Assassin’s Creed: Revelations reviewed – Ezios alte Tage im Test

Assassin’s Creed: Revelations reviewed – Ezios alte Tage im Test

Ein Spiel über alte Leute. Mit dieser Beschreibung trifft man schon eine sehr gute Auswahl, denn viel kommt nicht mehr in Frage. Ich rede natürlich von Assassin’s Creed: Revelations, dem Spiel, welches einen Abschluss in die Auditore-Trilogie bringt. 

Es scheint noch nicht lang her, als wir in Assassin‘ s Creed 2 das erste Mal in die Haut von Ezio Auditore de Firenze geschlüpft sind. Und es ist nicht viel länger her, als wir Altair in Ungnade haben fallen sehen und seinen Weg vom Novizen zum Mentor des Ordens erlebten. Doch viel hat sich seitdem getan, denn im vierten Teil der Serie treffen wir beide Charaktere wieder. Doch besitzen sie kaum noch ihre jugendliche Kraft, das Alter hat zugeschlagen. Kann ein altersschwacher Assassine in Istanbul auf der Fährte eines noch älteren Assassinen in Masyaf ein interessantes Spiel füllen? Wir haben garantiert die Antwort darauf!

Story

Die Geschichte von Assassin’s Creed: Revelations beginnt ziemlich genau wie der Trailer. Ein deutlich gealterter Ezio Auditore erreicht die Burg Masyaf, unter der sich eine geheime Bibliothek befinden soll. Davon haben jedoch auch die rivalisierenden Templer erfahren und so läuft Ezio einem ganzen Trupp Templer in die Arme, nur um zu erfahren, dass die geheime Bibliothek nur mit fünf Schlüsseln zu öffnen ist, die sich alle in Konstantinopel/Istanbul befinden.

Istanbul

Damit beginnt für Ezio ein Rennen gegen die Zeit, denn die Templer konnten in Istanbul bereits Fuß fassen und haben schon den ersten Schlüssel an sich genommen. So weit, so spannend. Ernüchternd wird die Story bei der Tatsache, dass das Erlangen der Schlüssel der groben Mechanik der Romulusrätsel aus Brotherhood folgt. Im Gesamtspiel erhält man also irgendwann Eintritt in ein Dungeon, muss diesen lösen und erhält den Schlüssel. Gähn. Mit Ausnahme des ersten Schlüssels kommt nie so wirklich das Gefühl auf, dass einem die Templer voraus, oder auch nur auf den Fersen sind. Man schwingt sich also von Balken zu Balken behäbig dem Spielende entgegen.

Aufgelockert wird die Geschichte jedoch mit einigen Drehungen und Wendungen im Plot, die zwar weithin offensichtlich, aber dennoch ganz nett sind. So lernen wir in diesem Spiel endlich die Frau kennen, mit der sich Ezio zur Ruhe setzt und somit die Blutlinie gründet, die zu Desmond führt.

Desmond

Apropos Desmond, im Jahr 2012 wird die Geschichte ebenfalls weitererzählt, wenn auch nicht in dem Ausmaß, welches wir uns als Spieler erwünscht hätten. Nach dem dramatischen Zusammenbruch am Ende von Brotherhood ist Desmond nun an den Animus gefesselt und steht einem Schicksal gegenüber, welches ihm von Subjekt 16 eröffnet wird. Durch den ausgedehnten Gebrauch des Animus hat sich seine Persönlichkeit gespalten und sein Bewusstsein zerfällt langsam. Dies kann er jedoch aufhalten, wenn er den Synchronisationspunkt findet, also den Punkt, an dem sich die drei Personen in seinem Bewusstsein wieder vereinen.

