X-Plane 10 previewed – Über den Wolken…

X-Plane 10 previewed – Über den Wolken…

von am 12.02.2012 - 18:00

…muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. So, nachdem wir jetzt alle diesen schrecklichen Ohrwurm wieder aus unseren Köpfen verbannt haben, kann es ja weitergehen. Meine Damen und Herren, bitte legen Sie die Sicherheitsgurte an und stellen Sie die Sitze in eine aufrechte Position, wir heben in Kürze ab. Denn man braucht nur den X-Plane 10 Flugsimulator und schon verwandelt sich das traute Heim ganz schnell in ein echtes Cockpit. Phantasie und Leidenschaft natürlich vorausgesetzt.

Mit Simulatoren verhält es sich noch heute wie mit den Jamba-Klingeltönen: „Have it, or hate it“. Deswegen wollen wir uns hier auch gar nicht lange mit der Daseinsberechtigung von Simulatoren im Allgemeinen aufhalten, auch wenn die ‚klassischen‘ Gamer diesem Genre eher wenig abgewinnen können. Wie die meisten Genrevertreter prahlt X-Plane 10 nicht mit fotorealistischer Grafik, einer spannenden Story und möglichst vielen Explosionen. Was zählt, ist das Eintauchen in eine faszinierende Welt, die Illusion. Und wer das nicht versteht, der lässt es eben. Genau wie beim Crazy Frog mit Axel F.

Die Technik hinter dem Fliegen

Die Macht der Physik

Gut Ding will Weile haben – genau deshalb werkeln zahlreiche Fans und Entwickler beständig an dem Simulator. X-Plane 10 ist nun also die neueste Version und verspricht neben einer plausiblen Optik vor allem ein äußerst realistisches Physik-Modell. Um das Verhalten der Flugzeuge und Helikopter wirklich glaubhaft darstellen zu können, arbeitet der X-Plane 10 Simulator mit der exakten Berechnung der Auf- und Abtriebskräfte an den Tragflächen. Dabei wurden die Flugmodelle in einem virtuellen Windkanal erstellt, um ein realistisches Fluggefühl zu ermöglichen. An den einzelnen Abschnitten der Tragflächen werden also die darauf einwirkenden Kräfte in Echtzeit berechnet und getreu den bekannten Regeln der Physik angewandt. Der Vorteil dieser Methode ist zum einen der bereits erwähnte Realismus beim Fliegen, zum anderen kann mit diesem Prinzip auch jeder erdenkliche Flugzeugtyp simuliert werden. Fliegt ihr beispielsweise mit einem leichten Segelflieger in die Richtung eines Berges, trägt euch der aufströmende Wind mit in die Höhe und ihr könnt gemütlich weiterfliegen.

Äh … sagte ich gemütlich? Jeder, der schon mal irgendeinen Simulator gespielt hat, wird wissen, dass die alles andere als ein Spaziergang sind. Normalsterbilche werden schon beim Start massive Probleme bekommen, das gute Ding bei den vielen Knöpfen und Hebeln überhaupt zum Laufen zu bringen. Wenn man dann die Turbinen gestartet hat und sich merken konnte, in welcher Reihenfolge man die 50 Knöpfchen drücken muss, den gefühlten 1000 blinkenden Zahlen im Cockpit noch einen Sinn entnehmen kann und sich schon sicher ist, dass man gleich einen prima Start hinlegen wird – dann hebt man vielleicht einen Meter vom Boden ab, bevor man wieder Erdreich unter den Rädern spüren muss. Ja, das Leben eines Piloten ist nicht immer einfach.

Darf’s ein bisschen mehr sein?

Aber für alle Hobbypiloten und solche, die es werden wollen, gibt es ja die unterschiedlichen „Schwierigkeitsgrade“. Entsprechend euren Fähigkeiten könnt ihr die ein oder andere lästige Aufgabe auch von der KI übernehmen lassen – echte Piloten lassen davon natürlich ihre Finger. Höchstens, wenn man mal aus Jux und Tollerei eine Nummer größer nimmt und ein Space Shuttle fliegen will, da könnte sich das Ganze vielleicht doch als ganz nützlich erweisen.

Generell legt X-Plane 10 auch viel Wert auf die Lernkurve. So wird eure Flugkunst ständig von der eingebauten Flugsicherung überwacht und begleitet. Außerdem könnt ihr euch auch jede Landung, jeden Start und jedes Manöver mittels der Replay-Funktion in Zeitlupe anschauen und die Windströme, Ideallinie, tatsächliche Fluglinie, Höhenmeter und 1000 Sachen mehr anzeigen lassen. Wie auch bei anderen Genrevertretern wird hier mit Komplexität nicht gegeizt. Denn seien wir mal ehrlich – ein bisschen Masochist und der Drang zur Selbstkasteiung steckt doch in jedem Simulationsfan.

