Eine Ode an… Silent Hill
1996 erschien ein Videospiel, das den Begriff Horror neu definierte. Die Rede ist von Capcoms Resident Evil. Das Spiel schaffte das, was man bisher nur von den schon etwas verstaubten Alone in the Dark Spielen kannte, nämlich den Spieler zu schocken und ihm Angst zu machen. Bei einem so beeinflussenden Spiel war es deshalb auch kaum verwunderlich, als ein Gegenstück, besser ein Gegenspiel auf der Bildfläche erschienen ist. Und das was kam, teilte den Horror erneut in unterschiedliche Lager auf und startete die ewige ‚Was ist besser…?‘ Diskussion. Die Rede ist von Konamis Silent Hill auf der PlayStation 1.
Wenn ich ehrlich bin konnte ich bis vor ein paar Jahren nichts mit dem Begriff Silent Hill anfangen. Die einzige Berührung die ich als Junge mit einem Horror-Spiel hatte, war Resident Evil auf der PlayStation 1. Und selbst das dann auch nur wenn Mutti und Papi nicht zu Hause waren. Das Lustige daran ist, ich habe das Spiel immer wieder in die Konsole gelegt und ständig das erste Level angefangen zu spielen. Doch entweder kam dann ein Familienmitglied nach Hause, ich machte mir vor Angst fast in die Hosen oder ich wurde von einem Zombie aufgefressen. Und spätestens dann lag ich zitternd und bibbernd unter meiner Bettdecke und klammerte mich an mein Stofftier fest. Übrigens habe ich das Spiel bis heute nicht ein einziges Mal durchgespielt. Was aber an mangelndem Spiel und nicht der Angst liegt. Aus diesem Grund war für mich in den noch jungen Jahren als Zocker und Konsolenrocker das Thema Horror erst einmal gestorben.
Einige Jahre später war ich aus Langeweile mit meiner Mutter in der Videothek eines Freundes auf der Suche nach einem Horror Film. Beim Durchstöbern der DVD-Regale stieß ich auf den Film Silent Hill. Silent Hill, Silent Hill…da war doch mal was! Stimmt, ein Videospiel. Zack, Film ausgeliehen. Und das Gute daran war, der Streifen war schon ab 16 Jahre freigegeben. Yeah! Zuhause flux die DVD ins Laufwerk geschoben und angeschaut. Aufgrund dessen, dass ich nicht einen einzigen Teil der Serie bis dato selbst gespielt hatte und nur bei einem Freund maximal den Anfang des dritten Teils der Serie zu Gesicht bekommen hatte, konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, was genau auf mich zukommen wird. Ich konnte also nur mit der Erwartung auf Horror und Schauer an den Film herangehen. Am Ende war ich doch recht begeistert von dem was gerade über den Schirm lief. Trotzdem blieb Silent Hill für mich zum damaligen Zeitpunkt ein Film und der Gedanke, mal das Spiel dazu zu testen, verschwand wieder in den Wirren meines Gehirns.
Und trotzdem steht mittlerweile jedes veröffentlichte Spiel der Serie in meinem Regal. Warum? Nun, durch mein verstärktes Interesse für die Videospiel Branche und inniger Fan einer im deutschen Fernsehen zu bestaunenden Sendung über Videospiele, begann ich alles über Spiele, Entwicklerstudios, Publisher und das ganze Drumherum in mich aufzusaugen. Und durch verschiedene Podcasts eines liebenswerten Griechen, wurde ich so sehr auf Silent Hill angetriggert, dass ich mir den ersten Teil organisierte und in zwei Tagen durchgespielt habe…Was soll ich sagen, das Spiel war so gut und schaurig, dass ich es bis heute nur ein einziges Mal durchgespielt habe. Gerade aus dem Grund weil es einfach so gruselig war und immer noch ist. Danach stiefelte ich in einen Laden, kaufte mir die PlayStation 2 und Silent Hill 2. Und eben jenes Silent Hill 2 ist bis heute eines meiner absoluten Lieblingsspiele. Selbst jetzt kann ich es nur ungerne im Dunkeln spielen, muss ab und zu kleinere Pausen einlegen und habe es bis heute auch nur ein einziges Mal durchgespielt.
