Orcs Must Die! – Der Tower-Defense-Shooter im Test

Orcs Must Die! – Der Tower-Defense-Shooter im Test

von am 12.10.2011 - 01:18

Mit Orcs Must Die wirft das amerikanische Entwicklerstudio Robot Entertainment zwei Genres zusammen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum sein könnten: das klassische Aufbauprinzip einer Tower Defense und die Actionelemente eines Third Person Shooters. Kann das gut gehen? Ja, verdammte Oger-Axt, das klappt sogar prima – in unserem Test erfahrt ihr warum.

Die meisten Kollegen starten hier mit einer Abhandlung, warum Orks die ungeliebten Wesen in jeder Phantasy-Welt sind, aber trotzdem immer auftauchen. Ich nicht. Ich mag Orks nämlich. Und sei es nur dank Blizzard und den lustigen Stimmen der Orks im Warcraft-Universum, aber spätestens seit ‚Arbeit Arbeit‘ kann doch keiner wirklich behaupten, Orks wären nicht cool … Aber ich komme vom Thema ab. Denn bei aller Sympathie für die grünen Wesen muss man schon zugeben, dass sie die perfekten Gegner abliefern, wenn man grade mal keine Zombies oder Nazis gebrauchen kann. Aber was steckt eigentlich hinter dem vielsagenden Prinzip ‚Orcs Must Die‘? Wir haben mal einen genauen Blick gewagt und verraten euch, ob sich das Abschlachten wirklich lohnt.

Story – Kann man das essen?

Orcs Must Die ist im Grunde eine Tower Defense und lebt davon, dass man Orks daran hindern muss, den sogenannten Spalt zu erreichen. Warum und wieso – das interessiert doch im Grunde genommen keinen Menschen. Gut, dass der Entwickler das genauso sieht und deshalb die Story auf ein Minimum reduziert: Ihr seid ein Lehrling in einem Kampfmagier-Orden, der schon seit Menschengedenken gegen die einströmenden Orks kämpft. Als euer Meister jedoch unglücklicherweise auf einer Lache Koboldblut ausrutscht und dabei das Zeitliche segnet, hängt die ganze Verantwortung an euch und ihr seid ganz alleine für die Verteidigung der Festung verantwortlich. Na prima. Doch das reicht auch schon als Rahmenhandlung für die Action, auch wenn ihr im Spielverlauf noch auf einige weitere kurze Storysequenzen stoßen werdet.

Viel interessanter ist aber die Präsentation des Spiels, denn da hat man sich durchaus Mühe gegeben, die Zocker zum Schmunzeln zu bringen. Sei es der Protagonist, der eigentlich nichts mit der Sache zu tun haben will und nach jeder erfolgreichen Mission ein kleines Tänzchen einlegt oder die Sprüche der Orks, die – wie könnte es anders sein – vor Wortwitz und Poesie nur so strotzen … oder so ähnlich. Auf jeden Fall weiß Orcs Must Die, wann es Zeit ist, die Klappe zu halten und die Action zu starten. Let’s get ready to rumble!

Das Spielprinzip – Füge zusammen, was eigentlich seit Langem zusammen gehört

Tower Defense Spiele erfreuen sich schon lange großer Beliebtheit. Vor allem zu Starcraft und spätestens bei Warcraft III gibt es eine geschätzte Fantastilliarde an mehr oder weniger guten TDs, die alle nach demselben Prinzip funktionieren: Man hat Wellen von Gegnern, die von Punkt A nach Punkt B laufen, dort aber möglichst nicht ankommen sollen. Um eben das zu verhindern hat man eine Reihe von Türmen oder Einheiten, die möglichst geschickt platziert werden müssen, um die Monster am Durchkommen zu hindern. So baut man sich von Runde zu Runde, Welle zu Welle und ärgert sich, weil man die Hälfte der Zeit nichts zu tun hat. Und genau an dem Punkt trennt sich Orcs Must Die von dem Prinzip der TD und fügt ganz einfach aber äußerst effektiv Shooter-Elemente ein. Das sieht dann in der Praxis so aus:

Insgesamt müsst ihr 24 Level bestehen, die immer aus mehreren Angriffswellen bestehen. Um den unzähligen Orks, Ogern, Kobolden und anderen Fieslingen ordentlich Paroli bieten zu können habt ihr am Anfang des Levels Zeit, eure Fallen zu platzieren. So könnt ihr die Orks zum Beispiel mit Stachelfallen malträtieren, sie mit Sprungfallen in eine Lavagrube schleudern oder ihr platziert eine Pfeilfalle an der Wand, die eure Gegner mit zahlreichen Geschossen durchlöchert. Sehr cool ist auch die Tatsache, dass man verschiedene Fallen miteinander kombinieren kann, um so noch tödlichere Mechanismen zu erschaffen. Wenn ihr beispielsweise eine Decke habt, die niedrig genug ist, könnt ihr dort einen Streitkolben platzieren, der wie ein Pendel hin und her schwingt und alles zu Fleischstückchen verarbeitet, was ihm im Weg ist. Jetzt schwingt dieser Kolben leider nicht allzu oft und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Gegner einfach durchrennen. Doch da kommen die Teergruben wie gerufen, denn mit denen werden die Gegner verlangsamt und werden so fast immer vom Streitkolben erwischt. Problem gelöst und wieder fünf Orks weniger.

