Sleeping Dogs Review – China-GTA im Test

Sleeping Dogs Review – China-GTA im Test

von am 28.09.2012 - 18:47

Bunt, grell und blutig. Das ist die Welt der Triaden und Sleeping Dogs. Was für Sizilien die Mafia und Japan die Yakuza ist, ist für China das Kartell der Triaden. Überall haben sie ihre Finger im Spiel. Drogenhandel, Entführungen und ja auch Mord steht auf dem täglichen Geschäftsplan der kleinen wie auch großen Kriminellen. In Sleeping Dogs aus dem Hause Square Enix schlüpft man in die Rolle eines Triadenmitglieds. Mit dem Kleinen aber feinden Unterschied, eigentlich ist man angehöriger der hiesigen Polizei.

Das Spiel startet unverblümt mit einem Drogendeal zwischen mehreren Personen. Plötzlich stellt jedoch einer der Teilnehmer fest, dass das Treffen von der Polizei beschattet und einer in der Runde als Spitzel für die Cops fungiert. Schnell ist der Schuldige auch gefunden, doch nachdem dieser in feinster Hackebeil-Manier von einem wild umsichschlagenden Chinesen niedergemacht wurde, geht alles ganz schnell. Die Polizei stürmt den Ort und man findet sich das erste Mal in der Haut von Wei Shen wieder. Ehe man überhaupt wirklich realisieren kann, was eben passiert ist, befindet sich der Charakter Hals über Kopf auf der Flucht vor der Polizei. Dabei geht es über Tische, Stühle, Bänke ja sogar überdimensionierte Aquarien müssen überwunden werden. Am Ende hat das alles aber nichts geholfen, schließlich wird man doch von der Polizei geschnappt und hinter schwedische Gardinen verfrachtet.

Wie es der Zufall jedoch will, trifft Wei im Knast auf einen alten Schulkameraden, der mittlerweile ein niederes Mitglied der hiesigen Triade geworden ist. Schnell lässt Wei alte Kontakte wieder aufleben, erinnert Jacky an die gemeinsame Kindheit und erkundigt sich nach einer Möglichkeit ebenfalls für die lokale Triade arbeiten zu dürfen. Jacky, sichert Wei seine Hilfe, ehe dieser von den Polizisten in einen Verhörsaal gebracht wird.

Sleeping Dogs

Hier stellt sich schnell heraus, dass Wei kein Ganove von der Straße, sondern ein Super-Sonder-Cop aus Amerika ist. In den USA wurde festgestellt, dass er sich als Undercover-Cop bestens eignet und wurde kurzum nach Hongkong beordert. Auf Geheiß seines Superintendent Thomas Pendrew, ist es von nun an seine Aufgabe, das Vertrauen der Sun On Yee Triade zu gewinnen und diese so von innerhalb zu unterwandern.

Durch den Kontakt mit Jacky gelingt es Wei tatsächlich auch bei den Sun On Yee aufgenommen zu werden, muss aber zunächst seinen wahren Wert unter Beweis stellen. Dementsprechend stehen zunächst nur niedere Aufgaben an. Neben Botengänge will auch der eine oder andere Händler kein Schutzgeld bezahlen. Da Wei jedoch nicht umsonst von der Polizei für diesen Job ausgewählt wurde, lässt er schnell mal die Fäuste fliegen, um so an sein Ziel zu gelangen.

Zwischen den einzelnen Aufträgen, die in bester GTA-Manier auf der Minimap (dem Radar) markiert sind, steht Wei ständig über sein Handy in Kontakt mit seinen Mittelsmännern bei der Polizei und seinen neuen „Freunden“ bei der Sun On Yee. Doch darf der gebürtige Chinese nicht nur Menschen verkloppen oder irgendwelchen Gangstern das Handwerk legen, nein auch so bietet Hongkong einen gelungenen Mix aus Abwechslung und ständigem Zeitvertreib.

Wer zu lange in der Dunkelheit lebt…

Neben einer gelungenen offenen Stadt ist es jedoch die Geschichte, die den Spieler vor den Bildschirm fesselt. Zwar ist Wei als Cop an bestimmte Gesetze gebunden, doch immer wieder muss er diese überschreiten, um nicht seine Tarnung zu gefährden. Genau diese Momente hebt das Spiel von anderen Open-World-Games ab! Immer tiefer driftet der Charakter in die Welt des organisierten Verbrechens ab, fängt an seine neuen Bekanntschaften als Freunde zu bezeichnen und schreckt im späteren Spielverlauf auch vor kaltblütigen Auftragsmorden nicht mehr zurück. Selbst ein Mitarbeiter Andrews und Partner von Wei befürchtet, dass dieser irgendwann den Bezug zu dem was richtig und falsch ist verlieren könnte und schlussendlich vollständig ein Triadenmitglied wird.

