Sugar Dust. Das ist vielleicht die kurioseste Dreingabe, die ich auf der diesjährigen Gamescom erhalte. Der Sugar Dust ist eine Tüte gelber Zucker-Bonbons, die aus dem sogenannten Dust gefertigt wurden – dem Überrest einer verlorenen Zivilisation. Um diesen dreht sich in den Endless-Spielen des französischen Entwicklers Amplitude alles: In Endless Space und Endless Legend dient er als Zahlungsmittel, und in Dungeon of the Endless liefert er Strom. Und schmecken tut er auch noch.
Dust erinnert an den Spice aus Frank Herberts Dune, ist aber für rundenbasierte Strategiespiele etwas neues – auch wenn bereits Firaxis mit Civilization und Alpha Centauri bzw. Beyond Earth versuchte, mehr oder weniger unterschiedliche Spiele narrativ im selben Kanon zu verorten. Die Brücken zwischen den Endless-Spielen sind jedoch deutlicher: Manche Helden, wie mir einer der Entwickler von Dungeon of the Endless erzählt, tauchen in allen drei Spielen auf; Auriga, die Welt des Fantasy-Spiels Endless Legend, ist ein Planet, den wir in Endless Space finden und besiedeln können; und letztendlich ist da der Dust, der Überrest der Endlosen, einer antiken, raumfahrenden Zivilisation. Außerdem sprechen die Spiele eine klare, gemeinsame Design-Sprache, ohne sich jedoch zu sehr zu ähneln, wie es etwa bei Civilization V und Beyond Earth der Fall ist.
Das klare, saubere Design der Vorgänger scheint selbst im frühen Entwicklungsstadium von Endless Space 2 seinen bisherigen Höhepunkt zu finden: Feine Linien, übersichtliche Fenster und eine aufgeräumte Schrift kennzeichnen das Bild. Neu soll dabei ein Feature sein, mit dem der Spieler jederzeit auf die Leertaste drücken kann, um durch ein Overlay zusätzliche Informationen abzurufen – etwas, das Amplitude im interaktiven Teaser-Trailer illustriert. Die Idee dahinter ist jedoch nicht nur, Informationen übersichtlicher auf dem Bildschirm unterzubringen. Laut den Entwicklern geht es vor allem darum, die unterschiedlichen Perspektiven der Spieler und auch der Völker im Spiel zu verdeutlichen. Nicht umsonst stünde das Spiel unter dem Leitsatz “Your Vision. Their Future.”
Abseits dieser Funktion gibt es in Endless Space 2 eine Reihe neuer Spielelemente. Da wir uns zum Beispiel nur von System zu System fortbewegen, existiert zwischen den Sternen sehr viel ungenutzter Raum. Den sollen wir in Zukunft mit Sonden erkunden können, um zusätzliche Boni zu finden – so können die Sonden etwa auf schwarze Löcher oder Ruinen der Endlosen stoßen. Auf manchen Planeten sollen außerdem kleinere Völker leben, die noch nicht in den Weltraum vorgestoßen sind, und ähnlich wie in Endless Legend soll es möglich sein, diese Völker ins eigene Reich zu integrieren. Ich freue mich schon darauf, eine interstellare Regenbogen-Nation zu schaffen.
Neu sind außerdem Politik und Parteien, die unser Sternenimperium beeinflussen können. Amplitude zeigt uns, wie das funktioniert: Die Technologie-begeisterten Sophons (quasi die Nerds des Endless Space-Universums) stoßen auf die kriegstreibenden Craver, die wie Heuschrecken durch die Galaxie ziehen und sich ein System nach dem anderen unter den Nagel reißen. Die Sophons bekommen Angst, und kurzerhand gründet sich eine militaristische Partei, die bei der nächsten Wahl dann auch eine beachtliche Zahl an Stimmen erhält. Wir als Spieler können die Wahl dabei beeinflussen – und auch andere Faktoren spielen bei den Wahlergebnissen mit: Eins der kleineren Völker, die die Sophons in ihr Reich integriert haben, ist ein friedliebendes Agrar-Volk. Und die wählen auf keinen Fall die Kriegstreiber, diese naiven Hippies.
Wenn es dann schließlich zum Kampf kommt, dann wählen wir eine Reihe von Manövern aus, die unsere Raumschiff-Flotte fliegen soll – direkten Einfluss auf unsere Schiffe wie in einem Echtzeit-Strategiespiel haben wir nicht. Der Spieler, so Amplitude, ist zwar das Oberhaupt seines interstellaren Staates, aber kein Feldherr, und somit sind seine Optionen limitiert. Das macht Sinn und freut mich, da ich meine Rundenstrategie ungern mit Echtzeit-Schlachten verwässere (ja, damit meine ich dich, Total War).
Am Ende kann ich es kaum erwarten, wieder in das Endless-Universum abzutauchen – besonders, als ich danach frage, ob alle Völker aus dem Vorgänger dabei sein werden. Nein, werden sie nicht. Amplitude möchte ein paar neue Ideen ausprobieren und bringt daher vier alte (zum Beispiel die Sophons und die Craver) und vier komplett neue Weltall-Nationen an den Start.
Das Spiel soll 2016 in eine Early Access-Phase eintreten. Bis dahin heißt es: Abwarten, Dungeon of the Endless spielen und dabei Sugar Dust essen.
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