Ein Vorteil der Gamescom ist, dass ich Spiele anteste, die ich sonst nicht mal mit Gummihandschuhen angefasst hätte. So auch mit Mighty No. 9 – alles, was ich wissen musste, steckte in dem Satz „ein spiritueller Nachfolger von Mega Man„. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, und deshalb kletterte Mighty No. 9 von einem „Niemals“-Titel schnell zu „Ich hätte nie gedacht, dass das so viel Spaß macht.“
Doch zuerst ein bisschen Vorgeschichte: Ich erinnerte mich an eine Zeit, als ich Mega Man 2 auf der Virtual Console spielen musste – vielleicht war es auch auf einem Emulator am PC. Nach einer halben Stunde gab ich frustriert auf: Das Spiel war zu schwer für mich. Ich tröstete mich damit, dass dies kein Wunder wäre – immerhin war ich mit Strategie- und Rollenspielen groß geworden, die keine schnellen Reaktionszeiten benötigen.
Jahre später frage ich auf der Gamescom, ob denn Mighty No. 9 etwas für Spieler ist, die mit Mega Man nichts anfangen können. Schnell korrigiert man mich. Mighty No. 9 sei „komplett anders“ als Mega Man, trotz aller Ähnlichkeiten. Das wird mir jedoch erst beim Spielen klar.
Das Herzstück von Mighty No. 9 ist eine spezielle Mechanik. Denn anders als in Mega Man können unsere Schüsse die Gegner nicht zerstören. Mit der Fernwaffe destabilisieren bzw. betäuben wir die Gegner nur – erst, wenn wir mit dem Dash-Button in sie hineinkrachen, vernichten wir sie. Das gemeine dabei: Je weniger Zeit zwischen der Betäubung und dem Dash besteht, desto höher ist der Punktebonus – im besten Fall sind wir also ständig in Bewegung, um den Bonus immer auf einhundert Prozent zu halten.
Eine schnelle Combo kann da sehr schnell Spaß machen, finde ich heraus – und da ich so oft wie möglich eine gelungene Combo herbeiführen möchte, verschätze ich mich schnell und lande in einer Stachelgrube. Als dann einer der Produzenten uns die Spielstufe doppelt so schnell wie ich vorspielt, ist es fast, als ob ich einem Speedrun zusehen würde – und tatsächlich kann ich mir vorstellen, das Spiel beim Games Done Quick-Marathon im nächsten Jahr zu sehen.
Mighty No. 9 hat aber noch einen anderen Unterschied zum inoffiziellen Vorgänger, denn der Titel kann die Rechenkraft moderner Systeme nutzen. Und das sieht fantastisch aus: Die Landschaften stecken voller bunter Farben, schräge Roboter-Wesen schrauben sich aus den Wänden oder schieben Kisten vor sich her, und knallige Farben zeigen an, dass der Spieler gerade eine hervorragende Combo ausgelöst hat. Screenshots werden dem Spiel dabei nicht gerecht – erst in Bewegung entfaltet es seine ganze Kraft, auch wenn die eine oder andere unscharfe Textur im Bild steckt.
Die Entwickler wollen das Spiel im ersten Quartal des Jahres 2016 veröffentlichen und neben der Solo-Kampagne soll es auch ein paar andere Spielmodi geben: So soll es eine Reihe von speziellen Spielstufen mit gewissen Herausforderungen geben, etwa Level, in denen wir nicht schießen können oder innerhalb einer gewissen Zeit zum Ziel finden müssen. Außerdem wird es im fertigen Spiel einen kooperativen Spielmodus geben, der über das Internet läuft. Dabei spielen die beiden Spieler zwei unterschiedliche Figuren, die sich mit ihren speziellen Fähigkeiten gegenseitig helfen müssen, um die Stufe zu überleben. Nicht zuletzt gibt es auch einen kompetititven Online-Modus – hier können Spieler um die beste Zeit und Punktzahl kämpfen.
Mighty No.9 erscheint für XboxOne, Xbox360, Playstation 3 & 4, PC, WiiU und außerdem für die beiden Handhelds PS Vita & Nintendo 3DS.
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