PlanetSide 2 – Zurück in Auraxis
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Seit nun mehr als 10 Jahren tobt der Kampf um Auraxis im PlanetSide Universum, mit PlanetSide 2 brachte Entwickler SOE Ende 2012 den lang ersehnten Nachfolger für das MMOFPS. Nach über einem Jahr der Optimierung und Schrauberei seitens der Entwickler wird es für uns mal wieder Zeit rein zu schauen. 

Es ist dunkel über dem Kontinent Indar. Er ist nur einer von drei Kontinenten, auf denen der Kampf zwischen der Terran Republic, der Vanu Sovereignty und dem New Conglomerate tobt. Meine rote Rüstung identifiziert mich eindeutig als Anhänger der Terraner, in meiner Hand eine Battle Rifle, der Rest meiner Ausrüstung besteht aus einem kleinen Anti-Infanterie-Turret, einem Repair-Tool und einer Pistole. Angesichts unseres Ziels wünschte ich mir eine andere Waffe, oder eine andere Pistole, bin ich doch derzeit eher auf den Kampf in großer Entfernung ausgestattet.

sHUikAm rechten, oberen Rand tickt eine Uhr, noch 15 Minuten. So lange haben wir noch Zeit eine „Biolab“ genannten Basis zu erobern, um dieses „Alert“ genannte Event für unsere Fraktion zu entscheiden. Das Galaxy, ein riesiger Lufttransporter, welches mich und 11 weitere Soldaten meiner Einheit in Richtung Allatum Biolab bringt, schiebt sich langsam durch den nächtlichen Himmel. Ich sehe neben mir ein weiteres Galaxy, gefüllt mit einer anderen Einheit. Zusammen bilden wir das aktive Platoon des Outfits „Better Red Than Dead“.

„Clear Coms!“ schallt es von unserem Platoon Leader durch das Headset. Alle Gespräche verstummen. Kurze Anweisungen, wer nach dem Absprung wo hin muss. Wir springen mit 24 Soldaten hinter feindlichen Linien ab. Die große Masse unserer Verbündeten, im Planetside-Slang auch „Zerg“ genannt, beschäftigt sich noch mit einer anderen Basis. Die Eroberung steht jedoch kurz bevor und öffnet uns das Fenster, um Allatum einzunehmen.

Wir wurden entdeckt! Vereinzelt hören wir Feindfeuer, wie es auf das Galaxy einprasselt. Der Großteil unserer Feinde, der Vanu Sovereignity, kämpft noch einen verlorenen Kampf gegen unseren Zerg. Wir hoffen uns bereits in der feindlichen Basis eingegraben zu haben, wenn die Gegner zur Verteidigung von Allatum kommen. „Drop! Drop! Drop!“ schreit der PL, die Taste E lässt mich das Galaxy verlassen, neben mir meine 11 Kameraden, hinter uns schmiert das nun führerlose Galaxy ab und zerschellt wenig später auf dem Boden.

Zu dem Zeitpunkt haben wir uns aber schon über den südlichen Landeplatz unter die riesige Kuppel des Biolabs begeben und machen uns auf die Punkte B, C und den Generator einzunehmen. Ab jetzt ist alles militärisch geregelt. Ich bin ein Teil eines so genannten Double Stacks, das bedeutet, dass ich als Engineer einen Max genannten Panzer auf zwei Beinen am Leben halten muss, während hinter mir ein Medic steht, welcher hoffentlich mich am Leben hält.

Stille. Wir stehen an den uns zugewiesenen Plätzen, unsere Waffenmündungen auf die Fenster und Türen gerichtet, durch welche die Feinde kommen sollen. Ein Icon im Interface verrät uns, dass die Eroberung in der anderen Basis noch nicht ganz abgeschlossen ist. Wir haben noch keine Verbindung, können die Eroberung von Allatum noch nicht starten. Die Karte klärt aber auf, dass nur noch 15 Sekunden zu warten sind. Jedoch sollten nun auch erste Feinde den Kampf in das Biolab verlagern.

Die Verbindung ist da! Die Punkte B und C blinken und ihre Icons werden Rot, unverkennbares Zeichen dafür, dass wir hier sind! Erste Soldaten stürmen durch die Türen und sterben im Kreuzfeuer der Maxes. Die Uhr des Alerts tickt, alleine mit 24 Soldaten werden wir das Biolab nicht einnehmen können. Unsere Hoffnung ist der Zerg der Terran Republic eine Basis hinter uns, der möglichst schnell in den Kampf um das Allatum Biolab einsteigen muss.

Mehr Feinde strömen von allen Seiten in den Raum. Meine AMR-66 eignet sich besser als gedacht, mit gezielten Schüssen verwunde ich Feinde so schwer, dass sie schnell neutralisiert sind und ihre Chance auf Gegenwehr verwirkt ist. Doch auch unsere Verluste sind massiv, mein Repair Tool läuft heiß, ich stelle neben mir einen Anti-Infanterie-Turret auf, springe hin und her zwischen Turret und dem Reparieren des mir zugewiesenen Maxes. Zwei mal ist er schon gestorben, zwei mal wiederbelebt von dem Medic hinter mir. Gute Arbeit.

