26 Games: Toonstruck – Point & Click Adventure mit Christopher Lloyd
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Uessem, ich hasse sie! Das musste ein mal gesagt werden. Denn zur Recherche des Buchstabens „T“ seiner Aktion 26 Games stolperte ich über Toonstruck. Ein Spiel, welches ich 1996 spielte, jetzt wieder entdeckt habe und nun reißt mich die Erinnerung zurück in ein paar verrückte Erlebnisse meiner Kindheit.

20110802143238-ToonstruckWir befinden uns im Jahr 1996. Virgin Interactive war noch ein Spielepublisher, ich war am Ende meiner Kindheit im Aufbruch in eine vielversprechende, peinliche Jugend, aber die Karriere von Christopher Lloyd war nach Hits wie „Zurück in die Zukunft“, oder „Die Adams Family“, schon über seinen Zenit hinaus.

Und so kam zusammen, was zusammen gehörte. Ein Schauspieler, der um den Fortbestand seiner Karriere kämpft, erscheint in einem Spiel, dessen Genre von den 3D Spielen verdrängt wird, vermarktet  von einem Publisher, der schon damals nur als Zweitverwerter galt und der wenige Jahre später komplett verschwand: Toonstruck war geboren und ich liebte es!

Story

7282Der erfolgreiche, aber von seinen eigenen Kreationen angewiderte Cartoon-Zeichner Drew Blanc (Christopher Lloyd) ist verärgert. Denn sein Boss zieht für die von ihm kreierte „Fluffy Fluffy Bun Bun Show“ süße, redende Häschen seiner Lieblingskreation vor, welches als sarkastisches, intelligentes lila Wesen nicht in das Konzept des Senders passt. Und so fordert der Boss namens Sam Schmaltz (gespielt von Ben Stein) mehr süße Häschen.

Geplagt von einer künstlerischen Blockade schläft er ein, um am nächsten Tag vor seinem Fernseher zu erwachen, wo gerade seine eigene Show läuft. Doch plötzlich zieht ihn der Fernseher in die zwei-dimensionale Welt seiner eigenen Show, wo er auf seine eigenen Kreationen trifft. Allen voran trifft er auf Flux Wildly, sein lila Wesen, welches gesprochen wird von niemand geringerem als Dan Castellaneta, bekannt als Stimme von Homer Simpson.

hqdefaultNun muss Drew Blanc also seine eigene Welt retten, welche von einem Bösewicht bedroht wird und um so wieder in seine eigene Welt zurück zu kehren.

Trotz flacher Story besticht das Spiel aber durch liebevollen, schwarzem Humor, welcher mir erst im Rahmen dieser Recherche auffällt. Von sadomasochistischen Kühen, über eine schwule Vogelscheuche, bis hin zu den triefend süßen Fluffy Fluffy Bun Bun selber strotz das Spiel von Anspielungen, Sarkasmus und nicht jugendfreundlichen Themen.

Vater, warum hast du mich das spielen lassen?

Toonstruck seziert

Im Jahr 1996 war das Genre der Point-and-Click Adventure zwar schon am Ende seiner Hochphase, dadurch konnte der Entwickler Burst Studios jedoch aus den Erfahrungen der voran gegangenen Spiele schöpfen. Entsprechend ausgefeilt ist das Gameplay, das User Interface und die Steuerung.

In üblicher Point-and-Click Manier steuert man also in Toonstruck den Charakter von Christopher Lloyd durch eine Cartoon-Welt. Als nahezu einzige Werkzeuge in dem äußerst einfachen Interface hat man das Inventar und einen kontext-sensitiver Pointer, auf den Rest verzichtet das Spiel zu Gunsten des Minimalismus.

Ebenfalls auf Höhe seiner Zeit ist die Implementierung eines echten Abbildes von Christopher Lloyd in die Cartoon-Welt von Toonstruck. Ganz im Stile des 1988 erschienenen Films „Falsches Spiel mit Roger Rabbid“ fügt sich Lloyd harmonisch in eine überzeichnete, gut animierte Welt ein, dessen Stil geprägt von der heilen Idylle und der wüsten Zerstörung ist.

Trotzdem hat Toonstruck seine Schwächen. Gerade in der ersten Hälfte ist das Spiel äußerst Dialogintensiv, was für ein Adventure nicht zum Nachteil werden muss. Wenn aber nur einer von zehn Gags zündet, dann kann das schnell Öde werden. Denn das gesamte Spiel leidet immens unter flachen Witzen, schlechtem Timing und schrecklichem Overacting von Lloyd. Also alles, was mich heute stört, aber nichts, was mich als Kind gehindert hätte, mir die Seele aus dem Leib zu lachen.

Fazit

Toonstruck leidet immens unter einer genialen Idee, welche aber vom Entwickler nicht in die Realität geführt werden konnte. So strotzt das Spiel vor mittelmäßigen Gags, mittelmäßigen Filmsequenzen, die von guten Schauspielern mittelmäßig gespielt werden.

Erwähnenswert sind trotzdem die Animationen der Cartoon-Welt und die Verbindung von Cartoon und Full Motion Video, welche in meinen Augen extrem gut funktioniert. Unterstützt wird das natürlich von einem großartigem Cast, welchen ich als Kind nicht zu schätzen wusste, nun aber umso mehr bewundere. Denn in diesem Spiel finden sich die Konterfeis und Stimmen von Schauspielern wie Christopher Lloyd, Dan Castellaneta, Tim Curry, Ben Stein und noch vielen anderen Legenden der Cartoon-Synchronisation.

Toonstruck, mein Toonstruck. Im Rahmen von 26 Games habe ich dich wieder gefunden und dich trotz deiner Schwächen wieder lieben gelernt! Das Spiel ist heute sogar noch spielbar, wenn man das Spiel unter der ScummVM laufen lässt. Ich glaube, ich weiß, was ich am Wochenende mache.

Über Hendrik Luehrsen

Hendrik ist Projektleiter und Gründer von Krautgaming. Nach seinem Ausstieg beim Web-TV Sender wollte er seiner Liebe zum Thema Videospiele weiterhin Ausdruck verleihen und gründete so Krautgaming. Heute ist Hendrik Geschäftsführer bei der Agentur Luehrsen // Heinrich und kümmert sich hauptsächlich um die technische Weiterentwicklung und Koordination der Plattform.

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