Alte Bekannte

Neben Desmond und Ezio ist die dritte Person in seinem Bewusstsein natürlich Altair. Denn wir bekommen in diesem Spiel nicht nur die Geschichte vom Ende von Ezio präsentiert, auch Altair dürfen wir noch mal erleben. Seine Geschichte nach dem Tod seines Mentors wird ebenfalls erzählt und das sogar recht bizarr. Es ist nämlich nicht Desmond, der diese Erinnerung hat, sondern Ezio. Durch die Masyaf-Schlüssel ist es Ezio möglich, sich an das Ende des großen Altair zu erinnern.

Wir haben jetzt also Desmond, der sich an Ezio erinnert, der sich an Altair erinnert. Wenn da nicht jemand richtig fett von „Inception“ abgeschrieben hat, dann weiß ich auch nicht.

Insgesamt erhält man bei der Story zwar ein im Gesamten recht befriedigendes Bild, es ist schön mit anzusehen, wie die Geschichten von Ezio und Altair zu Ende erzählt werden. Trotzdem wird man den Eindruck nicht los, dass dieses Vollpreis(!)-Spiel lediglich ein Lückenfüller ist. Alle Informationen, die wir erhalten, sind letztendlich schon aus anderen Spielen bekannt (Position des Tempels, bekannt aus „Da Vincis Verschwinden“), oder vollkommen redundant.

Da hätte man sich mehr gewünscht.

Gameplay

Das Assassin’s Creed-Gameplay wurde natürlich komplett mit allen seinen Stärken und Schwächen auf Revelations übertragen. Immer noch anwesend ist die Übermacht der Assassinen-Schüler zum Ende des Spieles hin, welche es vollkommen obsolet machen selber zu kämpfen, immer noch verkommt das Kämpfen oftmals zu reinem Buttonmashing.

Bombige Stimmung, riesen Vielfalt

Trotzdem hat Ubisoft natürlich nicht geschlafen, sie haben sich etwas Neues überlegt, um den Spieler auch im Gameplay an der Stange zu halten: Bomben. Im Spiel verfügt man nun über eine breite Auswahl an Bomben, welche allesamt einen eigenen Zweck erfüllen. Gruppiert sind sie jedoch in drei Oberkategorien: Taktik, Ablenkung und Tödlich.

Ein Beispiel für eine Taktikbombe ist die Pyritbombe, in welcher Geld versteckt ist. Wenn die explodiert, regnet es wortwörtlich Geld und alle Anwesenden verfallen natürlich in den erwarteten Rausch.

Die Bomben zur Ablenkung sind etwa Nebelbomben, welche die Sicht verhindern, um gefahrlos und vor allem unentdeckt ein Attentat auf offener Straße ausführen zu können.

Die tödlichen Bomben erklären sich quasi von selber, sie dienen dazu, um unentdeckt die Gegner zu beseitigen.

Das Schöne an den Bomben ist die Tatsache, dass man diese selber herstellen kann. Dazu benutzt man Komponenten, die man in ganz Istanbul finden kann. So kann man bei jeder Bombe den entsprechenden Zünder wählen (Explosion bei Aufschlag, Verzögerung, Haftbombe, Sprengfalle, etc.), dann den Sprengradius und zu guter Letzt den Effekt (Nebel, Gift, falsches Blut, Geld, etc.). Dabei muss man jedoch gut kombinieren, denn wenn man eine Giftbombe mit zu hohem Radius herstellt und einsetzt, könnten dabei Zivilisten zu Schaden kommen.

Aus den Kombinationsmöglichkeiten ergeben sich über 300 verschiedene Bomben, ein Bruchteil davon ist jedoch tatsächlich sinnvoll einzusetzen. Trotzdem ist das Bombensystem eine willkommene Neuerung, um Spaß damit zu haben.

Tower Defense, AC Style

Ja, auch ein Ubisoft kann sich dem Tower Defense Hype nicht widersetzen und somit erhält nun auch Revelations solch einen Modus. Auch wenn es für alte AC-Hasen etwas aufgesetzt wirkt, ist der Modus tatsächlich sehr gut in das Spiel integriert.