Die „plausible Welt“

Plausibilität vs. Realismus

Ziel eines jeden Simulators ist ja die Erschaffung von einem möglichst realistischen Abbild der Wirklichkeit. Doch nicht immer ist eine noch größere Detailvernarrtheit auch zielführend. So haben sich die Entwickler von X-Plane 10 bei der Gestaltung der Landschaft neben dem Realismus vor allem die Plausibilität zum höchsten Ziel gesetzt. Denn auch wenn ein Simulator möglichst realistisch sein soll, so gibt es ein Ziel, das fast noch wichtiger ist: die Immersion. Und gerade für das Eintauchen in die virtuelle Welt ist es unerlässlich, dass das Gesamtbild passt. Es ist nicht entscheidend, ob der Busch, den man dort unten sieht, auch in Wirklichkeit genau an dieser Stelle steht; es zählt vielmehr der Gesamteindruck.

Getreu diesem Motto wurden in X-Plane 10 nicht wie bei anderen Flugsimulationen Satellitenaufnahmen der Landschaften genommen und mit Häuser- und Pflanzenmodellen überhäuft. Denn das sieht zwar aus zehn Kilometern Höhe immer ganz nett aus, doch spätestens wenn man zur Landung ansetzt, verwandelt sich die Umwelt in einen matschigen Pixelhaufen. Deswegen hat man bei X-Plane 10 einen anderen Ansatz gewählt und sich nicht an Satellitenbildern, sondern an topografischen Mustern, Straßenverläufen und Siedlungen orientiert. Als Quelle wurden etliche Datenbanken zurate gezogen, um eben das Grundmuster möglichst realitätsnah abzubilden. Im zweiten Schritt wurden in den Siedlungs- und Stadtgebieten entlang der Straßen Häusermodelle eingefügt, wobei zwischen Vorortshäusern, Strandhäusern und so weiter unterschieden wurde. Danach kommen noch die Vegetation und Details wie Straßenbeleuchtung, et cetera.

Dadurch wird eben auch aus der Nähe zwar kein realistisches, aber dafür sehr plausibles und glaubwürdiges Bild erzeugt. Eine Augenweide dürft ihr aber nicht erwarten, denn in dem Punkt steht X-Plane 10 in einer Reihe mit – nun ja – allen Simulatoren. Ein weiterer Nachteil dieser Methode ist auch, dass ihr nicht explizit euer eigenes Haus finden könnt, da wie gesagt nur Straßenverläufe und die Siedlungsausdehnung eins zu eins der Wirklichkeit entsprechen. Aber für solche Fälle gibt es ja Google Earth.

Wer fliegt so spät durch Nacht und Wind?

Auch bei Wind und Wetter kann der X-Plane 10 Simulator glänzen. Denn anders als bei anderen Vertretern des Genres schaltet das Wetter bei Sturm und Gewitter nicht einfach auf grauen Bildschirm, Regen und Turbulenzen, sondern es werden einzelne Gewitterzellen simuliert, die es dann zu umfliegen gilt. Genau wie die echten Flugzeugpiloten sollte ihr die Gewitterwolken meiden, denn sonst werden die Passagiere ordentlich durchgeschüttelt. Schade, dass es hier nicht wie beim OMSI eine Vertonung der Fluggäste gibt, denn ab und zu ein würgendes Geräusch während eines Gewittersturms würde sicherlich positiv zur Atmosphäre beitragen. Ganz sicher.

Beim Fliegen durch den Regen wird noch ein weiterer lustiger Effekt sichtbar. Ihr erinnert euch sicherlich noch alle an den Millennium Falcon, wenn er mit Lichtgeschwindigkeit durchs Welltall saust. Genau so sieht es auch bei X-Plane 10 aus, wenn ihr durch Regen fliegt, ganz ohne Lichtgeschwindigkeit. Auf jeden Fall ein sehr cooler Effekt, nicht nur für alle „Star Wars“-Fans.

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Fazit

Wer sich keinen Privatjet leisten kann, sich aber trotzdem gerne in die Lüfte erhebt, der kann – die passende Peripherie natürlich vorausgesetzt – das traute Heim mit dem X-Plane 10 Simulator in ein Cockpit verwandeln. Dabei sind bei dem Hauptspiel 30 Flugzeuge – vom Segelflugzeug über die mächtige Boeing 747 bis zum Space Shuttle – mit dabei. Doch zahllose Fans verbringen scheinbar pausenlos ihre Freizeit mit der Weiterentwicklung des Simulators und so sind bereits Hunderte von Add-ons erhältlich. Wer zumindest über rudimentäre Grundkenntnisse der Physik verfügt (sprich knapp unter Flugschein-Niveau) der kann sich mit X-Plane 10 ein Duell mit der Schwerkraft liefern. Hobby-Piloten und Flugzeugfanatiker werden hier sicherlich auf ihre Kosten kommen. Wer nichts damit anzufangen weiß, der kann ja Call of Duty spielen. Da gibt’s schließlich auch Flugzeuge.

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