Portal 2 reviewed – Der Puzzleshooter im Test
Es gibt viele Ego Shooter da draußen, die auf ein ganz simples Rezept setzen: Töte alles um dich herum. („And I’m all out of bubblegum!“) Mit seinem neuen Puzzle-Shooter Portal 2 beweist Entwickler und Publisher Valve jedoch, dass es auch anders geht! Und damit glänzt das Spiel in jedweder Hinsicht.
Beziehungen sind eine schwere Sache. Besonders, wenn ein Teil der Beziehung ein sarkastischer und größenwahnsinniger Roboter ist, den man schon mal getötet hat.
Schlechte Voraussetzungen für harmonische Kommunikation, aber ideale Voraussetzungen für den Puzzleshooter Portal 2, der diese Situation geradezu ausschlachtet um einen wunderbar sarkastischen Grundtonus zu etablieren.
Doch kann Portal 2 den riesigen Erwartungen gerecht werden. Ist das Spiel tatsächlich so gut, wie alle behaupten? Ach, scheiß auf Spannungsbogen: Ja, das Spiel ist der Hammer! Warum das so ist, das verraten wir euch in diesem Review.
Story
In der Einzelspielerkampagne schlüpft man wieder in die Rolle der netten Asiatin namens Chell. Seitdem man am Ende von Portal die Künstliche Intelligenz namens GLaDOS („Genetic Lifeform and Disk Operating System“) getötet hat sind ein paar Jährchen vergangen und man fristet immer noch ein Dasein als Testsubjekt in dem mittlerweile heruntergekommenen Labor von Aperture Science.
Das etwas triste, auf ein Hotelzimmer beschränkte Dasein endet jedoch jäh mit dem Auftauchen des kleinen Roboters Wheatly. Mit viel Charme und wenig Intelligenz ist er unser Begleiter auf dem Weg aus dem Labor hinaus.
Nun ja, zumindest bis wir auf GLaDOS treffen, die wieder erwarten nicht tot ist und nun angesichts unseres etwas schäbigen Verhaltens nicht sonderlich gut gelaunt ist.
Deswegen zwingt sie uns fortan das zu tun, was ihr am meisten Spaß bringt: Zu testen. Wir rätseln uns also von Level zu Level, während Wheatly hinter den Kulissen nach einem Ausweg aus dieser Situation sucht.
Wer jetzt denkt, dass diese Story schwer an den ersten Teil erinnert, der hat nicht unrecht. Jedoch ist das Besiegen von GLaDOS hier erst der Beginn des Spieles. Und was dann folgt kann sich wirklich sehen lassen.
Ich möchte nicht spoilern, aber gewisse Sachen müssen einfach genannt werden: Im Laufe des Spieles erwartet euch eine KI, die in eine Kartoffel verbannt wurde, eine Zeitreise durch die Firmenhistorie von Aperture Science und eine tragische Geschichte um einen todkranken Chef und der platonischen Liebe zu seiner Assistenten Caroline.
Das Ganze wird transportiert mit hervorragenden Dialogen, herrlichem Sarkasmus und tonnenweise Details, die dem Kenner ein Grinsen in die Fresse bügeln werden. Auch mit Querverweisen zu anderen Spielen von Valve wird nicht gespart, mehrfach finden Kenner eindeutige Hinweise auf die bisherige Story von Half Life, an einer Stelle des Spieles kann man sogar das Trockendock der Borealis bewundern, jenes Schiff, welches Gordon Freeman und Alix Vance am Ende von Half Life 2: Episode 2 besuchen wollen.
Apropros Alex, sie scheint mit ihrem Vater ein Mitarbeiter von Aperture Science gewesen zu sein. Dafür spricht jedenfalls ihr Name auf einem der Kartoffelexperimente. Chells Name ist dort auch zu finden.
