GC15 – Hercule Poirot, unsterbliche Abenteurer und Kate Walker in 3D

GC15 – Hercule Poirot, unsterbliche Abenteurer und Kate Walker in 3D

von am 20.08.2015 - 18:19
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Auf der Gamescom fällt mir auf: Ich weiß weniger über Spiele, als ich eigentlich dachte. Ich treffe immer wieder auf Menschen, Blogs und Firmen, von denen ich nie etwas gehört habe – und die teilweise schon seit Ewigkeiten im Geschäft sind. So auch der französische Publisher Microïds: Klar, den Namen Syberia kenne ich. Doch ich wusste nicht, dass der Verleger dahinter in diesem Jahr schon seinen dreißigsten Geburtstag feiert. Die Welt ist groß und voller Wunder.

So auch das Portfolio von Microïds. Der Publisher konzentriert sich in seiner Präsentation zwar auf die narrativen Spiele, scheut aber auch vor anderen Genres nicht zurück. Neben The A.B.C. Murders, Yesterday Origins und Syberia 3 warten auch Moto Racer 4 und ein Dungeon mit einem beinahe unaussprechlichen Namen auf mich, und ich bin auf keins der Spiele wirklich vorbereitet.

The A.B.C Murders

Zuerst stellt uns Microïds die ABC-Morde vor. Hier geht’s um den belgischen Detektiv Hercule Poirot aus den Romanen von Agatha Christie. Zu spielen kriegen wir zwar noch nichts, aber zu sehen gibt es bereits ein paar Ausschnitte in schicker Cel Shading-Optik. Poirot trifft auf einen Mörder, der Ort und Datum seines nächsten Mordes durch getippte Briefe ankündigt und dem Detektiv dadurch immer einen Schritt vorraus zu sein scheint.

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Als Spieler können wir nun verschiedene Hinweise sammeln, mit Verdächtigen reden und im Kopf des Detektivs alles zu einem schlüssigen Bild zusammenfügen. Dabei sollen Kenner der Romanvorlage zwar einige Anspielungen erkennen, die Lösung des Falls aber nicht aus der Originalgeschichte ziehen können. Trotzdem legen die Entwickler Wert auf Romantreue, und das zeigt sich zum Beispiel in dem Detail, dass Hercule Poirot auch in der englischen Sprachfassung mit einem französischen Akzent spricht.

Auch wenn mich Kriminalgeschichten meistens kalt lassen, freut es mich, dass Monsieur Poirot ein wenig im Scheinwerferlicht stehen darf – und gerade im krimiverrückten Deutschland dürften die A.B.C.-Morde gut ankommen. Da ist es fast etwas schade, dass der Poirot im Spiel nicht wie Sir Peter Ustinov aus den Verfilmungen aussieht. Trotzdem werde ich das Spiel nicht nur dem Agatha Christie-Fan in meiner Familie (Mama) empfehlen, wenn es im Januar 2016 für den PC, Mac, Playstation 4, Xbox One, iOS und Android erscheinen soll – ich werde vielleicht auch selber auf Spurensuche gehen.

Yesterday Origins

Weiter geht es mit einem Adventure der Macher von Runaway: Yesterday Origins erzählt die Geschichte von Unsterblichen und geht dabei teilweise recht clevere Wege. Die erleben wir jedoch erst nach einer Weile – vorher sehen wir ein Rätsel, das aus jedem anderen Adventure stammen könnte.

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Protagonist John Yesterday steckt in der Klemme, und zwar im Mittelalter zu Zeiten der Inquisition. Da er mehrere Sprachen fließend spricht, hält man ihn für einen Hexer und wirft ihn in den Kerker, aus dem er entkommen muss – was er schafft, indem er den Rand eines Kruges mit einem halluzinogenen Frosch einreibt und die Wache dazu bringt, aus ihm zu trinken. Die Wache sieht dann einen Dämonen in ihm und John kann entkommen. Das ist nah an der Grenze zur berühmten Mondlogik, die den Tod der Adventurespiele in den 90ern einleitete. Immerhin versucht Yesterday Origins, dem Spieler immer nur die Objekte zu präsentieren, die er zur Lösung eines Rätsel auch benutzen kann.

Spannender wird es daraufhin bei einer Filmszene, die in der Neuzeit spielt. Da die Unsterblichen immer im Körper eines zwanzigjährigen wiedergeboren werden, reagieren sie nicht mit Anti-Aging-Creme auf Falten, sondern drastischer. Es dauert eine Weile, bis ich es verstanden habe, aber jetzt lächel ich und will mehr wissen. 2016 soll der Titel für den PC, Mac, die Xbox One und Playstation 4 erscheinen.