Leider offenbaren sich auch hier einige Schwächen von Sleeping Dogs. Zwar bekommt man als Spieler den menschlichen Verfall des Hauptcharakters immer mehr mit, kann aber nicht wirklich darauf reagieren. Das heißt, dass man zwar Dialoge zwischen Wei, Raymond und anderen Charakteren folgen kann, innerhalb von diesen aber keinen Einfluss auf den Gesprächsverlauf nehmen kann. Hier wäre eine Dialog-Auswahl-Option, wie man sie aus der Mass Effect-Serie kennt immens von Vorteil gewesen. Denn egal wie die Geschichte später ausgeht, es wäre unheimlich interessant gewesen, hätte man als Spieler die Wahl bekommen, sich für bestimmte Wege innerhalb der Geschichte zu entscheiden.

Schon in Grand Theft Auto IV gab es, wenn auch nur sehr, sehr spärlich, im Spiel stellen, an denen sich der Spieler in der Rolle von Nico Bellic entscheiden konnte, ober die Person, die sich gerade vor ihm befindet, liquidiert oder am Leben lässt. Im Falle von Sleeping Dogs hätte man so noch mehr Spannung in den ohnehin schon virtuellen Krimi bringen können.

Everybody was Kung-Fu-Fighting!

Im Vergleich zu anderen Genre-Vertretern hält Sleeping Dogs weniger Waffen-Action bereit, bietet aber aufgrund seines asiatischen Styles richtige Kampf-Einlagen im Stile von Jet Li und dem jungen Jackie Chan. Zudem wird Wei beim Abschließen einer Mission mit bestimmten Punkten belohnt, die der Spieler dann in verschiedene Manöver oder Fähigkeiten investieren kann. Darunter finden sich aber nicht nur Nahkampferweiterungen, sondern auch Skills, die anderweitig Wei bei seiner Undercover-Arbeit unterstützen.

Um das Arsenal an verschiedenen Kampfbewegungen zu erweitern, muss Wei gestohlene Jade-Statuen seinem früheren Sensei bringen. Dieser willigte ein, ihm in seinem Training zu unterstützen. Interessanterweise trifft Wei seinen alten Meister durch eine Zufallsbekanntschaft mit einer Amerikanerin wieder.

Funkelnde Lichter und Radiopower

Wie es sich für ein Spiel des Open-World-Genres gehört, bietet auch Sleeping Dogs während der Autofahrt einen gelungenen Musik-Mix. Entsprechend des asiatischen Settings bekommt der Spieler hier eine Mischung aus fernöstlicher Musik zusammengepackt mit einigen Rockklassikern aus dem Westen. Auch Queen gibt sich die Ehre und steuert einen Song zu dem Soundtrack des Spiels bei. Doch weis Sleeping Dogs nicht nur klangtechnisch, nein auch optisch zu überzeugen. Die Charaktere wirken einzigartige, und trotz der riesigen Menschenmassen hatten wir zum Zeitpunkt des Tests nicht wirklich das Gefühl, ständig auf die gleichen Figurenmodelle zu treffen. Leider kommt auch hier das Spiel nicht ohne gänzliche Probleme aus.

Beispielsweise kann es passieren, dass ein Auto nach einem Crash plötzlich mit irgendeinem Teil in einer Wand stecken bleibt. Das ist besonders bei Verfolgungsjagden oder Fluchtfahrten nervig. Was uns auch negativ aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass manche Motorräder wohl einfach keine Lust darauf haben, von Wei gefahren zu werden. So ist Wei oft nicht in der Lage auf ein Motorrad zu steigen, obwohl dieses ohne äußerlichen Makel in der Gegend rum steht oder liegt. Trotzdem ist die Auswahl der motorisierten Fahrzeuge sehr verschieden, auch wenn sich eine vermeintliche Familienkutsche wie ein Formel-1-Wagen anhört.

Fazit

Sleeping Dogs hat mich während des Spielens immer wieder neu überrascht. Bei Spielen aus diesem Genre besteht ständig die Gefahr, dass sich die Aufgaben extrem ähnlich sehen und schnell zur Routine verkommen. Tatsächlich sind die gegebenen Figuren dazu in der Lage, auch bei Missionen, die in der Art schon zuvor erledigt wurden, die Begeisterung hoch zuhalten. Ich würde sogar so weit gehen und das Spiel in meinen Augen als Interessanter, da neuer, als Grand Theft Auto IV anzusehen. Natürlich ist das Spiel längst nicht so rund wie das Wunderwerk aus der Spieleschmiede Rockstar Games. Doch konnte ich mich während des Spielens nicht von dem Gamepad trennen.

Sleeping Dogs

von am 28.09.2012

Fazit: Sleeping Dogs bietet Fans von Open-World-Spielen eine gelungene Abwechslung zu dem von Grand Theft Auto und Saint’s Row beherrschten Genre. Interessante Charaktere und eine hollywoodreife Geschichte machen Sleeping Dogs zu einem Ausnahmetitel, bei dem nicht nur das Gameplay, sondern auch die Geschichte die Spieler vor den Fernseher lockt. Besonders Fans von asiatischen Action- oder Yakuza/Triaden-Streifen, sei Sleeping Dogs ans Herz

 

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