Gameplay
Am eigentlichen Gameplay von Portal 2 hat sich kaum etwas geändert. Immer noch geht es darum, dass man mit der Portal Gun zwei dimensionale Portale erzeugen kann und so gewisse Anforderungen pro Level erfüllen muss, um den Ausgang zu öffnen und das Level zu beenden.
Neu hinzu gekommen zum gewohnten Inventar sind diverse Elemente, welche das Lösen der Rätsel etwas kniffliger machen. So zum Beispiel drei Flüssigkeiten, welche einen schneller machen, einen höher springen lassen und alle Oberflächen zum Portal-Träger machen.
Insgesamt sind die Rätsel von Portal 2 eine logische Weiterentwicklung von Portal, Veteranen werden sich sofort zurecht finden und Neulinge werden vorsichtig an die Materie heran geführt. Einzig der Schwierigkeitsgrad hat ein wenig gelitten. Fans von Portal werden die Logik der Levels schnell durchschaut haben, daraus resultiert auch eine etwas magere Spielzeit von 4 Stunden, wenn man schnell durchspielt.
Präsentation
Die Grafik von Portal 2 ist angemessen, aber nicht revolutionär. Auch wenn die Source Engine stetig weiter entwickelt wird ist nicht abzustreiten, dass auch sie schon 7 Jahre auf dem Buckel hat. Insgesamt ergibt sich mit der Grafik jedoch ein harmonisches Gesamtbild, die Grafik tritt dezent in den Hintergrund, um das Spiel wirken zu lassen.
Herausragend ist jedoch die Vertonung. Grandiose Sprecher wie Ellen McLain, J.K. Simmons oder Stephen Merchant hauchen einem recht einsamen Spiel Leben ein. Menschliche Stimmen tauchen im Gesamten Spiel nur als KI oder vom Band auf, Chell ist tatsächlich die einzige humanoide Lebensform im gesamten Spiel – Vorsicht Spoiler – die bei Bewusstsein ist.
Trotz einer nicht minder guten Lokalisierung der Sprechertexte ist die Umstellung der Sprache ins Englische zu empfehlen, gerade bei Wheatly wird man einen Meilenweiten unterschied zwischen deutscher und englischer Vertonung erkennen.
Etwas vergriffen haben sich die Entwickler jedoch mit dem finalen Song des Spiels von Jonathan Coulton. Während der Song „Still Alive“ aus Portal heute schon Kultstatus genießt ist das Pendant des Zweiten Teils namens „Want you gone“ merklich nach gleichem Rezept kreiert worden, die Qualität kommt jedoch nicht an „Still Alive“ heran. Hier wollte man zwingend einen „zweiten Teil“ erschaffen, scheitert jedoch an der hohen Qualität der eigenen Vorlage.
Mehr als nur Einzelspieler
Der Spielspaß von Portal 2 endet jedoch nicht mit dem Ende der Einzelspielerkamapgne. Bereits aus Half Life 2 Episode 1 und 2 kennen wir den Entwickerkommentar, der viele neue Einblicke ins Spiel gewährt. Wer mehr über den Hintergrund und die Entwicklung von Portal 2 wissen will wird hier zum Nochmal-Durchspielen angeregt.
Neu hinzu gekommen ist der Co-Op Modus, welcher auch am Ende der Kampagne Storytechnisch etabliert wird. GLaDOS hat einfach keine Lust mehr auf Menschen und so führen die beiden Roboter Atlas und P-Body das Testen fort. Die Testkammern sind so gestaltet, dass man zwangsweise gemeinsam vorgehen muss und so wird der Co-Op zum echten Teamspaß, oder zum Frustfaktor, weil der Teampartner gerade so richtig verkackt.
Fazit
Entwickler und Publisher Valve ist und bleibt ein Mysterium. Fast alles, was sie anfassen wird zu Gold, Portal 2 hat dies eindrucksvoll bewiesen. Das Spiel glänzt durch viele verschiedene Facetten und kann Neulinge wie Veteranen auf jeder Plattform überzeugen.