Seit der Veröffentlichung von Crysis steht es außer Frage, dass Crytek zu den bekanntesten Studios des deutschsprachigen Raumes zählt. Nach großen Erfolgen mit Crysis und dessen Nachfolger folgt nun der dritte und abschließende Teil der Saga. Noch immer wird von Crytek behauptet, der Entwickler hätte keine Ahnung wie man eine Geschichte richtig erzählt. Daher stellt sich nun die Frage, ob Crysis 3 mehr als nur einen Grafikporno zu bieten hat.
Die Geschichte von Crysis 3 knüpft zwar nahtlos an die Geschehnisse des Vorgängers an, macht dabei jedoch einen Sprung von 23 Jahre in die Zukunft. Als Superkampfmaschine Prophet sieht man sich ein weiteres Mal einer feindlichen Übermacht der Cell-Firma gegenüber. Doch waren da nicht auch irgendwelche Aliens?
Prophet und mehr
Das Spiel beginnt mit der Befreiung von Prophet, der kurz nach dem letzten Zusammentreffen mit den Aliens von Cell gefangen genommen wurde. Zuvor hat er sich jedoch mit einer Truppe von ausgewählten Soldaten auf die Suche nach dem Alpha-Ceph gemacht, welcher das Oberhaupt der Aliens ist. Selbst mit seiner moderne Kampfpanzerung, dem Nano-Suit, war er der geballten Übermacht von Cell nicht gewachsen. Kurzerhand wurde der Supersoldat auf Eis gelegt und zu Spielbeginn von Psycho aus seinem Tiefschlaf geweckt.
Der aufmerksame Leser und Crysis-Spieler wird jetzt hochhören. Psycho? Da klingelt doch was. Richtig, noch in Crysis 1 kämpfte man in der Rolle von Nomad an der Seite von Psycho. In dem darauf folgenden Spiel Crysis: Warhead ist man auch in dessen Haut geschlüpft. Doch im Gegensatz zur Vergangenheit trägt Psycho keinen Nano-Suit mehr. Warum und weshalb wird mit dem Fortschreiten der Geschichte erklärt.
Sobald Psycho Prophet aus seinem Kyro-Schlaf befreit, übernimmt der Spieler die Kontrolle des Letzteren. Zunächst noch ohne Waffe bewegt man sich durch die Gänge einer Militärbasis. Prophet bekommt kurz darauf einen speziellen Bogen von Psycho ausgehändigt, welcher mit dem Nano-Suit gekoppelt ist. Das Spiel erklärt währenddessen, wie der Spieler die Fähigkeiten nutzt. Anschließend geht alles recht zügig vonstatten und Prophet soll dabei helfen die Welt zu befreien. Nach einer kurzen Diskussion mit der Rebellenanführerin ist Prophet trotz seines Anzugs in der Gruppe willkommen. Mit schweren Geschützen geht es den Cell an den Kragen, als plötzlich das Super-Alien auf den Plan tritt und damit beginnt, alles und jeden zu vernichten.
Keinen Freigang
Schauplatz des Crysis-Showdowns ist New York City. Hier hat die Natur in den letzten 23 Jahren ihren ursprünglichen Platz wieder für sich behauptet und die einstigen Straßenschluchten in einen wilden Jungle zurückverwandelt. Neben den Cell-Soldaten bewegen sich hier zudem noch die restlichen Truppen der Ceph durch das hohe Gras. Allgemein versprach Crytek schon vor dem Release eine offenere Welt zu gestalten zu wollen, die mehr an Crysis 1 denn das schlauchige Crysis 2 erinnert.
Genau das ist dem Frankfurter Unternehmen aber nicht gelungen. Zwar erweckt die Spielumgebung den Anschein, man könne stets überall hinlaufen und alles erkunden, doch ist das ganz und gar nicht der Fall. Die einzelnen Levelabschnitte sind wie in Crysis 2 in einen Schlauch gepresst worden. Es fühlt sich daher nur an, als besitzt man die komplette Bewegungsfreiheit. Aber im Gegensatz zur Spielumgebung hat Crytek zumindest in der Anpassung der Nano-Suit-Fähigkeiten seine Hausaufgaben gemacht.
In Crysis 2 hatten viele Spieler die Überlegenheit der Spielfigur bemängelt. Im Grunde konnte man sich als Spieler die ganze Zeit im Stealth-Modus unbemerkt durch die verschiedenen Spielareale bewegen. Zwar ist das in Crysis 3 noch immer der Fall, doch dank des Bogens macht das Ganze auch mehr Sinn. Der Spieler kommt sich vor, als wäre er ein Jäger. Dementsprechend wirkt es sehr logisch, dass Crytek einen Spielmodus im Mehrspielermodus als „Hunter-Modus“ bezeichnet. Wer jedoch keine Lust auf Schleich-Action á la Sam Fisher und Solid Snake hat, kann auch den typischen Rambo-Weg wählen. Mit einem Maschinengewehr im Anschlag lassen sich im Panzermodus ganze Horden von Aliens oder Söldner über den Haufen ballern.
Next-Gen-Grafik
Die wichtigste Frage ist jedoch, wie sieht es mit der Grafik aus? Hier kann man ohne groß zu überlegen behaupten, dass Crytek erneut neue Maßstäbe setzt. Auf den Konsolen macht Crysis 3 den Eindruck, als hätten die Entwickler das absolut letzte aus den Geräten rausgeholt. Dabei unterscheiden sich die jeweiligen Fassungen auf der PlayStation 3 und Xbox 360 höchstens marginal. Auf dem PC bietet das Spiel aufgrund der gegebenen Hardware einen grafischen Leckerbissen, den sich keine Grafikhure entgehen lassen sollte. Selbst Spiele wie Battlefield 3 oder Skyrim mit seinen ultrarealistischen Modifikationen sehen dagegen alt aus.
Fazit
Was soll ich von Crysis 3 halten? Es hat mich nicht wirklich als Singleplayer-Spiel überzeugt, noch kann ich irgendwas mit dem Mehrspielermodus anfangen. Also warum sollte ich das Ding dann spielen? Im Grunde nur, weil es einfach „richtig geil“ aussieht. Noch nie habe ich eine farbenprächtigere und besser in Szene gesetzte Welt gesehen als in Crysis 3. Zumindest auf der Konsole nicht. Hier passt einfach alles. Vom Dschungel, über die Militärbasen und weitere Schauplätze. Crytek weiß einfach, wie man eine Welt kreieren muss, damit sie einen in ihren Bann zieht.
Crysis 3 ist und bleibt eine technisch perfekte Serie. An der Optik lässt sich nichts aussetzen, doch hat es Crytek nach wie vor nicht geschafft, eine Geschichte wirklich spannend zu erzählen. Die meisten Infos muss der Spieler sich anlesen und die deutsche Lokalisation zieht im Vergleich zur englischen Konkurrenz den kürzeren. Und das, obwohl der Titel eigentlich aus Deutschland kommt. Wem jedoch eine gut erzählte Geschichte egal ist, einen Singleplayer spielen möchte und nur auf kurzweilige Baller-Action steht und dabei die beste Optik geboten haben will, kann mit Crysis 3 nichts falsch machen. Alle anderen spielen ja sowieso Call of Duty oder Battlefield.
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