„Don’t overextend!“ schallt es über das Headset. Man soll seine Nase nicht zu weit raus strecken, man soll stets in Reichweite der Medics bleiben, wir haben keinen Spawn in der Nähe. Wenn wir diesen Alert noch gewinnen wollen müssen wir am leben bleiben, muss der Zerg kommen!

Doch es kommt anders. Wir sehen die rote Masse auf dem Radar, eine massive Ansammlung von Feinden, die sich vor den Türen sammelt. Vereinzelt schauen Soldaten rein und sterben. Sorge bereitet uns jedoch das, was wir nicht direkt sehen, was wir nur auf dem Radar erkennen. „Max Crash!“ schreit jemand über das Headset. Ich zähle kurz die Anzahl der feindlichen Maxes, bei 10 höre ich auf und konzentriere mich auf das Ausschalten ihrer Stacks. Medics und Engineers sind meine Ziele. Doch bleibt mir kaum Zeit zum schießen, von allen Seiten zucken die Blitze der Vanu-Waffen.

Nach wenigen Sekunden ist alles vorbei. „Wiped“ wird im Voice Chat zutreffend bemerkt. Ausgelöscht. Wir hatten einer großen Anzahl Max-Einheiten wenig entgegen zu setzen. Mir wird schmerzlich bewusst, dass wir nicht das einzig gut organisierte Outfit in PlanetSide 2 sind. Auch in den beiden anderen Fraktionen befinden sich hervorragende Outfits. Dieser Sieg geht an sie. Die Vanus gewinnen den Alert, aber wir kommen wieder!

MMOFPS

382Der Text wirkt wie eine Kurzgeschichte, ist aber eine nahezu exakte Beschreibung der Vorgänge in PlanetSide 2. Das Spiel kann man sich wie ein Battlefield 2142 vorstellen, nur dass alle Maps miteinander verbunden sind und sich auf dem Server bis zu 6000 andere Spieler befinden. Pro Kontinent besteht wiederum ein Limit von 2000 Spielern. Man kann das Ausmaß der Schlacht erahnen, wenn auf beiden Seiten mehrere hundert Spieler als Infanterie, in Panzern und in der Luft aufeinander treffen.

Dabei ist PlanetSide 2 einsamer Vertreter eines in der westlichen Welt weitestgehend unbekannten Genres: MMOFPS. Der Massively Multiplayer Online First Person Shooter. Nach klassischem Shooter Standard sind im Spiel bei den drei Fraktionen fünf Klassen vertreten, in welcher man eine begrenzte Auswahl an Waffen an den eigenen Spielstil anpassen kann.

Als sechste Pseudoklasse sei der Max erwähnt, welcher mehr Fahrzeug als Infanterie ist und den man beruhigt als Panzer auf zwei Beinen bezeichnen kann. Entgegen der anderen Klasse muss man für den Max jedoch Ressourcen aufwenden, um ihn zu spielen. Damit verhindert Entwickler SOE geschickt, dass alle Spieler zu jeder Zeit als Max rumlaufen.

Die Auswahl an Fahrzeugen ist ebenfalls beeindruckend. Vom schweren Panzer, über den Truppentransporter, bis hin zum kleinen, wendigen Buggy ist alles vertreten. Ähnlich das Bild in der Luft, auch hier bekämpfen sich die Einheiten in vier verschiedenen Flugzeug-Klassen.

Free2Play

Wo PlanetSide 1 noch auf ein Abomodell setzte und SOE uns jeden Monat 13€ abknöpfte, baut PlanetSide 2 auf ein Free2Play Modell. Dabei distanziert sich SOE, in Europa vertreten durch ProSieben Games, jedoch deutlich von dem Vorwurf Pay2Win in das Spiel einzubauen. Und sie haben recht, denn alle spielrelevanten Items lassen sich auch ohne Geld erreichen, Skills sind sogar gar nicht mit Geld zu bekommen.

Die Ingame-Währung sind da die „Certs“, mit welche man Skills, Waffen und Equipment freischalten kann. Direkt kann man keine Certs kaufen, Boosts zum schnelleren Cert-Gewinn sind jedoch erhältlich. Mann muss also in jedem Fall raus gehen und ein paar Feinde umpumpen.

planetside-2-store

Mit Certs und direkt mit Geld erhältlich ist die Ausrüstung, also Waffen, Granaten, Sprengsätze, usw. Man möchte die Bleispritze XY unbedingt haben, hat jedoch keine Lust noch zwei Tage darauf hin zu spielen? Kein Problem, man kann diese Waffen für umgerechnet 5-10€ direkt kaufen.

Besonders happig wird es bei Skins und Camo. Das sind rein das aussehen verändernde Gegenstände, also neue Waffenskins, Helme, Decals für die Fahrzeuge und vieles mehr. Die kann man nur gegen Geld erkaufen und die Preise sind wirklich gesalzen. Zehn Euro für einen Helm zu bezahlen, welcher mich nur cool aussehen lässt, grenzt schon an Wahnsinn. Selbst SOE CEO John Smedley hält einige Preise für zu hoch.

