Valve gegen das Internet

Valve gegen das Internet

von am 25.06.2014 - 16:40
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Sommer – das bedeutet Strand, Sonne und Steam Summer Sale. Der wartet dieses Jahr mit dem „Summer Adventure“ auf, das die Nutzerbasis in fünf Teams aufteilt, die gegeneinander „um die Wette kaufen“. Das perfide daran: Wer das meiste Geld ausgibt, gewinnt – und daran verdient vor allem Valve. Doch anscheinend hat Gaben’s Digital-Plattform nicht mit dem sechsten Team gerechnet.

Beginnen wir am Anfang: Im diesjährigen Steam-Sommerschlussverkauf gibt es wieder digitale Sammelkarten. Diese sammeln wir, indem wir Spiele spielen, die nächsten Sonderangebote wählen oder aber Spiele kaufen – für alle zehn Piepen, die wir bei Steam lassen, bekommen wir eine zufällige Karte. Aus denen können wir dann Abzeichen basteln, wenn wir alle komplett haben, mit denen wir unser User-Level bei Steam erhöhen und Emoticons sammeln.

Doch dieses Jahr ist es etwas anders: Denn jedes Abzeichen bringt Punkte für das Team, in das uns Valve gesteckt hat. Fünf davon gibt es, und jeden Tag kämpfen sie um die meisten Punkte, damit es weitere Sammelkarten gibt. Außerdem erhalten dreißig zufällige Mitglieder des Gewinner-Teams drei Spiele aus ihrer Wunschliste, kostenlos.

Money for Nothing

Das Ganze ist ein Krieg der Geldbörsen: Denn es ist unmöglich, die erforderliche Anzahl an Sammelkarten für ein Abzeichen alleine durchs Spielen zu gewinnen. Auch das Tauschen von Karten unter Freunden ist eine limitierte Option, da nicht jeder eine tausendköpfige Freundesliste hat. Letzter Ausweg, um alle Karten zu sammeln, ist der Marktplatz auf Steam, auf dem wir Karten für kleine Cent-Beträge kaufen können.

Ein paar Karten später sind wir dann schon bei mehreren Euros, von denen ein Teil jetzt bei Valve liegt. Hier ein Beispiel: Die günstigste Sommer-Karte liegt zur Zeit z.B. bei 16 Cent. Davon kriegt Valve 10%, also wenigstens einen Cent. Klingt zuerst nicht nach viel, aber in den letzten 24 Stunden kauften und verkauften die Spieler 96.011 Stück von diesen Karten; das sind 960,11 Euro (für die Rechenfaulen). Es gibt zehn von diesen Karten. Und fast jedes Spiel hat eigene Karten.

Kurz: Valve verdient ein Schweinegeld mit Gütern, die eigentlich keinen Wert haben dürften.

steamsummercards

Die offensive

Laut einem sehr guten Artikel von PC Gamer – aus dem ich auch das Rechenbeispiel im vorigen Abschnitt geklaut habe – erkannte eine Gruppe von Spielern, dass Steams Sommer-Abenteuer nur durch Geld entschieden werden kann. Sie fassten einen Plan: Jedes Team sollte bis zum 28. Juni zwei Mal gewonnen haben. Das Statement: Ein Wettkampf macht keinen Spaß, wenn man ihn nur gewinnen kann, indem man viel Geld ausgibt.

Der Plan ist also mehr als simples Trolling; und in den letzten Tagen hat es gut funktioniert. Am ersten Tag gewann Team Purple, darauf folgten Red, Green, Pink und Blue (yay Team Blue!). Die Team-Mitglieder sprachen sich über Reddit miteinander ab – unter dem Namen „Team White“. Laut PC Gamer gaben einige von ihnen „hunderte von Pfund“ aus, damit z.B. Team Red gewinnen konnte; wahnsinnige Summen, aber nach meinem Verständnis ist das Internet der beste Ort, um Wahnsinn auszuleben.

Das Imperium schlägt zurück, und zwar ins Leere

Valve hat dies mitbekommen – wenn selbst mir auffällt, dass jeden Tag ein anderes Team gewinnt, dann muss es Gaben erst recht auffallen. Jedoch dachte ich zuerst, dass Valve selber am Schalter sitzt und einigen Teams einen kleinen Schub gibt.

Das Gegenteil ist anscheinend der Fall, denn Valve führte gerade gestern abend weitere Preise ein: Im Team, das auf Platz Zwei landet, bekommen 20 zufällige Mitglieder jeweils zwei Spiele von ihrer Wunschliste; und auf dem dritten Platz gibt es jeweils eins für zehn. Die Maßnahme scheint keinen Erfolg zu haben: Laut Reddit ist heute Team Red an der Reihe, und sie führen schon jetzt mit über 200.000 Punkten.

steamsummerscore

Ein Abenteuer, das keins ist

Wie ich schon einmal geschrieben habe: Es ist nicht alles Sonnenschein und Regenbögen im PC-Land. Ich lästere hier regelmäßig über die Fehltritte der großen Konzerne, und da ist es nur fair, die PC-Fanbrille für einen Moment abzunehmen; denn auch wenn Valve im Vergleich zu Microsoft oder Sony ein Leichtgewicht ist, heißt es nicht, dass sie immun gegen Kritik sein sollten. Und diese Kritik ist ganz klar: Die Pointification, die Valve mit dem Sammelkarten-Meta-Spiel auf Steam betreibt, nutzt den Spielern nicht, sondern nur dem Konzern.

