Wie gut Portal einfach war. Ein Meisterwerk des Geschichtenerzählens, des intelligenten Rätseldesigns und der stilistischen Gestaltung. In all diese Kerben will Q.U.B.E. auch schlagen, das nach dem PC-Release in seinem Director’s Cut nun für die Konsolen erschienen ist. Wie sich das Spiel dort spielt und ob Q.U.B.E. die Qualitäten eines Portals erreicht, oder doch wie seine Würfel-Welt unzählige Ecken und Kanten aufweist, erfahrt ihr hier.
Physikrätsel, die die ein oder andere gedankliche Verrenkung benötigen. Eine karge, weiße und sterile Welt, die im Laufe des Spieles in ihr Gegenteil aufbricht. Und eine Geschichte, in der die anscheinend offiziellen Informationen einer Forscherin durch die gegenteiligen Aussagen eines angeblichen ehemaligen Versuchskaninchen konterkariert werden. Q.U.B.E. orientiert sich mehr als deutlich an Portal, wie in jedem Aspekt erkenntlich wird und der wahrscheinlich wichtigste Probierstein ist das Gameplay.
Von Würfeln, Magneten und Drehungen
Als Grundstein dient eine einfache Mechanik, bei der gewisse farbliche Blöcke manipuliert werden. Diese können entweder aktiviert, oder wieder deaktiviert werden und haben je nach Farbe andere Eigenschaften und müssen verschieden eingesetzt werden. So können rote Blöcke bis zu drei mal aus dem Boden oder der Wand gehoben werden, während gelbe Blöcke in bestimmten Formationen hervorkommen oder blaue Blöcke als Sprungfelder dienen. Die Kombination all dieser Objekte, die im Laufe des Spieles noch um die Möglichkeit bereichert werden, in Form violetter Bausteine Ebenen zu drehen, bilden mit das gesamte Repertoire, mit dem sich Spieler_innen durch Q.U.B.E. rätseln müssen. Doch Worte werden dem Ganzen nicht gerecht und bewegte Bilder sagen ja sogar noch viel mehr als tausend Worte.
Mit diesen simplen und wenigen Mechaniken schafft es Q.U.B.E., entgegen anfänglicher Erwartungen, die gesamte Spielzeit abwechslungsreich und mit immer neuen Herausforderungen zu füllen. In den insgesamt sieben Bereichen des Spieles wird das Gameplay immer logisch um neue Varianten erweitert, wie etwa Level in kompletter Finsternis oder Rätsel mit Lichtsensoren und Magneten. Dabei werden die bestehenden Mechaniken nicht obsolet, stattdessen wird auf Grundlage derer aufgebaut, sodass sich bei jedem Level sofort ein Gefühl dafür einstellt, wie es angegangen werden soll, da es Elemente hervorgegangener Rätsel beinhaltet, die auf neue Aspekte treffen.
Dem Gameplay eher zuträglich ist auch die geringe Spieldauer, von knapp drei bis vier Stunden, wenn man das Spiel ohne Vorwissen begeht. Wie beim ersten Portal laufen sich durch die kurze Dauer die Mechaniken nicht ab, jedoch scheint Q.U.B.E. seine vielen Ideen schon fasst zu verpulvern. Kaum ist eine neue Idee eingeführt wird sie schon wieder liegen gelassen, um eine neue Idee einzuführen, die wiederum nach kürzester Zeit ersetzt wird. Das Gameplay hätte also eine längere Spielzeit ohne Probleme getragen, das Potenzial dafür wird aber vergeben.
Das einzige wirkliche Problemfeld für das Gameplay eröffnet sich bei Q.U.B.E. eigentlich nur bei der Steuerung der Figur, die ungefähr so galant und genau spielbar wie der Surgeon Simulator ist. Gerade bei der Bewegung im Raum oder dem Zielen auf Objekte sollte Geduld mitgebracht werden. Man muss einige Passagen mehrmals begehen, da man entweder aufgrund der schwammigen Steuerung irgendwo herunterfällt oder das gewünschte zeitkritische Kommando nicht schafft.
Raumschiff oder Testgelände?