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Moto Racer 4

Nach zwei Adventures zeigt uns Microïds nun etwas Adrenalin: Moto Racer ist zurück, nach etwa 13 Jahren. Der vierte Teil der Reihe soll 2016 in voller Unreal Engine 4-Pracht und sechzig Bildern pro Sekunde über die Bildschirme der Next Gen-Konsolen jagen.

Wie auch von den beiden vorigen Spielen sehen wir von Moto Racer 4 nur ein Video, und es ist ein kurzer Trailer – dazu erzählt uns Microïds die wichtigen technischen Eckdaten und Features: Bis zu zehn Spieler sollen online fahren können, und zwei können an einer Konsole gegeneinander antreten. Dazu gibt es in den Rennen auch „zivilen“ Verkehr, den wir umfahren müssen – für besonders knappe Manöver gibt es dabei mehr Punkte. Letztendlich können wir außerdem an unserem Biker und seinem Fahrzeug schrauben und herumpinseln.

So weit, so gut. Mich begeistern Rennspiele nicht sonderlich, aber ich begeistere mich dafür, ein Troll gegenüber meinen Mitspielern zu sein: In Moto Racer 4 soll es möglich sein, Sand von den Strecken hochzuwirbeln und den Mitspielern damit die Sicht zu nehmen. Manchmal sind die einfachsten Freuden doch die schönsten Freuden.

Dungeon of Naheulbeuk

Das nächste Projekt schweift laut Microïds am Weitesten vom bisherigen Portfolio ab – es handelt sich dabei um ein Rollenspiel, das auf einer animierten Serie basiert, die wiederum auf einem Web-Hörspiel beruht – was?

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Der Dungeon of Naheulbeuk begann in den frühen 2000ern als Web-Hörspiel, wie man es hierzulande vielleicht aus dem deutschen Radio von Stenkelfeld kennt; mittlerweile umfasst die Marke im Heimatland Brettspiele, Comics und soll nun auch als animierte Serie auf die Bildschirme wandern. Im Zentrum stehen Rollenspiel-Archetypen, die auf ihrer Quest eine Statue finden müssen, um eine Prophezeiung zu erfüllen – oder so ähnlich. Es ist nicht das erste Mal auf der gamescom, dass ich mich ärgere, kein Französisch zu sprechen.

Das Spiel selber soll rundenbasierte Kämpfe bieten und sich über RPG-Klischees lustig machen, und ob das gut gehen kann, sehen wir, wenn das Spiel auf PC, Mac, Playstation 4 und Xbox One erscheint – voraussichtlich 2017.

Syberia 3

Microïds schließt mit Syberia 3 – und ich weiß nahezu gar nichts über das Spiel oder die Vorgänger. Doch offenbar hat die Reihe eine Art Kultstatus erlangt, und auch die kritische Anerkennung scheint nicht aus zubleiben: Am Abend soll es im Rahmen von Video Games Live sogar eine Aufführung des Main Theme von Syberia 3 geben. Das stammt von Inon Zur, der unter anderem auch die Musik für Fallout 3, Dragon Age oder Prince of Persia schrieb.

Restaurateur

Syberia 3 schließt direkt an den Vorgänger an, bietet jedoch eine entscheidende Neuerung: Zum ersten Mal ist die Umgebung komplett in 3D gestaltet und damit frei für den Spieler erkundbar. Die Spielszenen, die wir sehen, sind dabei sehr detailliert, lebendig und phantasievoll gestaltet – hier merkt man nicht, dass das Spiel noch in der Entwicklung steckt und erst im Herbst 2016 erscheinen soll. Wie die anderen Microïds-Spiele sollen wir auch Syberia 3 auf der Playstation 4, dem PC, Mac und er Xbox One spielen können.

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Auf die Frage, was ich von Syberia 3 halte, antworte ich, dass ich wohl erst die anderen beiden Teile spielen möchte. Wieder einmal hat mir eine Präsentation die Dinge gezeigt, die ich nicht weiß – aber gerade deshalb bin ich ja hier.

Über Christoph Volbers

Christoph hat viel zu viele Töpfe am Kochen: Er ist der Kopf hinter dem Science Fiction-Metal-Projekt Xenogramm und schreibt an seinem eigenen Roman. Gleichzeitig studiert er Englisch und Geschichte im schönen Bremen (nicht lachen!). Da er jedoch nicht immer vor dem Bildschirm hocken kann, geht er arbeiten - und zwar in einer Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen. Wenn er sich davon erholen will, dann kocht er, oder er geht laufen, oder er sieht sich Filme und Serien an. Oh, und offenbar schreibt er auch für krautgaming. Wie konnte ich das nur übersehen?

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