Sommer – das bedeutet Strand, Sonne und Steam Summer Sale. Der wartet dieses Jahr mit dem „Summer Adventure“ auf, das die Nutzerbasis in fünf Teams aufteilt, die gegeneinander „um die Wette kaufen“. Das perfide daran: Wer das meiste Geld ausgibt, gewinnt – und daran verdient vor allem Valve. Doch anscheinend hat Gaben’s Digital-Plattform nicht mit dem sechsten Team gerechnet.
Beginnen wir am Anfang: Im diesjährigen Steam-Sommerschlussverkauf gibt es wieder digitale Sammelkarten. Diese sammeln wir, indem wir Spiele spielen, die nächsten Sonderangebote wählen oder aber Spiele kaufen – für alle zehn Piepen, die wir bei Steam lassen, bekommen wir eine zufällige Karte. Aus denen können wir dann Abzeichen basteln, wenn wir alle komplett haben, mit denen wir unser User-Level bei Steam erhöhen und Emoticons sammeln.
Doch dieses Jahr ist es etwas anders: Denn jedes Abzeichen bringt Punkte für das Team, in das uns Valve gesteckt hat. Fünf davon gibt es, und jeden Tag kämpfen sie um die meisten Punkte, damit es weitere Sammelkarten gibt. Außerdem erhalten dreißig zufällige Mitglieder des Gewinner-Teams drei Spiele aus ihrer Wunschliste, kostenlos.
Money for Nothing
Das Ganze ist ein Krieg der Geldbörsen: Denn es ist unmöglich, die erforderliche Anzahl an Sammelkarten für ein Abzeichen alleine durchs Spielen zu gewinnen. Auch das Tauschen von Karten unter Freunden ist eine limitierte Option, da nicht jeder eine tausendköpfige Freundesliste hat. Letzter Ausweg, um alle Karten zu sammeln, ist der Marktplatz auf Steam, auf dem wir Karten für kleine Cent-Beträge kaufen können.
Ein paar Karten später sind wir dann schon bei mehreren Euros, von denen ein Teil jetzt bei Valve liegt. Hier ein Beispiel: Die günstigste Sommer-Karte liegt zur Zeit z.B. bei 16 Cent. Davon kriegt Valve 10%, also wenigstens einen Cent. Klingt zuerst nicht nach viel, aber in den letzten 24 Stunden kauften und verkauften die Spieler 96.011 Stück von diesen Karten; das sind 960,11 Euro (für die Rechenfaulen). Es gibt zehn von diesen Karten. Und fast jedes Spiel hat eigene Karten.
Kurz: Valve verdient ein Schweinegeld mit Gütern, die eigentlich keinen Wert haben dürften.
Die offensive
Laut einem sehr guten Artikel von PC Gamer – aus dem ich auch das Rechenbeispiel im vorigen Abschnitt geklaut habe – erkannte eine Gruppe von Spielern, dass Steams Sommer-Abenteuer nur durch Geld entschieden werden kann. Sie fassten einen Plan: Jedes Team sollte bis zum 28. Juni zwei Mal gewonnen haben. Das Statement: Ein Wettkampf macht keinen Spaß, wenn man ihn nur gewinnen kann, indem man viel Geld ausgibt.
Der Plan ist also mehr als simples Trolling; und in den letzten Tagen hat es gut funktioniert. Am ersten Tag gewann Team Purple, darauf folgten Red, Green, Pink und Blue (yay Team Blue!). Die Team-Mitglieder sprachen sich über Reddit miteinander ab – unter dem Namen „Team White“. Laut PC Gamer gaben einige von ihnen „hunderte von Pfund“ aus, damit z.B. Team Red gewinnen konnte; wahnsinnige Summen, aber nach meinem Verständnis ist das Internet der beste Ort, um Wahnsinn auszuleben.
Das Imperium schlägt zurück, und zwar ins Leere
Valve hat dies mitbekommen – wenn selbst mir auffällt, dass jeden Tag ein anderes Team gewinnt, dann muss es Gaben erst recht auffallen. Jedoch dachte ich zuerst, dass Valve selber am Schalter sitzt und einigen Teams einen kleinen Schub gibt.
Das Gegenteil ist anscheinend der Fall, denn Valve führte gerade gestern abend weitere Preise ein: Im Team, das auf Platz Zwei landet, bekommen 20 zufällige Mitglieder jeweils zwei Spiele von ihrer Wunschliste; und auf dem dritten Platz gibt es jeweils eins für zehn. Die Maßnahme scheint keinen Erfolg zu haben: Laut Reddit ist heute Team Red an der Reihe, und sie führen schon jetzt mit über 200.000 Punkten.
Ein Abenteuer, das keins ist
Wie ich schon einmal geschrieben habe: Es ist nicht alles Sonnenschein und Regenbögen im PC-Land. Ich lästere hier regelmäßig über die Fehltritte der großen Konzerne, und da ist es nur fair, die PC-Fanbrille für einen Moment abzunehmen; denn auch wenn Valve im Vergleich zu Microsoft oder Sony ein Leichtgewicht ist, heißt es nicht, dass sie immun gegen Kritik sein sollten. Und diese Kritik ist ganz klar: Die Pointification, die Valve mit dem Sammelkarten-Meta-Spiel auf Steam betreibt, nutzt den Spielern nicht, sondern nur dem Konzern.
Eine Kaufschlacht als ein „großes Sommer-Abenteuer“ aufzuziehen und – schlimmer noch – zu einem Wettkampf auszubauen ist exakt der Marketing-Blödsinn, den wir an EA, Ubisoft und ihren Freunden so hassen – er ist ähnlich fehlplatziert wie z.B. Mikrotransaktionen in Dead Space 3. Denn ein Abenteuer sollte nichts sein, das ich mit meinem Geld gewinne, sondern mit meinem Köpfchen, mit Herz und mit Fingerfertigkeit (wenn ihr versteht, was ich meine).
Kurzfassung: Sonderangebote sind eine gute Sache. Doch einen Wettkampf daraus zu spinnen, wer das meiste Geld für sie ausgibt, ist heimtückisch und verlogen. Von daher: Go, Team White. Destroy the system.
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