Puppeteer – Das Puppentheater im Test!
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Der Pre- und Sequel-Wahn ist kein neuer in der Videospiel-Industrie und frische, beziehungsweise neue Konzepte finden selten ihren Weg auf den umkämpften Markt. Gleichzeitig ächzt der Spieler aber nach diesen kreativen Titeln. Ein solcher ist ganz eindeutig das neueste Spiel von Sonys Japan Studio, Puppeteer, das euch mit seiner theatralischen Präsentation und seinem butterweichem Gameplay an den Sessel binden will. Ob dies aber klappt und ob sich ein Kauf des spielbaren Puppentheaters lohnt, erzählen wir euch nun!

Das Action-Adventure ist vielleicht das wichtigste Genre dieser Konsolen-Generation, gleichzeitig aber auch das beliebigste, in der Innovation zuletzt allzu selten vorkam. Viel innovativer zeigten sich da die Jump’n’Runs, welche ein kleines Revival erlebten und zum Beispiel mit Rayman Legends sogar bei den ganz Großen mitspielen können. Aber nicht nur das Rayman-Franchise lässt uns wieder voller Freude durch Level hüpfen, auch Puppeteer als gelungene Symbiose zwischen Jump’n’Run und Action-Adventure zauberte uns durchgehend ein Lächeln auf die Wangen. Grund hierfür ist unter anderem auch die Story, die besonders in den vereinzelten Kapiteln überzeugen kann.

Das Märchen Kutaros, der auszog, um den Mondbär König zu besiegen

In der Welt von Puppeteer sammelt der gemeine Mondbär König während der dunkelsten Nacht die Seelen von Kindern, um sie in Puppen zu lagern, die ihm anschließend in seinem schwarzen Schloss dienen müssen. Eines dieser unglücklichen Kinder ist auch Kutaro, der in die Festung des Königs gebracht wird und dort wie alle Anderen in Kürze ein trostloses Leben als Sklave führen soll. Doch wie es der Zufall so will, verliert Kutaro „nur“ seinen Kopf und kann mithilfe einer Hexe den Klauen des Mondbären entfliehen und die magische Schere Calibrus für sich in Anspruch nehmen.

Puppeteer Calibrus

Mit dieser neuen, magischen Waffe im Besitz unseres Helden gilt es nun die Schergen des Mondbär Königs zu besiegen, die alle einen Splitter des mächtigen Mondsteines erhielten. Durch diese wurden die fiesen Handlanger zu mächtigen Gegnern und erst wenn alle Versatzstücke des Steines wieder zusammengebracht werden, kann die Tyrannei des Mondbären endlich ein Ende finden.

Dieses einfache Setting bildet nun die Grundlage der erzählten Geschichte und ist leider nicht wirklich spannend oder kreativ herausragend. Wie oft haben wir nicht schon genau diese zugrunde liegenden Mechanismen in anderen Spielen erleben dürfen. Um Bößewicht X besiegen zu können, müssen erst seine Untertanen Y erledigt werden, von denen man dann Gegenstand Z erhält. Aber was macht die Geschichte von Puppeteer nun aus? Es sind die einzelnen Akte!

Puppeteer Screen 1

So ist das gesamte Spiel in sieben Akte geteilt, die alle aus drei Szenen bestehen und diese Kapitel erzählen nun die interessanten Geschichten, die Puppeteer auszeichnen. In einem Akt bekommen wir es zum Beispiel mit bößen Piraten zu tun, die Kutaro zuerst in ihre Fittiche bekommen, anschließend vor unserem Helden fliehen, nur um am Ende in einer rießigen mechanischen Krabbe in den Kampf zu ziehen. Ein weiteres Kapitel erzählt die Geschichte von General Stier und seiner Lebensgefährtin General Pferd, die in schönster Gemeinschaft lebten, eher beide ein Stück des Mondsteins erhielten. Ab diesem Punkt herrschte nur noch erbitterte Rivalität zwischen ihnen, sodass sie anfangs nicht einmal Kutaro bemerken und nur mit dem Wettstreit gegeneinander beschäftigt sind.

Diese Gesichten sind sehr gut geschrieben und können durch witzige Einlagen unterhalten. Interessant an diesen einzelnen Akten ist aber auch der reale Bezug auf tatsächlich existierende Märchen. Oft erkennt man nämlich Versatzstücke eben dieser In­s­pi­ra­ti­ons­quel­len, die einen gerade aufgrund ihrer Verwendung schon Mal zum schmunzeln bringen können.

Neben der eigentlichen Story und den Geschichten in den sieben Kapiteln haben uns auch die Inszenierung und der Level-Aufbau sehr gefallen, die im wahrsten Sinne des Wortes sehr theatralisch ausfielen.

Das spielbare Puppentheater mit schönster Grafik und Aufmachung

Doch was macht die Inszenierung von Puppeteer nun so besonders? Es ist der Aufbau des Spieles, der bewusst an ein Theater erinnern soll und dies in jeder Hinsicht.

So sind die Level in einer Weise erstellt worden, wie sie einer Theater-Bühne gleichen, auf der die agierenden Schauspieler ihre Texte aufführen. Man erkennt also klar die Bühne mit den Vorhängen, die während der Szenen-Wechsel zugezogen werden. Ein weiterer Aspekt der dem Ganzen zuträglich ist, ist der Fakt, dass die Figuren im Spiel sogar an manchen Stellen ihren Text vergessen und ein Souffleur einspringen muss.