Ebenso interessant wie die Gameplay-Mechaniken des Spieles ist auch die Geschichte von Q.U.B.E., die die Spieler_innen in einer vermeintlichen Raumstation zu der Off-Stimme einer angeblichen Forscherin der Internationalen Raumstation erwachen lässt. Dieser erklärt auch bald, dass die Figur seit mehr als zwei Wochen im Schlaf war und nun den Auftrag hat, die Raumstation von innen heraus zu zerstören, da diese sonst das gesamte Leben auf der Erde bedroht.
So weit so gut, doch bleibt es natürlich nicht bei dieser Erzählung. Während man durch die einzelnen Level stampft und die ISS mitsamt der Forscherin immer wieder außer Reichweite für die gemeinsame Kommunikation driftet, mischt sich eine weitere Stimme ein. Diese erzählt davon, dass es sich nicht um ein Raumschiff handelt, in dem man sich befindet, sondern dass man ein Versuchsobjekt ist, das zu Tests in einer unterirdischen Anlage verdammt ist, wie es die Stimme auch schon war.
Hier entsteht nun eine Spannung zwischen beiden Erzählungen. Als spielende Personen, die eine Geschichte erleben, nehmen wir neue Informationen für gewöhnlich als richtig an während alte Infos ihren Wahrheitsgehalt verlieren. Sprich wir vertrauen anfänglich dem angeblich ehemaligen Versuchsobjekt. Mit der Zeit jedoch bleiben die Vorhersagen dieser Stimme aus, während das Vertrauen zur Forscherin immer weiter steigt, der wir jedoch nicht alles glauben wollen, was aufgrund unseres Wissens um andere Spiele wie etwa Portal so sein könnte. Bis zum Schluss lässt sich eigentlich keine eindeutige Aussage darüber treffen, welche der zwei Stimmen nun die Wahrheit sagt, da beide für die Gegebenheiten auf dem Raumschiff oder der unterirdischen Forschungsanlage passende Interpretationsmöglichkeiten bieten. Q.U.B.E. ist ein intelligent und gut geschriebenes Spiel, das seine Spannung bis zum letzten Moment aufrechterhalten kann.
Diese Spannung wird jedoch nicht nur über die Dialoge hervorgebracht. Auch das karge Design der Level lässt Spielraum für die Interpretationen beider Stimmen aus dem Off. So muten die weißen Würfel futuristisch an, was für ein Raumschiff ja sehr zuträglich ist. Zum anderen können diese natürlich auch als sterile Forschungsumgebung aufgefasst werden. Sobald man aus dem eigentlichen Bereich ausbricht und in die nicht ganz so polierten Hintergrundbereiche der Fassaden kommt, lässt sich dies wieder als die grafische Darstellung der beiden gegenseitigen Aussagen interpretieren.
Fazit
Q.U.B.E. erinnert auf den ersten Blick sehr an Portal und dieser Eindruck wird im Laufe des Spieles eigentlich nur verstärkt. Dennoch bleibt Q.U.B.E. kein einfacher Abklatsch und baut seine ganz eigene Identität auf, die vor allem auf der spannend erzählten Geschichte beruht, die bis auf das Gameplay jedes Element des Spieles für ihre Zwecke verwendet. Doch das Gameplay ist deswegen keinesfalls negativ, sondern bietet so viel Abwechslung, dass es sogar zu viel sein könnte, so dass das Potenzial aller Ideen nicht ganz ausgeschöpft werden kann. Negativ ist ebenfalls die schwammige und unpräzise Steuerung, mit der man sich durch die kurze Spielzeit bewegen muss, die fast das perfekte Maß getroffen hat.
Q.U.B.E. ist mehr als der kurzweilige Rätselspaß, den man anfänglich erwartet. Eine intelligent geschriebene und gut erzählte Geschichte, die auch über die schön gestaltete Umgebung an die Spieler_innen gebracht wird, vermengt sich mit vielen interessanten Gameplay-Elementen zu einem fasst fehlerlosen Stück Software. Einzig an einigen Bereichen müssen Abzüge getätigt werden, doch über diese kann man leicht hinwegsehen. Q.U.B.E. bietet mit seinen knapp drei bis vier Stunden Spielzeit eine grandiose Erfahrung ohne größere Ecken und Kanten, die den Preis von knapp 10€ auf jeden Fall wert ist.
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