Diese Minispiele werden als direkte Reaktion auf das Verhalten des Spielers als Ezio getriggert. Begeht Ezio auf offener Straße ein Verbrechen, während er nicht anonym ist, so besteht eine Chance, dass die Templer eine bereits eroberte Feste angreifen. Um den Eroberungsversuch zurückzuschlagen, muss man sich nun im Tower Defense Modus stellen.

Präsentation

Die Städtebauer von Montreal

Assassin’s Creed ist mehr oder weniger berühmt für eine Tatsache: die fast schon hyperrealistische Darstellung von Städten. Was in Assassin’s Creed 1 und 2 mit relativ kleinen Regionen wie Akkon und Jerusalem begonnen wurde, das wurde in Brotherhood mit Rom verbessert und jetzt in Istanbul noch weiter optimiert.

Will sagen, die Stadt fühlt sich tatsächlich wie eine lebendige, realistische Stadt der östlichen Renaissance an. Die Straßen sind belebt, die Architektur wirkt glaubwürdig und die Größe der Stadt (in der man sich ohne Ladeunterbrechung bewegen kann) ist schier unglaublich. Nur wer die ganzen Kisten, die in der Stadt verteilt sind, geöffnet hat, ist nicht ganz klar.

Gib mir einen Lens Flare, Baby!

Grafisch präsentiert sich das Spiel solide, aber auch nicht wirklich spektakulär. In Triple-A Maßstäben würde man wohl von „gutem Standard“ reden. Das ist auch nicht wirklich verwunderlich, da auch für Revelations wieder die Anvil-Engine zum Einsatz kommt, die seit Assassin’s Creed II ohne radikale Veränderungen der Features im Einsatz ist.

Daraus resultiert die Tatsache, dass man auf typische Nach-2010 Post-Render-Effekte wie Lens Flares, Glows und Ähnliches verzichten muss. Dies wird jedoch durch die Kunstfertigkeit der Designer wieder wettgemacht, die nach wie vor hervorragend stimmig die „Effekte“ des Animus in das Spiel implementieren.

Jetzt sag: „Ich liebe dich!“

Eine Sache, die man tatsächlich an Revelations (wieder) lieben wird, ist die überragende Synchronisation. Ubisoft ließ sich nicht lumpen und stellte eine hervorragende Vertonung her, welche die Stimmung der Story großartig unterstützt. Hier gilt jedoch (wie fast immer), dass man auf die englische Originalvertonung umstellen sollte. Dies ist im Spiel ohne Probleme möglich, wer im Englischen nicht ganz so sicher ist, kann sich dann jedoch auch deutsche oder englische Untertitel mit einblenden lassen.

Fazit

Irgendwie wird man auch bei Revelations wie vorher bei Brotherhood nie so ganz den Eindruck los, dass dies doch eigentlich ein etwas längeres Add-On ist. Die guten neuen Features halten sich in Grenzen, die Präsentation ist bekannt und der Wow-Effekt von Istanbul ist schnell verflogen. Im Grunde ist alles schon aus Rom bekannt.

Als Story-Fetischist hat man hier ein wenig Angst vor dem LOST-Effekt. Die Serie ist stark gestartet, wurde dann wie Kaugummi verlängert um sie so doll zu melken wie möglich und enttäuschte dann mit dem abgedroschensten Ende aller Zeiten. Es bleibt zu wünschen, dass die Assassin’s Creed-Serie nicht dem gleichen Schicksal zum Opfer fällt.

Assassins Creed Revelations

von am 14.12.2011

Wenn man abschließend alle Vor- und Nachteile in Assassin’s Creed Revelations betrachtet, so hat man einen sehr ausgewogenen Mix aus „Cool, das ist ja spannend!“, „Kenn ich schon, mach ich aber immer wieder gerne.“ und „Och kommt schon, lasst euch mal was neues einfallen“. Revelations präsentiert sich als grundsolides Spiel, dennoch wünscht man sich für den nächsten Assassin’s Creed-Titel trotzdem etwas radikal Neues.

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