Microsoft möchte YouTuber unter der Hand bezahlen
In unserer Reihe „Warum die neue Generation nervt“ präsentieren wir heute einen weiteren Beweis dafür, dass die Konsolenhersteller uns für dumme Intelligenzverweigerer halten. Dieses Mal am Pranger: Microsoft.
YouTube hat in den letzten Jahren Alternativen zur etablierten Videospiel-Presse hervorgebracht – wer heute keine Lust mehr auf den Reviewgenerator von IGN oder Gamespot hat, kann zum Beispiel bei TotalBiscuit oder AngryJoe sehr persönliche und unterhaltsame Kritiken finden. Die beiden (und andere) finanzieren ihre Arbeit aus der Beteiligung an Werbeeinnahmen bei YouTube. Wichtigste Währung dabei: „Cost per Mile“, kurz: CPM. Das steht in Werbefachkreisen für die Werbekosten pro eintausend Zuschauern.
Aus einem Bericht von Arstechnica geht nun hervor, dass Microsoft einen heimlichen Bonus an YouTuber auszahlen will, die Videomaterial von Xbox One-Spielen zeigen. Es winken 3$ pro CPM – das klingt nicht viel, wächst aber in der Summe.
Der Deal bringt einige Vorraussetzungen mit: So dürfen die Teilnehmer nichts Negatives über die Xbox One oder Microsoft sagen, und sie müssen mindestens dreißig Sekunden Material von Xbox One-Spielen zeigen. Außerdem müssen die YouTuber den Tag „XB1M13“ benutzen.
Das eigentliche Problem ist aber ein anderes, denn die Teilnehmer dürfen nicht sagen, dass sie von Microsoft bezahlt werden. Das verstößt möglicherweise gegen die Richtlinien der Federal Trade Commission (FTC), nach der eine Werbung auch als solche erkennbar sein muss, ist aber auch aus Gründen der journalistischen Integrität bedenklich: Stellt euch nur einmal vor, Monsanto würde der Zeit oder der Welt fünf Euro für jede positive Zeile über den Agrarkonzern zahlen. Der Aufschrei wäre gewaltig.
Zwar können wir über die Professionalität von Youtube-Journalisten streiten; gerade Machinima, das Netzwerk in Frage, steht da nicht zu gut da (Glashaus, Christoph!). Aber gerade weil viele YouTuber eben nicht im Presse-Elfenbeinturm sitzen, vertrauen ihnen die Zuschauer. Dieses Vertrauen zu missbrauchen wäre aus meiner Sicht falsch.
Außerdem, Microsoft, hör zu: Wir verstehen, dass du einen schweren Start mit der Xbox One hattest. Ein gutes Produkt, beschissen vermarktet. Verstanden. Aber warum jetzt das heimliche Marketing? Wenn du verzweifelst Menschen suchst, die deine Produkte anpreisen, dann frag das nächste Mal doch einfach mich. Ich tue alles für Geld.
Alles.
ALLES.