Doch was macht Silent Hill eigentlich so besonders? Wie schon erwähnt schuf Capcom mit Resident Evil das Genre des Survival Horror. Alleine im dunklen Herrenhaus gegen Zombies. Der Protagonist ist meist ein gut ausgebildeter Soldat und erfahren im Kampf. Alleine das wurde in Silent Hill schon komplett verändert. Die Charaktere in der Silent Hill Reihe haben fast keinerlei Erfahrung im Kampf, sind normale Alltagspersonen wie du und ich. Schon hier setzt der Horror an. Wie gehe ich als Nicht-Militär mit einer Horror Situation um? Renn ich weg, kämpfe ich oder gebe ich mich einfach dem Wahnsinn hin? Silent Hill spielt eher mit den Gefühlen des Spielers als auf plumpe Schockeffekte zu setzen. So vermittelt das Spiel mit seiner Soundkulisse ein ständiges Angstgefühl. Dazu fühlt sich der Spieler ständig beobachtet und kann aufgrund des ständigen Nebels nicht sehen was vor oder hinter einem liegt. Und wenn dann plötzlich das Radio zu rauschen beginnt, merkt man erst, dass ein Monster um einen herum schleicht. Wenn dann noch im Spielverlauf Silent Hill sein wahres „Gesicht“ zeigt, merkt man, dass der Horror erst jetzt richtig losgeht.
Silent Hill 1 legte den Grundstein für eine großartige Horror-Serie, die aber bisher schon im zweiten Teil, meiner Meinung nach, ihren Höhepunkt erlangt hat. Silent Hill 2 spielt sich wie sein Vorgänger. Natürlich wurde die Grafik stark verbessert und auch die Stadt an sich sieht um einiges besser aus. Vor allem die Story, die der Spieler nach und nach im Spielverlauf aufdeckt, regt einem zum Denken an. Allgemein verleitet die Serie einen dazu, über das was auf dem Bildschirm geschieht nachzudenken. So sind zum Beispiel Endgegner immer noch Endgegner, doch sind diese nicht einfach wahllos von den Entwicklern ausgewählt worden. Denn selbst ein Monster in Silent Hill erzählt seine ganz eigene Geschichte. So kann es sein, dass ein Monster die absolute Angst eines selbst verkörpert. Andere wiederum stehen für Schmerz oder Trauer, die die Spielfigur im Laufe seines Lebens erleiden musste. Selten gibt es ein Monster, das den Spieler einfach so und ohne Grund umbringen möchte. Auch hängt das Ende des Spiels von dem Spieler ab. Aus den Entscheidungen, die ein Spieler im Laufe verschiedener Schlüsselszenen trifft, wird am Ende eines jeden Silent Hills das passende Ende gezeigt. Denn selbst in einem Spiel trägt man die Verantwortung seiner Entscheidungen. Das perfide daran ist, oft merkt man gar nicht oder erst zu spät, dass gerade eine solche Entscheidung getroffen wurde. Das Spiel schafft es den Spieler so perfekt zu täuschen, dass einem vorgegaukelt wird, ja so muss es sein, anders geht es gar nicht. Dies ist einer der Gründe warum Silent Hill 2 kein normales Spiel mehr ist. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass man das Spiel als Meilenstein, ja sogar als Kunstwerk in der Geschichte der Videospiele ansehen kann. Ich könnte wohl noch stundenlang über die Philosophie, die hinter der Silent Hill-Reihe steht, reden und würde selbst dann noch zu keinem Ende kommen. Auf jeden Fall sollte jeder, der jetzt ein wenig Lust auf die Serie bekommen hat, sich die Spiele ein wenig anschauen. Und wie gesagt, Silent Hill 2 kann ich jedem einzelnen Gamer da draußen wärmstens empfehlen. Natürlich habe ich auch die restlichen Teile der Serie gespielt: Silent Hill 3, 4: The Room, Origins, Homecoming und Shattered Memories. Doch wie schon erwähnt, verlor die Serie mit jeder Fortsetzung einfach an Appeal und machte diese uniteressant für mich. Und trotzdem, spiele ich die Spiele rauf und runter. Nach 2 und 1 ist wohl Silent Hill 3 der beste Teil der Serie. Besonders die PC Version sieht noch heute gut aus!
Abschließend bleibt mir nur noch zu sagen, dass es neben Halo keine andere Spielserie geschafft hat mich so sehr zu beeindrucken und als Spieler zu prägen wie Silent Hill. Trotzdem würde ich mich niemals zwischen Silent Hill und Resident Evil Fans stellen wollen.
Eine wahre Ode wäre keine Ode wenn es nicht noch ein kleines Schmankerl am Ende geben würde. Aus diesem Grund habe ich noch mein Lieblingssong aus dem fabelhaften Soundtrack von Akira Yamaoka für euch herausgesucht.
Theme of Laura – Silent Hill 2 (Theme)
Florian Merz ist Redakteur bei Krautgaming und hat alle Silent Hill Teile im Regal stehen. Er kann es kaum erwarten bis endlich Silent Hill Downpour veröffentlicht wird. Aber sprecht ihn nicht auf den Soundtrack von Downpour an!