Eine Kaufschlacht als ein „großes Sommer-Abenteuer“ aufzuziehen und – schlimmer noch – zu einem Wettkampf auszubauen ist exakt der Marketing-Blödsinn, den wir an EA, Ubisoft und ihren Freunden so hassen – er ist ähnlich fehlplatziert wie z.B. Mikrotransaktionen in Dead Space 3. Denn ein Abenteuer sollte nichts sein, das ich mit meinem Geld gewinne, sondern mit meinem Köpfchen, mit Herz und mit Fingerfertigkeit (wenn ihr versteht, was ich meine).

Kurzfassung: Sonderangebote sind eine gute Sache. Doch einen Wettkampf daraus zu spinnen, wer das meiste Geld für sie ausgibt, ist heimtückisch und verlogen. Von daher: Go, Team White. Destroy the system.

Über Christoph Volbers

Christoph hat viel zu viele Töpfe am Kochen: Er ist der Kopf hinter dem Science Fiction-Metal-Projekt Xenogramm und schreibt an seinem eigenen Roman. Gleichzeitig studiert er Englisch und Geschichte im schönen Bremen (nicht lachen!). Da er jedoch nicht immer vor dem Bildschirm hocken kann, geht er arbeiten - und zwar in einer Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen. Wenn er sich davon erholen will, dann kocht er, oder er geht laufen, oder er sieht sich Filme und Serien an. Oh, und offenbar schreibt er auch für krautgaming. Wie konnte ich das nur übersehen?

Kommentare

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Aex 2. Juli 2014 um 09:21 02.07.2014 - 09:21

Der Artikel strotzt leider nur so vor Fehlern. Verstehe die Aufregung überhaupt nicht. Die Sache mit den Sammelkarten gibt es schon ewig. Beim Adventure konnte man diese Karten aber auch ohne Einkaufen vervollständigen. Z.b wenn man dreimal täglich für die nächsten sales abstimmte. Oder alleine dadurch, wenn das eigene Team gewan. Letztlich waren es nur sammelkarteb. Ob man das allerdings Zeichen wollte oder nicht ist jedermanns eigene Sache. Spielt euch da bitte nicht zum Moralapostel auf. Wers nicht wollte, konnte ca. 10-15 (je nach team) karten im store verticken. Zeitweise waren bis zu 20 cent pro Karte drin. Für die Glanzversion bis zu 2€! Also auch ganz ohne einkaufe konnte man sein Steamguthaben um mehrere Euro verbessern. Klar… Peanuts. Aber kritikwurdig? Das ist wirklich german whine vom feinsten. Meine 2 cent dazu.

Christoph 8. Juli 2014 um 07:37 08.07.2014 - 07:37

Stimmt, die Voting-Karten habe ich vergessen, zu erwähnen. Das unterstreicht ja aber genau das, worum es geht: Um einen bedeutungsvollen Beitrag zum eigenen Team zu leisten, reicht eben diese eine Karte pro Tag nicht – du musst weitere Karten tauschen oder kaufen.

Dass jeder selber entscheiden kann, ob er daran teilnehmen möchte, ist gleichermaßen richtig – aber nur zu einem Teil. Mit dem Summer Adventure liefert Valve jedoch einen sehr verlockenden Anreiz, und nicht jeder kann dem widerstehen. Und das ist eine ganz billige Maßnahme, die wir z.B. in social games oder bei Mikrotransaktionen auch immer kritisieren – echtes Geld für virtuelle Items: Nix „German whine“ (denn wenn du die Quellen gelesen hättest, wüsstest du, dass die Inspiration für diesen Artikel sowie Team White aus dem englischsprachigen Raum kamen), sondern Kritik an einer Geschäftpraktik. Mehr nicht.

Und nur so viel: Ich selber habe mit viel Geld am Summer Adventure und am Sammelkarten-Bullshit teilgenommen. Weil man auch Dinge, die man gerne macht, kritisieren kann…

Valve fanboy 1. Juli 2014 um 22:46 01.07.2014 - 22:46

Wie? Valve macht Geld mit dem “Summer Adventure”?! Ich dachte Valve macht das, weil sie gerade nichts besseres zu tun haben! Ich bin schockiert! ;D

Christoph 8. Juli 2014 um 07:41 08.07.2014 - 07:41

Nicht das „Was“, sondern das „Wie“ ist wichtig. Niemand hat was dagegen, wenn Valve Geld mit Steam macht. Aber das Summer Adventure ist pure Manipulation.

Marcel 28. Juni 2014 um 14:34 28.06.2014 - 14:34

Hat wohl nicht geklappt. Team rot hat gestern den 4. Sieg eingefahren.

Christoph 28. Juni 2014 um 17:16 28.06.2014 - 17:16

Habe ich auch gesehen. Schade 🙁