Natürlich kosten all diese Fallen Geld, das euch anfangs nicht wirklich im Überfluss zur Verfügung steht. Nachdem ihr also euer Budget verbraucht habt, ist es Zeit, die Horde zu entfesseln und die grünen Fieslinge stürmen in die Festung. Bei einer klassischen Tower Defense würdet ihr euch jetzt gemütlich zurücklehnen und die geschickt platzierten Fallen die Arbeit für euch erledigen lassen. Doch nicht bei Orcs Must Die – denn da geht die Action jetzt erst lost. Mit mindestens einer Armbrust bewaffnet dürft ihr auch selber das Feuer auf die Angreifer richten und so deren Zahl drastisch reduzieren. Denn sämtliche Fallen haben eine so große Rücksetz-Zeit, dass diese gar nicht alle Feinde erwischen können. Neben der Armbrust könnt ihr auch zum Schwert greifen, oder ihr benutzt Feuer-, Eis- und Blitzmagie.

Das bringt etwas Abwechslung in das ansonsten doch recht monotone Dauerfeuer mit der Armbrust und verspricht grundsolide Action während der Angriffswellen. Das ist zwar wirklich toll, aber irgendwie ist es trotzdem cooler, den Fallen bei ihrem tödlichen Werk zuzusehen. Aber echte Langeweile kommt während der Level nicht auf, alleine schon weil ihr nach jeder Welle immer nur ein paar Sekunden habt, um neue Todesfallen zu bauen.

Nach zwei Stunden schon langweilig?

Viele TDs leiden unter einem relativ geringen Wiederspielwert. Um diesem Phänomen entgegenzuwirken zeichnet sich Orcs Must Die zum einen durch die recht gute Lernkurve aus, die anfangs zwar etwas langsam steigt, dann aber kontinuierlich zulegt und so für die erforderliche Motivation sorgt. Zum anderen bekommt ihr nach jedem erfolgreich absolvierten Level eine neue Falle oder Fähigkeit freigeschaltet und könnt so euer Repertoire ständig erweitern. Damit steigen natürlich auch die Kombinationsmöglichkeiten – Ausprobieren ist hier ausdrücklich erwünscht!

Doch ihr bekommt im Laufe des Spiels auch noch die Möglichkeit, euren Helden selbst du verbessern und ihn so Feuerpfeile verschießen lassen oder seine Gesundheit erhöhen. Allerdings sind diese Verbesserungen nicht permanent und müssen bei jedem Level neu gekauft werden. Dabei könnt ihr auf drei verschiedene Skill-Trees zurückgreifen, die von durchaus hübsch anzusehenden ‚Weberinnen‘ präsentiert werden.

Außerdem hat Orcs Must Die ein Rankingsystem integriert, mit dem ihr einerseits für eure Leistung in Form von Schädeln belohnt werdet und euch andererseits mit Spielern und Freunden aus aller Welt um den höchsten Score streiten könnt. Mit den eben erwähnten Schädeln könnt ihr eure Fallen upgraden, sodass sie entweder mehr Schaden anrichten oder billiger werden. Je besser eure Leistung also in den Leveln war, umso mehr Schädel bekommt ihr und umso schneller könnt ihr eure Ausrüstung aufwerten. Das kann auch dazu motivieren, dass man ein Level ein zweites Mal bestreitet, weil man beim ersten Mal nicht alle fünf Schädel erhalten hat.

Nach circa sieben bis acht Stunden hat man dann auch alle Level auf Normal durchgespielt, und das war’s dann leider auch schon. Klar, man kann das ein oder andere Level noch mal spielen oder sich auf dem hohen Schwierigkeitsgrad versuchen, aber groß was Neues bietet Orcs Must Die nicht mehr. Genial wäre hier ein Multiplayer beziehungsweise ein Co-op Modus gewesen. Das Spiel bietet eigentlich die besten Voraussetzungen, um ein spaßiges Mehrspieler-Erlebnis für 2-4 Orkschlächter zu bieten, doch leider sucht man danach im Hauptmenü vergeblich. Das ist wirklich ein dicker Minuspunkt, dafür aber auch der einzig wirklich große.

Fazit

Orcs Must Die macht sehr vieles richtig: Es hat ein erfrischend anderes Spielprinzip, setzt dieses gut um und bietet eine große Abwechslung, was sowohl Fallen als auch die Gegner anbelangt. Die Präsentation ist witzig, auf überflüssiges Gelaber wird verzichtet und die Sounduntermalung fällt rockig und stimmungsvoll aus. Einzig der fehlende Co-op und der doch recht geringe Wiederspielwert sind dem Titel anzukreiden. Doch für 13,99 Euro bei Steam beziehungsweise 1200 MS-Points bei Xbox Live bekommt man echt viel für sein Geld. Wer hier zuschlägt, wird es sicher nicht bereuen! Denn:

Mit Orcs Must Die hat Robot Entertainment einen äußerst gelungenen Hybriden aus Tower Defense und Third Person Shooter geschaffen. Orks, Oger und andere Unholde werden mit Hilfe von fiesen Fallen in ihre Einzelteile zerlegt, während ihr mit Armbrust-Dauerfeuer auf die Herde zielt. Wer nach einer Runde Action für zwischendurch sucht, der ist mit Orcs Must Die perfekt beraten. Unsere Arcade-Titel Empfehlung des Jahres!

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