Auch werden die Hintergründe der Bühne immer wieder neu auf- und abgebaut, was das Feeling eines Theaterbesuchs nur weiter verstärkt. Dass das anscheinend anwesende Publikum sogar mit Applaus und Gelächter auf einzelne Geschehnisse reagiert, verschlechtert diesen Eindruck natürlich nicht.

Puppeteer Screen 2

Neben diesen Aspekten gibt es aber auch die Grafik, die nicht nur unglaublich schön und kreativ ist, sondern den theatralischen Effekt auch verstärkt. Hier sei nur die Beleuchtung der Bühne und der Akteure zu erwähnen. So werden Kutaro und andere wichtige NPCs immer mit einem Scheinwerfer verfolgt und durch das Licht werden Schatten auf die im Hintergrund stehenden Requisiten geworfen.

Aber auch die Effekte und wie diese ins Geschehen implementiert werden, lassen an Theater-Produktionen erinnern. Falltüren, Hebe-Mechanismen und an Stangen befestigte Elemente sehen wirklich so aus, als ob sie aus einer Aufführung stammen könnten. Natürlich sind diese immens übertrieben dargestellt, dennoch ist es dem gesamten Paket zuträglich, hätte sich Japan Studio doch auch für eine Präsentation entscheiden können, die einem Videospiel gerechter wäre.

Puppeteer Screen 3

Einem solchen Titel gerecht ist aber das Gameplay, dass eine Mischung aus Action-Adventure und Jump’n’Run bietet, was jedoch erst nach einer gewissen Zeit anfängt gut zu werden.

Spielerischer Standard und dennoch macht es Spaß

Solltet ihr Puppeteer das erste Mal einlegen, macht es den Eindruck, als wäre es ein Jump’n’Run. Ihr hüpft also in der schönen 2,5D-Welt durch die verschiedenen Level und benutzt dabei verschiedene Platfformen und Gegenstände, um das Ende zu erreichen oder um Geheimnisse zu entdecken. Nebenbei gibt es noch andere Jump-Einlagen, in denen das Level von selbst abläuft und ihr nur im richtigen Moment springen müsst. Besonders hier erinnert das Spiel sehr an Rayman Legends, auch wenn diese Stages in Ubisofts Spiel aufgrund der musikalischen Komponente klar besser sind.

Puppeteer Screen 4

Erreicht ihr eine Stelle, an der ihr nicht weiterkommt, benutzt ihr eine der vier Fähigkeiten, die ihr im Laufe des Spieles erhalten habt, um zum Beispiel mit einer Kopfnuss einen Schalter zu bedienen oder um mit einer Kette einen Haken zu greifen. Hier greifen eindeutig die Mechanismen eines Action-Adventures, denn so steht ihr am Anfang ohne jegliche Kräfte da. Diese müssen erst gesammelt werden und manch ein Geheimnis in älteren Level lässt sich nur mit diesen neuen Fähigkeiten freischalten.

Selbes gilt auch für die verschiedenen Köpfe, die ihr benutzen könnt. Kutaro als kopfloser Held wäre ja langweilig und ein bisschen blöd gewesen, weshalb man während der Reise durch die Welten immer wieder „Ersatzteile“ für seinen kleinen Mangel finden kann. Diese geben euch zwar keine besonderen Skills, die ihr benutzen könnt, dafür erlaubt der Einsatz einer besonderen Bewegung an speziellen Stellen im Spiel das Betreten mehrerer Bonuslevel, in denen ihr Kristalle finden könnt, die euch pro 100 Stück ein weiteres Leben schenken. Für Sammler und Leute die Spiele komplett beenden wollen sich ein schöner Anreiz, ansonsten eher schnödes Beiwerk.

Fazit

Nach der ersten Ankündigung von Puppeteer auf der gamescom 2012 waren wir schon sehr gespannt auf den Titel und dies hauptsächlich aufgrund seiner Präsentation. Ein knappes Jahr später ist dies auch der einzige Grund, weshalb wir uns ein bisschen in Puppeteer verliebt haben, denn anstatt auf mittlerweile langweiligen Fotorealismus zu setzen, will das Spiel mit seinem eigenen Stil punkten, was es auch schafft. Hinzu kommt noch das Gameplay, das vielleicht nicht mit den Größen des Genres mithalten kann, aber dennoch grundsolide ist und keinen Grund für größere Meckereien bietet.

Puppeteer

von am 23.09.2013

Puppeteer macht spielerisch nichts neu und hebt das Altbekannte auch nicht auf neue Höhen, dennoch bietet das Spiel eine solch runde und schöne Erfahrung, dass wir es jedem PS3-Besitzer herzlichst empfehlen. Wer auf kreative Titel steht, die in Punkte Präsentation und Aufmachung etwas versuchen, was man vom Mainstream ansonsten nicht gewohnt ist, wird mit Puppeteer seine reinste Freude haben!

Über Dejan Lukovic

Dejan ist Redakteur bei Krautgaming. In dieser Tätigkeit erblickten schon die ein oder anderen Artikel das Licht der Welt, die von einfachen News bis hin zu Reviews reichen. Derzeit studiert Dejan Germanistik an der Universität Innsbruck, um sich im Anschluss einen Master der Medien, Gender Studies oder Film Studies zu erarbeiten.

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