Balancing

Ein leidiges Thema in wohl jedem MMO. Aber Entwickler SOE beweist hier ein besonders unglückliches Händchen. Während den Spielern eine Vielzahl an Waffen zur Verfügung steht fällt die Wahl wohl immer nur auf die gleiche, kleine Auswahl an Waffen, die sich als Effektiv heraus gestellt hat.

Besonders ärgerlich ist es jedoch, wenn dank eines Bugs ganze Waffengruppen vollständig entwertet oder übermächtig werden. Ein Beispiel aus eigener Erfahrung ist der Striker der Terraner, ein halbautomatischer Raketenwerfer mit Lock-On auf Fahrzeuge und Lufteinheiten. Durch einen Bug bei den Flares war es mit dem Striker einfach möglich über der Basis eine No-Fly Zone zu errichten.

Anstatt aber den Flares Bug zu beheben kam ein Update für Lenkwaffen: Der Lock on muss jetzt während des gesamten Fluges aktiv bleiben, die Reichweite wurde massiv verkürzt und die Flares aktiviert. Kurz gesagt: Man sieht heute nur noch sehr selten einen Striker, zu geringer Schaden, zu geringes Zeitfenster, um die Ladung los zu werden. Schade.

Das ist nur ein Beispiel für die vielen Probleme, welche SOE im Balancing hat. Man muss zu ihrer Entschuldigung sagen, dass im Playtest nicht alle Fehler gefunden werden können, trotzdem sind manche Nerfs und Veränderungen geradezu frustrierend.

Roadmap

Eines der wirklich angenehmen Features im PlanetSide 2 Ökosystem ist die Roadmap. Spieler von PlanetSide 2 können hier entscheiden, welche Features möglichst bald überarbeitet und neu eingebaut werden sollen. Heraus ergibt sich auch ein relativ klares Bild dessen, was in den nächsten Monaten auf die Spieler hinsichtlich neuer Patches und Updates zukommt.

Das kürzlich erscheinende ESF Update widmete sich der Verbesserung der Luftfahrzeuge, samt neuer Raketen und kleinerer Balancing Anpassungen.

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Im Januar soll noch das nächste Performance Upgrade kommen. SOE hatte gerade zu Beginn ein Problem mit riesigen Anforderungen an die Hardware. PS2 ist immer noch kein Hardware-schonendes Spiel, dennoch ist die Performance besser geworden. Jedoch sind damit einher auch einige Ärgernisse gekommen, beispielhaft sei das späte Rendern der Spieler genannt: Wenn man irgendwo schnell rein läuft kann es passieren, dass man selber schon tot ist, bevor die Gegner überhaupt angezeigt werden.

Highlights im ersten Halbjahr 2014 werden aber auch der neue Kontinent Hossin sein, die damit erscheinenden Battle Islands und das so genannte Lattice System. Neue Kampfumgebungen sind natürlich immer willkommen, aber auch das Lattice System, mit welchem die Fraktionen ganze Kontinente besetzen  und sperren können, trägt schwer zur Wiederbelebung des Late-Games bei.

Zurück auf Start

Nach einem Jahr hat sich viel in PlanetSide 2 getan. Neue Features, neue Bugs, neue Herausforderungen sind dazu gekommen. Trotz aller Kritik halten wir derzeit das beste PlanetSide in Händen, was es jemals gab. In keinem anderen Spiel ist es uns als Spieler möglich, Kämpfe in solch einem Maßstab zu erleben.

Doch gilt PS2 als äußerst einsteigerunfreundlich. Ein schlechtes Tutorial und hohe Komplexität auf dem Schlachtfeld tragen ihres dazu bei, dass oftmals die Spieler nicht den Battlerank 20 erleben und früh wieder gehen. Doch dabei bleiben lohnt sich! Gerade mit einem aktiven Outfit zu spielen gibt dem Spiel das letzte Quäntchen Spielspaß, um PlanetSide zu einem unvergleichlichen Erlebnis zu machen.

Auf jeden Fall haben wir dank Free2Play die Möglichkeit unverbindlich rein zu schauen, ohne uns in Kosten stürzen zu müssen. Und wenn SOE seine bisherigen Probleme noch in den Griff bekommt sowie PlanetSide stetig verbessert und ausbaut haben wir hoffentlich mit PlanetSide 2 eine ähnlich lange Lebensdauer wie bei PlanetSide 1, welches knapp 10 Jahre aktiv war.

Über Hendrik Luehrsen

Hendrik ist Projektleiter und Gründer von Krautgaming. Nach seinem Ausstieg beim Web-TV Sender wollte er seiner Liebe zum Thema Videospiele weiterhin Ausdruck verleihen und gründete so Krautgaming. Heute ist Hendrik Geschäftsführer bei der Agentur Luehrsen // Heinrich und kümmert sich hauptsächlich um die technische Weiterentwicklung und Koordination der Plattform.

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