichen Ausblick über die Stadtlandschaft. Mit Begeisterung entdecken wir kleinste Umgebungsdetails, die wiedermal darauf hinweisen, dass wir ein Spiel mit hohen grafischen Qualitätsansprüchen geliefert bekommen. Auf unsere Frage, ob wir in dieser Demo die Kathedrale auch betreten können, bekommen wir auch prompt eine positive Antwort und stürzen uns traditionell für die Reihe in einen Heuhaufen am Boden, der unseren Sturz auffangen soll und im Gegensatz zu unserem Easteregg-Kollegen aus The Witcher 2 klappt das auch wieder einwandfrei. Über einen Seiteneingang betreten wir das riesige Gebäude und kommen wirklich ins Staunen. Hier wurde ein grafisches Kunstwerk geschaffen, das eigentlich keine Wünsche offen lässt.
Adlerauge, bleib wachsam !
Doch letztlich sitzen wir ja nicht nur da um die Grafik zu bestaunen, sondern wollen schließlich auch etwas vom Gameplay sehen und so dürfen wir zusammen mit einem Ubisoft-Mitarbeiter in eine kooperative Mission einsteigen, die uns in den Untergrund von Paris führt. Die Steuerung läuft gewohnt flüssig und wurde beim Klettern sogar vereinfacht. Wo man bis zu Assassin’s Creed 4: Black Flag immer noch auf den Abgrund zulaufen musste, um dort erstmal über den Druck der rechten Schultertaste und dem B-Knopf des Xbox-Controllers den Abstieg einzuleiten, reicht jetzt ein simpler Druck auf die B-Taste und beschleunigt die entsprechende Abwärtsbewegungen deutlich. Eine kleine Anpassung, die aber Sinn macht.
So schleichen wir uns an Wachposten vorbei und versuchen uns unbemerkt den Inhalt einer versteckten Truhe zu ergattern. Das gelingt zunächst recht gut, da man sich untereinander gut abspricht, gemeinsam Attacken plant und zeitlich abstimmt. Das macht verdammt viel Spaß und um sich nicht zu verlieren werfen wir regelmäßig einen Blick durch die bekannte Adleraugen-Perspektive, mit welcher man Gegner und auch den Spielpartner markieren kann.
Ein unüberlegter Schritt zu viel bringt uns letzten Endes doch in eine Kampfsituation. Das Kampfsystem funktioniert wie gewohnt. Der einzige Unterschied zeigt sich darin, dass man die Armklingen nicht direkt anwählen kann, sondern diese nur bei Attentaten und Finishing Moves verwendet. Nach bestandenem Gefecht begeben wir uns mit der linken Schultertaste wieder in die geduckte Schleichhaltung und bahnen uns unseren Weg bis zum Ziel durch.
In puncto Steuerung hat sich nicht sonderlich viel getan, allerdings kann man bei Assassin’s Creed in dieser Hinsicht auch nicht mehr viel Neues erwarten, da sich das Steuerungsprinzip über die gesamte Reihe bewährt hat und weiterhin sehr zufriedenstellend ist.
Es ist ja auch mehr das packende Szenario der Französischen Revolution, welche historisch betrachtet eines der wichtigsten Ereignisse der europäischen Geschichte darstellt und natürlich die Teamplay-Option, die den Hauptanteil unseres Interesses an dieser Fortsetzung geweckt haben. Beides macht auch auf Anhieb einen sehr guten Eindruck.
No woman, no cry ?!
Ein weiterer Aspekt der in den letzten Wochen vor der gamescom für Aufsehen sorgte, war das Fehlen eines weiblichen Hauptcharakters, zumal wir hier von einem Koop-Titel reden, der auf bis zu 4 Spieler ausgelegt ist. Auf der Seite der Spielerschaft gab es teilweise heftige Diskussionen, die Kreise bis hin zum Thema der sexuellen Diskriminierung in Videospielen zog beziehungsweise der gezielten Ausgliederung der Frau aus der Gaming-Community durch viele Spielproduktionen. Dass diese Diskussion gerade durch Assassin’s Creed ausgelöst wurde, sorgte bei einem Großteil der Gamer eher für Stirnrunzeln, da die Reihe im Allgemeinen dafür bekannt ist in der Auswahl seiner Protagonisten äußerst abwechslungsreich zu sein und bisher keinerlei rassistische oder sexistische Ansätze zeigte.
So ist es naheliegend zu diesem Thema Fragen zu stellen und wir bekamen die Möglichkeit direkt mit dem Creative Director des Spiels Alex Amancio über dieses Thema zu sprechen. Dabei bekamen Antworten darauf, warum sich Ubisoft für diesen Weg der Umsetzung entschieden hat.
In erster Linie vermittelte das bisher gezeigte Material einen falschen Eindruck, denn wie uns Alex berichtet, handelt es sich nicht um vier verschiedene Charaktere, sondern nur um 4 Variationen der Hauptfigur Arno. Da Assassin’s Creed auch einen Science-Fiction Plot um den sogenannten Animus enthält, ist dies absolut vorstellbar. Die einzigen erkennbaren Unterschiede sind die verschiedenen Skill-Ausrichtungen, die der Spieler an seinem persönlichen Arno vornehmen kann, was im Koop natürlich interessant wird, wenn man in einem Team mit möglichst unterschiedlichen Stärken spielt. Dadurch erleben wir zwar 4 unterschiedliche Variationen derselben Figur, aber alle haben dieselbe Grundmotivation sich durch das Spiel zu bewegen und natürlich immer ein identisches Ziel. Das ist laut Alex Amancio ein wichtiger Grund auch das Geschlecht nicht zu verändern. Assassins Creed baut seit dem ersten Teil seinen Handlungsstrang um realitätsnahe historische Fakten.
„Gerade deswegen ist es nicht möglich auf einen weiblichen Charakter zu wechseln, da diese Figur eine komplett andere Motivation und Herangehensweise an die Story erfordert und den aktuellen Handlungsstrang damit sprengen würde“, betont Alex.
So wie Alex Amancio im weiteren Gespräch verlauten ließ, hätte das zur Folge gehabt, die komplette Erzählung verändern zu müssen, da zur Zeit der Französischen Revolution das Thema um die Frauenrechte in Europa, erstmals groß wurde. In diesem Zusammenhang hätte das Einfügen einer weiblichen, spielbaren Figur eine ganz andere Geschichte ergeben müssen, um auch diesem Charakter gerecht zu werden und das Prinzip der 4 editierbaren Arno Variationen hätte ebenfalls keinen Sinn mehr gemacht.
Fazit
Technische und spielerische Neuerungen gibt es so gut wie gar nicht. Assassin’s Creed Unity punktet aber weiterhin mit toller Atmosphäre und einem mehr als gelungenen Szenario, dessen Epoche einiges an Stoff zu bieten haben wird, um sich ganze Nächte um die Ohren zu schlagen. Der Koop-Modus überzeugt auf ganzer Linie und so bleibt abschließend nur noch zu sagen, dass der neue Teil nichts weiter tut als ein gelungenes Konzept auf Storyebene voranzutreiben, ohne Risiken mit allzu großen Veränderungen einzugehen, die nach aktuellem Stand aber auch keineswegs nötig sind.
Assassin’s Creed Unity erscheint am 28. Oktober für die PS4, Xbox One und den PC.